Intensive Gefühle - Heilsam annehmen

  • Liebe Leuts,


    ich bin in Trauer: beweine die Narben auf meiner Seele, liebkose sie.
    Aus tiefster Seele wogt Trauer über all die Selbstverständlichkeiten, die ich bisher nie leben konnte, kann nur schmerzlich ahnen, welcher Verlust tatsächlich dahinter steht.
    Ich beweine Freundschaften, die das Drama meines Lebens nicht überrdauern konnten; Liebe, die ich nicht annehmen konnte.
    - Schäme mich mancher meiner Taten.


    Der Hintergrund:
    In der letzten Therapiestunde haben wir mit der sog. Bildschirmtechnik angefangen, Erinnerungen wie in einem Filmbericht, ganz sachlich zu beschreiben. Dadurch soll ich noch mehr Distanz zum Geschehen bekommen können. Soweit so richtig.
    Durch diese größere Distanz soll das Gehirn die Ereignisse weiter in die Vergangenheit rücken lassen können, zumindest ein Stückchen.


    Aus einem anderen Forum, in dem Überlebende schreiben, weiß ich, dass diese Trauer, dieses Gefühle vermehrt wahrnehmen, nach diesen Sitzungen ganz normal ist, um das erlebte zu verarbeiten. - Nur, wissen diese Menschen leider auch nicht, wie mit dieser Trauer, diesem Schmerz gesund umgehen.


    Ich will mir nicht durch Frustfraß das Maul stopfen, mag nicht durch wilden Aktionismus so erschöpft sein, dass ich mich nicht spüre.
    Irgendwelches "Verschwinden" durch Nix-essen oder Dissoziieren halte ich auch nicht mehr für angemessen.


    Wie geht man mit so intensiven Gefühlen gesund um?


    Danke, fürs Lesen.


    Maschenka

  • Hallo Maschenka,


    ich weiss es nicht wirklich,ich weiss nur was mir gut tut bei allzuviel Gefühlstaumel und starken Emotionen.


    Ich liebe das Buch von Eckhardt Tolle, Jetzt Die Kraft der Gegenwart,da lese ich dann drin und es bringt mich in eine ruhigere
    Stimmung.Und ich bitte um Engelhilfe..... :strahlen

    Wie es auch sei,das Leben es ist gut.


    Goethe

  • Wenn die Trauer und die Emotionen überhand nehmen, unerträglich sind, dann helfen mir Globuli (Ignatia) ganz gut.


    LG Schildkröte

    Manches im Leben entdeckt man erst, wenn man den Mut dazu aufbringt.

  • Im Moment versuche im bewusst zu trauern, aber ich weine nicht mehr so viel, wie ich mal geweint habe.


    Ich traue um die Beziehung zu meiner Mutter und zu meinem Exfreund.

  • Visualisieren hilft mir. Den Gefühlen "Gestalt" geben und sie annehmen. Sie sind in dem Moment ein Teil von mir und haben somit ihre Berechtigung zu "sein".

    Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war,
    stets kannst du im Heute
    von Neuem beginnen.


    Buddhistische Weisheit

  • Ich gehe dann gern in den Wald..laufe und laufe und laufe und laufe.....versuch mich auszupowern und dann kommt meist alles auf einmal:
    Ich laß es dann kommen wie es kommt.


    Manchmal wein ich,manchmal hau ich auch was kaputt.....Das befreit erstmal...aber es lenkt nicht ab.


    Oft bleibt erst einmal das Gefühl der Leere...aber wenn diese Leere erst einmal da ist,dann kann ich sie auch wieder füllen.

  • Ideal wäre es, wenn jede Sitzung zu einem gewissen Ende kommt. Das ist aber nicht selten durch die Zeitbegrenzung des Therapeuten unmöglich. Gut wäre es, jemanden im privaten Umfeld zu haben, dem man den Sitzungsablauf erzählen kann, der zuhört. Hat man den nicht zur Hand, helfen manchen die schriftliche Nacharbeit der Sitzung. Man bringt seine Gedanken einfach noch einmal auf eine Linie. Man schreibt auch, was gut, was ärgerlich war. Und womit man heute nicht zurecht kommt. In den nachfolgenden Tagen ergänzt man das bzw. beschreibt sein tägliches "Weiterarbeiten".



