Partner benimmt sich merkwürdig

  • @Silence
    Du hast nicht ganz verstanden. Rosefield hat die Entscheidung doch schon getroffen. Jetzt geht es um die Umsetzung, und die wäre weitaus entspannder, wenn er sich würde trennen wollen.

    Einmal editiert, zuletzt von butterblum ()

  • Das Gefühl habe ich auch, wenn sie schon nach Wohnungen schaut. Aus Rosies Berichten habe ich nur das Gefühl, dass es jederzeit eskalieren kann und das macht mir Bauchschmerzen.


    Wie soll so eine "Flucht" aussehen? Wie sichert man sich ab, wenn es, wollen wir hoffen, dass es nicht passiert, eskaliert und Rosies Freund etwas verrücktes macht? Was ist, wenn er mitbekommt, dass sie nach Wohnungen schaut bzw. ausziehen will? Was sagt man den Kindern?


    Rosies könntest du deine Freundin (Psychologin) fragen wie du damit umgehen kannst zwecks Auszug und Trennung? Hast du Freunde, welche dir dann helfen würden und ggf eingreifen würden, wenn Freund ausflippt?


    Die Frage ist doch auch. Was ist nach der Trennung? Schließlich weiß Freund, wo die Kinder zur Schule und KiGa gehen und er kennt Rosies Arbeitsplatz? Wie will sie sich hier schützen? ich will keine unnötige Angst machen, aber darüber sollte man auch nachdenken, denn ich denke nicht, dass ein Auszug alle Probleme löst.

  • also nur weil sie nach einer wohnung sucht kann man nicht automatisch davon ausgehen das sie ihn nicht mehr liebt oder sich trennen will...
    ist aber eh müßig momentan zu spekulieren solange sie sich nicht mehr zu wort meldet.

  • Ich schaue mal wie weit ich grade komme mit den Antworten.


    Ich habe natürlich immer wieder versucht im Nachgang mit ihm zu reden. Sein impulsives verhalten ist mir schon lange aufgefallen aber ich habe das immer auf Norddeutsch versus Amerikaner interpretiert. Es gibt k(l)eine Auslöser, die mir nicht bewusst sind. Zu Klein um relevant zu sein. Kniffelspielen mit meinem Sohn und nicht merken, dass er grade mit mir reden will...


    Aber hier muss man aufpassen. Manches halte ich für normale Beziehungsprobleme (die ich hier nicht anspreche). Ich spreche von meiner Angst. Ich habe noch nie in meinem Leben solche Wutanfälle erlebt und ich bin mittlerweile nicht mehr die Jüngste. Ich sehe keine Auslöser und trotzdem... Wenn ich nachher mit ihm rede, dann sieht er die Schuld bei mir: Meine Frage warum er in die Küche will, heißt für ihn "er darf sich nicht von mir weg bewegen" und "ich beraube im die Freiheit" und ich bin "Feige, weil ich es nicht zugebe". Weil ich es nicht zugebe, lüge ich. Und schwuppdiwupp bin ich schuld und nehme es noch nicht einmal wahr. Dann kommen Kommentare wie, so schlau wie ich als Akademikerin bin, wäre es ja mindestens zu erwarten, dass ich so etwas merke.


    Dann kommt meine Konfliktvermeidungsstrategie (ja kein Streit) die er passiv-aggressiv nennt und ihn genauso wütend macht. Egal was ich mache, es macht ihn wütend und er unterstellt mir, dass ich ihn verlassen will. Mittlerweile traurigerweise ist es so. ich versuche nur eine für die Kinder möglichst gute Lösung zu finden.


    Dann bin ich daran interessiert: jemand hat hier geschrieben, dass Amerikanische Soldaten das öfters machen.... Wenn es hier mehr Erfahrungen gibt, wäre ich dankbar.


