Pubertierende Patchwork-Kinder sind eine Wundertüte. Dein Tun und Lassen "im normalen Rahmen" ist selten die Ursache für das Verhalten der Pubertisten. Am Bonuselternteil wird manchmal der ganze Lebensfrust abgeladen. Umgekehrt kann es auch sein, dass der Bonuselternteil zum Helden hochstilisiert wird und ein leibliches Elternteil "mit Verachtung" bestraft wird. Selbst wenn es dir gelingen sollte, die Gründe für die Reaktion herauszubekommen, empfindet man als Erwachsener die oft als banal, vorgeschoben, läppisch (während sie für den Teenager schon höchst gewichtig sind).
Auch der leibliche Elternteil hat wenig Chancen. Er hat seine gewachsene Rolle, an der sich ein Teenager auch abarbeitet. Bei Teenagern auf eine Verhaltensweise mit Druck zu reagieren, bewirkt immer eine Gegenreaktion. Ob der Erwachsene als "kurzfristiger Sieger" herausgeht, hängt davon ab, wie abhängig der Teenager ist. Von den Umgangs(bonus)eltern ist ein Teenager in der Regel nie abhängig. "Deutliche Ansage" ist entsprechend eher kontraproduktiv, ist meine Erfahrung.
Es ist oft sogar umgekehrt: Bestimmte Dinge werden gemacht, um Streit zu provozieren. Um ein Ventil für angesammelten Frust zu finden.
Meine persönliche Erfahrung: Man muss viel erdulden. Und man muss reden. Nicht zwingend mit dem Pubertisten. Aber mit dem Partner. Der oft auch hilflos ist. Zu ihm ist der Pubertist anders. Gibt sich oft anders. Der Partner erlebt die Tiefe der Verletzung nicht mit, weil es schwer wahrzunehmen ist, dass hier immer wieder längst vorhandene Wunden aufgerissen werden, selbst wenn es im akuten Augenblick nur ein "kleiner Stupser" ist.
Reden müsst ihr als Partner, weil ihr sonst schnell auseinanderdividiert werdet. (Das ist ja Sinn und Zweck des unterschiedlichen Behandelns aus Pubertistensicht). Und natürlich hat der leibliche Elternteil noch einmal ganz andere, gewachsene Instinkte zum Pubertisten, es schwingt viel Vergangenheit - manchmal bis hin zu Schuldgefühlen und Schutzreflexen - mit. Da ist es hilfreich, irgendwann einmal drüber zu reden, ohne gerade emotionalisiert zu sein.
Was aber immer ist: Patchwork ist verflixt viel Arbeit und in der Regel intensiv. Mit so vielen Variablen, dass ganz viel "schiefliegen" kann.
Ich habe mir damals angewöhnt, eine möglichst "dicke Haut" mir zuzulegen und zu ertragen in der Situation. Und einfach den Bonuspubi "wie das eigene Kind", dem man ja auch viel verzeiht, "weiterzulieben". Selbst wenn es gerade der berühmte Kaktus ist. Umgekehrt aber mich zu sensibilisieren, um rechtzeitig zu erkennen, wenn Druck auf den neuen Partner ausgeübt wird und da zu entlasten.
"Die" Lösung gibt es leider nicht. Auch nicht "den Trick". Was beim einen toll funktioniert, geht beim anderen katastrophal daneben. Und. Was gestern noch funktioniert hat, ist heute sichtbar völlig falsch ... Man muss halt immer in Bewegung bleiben, andere Dinge ausprobieren und hoffen, dass man irgendwie durchkommt. Ab ca. 30 soll es besser werden - man muss nur dran glauben ...
Dir und Euch auf jeden Fall viel Kraft. Es ist eine zerreissende Situation.