    Wem das Schriftliche nicht hilft, der kann sich täglich eine bestimmte Zeit setzen, in der man spazieren geht (oder sich aufs Trimmrad setzt oder aufs Laufrad stellt)und in dieser Zeit der letzten Sitzung noch mal nachdenkt. Nach dieser Zeit ist für den Tag bewusst Schluss. Man denkt der Sache erst wieder am nächsten Tag nach. Ganz bewusst. Kommen die Gedanken und kreisen, dann sagt man: nein. Erst morgen um 9.30 Uhr wieder. Für heute ist mein Tagwerk gemacht.


    Für die Fragen, auch die, die einen nachts aufwecken, hat man einen Zettel bereit. Ausserhalb der "Nachdenkzeiten" schreibt man die aufkommenden Fragen/Gedanken auf. Sie sind dann Thema des nächsten Spaziergangs.


    Ich habe auch mal erlebt, dass jemand sich die kreisenden Gedanken aufgeschrieben und jeden Tag per Post zugeschickt hat. Sie sind dann einen Tag weg und werden erst wieder bedacht, wenn der Brief wieder eingetroffen ist.


    In der Bibel steht der weise Spruch: Alles hat seine Zeit. So hat auch das Arbeiten an und heilen meiner Seele "seine" Zeit. Nämlich wenn ich mit meinem Therapeuten zusammen bin oder wenn ich mir bewusst Zeit nehme. Alles andere ist "Unzeit". So wie wir unseren Kids durch deutliche Ansage und Disziplin beigebracht haben, dass nachts um zwei Uhr keine "Spielzeit" ist, müssen wir uns bei kreisenden Gedanken selbst beibringen, wann Zeit und wann Unzeit ist. Das ist nicht einfach. Aber die Mühe lohnt sich.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Wenn mich die Gefühle zu ersticken drohen, schreibe ich sie mir manchmal von der Seele... Als Gedicht... Manchmal auch als Geschichte... Hauptsache sie kommen raus...


    Dabei geht es nicht darum, dass andere sie lesen, nur darum, dass sie aus mir heraus kommen...


    lg Uwe (aka Alien)

    Wenn du mit Gott sprichst, bist du religiös - wenn ER mit dir spricht hast du eine Psychose... (Dr.House, 2.Staffel, Folge 15) :devil:


    Zwei Dinge sind unendlich: Das Weltall und die menschliche Dummheit - Obwohl, beim Weltall bin ich mir nicht sicher... (Albert Einstein)


    "Ich bin keine Antisemitin - ich finde alle Religionen gleich irrational..." (Bones - die Knochenjägerin)

  • Wie geht man mit so intensiven Gefühlen gesund um?


    Kommen lassen, beobachten, fühlen, wissen, dass diese intensive Gefühlswellen heilsam und notwendig sind, aber auch wieder verschwinden. Diese Bewegungen - kommen-und-gehen-der-Gefühle akzeptieren - aber denen auch manchmal sagen: es reicht, ich habe euch nun genug Raum gegeben, jetzt ist Ruhe. Ganz bewusst.

  • Ideal wäre es, wenn jede Sitzung zu einem gewissen Ende kommt. Das ist aber nicht selten durch die Zeitbegrenzung des Therapeuten unmöglich.


    Nicht nur immer unmöglich,weil die Zeit begrenzt ist,sondern auch weil manches in der Sitzung langsam hochkommt und nicht greifbar ist...manche intensiven Gefühle kommen erst kurz danach.
    Und was macht man bis zur nächste Sitzung?
    Man muss mit sich selbst ins Reine kommen,sich darüber klar werden,was gerade mit einem passiert um dies alles in der neuen Sitzung besprechen zu können.
    Eine gute Therapie bringt mich dazu, mich selbst zu spüren und selbst Antworten zu finden.


