Rauswurf - mach ich mich strafbar?

  • Hei


    Manchmal muessen jugendliche gehen um zurueck kommen zu koennen. Manchmal muss man das liebste fort schicken um es wieder ins herz schliessen zu koennen.


    Dade, ich kann dich nicht troesten und es bringt auch nichts dir zu sagen das du es richtig machst. Wer kann sagen was in einer solchen situation richtig ist. Es ist eine extrem situation die so noch niemand anderes durchlebt hat.
    Was aber richtig ist, ist das du konsequent geblieben bist. Dein sohn hat gelernt das er euch durch luegen und manipulation steuern kann so wie er es braucht.
    Jetzt ist er an eine wand gestossen die er nicht einfach ueberwinden kann sondern muss sich den konsequenzen stellen. Er muss sich nun auch im kopf damit auseinander setzen was er hier verbockt hat.
    Aber er wird daraus lernen, es wird ein wesentlicher schritt auf seinem weg zum erwachsenen werden sein.


    Und wenn du ihm die moeglichkeit laesst, trotz allem eine familie zu haben, wird auch er irgendwann in der lage sein ein teil der familie zu werden. Mit allem was dazu gehoert.


    Jetzt kommt erst mal zur ruhe, verarbeitet was da passiert.


    mit grossem respekt vor deiner vorgehensweise
    Johann

  • Ob er das jemals versteht? Vielleicht wenn er selber Kinder hat. Ich kann mir vorstellen, dass er ein großartiger Vater und ein hervorragendes Familienoberhaupt abgeben wird. Nur sich unterzuordnen fällt ihm schwer.


    Er hat aus seiner Sicht alles dafür getan, um Ruhe in der Familie zu halten. Er sagt, er hätte sich die letzten Wochen zurückgezogen, weil er gemerkt hat, dass die Stimmung ihm gegenüber nicht gut ist und weil er keine weiteren Eskalationen erzeugen wollte.


    Dass er durch seine Zurückgezogenheit aber Ignoranz signalisierte und durch seine nächtlichen Küchen-Eskapaden auch Wut provozierte, das bemerkte er nicht. Er versteht nicht, wie es für den Rest der Familie erscheint, wenn er den ganzen Tag nicht zu sehen ist, aber Nachts zum essen schleicht. Oder wenn er bei Festen erst kommt, wenn alles vorbereitet ist, aber nicht bei den Vorbereitungen hilft...


    Er versteht nicht, dass er durch dieses Konfrontationen-aus-dem-Weg gehen die Front ihm gegenüber noch mehr verhärtet hat. Dass sich Frust aufgestaut hat, dass ein Zusammenleben und zurückschalten auf Null "fangen-wir-noch-einmal-von-vorne-an" JETZT nicht möglich ist.


    Aber vielleicht in 3 Monaten, einem halben Jahr, oder zwei oder drei... Wann auch immer der einzelne dazu bereit ist.


    Ich muss nun eine lange Zeit ohne meinen Jungen auskommen. Und ich muss mein Leben lang die Konsequenzen dafür tragen. Wer kann mir heute sagen, ob es ihn nicht für sein ganzes Leben lang schädigt, von seiner Familie verstoßen worden zu sein, vor allem, wenn er nicht versteht, warum, weil er es evtl. gar nicht verstehen kann?


    Trotzdem bleibe ich dabei. Es ist schwer. Sehr schwer. Ich möchte ihn in meine Arme nehmen und wiegen und ihm sagen, es wird alles gut werden, irgendwann. Aber ich weiß noch nicht mal, wie ich den heutigen Tag überstehen soll...

    Finde Dein Licht und finde Deine Schatten. Erst dann wirst Du zu Deiner Mitte finden.

  • Dade, ich würde Deine Postings hier ausdrucken und sammeln und irgendwann Sohni zum lesen geben. Das kann in 1 Jahr oder erst in 5 Jahren sein, aber hier ist alles zu lesen was er wissen muss. Je erwachsener er wird um so besser wird er wahrscheinlich gewisse Dinge verstehen, vor allem Dich verstehen.