    Er ist kein schlechter Mensch (80%) und der Rest macht mir Angst. Ja, ich werde mich trennen aber vorsichtig. Die Kinder und ich schauen uns Wohnungen an. Ich habe Sohn erklärt, dass ich eine Wohnung kaufen will als Investition. Das versteht er. Ich interessiere mich nur für Wohnungen OG und höher. Ich hatte noch nie Angst, ich bin viele Jahre in Selbstverteidigung (Judo und Karate) ausgebildet aber ich habe noch nie so unkontrollierte Wut und danach Zusammenbruch mit Weinen: Bitte verlasse mich nicht, ich brauche Dich und Hilfe aber dann auch wieder die Wut, dass ich ihn so sein lasse. Dass ich ihn so werden lasse und dass ich ihm solch eine Misere bereite. Es ist wie verhext.


    Aber ich will meinen Kindern und mir nicht so ein instabiles Umfeld geben. Es tut weh. Viele Träume sind mit einmal kaputt aber die Kinder gehen vor. Und ich auch. Ich habe kein Helfersyndrom und daher, auch wenn ich ihn liebe...


    Ich habe ihm gesagt, dass es für uns eine Zukunft gibt, wenn er sich psychologische Hilfe holt und mir sein Therapeut zusichert, dass er enorme Fortschritte gemacht hat. Er lehnt aber Therapie ab.


    PS: ich bin mir sicher, dass er mich liebt und er einfach irrational versucht mich mit allen Mitteln zu halten aber diese Kontrolle, Freiheitsentzug und Wutausbrüche sind kontraproduktiv. Und ich weiss nicht mehr wo seine Grenze zwischen Normal und Wahnsinn liegt. Wie gesagt, meine Freundin hat ihn vorsichtig als Borderline eingestuft. Aber darauf will ich mich hier nicht versteifen. Ich wünschte, es würde jemand den Zauberstab schwingen und alles wäre okay und nur ein schlechter Traum. Ich glaube mittlerweile nicht mehr daran.


    Und ja, er war mehrmals im Einsatz.

  • Wenn ich nachher mit ihm rede, dann sieht er die Schuld bei mir: Meine Frage warum er in die Küche will, heißt für ihn "er darf sich nicht von mir weg bewegen" und "ich beraube im die Freiheit" und ich bin "Feige, weil ich es nicht zugebe". Weil ich es nicht zugebe, lüge ich. Und schwuppdiwupp bin ich schuld und nehme es noch nicht einmal wahr. Dann kommen Kommentare wie, so schlau wie ich als Akademikerin bin, wäre es ja mindestens zu erwarten, dass ich so etwas merke.


    Dann kommt meine Konfliktvermeidungsstrategie (ja kein Streit) die er passiv-aggressiv nennt und ihn genauso wütend macht. Egal was ich mache, es macht ihn wütend und er unterstellt mir, dass ich ihn verlassen will.


    Hier passt: "Seine Stärke ist es, die Starken schwach zu machen." Denn genau das tut er, er macht dich schwach. Und, ganz ehrlich, da hilft auch keine Therapie, das ist einfach ein Charakterzug. Seine Art, durchs Leben zu gehen.


    Dass du ja fast schon ahnen musst, was er gerade denkt/will/mag/vorhat, ist für mich erschreckend, denn genau das habe ich durchgemacht. Wenn ich nicht funktioniert hab wie er wollte, ist es hier eskaliert, auf schlimmste Art und Weise. Und dann wurde ich beleidigt, mir wurde die Schuld zugeschoben für alles und jeden (ja selbst für das Wetter) und im Endeffekt bin ich immer schwächer geworden. :nanana Tu dir und deinen Kindern das nicht länger an...

    Werden Hummeln von anderen Insekten gemobbt, weil sie dick sind?


    Ich gönne mir das Gefühl, durchgehalten zu haben.

  • Der post klärt vieles auf...
    Ja wenn er wie du im letzten Satz sagtest nicht bereit ist für eine Beziehung dann "raus da".


    Das mit den Amerikanischen Soldaten kenne ich nur von einer bekannten, sie ist 38 und ihre Freunde waren eigentlich alle Soldaten.
    Bei jedem von denen kam so etwas das Befehlshaberische raus und das bestimmen wollen sowie Wutausbrüche. Mehr kann ich dazu allerdings nicht sagen

  • Ich habe ihm gesagt, dass es für uns eine Zukunft gibt, wenn er sich psychologische Hilfe holt und mir sein Therapeut zusichert, dass er enorme Fortschritte gemacht hat. Er lehnt aber Therapie ab.


