Das Ungeheuer in mir

  • Ich bitte gleich darum, mich nicht zu verurteilen oder zu beschimpfen, ich mach mir selber Vorwürfe und bin am verzweifeln.


    Ich fahre seit einiger Zeit ziemlich schnell aus der Haut, vor allem Zuhause und vorallem meinem Sohn gegenüber. Auslöser sind oft Dinge wie, ich finde durch Zufall raus, dass er eine seiner CD's, Teile der Murmelbahn, seinen ferngesteuerten Bagger kaputt gemacht hat und nicht einen Ton dazu sagt.

    Das waren Sachen, die das Ungeheuer in mir geweckt haben.


    Jetzt kommt noch erschwert hinzu, dass ich ebenfalls durch Zufall mitbekommen habe, dass er sein Handy und die BVG-Karte verbummelt hat. Beides ist nicht mehr auffindbar, da er es wohl schon in den Ferien, wenn nicht sogar davor passiert ist.


    Und dies hat das Ungeheuer in mir befreit. Ich bin so derbe ausgerastet, dass ich meinen Sohn auf so böse und schäbige Art fertig gemacht habe, dass ich befürchte ihm ernsthaft geschadet zu haben.

    Mir ist schlecht und ich weiss nicht wie ich es gut machen kann. Ich habe Angst jemanden (nicht meine Mutter) um Hilfe zu bitten, einfach aus Angst meinen Sohn zu verlieren und trotzdem weiss ich,ich brauch Hilfe.

    Nein, ich habe keine Spinnennetze in der Wohnung, das sind Ökotraumfänger :D

  • Als Sofortmaßnahme fällt mir spontan telefonische Seelsorge ein. Die ist 24/7 da, soweit ich weiß und anonym (du musst also keine Angst haben, dass jemand dir deinem Sohn wegnimmt). Ich denke, die können doch erst mal ein wenig auffangen und dir evtl. weitere Hilfen empfehlen.


    Fühl dich auf jeden Fall mal ganz dolle gedrückt.

    Man sitzt insgesamt viel zu wenig am Meer...

  • Entschuldige Dich bei ihm, wenn Du wieder ruhiger bist und erkläre ihm, dass auch Mamas nicht perfekt sind. Natürlich will und soll man sein Kind nicht anschreien und fertig machen. Aber es passiert manchmal eben doch. Zugrunde liegt ja da der eigene Stress. Vielleicht ist sowieso schon eine Anspannung da und dann geht etwas Teures oder Wichtiges kaputt. Der Erwachsene denkt dann, Mist, die Rennerei und/oder was das wieder kostet. Derweil das Kind, mit noch begrenztem Bewusstsein der Tragweite, vermutlich nur die Schultern zuckt und keine Ahnung hat, wo das Ding nun ist oder wie das passieren konnte.

    Da kann einem schon mal der Gaul durchgehen.

    Ich finde wichtig, dem Kind zu versichern, dass man es immer lieb hat, auch wenn man mal ausflippt. Und sich die Situation bewusst zu machen, damit es möglichst nicht noch einmal passiert.

    Wann hättest Du noch aussteigen können aus dem aufkommenden Zorn? Kannst Du nächstes Mal rausgehen? Aus der Situation, aus dem Haus? Kannst Du Dich vor einen Spiegel stellen und sehen, wie Du gerade wirkst (vermutlich beängstigend für das Kind). So kannst Du vielleicht eine Strategie finden, um da rauszukommen.

    Bei uns gibt es Situationen, die mich triggern. Ich versuche, diese zu vermeiden. Zum Beispiel Mathe üben. Das macht meine Mutter mit Junior. Ich flippe da sonst aus, weil er regelmäßig die einfachsten Rechnungen in seinem Kopf verknotet. Macht mich irre...

    Kopf hoch!

  • Ich habe mich heute auch sehr über mich geärgert, bin zwar nicht ausgerastet, aber in so einen Mecker-Modus verfallen. Nach dem Essen konnten wir darüber sprechen, damit war es geklärt, mein Sohn ist aber schon 20.

    Ganz wichtig ist meiner Meinung nach, dass die Basis aus Liebe und Vertrauen da ist, d. h. meine Söhne wissen, dass sie mit allem zu mir kommen können und ich immer hinter ihnen stehe.

    Wir geraten öfter aneinander, aber beide wissen, dass es zu einem Zusammenleben dazugehört, nicht immer einer Meinung zu sein. Ich finde, es wurde einfacher, je älter beide wurden.


    Anderer Gedanke, weil ihm soviel verloren geht: ist er vielleicht überfordert ? ADS/ADHS ausgeschlossen? Werte für Schilddrüse, Vit. D kontrolliert ?