    Edith meint, denk mal drüber nach ein paar Tage Ruhe und Kraft zu tanken, sprich lass Dich krankschreiben. Du hast ja immerhin Probleme mit Ohr und Hand. Ich denke das Du im Moment ganz viel Ruhe brauchst und nicht noch den ganzen Stress im Job.


    Ich bin sonst ehr der Vertreter von krankschreiben geht nicht, aber Du bist so dermassen seelisch am Boden, Du musst heilen! :knuddel

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

    Einmal editiert, zuletzt von Elin ()

  • Weiß hier zufällig jemand, ob man jemanden nach einer (bzw. der zweiten) Selbstmordandrohung einweisen lassen kann? Wohin muss man sich wenden? Wie läuft das ab? Und vor allem...


    ...nein... es ist IMMER ernst zu nehmen, oder? Auch in seinem Fall?


    Mann, so weit musste es kommen, dass ich ihn nicht mal mehr ernst nehmen kann, wenn er seinen Selbstmord ankündigt. Ankündigung ist immer ein Hilferuf... dem muss nachgegeben werden... ich muss nachgeben. Aber nicht auf die Art, wie er es erwartet...


    Er rechnet bestimmt nicht mit Ärzten, die ihn mitnehmen... oder läuft das so nicht?


    Hört das denn nie auf? Hört das denn verdammt noch mal NIE AUF???

    Finde Dein Licht und finde Deine Schatten. Erst dann wirst Du zu Deiner Mitte finden.

  • Doch Dade du solltest diese Ankündigung schon ernst nehmen, aber nicht in der Form, dass ihr eure Ankündigung zurück nehmt. Wende dich an deinen/euren Hausarzt, schildere ihm die Ankündigung und auch was dem voraus gegangen ist. Frage ihn welche Schritte du einleiten sollst und an wen du dich wenden musst.

  • Hei


    Dade, das auspielen dieser "karte" ist in seinen augen der letzte trumpf den er in der hand hat.


    Selbstmorddrohngen sind aber in der regel immer ernst zu nehmen. Dein sohn befindet sich gerade in einer extremen stresssituation mit der er erst mal umgehen muss.


    Die vorgehensweisen sind je nach bundesland unterschiedlich.
    Sicher ist der hausarzt eine erste ansprechstation, desweiteren der psychologische notdienst.
    In akuten faellen auch die polizei die ihn direkt in ein landeskrankenhaus mit notfallunterbringung bringen kann. Die legitimierung wuerde dann im nachhinein mit dem psychologischen dienst vorgenommen werden.


    Lass da jetzt nicht locker dade
    Johann

  • Überall in Deutschland verteilt sind die KJP, die Kinder- und Jugendpsychiatrien. (Oft in Verbindung mit Unistädten). Google mal, welche für dich zuständig wäre.


    Hier in der Ecke könntest du bei der Notfallambulanz durchklingeln und den sachverhalt durchsprechen. Eine Selbstmordandrohung sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Zumal hier natürlich gerade sehr viel wegbricht. Ob es ein Druckmittelversuch ist oder ernste Androhung - das kann man hier nicht feststellen, das kannst du nicht feststellen. Das kann nur ein außenstehender Spezialist.


    Und ja. Natürlich spitzt sich die Situation jetzt zu. Bis Freitag/Samstag ist jetzt eine hochgradig problematische Situation. Das Gespräch gestern war ja kein "Ende", sondern ein Anfang einer emotional sehr schwierigen Sache.


    Meine Empfehlung: Ruf dort an. Schildere kurz die Situation. Bestehe auf Hilfe. Lass dir die Vorgehensweise erklären. (Hier wäre es Verständigung Notarzt mit Problemdarstellung. Der kommt mit Sanis und Streifenwagen und transportiert in die KJP. Ggfls auch bei "Widerstand".)