    Schade, dass du das nicht in deinem ersten Beitrag geschrieben hast.


    Wie steht er zu einer Paartherapie?


    Aber wenn die Kinder auch schon informiert sind.........

  • Rose, ich drück dir die Daumen.


    Zwei Jahre habe ich im OG neben einer Frau gewohnt die mit einem Ex-Militär zwei Kinder hatte und diese nach Europa entührt hat usw.. - nein, es war nicht schön und es hat den Alltag geprägt -
    auch wenn er zu 95 % ein toller Mann war.


    Dein Zuhause ist ein Mienenfeld, ein unbedachtes Wort und es kracht - nein, das ist keine Basis und eigentlich sollte noch Honeymoon herrschen, ich fürchte es kann nur schlimmer werden.

  • Liebe Rosie,


    ich will deinen Freund nicht in Schutz nehmen und die Kinder sind ja auch schon so gut wie eingeweiht, aber wenn er mehrmals im Einsatz war, würde ich wirklich auf postraumatische Belastungsstörung tippen, aber wie gesagt, ich bin kein Fachmann.


    Bei uns im Haus wohnt eine Familie. Frau, 3 Kinder, er bei der Bundeswehr und war schon öfters im Einsatz. Nicht Dtschibuti sondern sogenannte Kriesengebiete. Es kam auch schleichend und wurde auf sein Temperament und seinen Dienst geschoben. Typisch Bundeswehr eben. Aber es wurde immer schlimmer. Die Kinder veränderten sich und die Frau. Der Mann flippte wegen fast allem aus, hat meine Schwester mal lautstark beschimpft, weil angeblich, die Blumen auf ihrem Balkon zu toll gerochen haben und ihn wahnsinnig machen würden. Nachts gepolterter. Tags gepolter. Die Kinder liefen immer aus dem Haus, wenn wieder Geschrei gab.


    Hat dein Freund Alpträume? Es wäre vielleicht auch noch ein Hinweis.


    Naja, Ende vom Lied war, dass der Mann eines Nachts wieder ausgeflippt ist. Die Kinder haben im Hausflur geweint und wir Hausbewohner riefen die Polizei. Der Mann wurde in Handschellen abgeführt, ließ sich kaum berühigen. Für die Kinder war es furchtbar. Sie wohnt noch bei uns. Der Mann ist in stationärer Therapie wegen der Belastungsstörung. Ist zum Teil auch depressiv gewesen. Wenn du magst, kann ich sie mal fragen, was für Symptome ihr Mann noch hatte.

  • Dann bin ich daran interessiert: jemand hat hier geschrieben, dass Amerikanische Soldaten das öfters machen.... Wenn es hier mehr Erfahrungen gibt, wäre ich dankbar.


    Ich war das.


    Ich bekomm das schon seit ein paar Jahren immer wieder mit, bin aber noch nicht dahinter gekommen, was denn der Auslöser sein könnte, denn die Kerle könnten teilweise nicht unterschiedlicher sein. Der eine ein Private (E2) mit keinerlei Erfahrung in Sachen Auslandseinsatz, der andere Staff Sergeant mit einigen Auslandseinsätzen. Aber das Muster ist gleich. Eine Zeit lang ist alles gut und rosig. Wenn es dann solche Ausbrüche gibt, dann aus heiterem Himmel. Da braucht dann nur mal jemand komisch gucken oder im falschen Momentan anwesend sein und schon explodiert die Bombe (inkl. Beschimpfungen "Du Hu*e, Schl*mpe,..." und Sachen durch die Gegend werfen). Dann kommt postwendend das genaue Gegenteil. Die Männer verkriechen sich (oder kommen angekrochen) und geben sich die Schuld an allem, die Partnerin wäre viel zu gut für sie, sie soll ihn verlassen, jeder andere sei besser für sie, etc. Leider hat im Endeffekt immer nur die Trennung geholfen (wobei einer der Jungs jetzt anscheinend die Kurve kriegt)