    Liebe Grüße und alles Gute!

  • Genau diese Basis hat in letzter Zeit enorm Risse bekommen. Auch wenn es weh tut es auszusprechen.


    Und heute komm nun auch noch sein Trikot dazu 🤬😭.


    ADHS und Schilddrüse sind ausgeschlossen, hatten erst den ganzen Marathon hinter uns.

    Nein, ich habe keine Spinnennetze in der Wohnung, das sind Ökotraumfänger :D

  • So, wie Du es schilderst, Antharia, würde ich es nicht mit "authentische Reaktion" = ist in Ordnung bezeichnen; das sagst Du ja selbst. Ich finde auch ganz wichtig, dass Du Dich aufrichtig bei Deinem Sohn entschuldigst. Und das nicht mit einem "aber" im Schlepptau. Also nicht "Es tut mir leid, aber Du verbummelst ja auch immer alles" (damit würdest Du ihm quasi die Schuld für Dein Ausrasten geben), sondern, "Es tut mir leid, meine Reaktion war falsch."

    Die Telefon-Seelsorge ist eine gute Idee. Vielleicht kann man Dir dort noch andere Stellen nennen, an die Du Dich wenden kannst, ohne die Not, dass man Dir den Sohn wegnehmen könnte.

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Mein Respekt, tiefe Anerkennung dafür dich hier so zu zeigen!

    Was Coco schreibt möchte ich unterstreichen, das kenne ich auch von mir.

    Belasse es bei deiner Entschuldigung und Einordnung deines Verhalten in die gegebenen Umstände.

  • Ich schließe mich meinen VorschreiberInnen an: Respekt!💐


    Ergänzen möchte ich, dass verschiedene Orgas, z.B. die Caritas Beratung und Hilfe anbietet. Auch ich habe vor einigen Jahren diese Hilfe (Beratung für Familien) in Anspruch genommen, nachdem es zwischen meinem Sohn und seinem Stiefvater heftig und mehrfach geknallt hat. Ich habe die Beratung damals tatsächlich als hilfreich und konstruktiv empfunden.

  • So, wie Du es schilderst, Antharia, würde ich es nicht mit "authentische Reaktion" = ist in Ordnung bezeichnen; das sagst Du ja selbst. Ich finde auch ganz wichtig, dass Du Dich aufrichtig bei Deinem Sohn entschuldigst. Und das nicht mit einem "aber" im Schlepptau. Also nicht "Es tut mir leid, aber Du verbummelst ja auch immer alles" (damit würdest Du ihm quasi die Schuld für Dein Ausrasten geben), sondern, "Es tut mir leid, meine Reaktion war falsch."

    Die Telefon-Seelsorge ist eine gute Idee. Vielleicht kann man Dir dort noch andere Stellen nennen, an die Du Dich wenden kannst, ohne die Not, dass man Dir den Sohn wegnehmen könnte.

    Danke Coco.

    Ich entschuldige mich in der Regel immer ohne ein Aber, da ich es in dem Moment wo es eskaliert auch so meine bzw die Intention dahinter liegt. Vllt schaffe ich es heute mit Ihm zu reden oder dass wir uns wenigstens wieder in die Augen sehen können.


    Dieses Gefühl eines Hamsterrades "Und täglich Grüßt das Murmeltier" macht mich fertig.

    Nein, ich habe keine Spinnennetze in der Wohnung, das sind Ökotraumfänger :D

  • Ich würde als erstes einen Zeitpunkt ausmachen, an dem man sich trifft, um etwas zu besprechen. Dann kann sowohl er sich darauf vorbereiten als auch du und er wird dann nicht so überfahren.


    Bevor du dich bei ihm entschuldigst, vielleicht hilft dir diese Übung, um wieder die Liebe zu ihm zu entdecken und das Zugehörigkeitsgefühl.


    Setz dich auf einen Stuhl und atme erst mal tief ein und aus. Dann stellst du dir vor, dein Sohn sitzt dir gegenǘber.

    Dann sagst du dir in Gedanken an deinen Sohn, was du alles an ihm magst und liebst. Lass dir Zeit dabei. Falls Tränen kommen, lass sie laufen....jegliche Gefühlsregung lass sie frei.

    Und dann atmest du noch einmal tief ein und aus und dann würde ich das Gespräch zu ihm suchen.


    Dann gehst du schon mal mit einer tieferen liebevolleren Ausstrahlung in das Gespräch.

    Bevor du mit dem Kopf durch die Wand gehst, überlege zuerst.........

    Was mache ich im Nebenzimmer ? (unbekannt)

  • Vielleicht magst Du das "aber" durch ein "gleichzeitig" ersetzen.