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • @Dade,


    jemand (du?) schrieb weiter oben etwas vom Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Du hast so eine passende Signatur dazu, die mir immer wieder gefällt, wenn ich sie lese. Weil die Aussage SO richtig ist! Und nur, wenn das Fass mal richtig ausgeleert wird, kann man es wirklich neu füllen.


    Dein Sohn braucht jetzt Hilfe - aber nicht von dir. Er braucht jemanden, bei dem er lernen kann, warum sein Schweigen bei euch als Ignoranz ankam, seine nächtlichen Gelage bei euch Unmut hevorgerufen haben, und sein Nicht-Helfen wenig zu seiner Integration in die Familie beigetragen hat.


    Aufgrund seiner Androhung würde ich ihn jetzt wirklich einweisen lassen, damit er wenigstens für die nächste Zeit therapeutisch betreut ist.


    Ich bin aber ganz sicher, dass er lernen wird, dass er verstehen wird - und dann kannst du den verlorenen Sohn eines Tages wieder in die Arme schließen und ein Fest anlässlich seiner wirklichen Heimkehr feiern.

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • Ich bin aber ganz sicher, dass er lernen wird


    Dessen bin ich mir auch sicher. Ich weiß nur nicht, ob er durch diese Aktion das lernt, was ich eigentlich damit bezwecken wollte. Was, wenn er nicht denjenigen Menschen findet, der ihm das erklären kann? Was, wenn er damit nur lernt, so sehr ich mich auch bemühe (und das hat er in seinen Augen), es ist nie genug...



    Einweisen: lt. nächstgelegener Kinder- und Jugendpsychiatrie kann eine Einweisung erst stattfinden, wenn (ich bring jetzt den Wortlaut nicht mehr hin) also wenn praktisch klar ist, dass es Fakt ist. Also erst, wenn das Kind schon auf den Gleisen steht. Vorher selber ein Auge drauf haben und im Zweifelsfall Polizei einschalten.


    Ich habe dann meine Mutter angerufen, aber sie sagt, er ist nicht daheim. Ich hab die Polizei informiert, die wollen sich umsehen, wo er sonst so gerne ist. An der Donau, am Bahnhof, bei Freunden... wenn ich nichts höre, ist entweder alles in Ordnung, oder er nicht aufgefunden. Ich soll bleiben wo ich bin, ich kann eh nix machen... Wahrscheinlich haben die nur Angst, dass ich mich gleich dazuwerfe...


    Scheiße...

    Finde Dein Licht und finde Deine Schatten. Erst dann wirst Du zu Deiner Mitte finden.

  • Auf jeden Fall hat er gestern Abend gelernt, dass leere Versprechungen nicht mehr ziehen, dass euer Geduldsfaden zu Ende ist, dass er mit seinen Aktionen seine Versprechen immer wieder gebrochen hat.


    Er wird es eines Tages verstehen. Er ist ja nicht dumm. Die Frage ist nur, ob er sich dann ändern möchte - oder ob es ihm egal ist. Aber so, wie ich eure Bindung einschätze, ist ihm schon wichtig, dass du ihn liebst.

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • Auf jeden Fall hat er gestern Abend gelernt, dass leere Versprechungen nicht mehr ziehen,

    Aber nur wenn sie jetzt durchhalten!
    Wenn nicht, wird es schlimmer denn je werden...


    Dade, wenn dein Sohn selbstmordgefährdet ist, gehört er definitv eingewiesen. Ist er es nicht und er spielt mit euch, dann muss er nun lernen, dass gewisse Spiele für ihn sehr unlustige Konsequenzen haben.
    Was heißt die Polizei ist informiert? Wird er dann auch eingewiesen, wenn er gefunden wird?
    Ansonsten würde ich, falls er nochmal nach hause kommt, ihn dann direkt abholen lassen.