    Gut wäre es, jemanden im privaten Umfeld zu haben, dem man den Sitzungsablauf erzählen kann, der zuhört.


    Oberflächlich ja...geht,ist gut und wichtig,wenn man jemanden hat...
    Aber ich bin der Meinung,wenn es so intensiv ist was mich umtreibt,dann geht das nur mit mir selbst und in der Reflexion mit dem Therapeuten.
    Die Neutralität ist hier wichtig.


    Hat man den nicht zur Hand, helfen manchen die schriftliche Nacharbeit der Sitzung.


    Ja :daumen eine sehr sehr gute Möglichkeit und wichtig um seine Gedanken zu ordnen.


    Rationalisieren ist gut und wichtig.....nimmt die Dynamik....aber noch wichtiger ist es auch mal den Gefühlen freien Lauf zu lassen.
    Und intensive Gefühle lassen sich eben nicht immer auf Papier bringen.....

  • Liebe Maschenka,


    wenns noch geht, dann malen, schreiben... etwas damit "anfangen"...


    ...wenn es nicht mehr geht, dann weinen weinen weinen...und wenn ich es schaffe, dann suche ich mir Trost bei einer mütterlichen Freundin, das ist dann für mich das heilsamste: einen Menschen, der mich dann im Arm hält, oder meine Hand hält und bei mir ist, bis es besser wird.


    So fühlt sich meine Heilung an. Dass ich es schaffe, das Muster des "Alleinzurechtkommenmüssens", der Trostlosigkeit und Einsamkeit in der damaligen Situation zu überwinden, indem im Hier un Jetzt ein Mensch meine Gefühle sehen kann und mitfühlen kann.


    Ich wünsche dir viel Trost und schicke ein Protion rüber. Deine Elefantendame

    Liebe Grüße
    Die Elefantendame


    Umwege erweitern die Ortskenntnis

  • Jetzt zwar mit Baby beinahe unmöglich, aber ich hab bei sowas immer erst geweint und mich einen halben Tag komplett ausgeklinkt, dann Yoga gemacht und oft danach zur Leinwand und Farbe gegriffen und die ganze Nacht gemalt.


    Bei Letzterem hab ichs oft geschafft, meinen Kopf komplett leer zu bekommen und erst am nächsten Tag mit Abstand mich wieder der Dinge zu stellen.

    Singe als ob dich niemand hören kann, tanze, als ob dich niemand sehen kann und liebe, als wärst du niemals verletzt worden ......

  • Ich habe gerade für mich gemerkt, dass ich dann gut ENYA hören kann.


    Sie macht mich nicht traurig, im Gegenteil, ich kann negative Gedanken durch diese Musik teils positiv sehen und umwandeln.


    Und es entspannt mich sehr.

  • Ich versuche seit ein paar Monaten meinen negativen, immens traurigen Gefühlen EINMAL am Tag freien Lauf zu lassen. Dann setz ich mich hin und beschäftige mich ausschließlich damit, heule (oder schimpfe innerlich) vor mich hin. Und dann ist Schluss für diesen einen Tag. Wenn diese GEfühle mich vor oder nach dieser Zeit überkommen, sag ich ganz entschlossen: Nein, jetzt nicht.


    So schaffe ich es, meine Trauer etc. auszuleben, sie aber nicht meinen ganzen Tag bestimmen zu lassen...

    Die Zeit heilt nicht alle Wunden - sie lehrt uns nur mit dem Unbegreiflichen zu leben!

  • Wenn ich mal intensiv etwas empfinde, dann kommt es auch vor, das ich es bildnerisch umsetze.
    z.B. etwas zeichne oder ich verarbeite Ereignisse in Form von Geschichten.
    (Kommt aber auch immer drauf an was es ist.. das geht nicht mit allem)


    Also es irgendwie kreativ verarbeiten, wenn möglich.
    Das hat auch den Vorteil, dass du das Kunstwerk was du damit geschaffen hast bestehen bleibt.
    Wie ein Meilenstein deiner Geschichte.