  • Hab mal vor einiger Zeit einen Polizisten darüber sprechen hören wann es zwischen Mann und Frau gefährlich wird und er hat gesagt - Angst ist ein klarer Hinweis auf eine Gefährdung ( außer man würde sich ohnehin immer und überall gefährtet sehen )
    Ich hatte auch schon so eine Beziehung, naiv wie ich war dachte ich auch das man das durch Reden lösen kannn ..... bis ich gemerkt habe, das er dabei ist, sich eine eigene Realität zu schaffen, Begebenheiten sich in seinem Kopf so verändert haben, das sie in sein wahnhaftes Weltbild passten .... da ist meine Warnanlage endlich angesprungen !
    Gott sei Dank ist keinem was passiert damals :anbet

    Das Leben passiert jetzt :rainbow:

  • bis ich gemerkt habe, das er dabei ist, sich eine eigene Realität zu schaffen, Begebenheiten sich in seinem Kopf so verändert haben, das sie in sein wahnhaftes Weltbild passten .... da ist meine Warnanlage endlich angesprungen !

    Ja, das ist wirklich gruselig. Das ist wie Twilight-Zone :S.


    @Rosefield
    Hat die Army irgendwelche Programme, an die sich Angehörige wenden können? Ich bild mir ein die wären mittlerweile etwas mehr hinterher, die Leute zu betreuen. Selbst wenn du dich außerstande fühlst die Beziehung weiterzuführen, wäre es völlig losgelöst von eurer Beziehung gut, wenn er Hilfe bekommen würde. Arbeitgeber sind oft die Letzten die noch etwas Zwang ausüben können.

  • Es gibt mehrere in seinem Umfeld, die dieses Thema mittlerweile bei ihm angesprochen haben. Er meidet fortan diese Menschen und sieht eine Verschwörung gegen sich. Bei mir ist es schwieriger. Zum einen kann ich ja keine Diagnose erstellen und zum anderen ist es halt so, dass es so nicht weitergeht.


    Was ich immer noch nicht verstehe - wie konnte es so schnell so schlimm werden? Seit Weihnachten ein stetiges Abwärts. Wo hat er vorher seine Wutanfälle versteckt?

  • Es gibt mehrere in seinem Umfeld, die dieses Thema mittlerweile bei ihm angesprochen haben. Er meidet fortan diese Menschen und sieht eine Verschwörung gegen sich. Bei mir ist es schwieriger. Zum einen kann ich ja keine Diagnose erstellen und zum anderen ist es halt so, dass es so nicht weitergeht.


    Was ich immer noch nicht verstehe - wie konnte es so schnell so schlimm werden? Seit Weihnachten ein stetiges Abwärts. Wo hat er vorher seine Wutanfälle versteckt?


    Zusammenwohnen ist doch ein ganz anderer Schuh als sich treffen, mal Urlaub usw. Man kann sich verstellen beim Zusammenleben fällt halt diese Maske schnell. Ausserdem vermute ich, dass er Dich nun mehr oder weniger als "sein Eigentum" sieht.

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

    Einmal editiert, zuletzt von Elin ()

  • habe ich vor einem Jahr erlebt. Vorher alles prima, nach dem Zusammenzug in SEINEM Haus eskalierte es ziemlich schnell.
    Wutausbrüche, aussperren, Freunde und Familie schlechtmachen, an der Arbeit herummäkeln (meiner), Kind demütigen oder ignorieren.
    Du Arme, ich kann Dir so gut nachfühlen ... fühl Dich mal fest gedrückt.


    Ich bin letztendlich nach 4 Wochen ausgezogen. Auch ich hatte Angst. Und schrecklichen Liebeskummer!
    Eine Woche bin ich familiär "untergeschlüpft", dann fand ich gottseidank eine wirklich schöne Wohnung.
    Meine Sachen holen war wieder ein anderes Thema, ich habe letztendlich eine Fremdfirma beauftragt, um Eskalationen aus dem Weg zu gehen.
    Nur meine Katzen (durften nach 10 Tagen nicht mehr ins Haus, um die hatte ich auch Angst) habe ich heimlich abgeholt, als ich wusste, er ist nicht daheim.


    Es war schrecklich. Inzwischen geht es mir wieder sehr gut, Kontakt habe ich irgendwann komplett abgebrochen.