    Das hat im Grunde den gleichen Effekt, wie ein "aber"...

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • würde mich auch bei ihm ohne entschuldigen und dann seine Reaktion erstmal abwarten


    woran liegt es , dass du die kaputten

    und jetzt die verlorenen Dinge nicht vorher bemerkt hast,

    würde ich mich selbst noch fragen


    und warum er es verschwiegen hat, aus Angst oder weil er sich geschämt hat...


    hoffe , ihr könnt euch beide in den Arm nehmen

  • Das hat im Grunde den gleichen Effekt, wie ein "aber"...

    Ne, hat es im Grunde nicht. Probier es gerne mal aus im sprachlichen Alltag.


    Aus meiner Sicht, ist es zum einen die Entschuldigung für die nicht gegebene Verhältnismäßigkeit (so wie Antharia es schildert!), gleichzeitig sich erklären wollen, wie es soweit kommen konnte.

    Sich entschuldigen ginge aber wohl auch, ohne sich zu erklären.

    ENTschuldigen muss aber letztlich immer das Gegenüber.


    Ich finde den Gedanken von Franziska hilfreich, sich da im Vorfeld mal Gedanken zu zu machen gut.

    Sich erstmal für die Art und Weise zu entschuldigen, Einsicht zeigen und Verantwortung übernehmen, als ersten Schritt vollkommen ausreichend.


    vg von overtherainbow

  • *Siehe grün


    Er hatte mal geäußert, dass er Angst hat mir das zu sagen, weil ich dann mecker. Ich habe ihm aber schon oft erklärt (oder zumindest versucht), dass ich zwar dann enttäuscht vllt auch kurz sauer, aber ich es viel schlimmer finde, wenn er gar nichts sagt, mich anlügt oder ich es per Zufall herausfinde.

    Doch egal wie oft ich es erkläre, sauer reagiere oder gar nicht, er scheint irgendwie nicht daraus zu lernen (mein Eindruck).

    Nein, ich habe keine Spinnennetze in der Wohnung, das sind Ökotraumfänger :D

  • du hast ihn ja nicht ohne Grund auf ADHS untersuchen lassen,...(er macht es sicherlich nicht mit Absicht)

    Das er aber laut Untersuchung nicht hat


    wurden euch denn ...trotzdem...anderes "Handwerkszeug" oder Hilfestellungen gegeben,

    damit es ihm leichter fällt Dinge in Zukunft nicht zu verlegen oder lernen sich besser zu konzentrieren zum Beispiel ?


    und für dich Hilfe, da man in schwierigen Zeiten (beruflicher,zeitlicher,finanzieller Stress), oft überreagiert,

    (du hast es ja auch nicht mit Absicht gemacht) und es ging dir in den letzten Tagen körperlich auch nicht gut,


    (fragen, ob dann die Sache oder Sachen die Aufregung in dem Moment im wahrsten Sinne des Wortes wert sind.)




    Aber das weißt du bestimmt alles selbst


    Denke für ein "Aber" ist es heute zu früh....erstmal nähert ihr euch an

  • Ne, hat es im Grunde nicht. Probier es gerne mal aus im sprachlichen Alltag.


    Dieses "und" sagen, statt "aber" und vieles mehr, kenne ich durchaus. Und trotzdem bleibe ich dabei - wenn man im zweiten Satzteil so etwas hinzufügt, relativiert das die bitte um Verzeihung. Und kann dazu führen, dass Kind doch irgendwie sich die Schuld gibt. Es ist aber nicht Schuld. Egal, wie viele Dinge verschlonzt wurden. Vielleicht kann man noch erklären, warum man so explodiert ist - mit Gründen, die bei einem selbst liegen - nicht beim Kind. Und dass man dafür sorgen wird, dass das nicht wieder passiert.


    ENTschuldigen muss aber letztlich immer das Gegenüber.


    Da bin ich bei Dir.

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Nein, rein gar nicht. Ich soll mich glücklich schatzen, einen so tollen aktiven Jungen zu haben und das wird schon...


    Versteh mich nicht falsch, ich bin wahnsinnig stolz auf Ihn in vielerlei Hinsicht, aber eben in dieser Sache hier, triggert er mich total.


    Und ich kann nicht mehr, aber das wird halt immer wieder mit den gleichen Floskeln abgeschmettert "...du wolltest das Kind...das wird schon wieder...anderen geht es viel schlechter als dir...er ist erst/schon 9...selbst schuld als alleinerziehende...".

    Nein, ich habe keine Spinnennetze in der Wohnung, das sind Ökotraumfänger :D