    If life fucks you, just lean back and enjoy! :brille

  • Dade, die KJP haben wenige Betten für viele Anfragen. Die halten immer Akutbetten bereit und füllen ansonsten mit Patienten auf der Warteliste. Und die ist elend lang. KJPs sind extrem überbelegt.


    Darum ist die Aussage hier deren Standardaussage. Darum heißt es: Kehr den Spieß um. Wird Knabe aufgegriffen und bei dir "angeliefert", bring die Suizidgefahr ins Gespräch. Und wenn der Polizist dann mit den Schultern zuckt, verlange seine deutliche Bestätigung, dass er keinesfalls eine Suizidgefahr sieht. Wenn er dir das bestätigen würde und zu 100 Prozent garantieren könne, dann würdest du ihm glauben ...


    Dann wird er eigentlich in die nächste KJP-Ambulanz fahren mit Knaben und den Facharzt hinzuziehen.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Es ist leider fast unmöglich jemanden einweisen zu lassen.
    Trotzdem sollte man stetig dran bleiben und es immer wieder versuchen.
    Jede Aktion von Behörten wird ja dokumentiert und irgendwann reicht es den Behörden und dann kann man Glück haben, dass doch geholfen wird.


    Außerdem kann so eine Erfahrung sehr heilbar sein.

  • Bei uns gibt es den sozialpsychiatrischen Notdienst (auch für Minderjährige), die kommen nach Hause, überprüfen die Lage und stellen dann eine Zwangseinweisung aus sofern es nötig ist.


    Kopf hoch!

    Liebe Grüße Tinchen

    "Sacrificium Intellectus!"
    :-)
    "Ama et fac quod vis!"

  • Es ist leider fast unmöglich jemanden einweisen zu lassen.

    Stimmt! Aber eben nur fast... s.u.


    Darum ist die Aussage hier deren Standardaussage. Darum heißt es: Kehr den Spieß um. Wird Knabe aufgegriffen und bei dir "angeliefert", bring die Suizidgefahr ins Gespräch. Und wenn der Polizist dann mit den Schultern zuckt, verlange seine deutliche Bestätigung, dass er keinesfalls eine Suizidgefahr sieht. Wenn er dir das bestätigen würde und zu 100 Prozent garantieren könne, dann würdest du ihm glauben ...

    Ja, so wurde ich auch vorgehen. Ich habe in dem Bereich "gearbeitet'. In so ner Situation habe ich den Polizisten oder von mir herbeigerufenen Notarzt / Dienst habenden Arzt erklärt, dass ich eine suizidale Gefahr sehe und sollten sie das anders einschätzen, ich dies schriftlich festhalten werde mit Ort, Datum, Uhrzeit, anwesenden Personen. Man glaubt gar nicht, wie schnell ein Mensch dann doch ins PLK eingewiesen wird. Diese Verantwortung mochte keiner der anderen auf sich nehmen.

  • Weiß hier zufällig jemand, ob man jemanden nach einer (bzw. der zweiten) Selbstmordandrohung einweisen lassen kann?


    Jup, jederzeit.


    Da gibts jeweils eine Servicehotline von der Polizei und der Feuerwehr.


    110 oder 112


    Wenn jemand Selbstmord ankündigt, dann wird er sofort eingewiesen.


    Es gibt eine Psychiatrie, die für den Sektor zuständig ist, die MUSS ihn sofort nehmen, das regelt dann aber der Notarzt vor Ort, im Zweifel gibts ne Zwangseinweisung...obwohl, Du bist ja erziehungsberechtig.


    Direktamente...Gehe nicht über Los...

  • Zwangseinweisung bei Erwachsenen über den Sozialpsychiatrischen Dienst, bei Eigen- und Fremdgefährdung. Dieser kommt mit zuständiger Sozialarbeiterin und Psychiater, weigert sich der Betroffene, wird die Polizei dazugeholt. Der betroffene kommt dann erst einmal auf die geschlossene Abteilung, meist aber nur für ein paar Tage.


    Dadefana, ich wünsche Euch alles Gute und hoffe, dass es gut ausgeht.