    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und dass Du schnell eine Wohnung findest.


    Liebe Grüße


    Schneeeule

  • RoseField - ich kann nur von meinem Ex sprechen, von dem ich auch nicht weiß, ob er tatsächlich PTBS hat. Ich kann es nicht erklären, was mit ihm passiert ist. Es kommen soviele Dinge zusammen. In jedem Fall: Du bist nicht Schule, Du machst nichts falsch und Du hättest es nicht eher merken können. Lass Dir da nichts einreden!


    Über viele Dinge kann man reden, sich manche Schuhe anziehen. Aber bei Bedrohungen und psychischem Druck hört die Schuldfrage auf. Du kannst ihm auch nicht helfen. Du kannst es melden. Es wird nicht viel bringen. Er wird zu einem Gespräch gebeten, es abstreiten und rate mal, wer dann wieder Ärger hat!


    Such Dir eine Wohnung. Vielleicht gibt ihm das den richtigen Schubs. Vielleicht auch Dir. Dein Ex-Mann ist auch von der kontrollierenden Sorte. Was reizt Dich an diesen Männern. Die haben ja auch erstmal Eigenschaften, die ansprechen: Scheinen alles im Griff zu haben, sind oft erfolgreich. Der Fels in der Brandung...


    Gruß

  • Du bist in einer Situation die ich mir unerträglich vorstelle. Eigentlich hast du keine andere Wahl als möglichst schnell mit deinen Kindern zu gehen, bevor diese noch seelischen Schaden nehmen ...


    PS: er ignoriert die Kinder völlig. Kein Hallo, Kein Tschüss, keine Antwort auf Gute Nacht... Dabei gab es keinen Streit, die Kinder haben sich nicht daneben benommen, er hat sie vorher immer gemocht, sie ihn. Beide Kinder sind unglücklich und denken, dass sie etwas falsch machen.


    Aber auch dein Freund tut mir leid. Welche Zerissenheit mag in ihm vorgehen dass er sich so verhält.


    Wenn ihr beide noch Gefühle füreinander habt, würde ich euch sehr wünschen, dass er doch noch zur Einsicht kommt und Hilfe annimmt.


    Man liest hier in einigen Beiträgen von eben solchen negativen Erfahrungen mit "solchen Männern", und als Rat nur "unbedingt verlassen" ... was ja auch verständlich ist.
    Aber kann/darf man einen solchen seelisch kranken Menschen einfach sich selbst überlassen ?!
    Das meine oder Frage ich jetzt nicht als Vorwurf. Ich bin selbst nicht in einer solchen Situation, aber irgendwie hat es für mich auch etwas von "im Stich lassen".

  • Einer meiner Mannschaftskameraden war US-Offizier und sowohl im Irak als auch in Afghanistan im Einsatz. Ich habe selten einen Spieler im Team gehabt, der so genau auf Traineranweisungen reagiert hat wie er. In höchst emotionalen Spielsituationen war er bereit, Verantwortung zu übernehmen und voll kopfgesteuert den entscheidenden Spielzug durchzuführen. Neben ihm als Spieler zu stehen, hat einen stark gemacht, hat einem höchstes Selbstvertrauen eingeflößt. Ein Mensch, dessen Freund man gern war.
    Und das hielt auch an, wenn man die Familie kennen lernte. Eine tolle Frau, nette Kinder. Der gepflegteste Garten, das bestausstaffierte Offiziershaus im weiten Umkreis.
    Und eines Nachts der Anruf. Volleybap, komm vorbei!


    Eine traumatische Szene. Militärpolizei im Haus. Eine zerlegte Wohnung wie aus den übelsten Hollywood-Action-Filmen. Ein tobender, bewaffneter Mannschaftskamerad vor der abgeschlossenen Türe eines Zimmers, in dem sich Mutter und Kinder verschanzt hatten. Seine Aggression mittlerweile höchst kontrolliert gegen die MP, die völlig überfordert war von der verbalen Kraft des Offiziers und völlig erschlagen von der anderen Welt, die aus seinen Worten sprach.


    Auf Anraten eines, wie ich später hörte Psychiaters zogen sich die MPs zurück. Dann erfolgte ein Zusammenbruch. Rotz und Wasser heulte mein Freund und belegte glaubhaft, wie er in diese Situation "hineingezwungen" worden war.


    Später hat mir der Psychiater in einer langen Nacht und zwei Flaschen Rotwein erzählt, was ihm immer und immer wieder begegnet. Amerikanische Soldaten, die im Auslandseinsatz höchstem Druck ausgesetzt sind. Hinter jeder Handlung eines anderen Menschen kann die Vorbereitung eines Angriffs stecken. Jeder Änderung einer Situation kann Gefahr in sich bergen. Wochen und Monate sind die Soldaten, gerade die empfindsamen, unter Höchstspannung. Jeder Fehler muss vermieden werden. Auch jeder Fehler der Leute aus der direkten Umgebung. Er könnte beider Tod sein.


    Vertrauen, vertrauen in einen anderen Menschen ist das Spiel mit dem Feuer. "Anderwelt" nannten wir das irgendwann. Aus dem selben Erleben wird eine andere Wahrnehmung gezogen.


    Rosefield, ich weiß nicht, ob dein Mann diese Erfahrung auch erlitten hat. Aber für ihn hat sich die Welt gedreht. In seinen Rückzugsbereich seit ihr als Familie nun hinein gekommen. Ihr und er nicht ahnend, was das an zusätzlicher, unerkannter Belastung bedeutet für ihn. Je näher jemand kommt, desto größer ist die Gefahr. In Worte fassen kann er es mutmaßlich nicht. Er wird einer der vielen nicht oder kaum therapierten "starken Männer" sein. Beherrscht, kontrolliert dort, wo es möglich ist. Ein Mr. Hyde in den bedrückenden "Vollmondnächten".


    Als Partner kann man nicht therapieren. Ob du, ob ihr das durchstehen könnt - was soll man da empfehlen. Leben, überleben kannst du es nur, wenn er bereit wäre, mit Dritten an sich zu arbeiten. Und das ist für ihn ein riesiges Wagnis. Noch, noch hat er sich meist unter Kontrolle, ist meist der starke Mann. Du hast jetzt schon mehr gesehen, als er je zeigen wollte. Geht jemand an seine Seele, hat er die große und nicht unberechtigte Angst, Dinge zu sehen, die er nicht mehr sehen will. Ohne die Gewissheit, die Kurve zu bekommen. Es braucht ungeheuren Mut, diesen Weg zu gehen. Und Kraft. Und die Bereitschaft zur rechten Zeit. Und es gehört verflixt viel Liebe dazu, diesen Weg zu gehen. Liebe von dir, Liebe von ihm.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Hallo Rose!



    Was ich immer noch nicht verstehe - wie konnte es so schnell so schlimm werden? Seit Weihnachten ein stetiges Abwärts. Wo hat er vorher seine Wutanfälle versteckt?


    Es gibt jetzt wenig Möglichkeiten auszuweichen und sich von "Gesellschaft" zu erholen. Borderline...hmmm...aber PTBS ist mir bei Soldaten durchaus bekannt (NATO-Gegend hier) und war selber betroffen. Dazu passen die plötzlichen Ausbrüche und die Heulattacken danach.


    Wie dem auch sei...es hilft nichts. Erstmal dauert es, sowas zu therapieren und zweitens muss er es dafür sehen und wollen. Man kann Strategien entwickeln, um die Trigger und Reaktionen unter Kontrolle zu bekommen. Wenn man alleine wohnt hat man immer die Zeit und Ruhe sich zu besinnen und erholen. Zur Therapie hast du die Antwort ja schon erhalten. Und man kann solche Ausprägungen nicht vorausschauen.
    Dein Schritt, Ruhe zu bewahren und die Zeit zur Wohnungssuche zu nutzen, ist aus meiner Sicht der einzig gesunde für euch alle.


    Alles Gute für euch!
    cola

    Glaube an Wunder, Liebe und Glück.
    Schaue nach vorne und niemals zurück.
    Tu, was Du willst und stehe dazu.
    Denn dieses Leben lebst nur Du!


    Lebe lieber ungewöhnlich