„Wir werden laut!“ - Fachkräftemangel in deutschen KiTas

  • Ein wenig löst sich für uns der FK- Mangel als kommunaler Träger, da andere Träger bei der Tariferhöhung nicht mitziehen(können).

    Verlagert das Problem natürlich nur. Aber wir haben so viele Hospitationen und Vorstellungsgespräche wie schon ewig nicht mehr.

    Allerdings fachlich begeben wir uns ins Niemandsland.

    Es geht kaum noch mehr darum, was die Menschen mitbringen und einbringen können und wollen, sondern wie wir als Einrichtung dem Personal das Leben schöner machen können. Ehrlich, wie oft ich in den letzten Wochen den Satz " das ist nicht so meins" gehört habe ist einfach unfassbar. Und das bei so Basics wie musikalische Früherziehung, Bewegung, Spracherziehung und co.

    Auch beim bestehenden Personal habe ich zum Teil das Gefühl, dass es nur noch darum geht sich eine persönliche Wohlfühloase zu schaffen. Ich bekomme echt langsam einen Tilt wie einige sich echt einfach nur durch den Tag schlängeln mit wenig Inhalt und viel Schnabbeln.

    In Work-Life-Balance steckt auch das Wort work.

    Alter Schwede.

  • friday , klingt, als ob du von meiner Schule sprichst.


    Und wenn einem der ganze Kram nicht passt oder Wünsche nicht erfüllt werden, schwuppdiwupp wird frau schwanger. Sollen doch die anderen den Scheiß machen.


    Es wäre ja alles noch irgendwie zu ertragen, würde nicht die Leitung ständig Mist bauen. Da werden Termine für zwei Gremien auf einen Nachmittag mit Abstand von 15 min gelegt, ohne zu Bedenken, dass einige Kollegen in beiden Gremien sitzen. Hallo? Wofür haben wir einen Kalender, den alle Leitungsmitglieder einsehen können (ich ja nicht, bin nur Holzklasse und bleibe es wohlweislich auch)?

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • Ich fühle mit dir.

    So richtig angekäst hat mich vergangene Woche eine Kollegin, die sich gleich eine Etage höher beschwert hat, dass ich unfreundlich zu ihr gewesen sei. Ja, war ich. Die hat in den vergangenen Monaten soviel Mist gebaut und checkt das einfach nicht.

    Überhaupt keine Änderung in ihrem Verhalten. Nach x Gesprächen, Ansprachen.... irgendwann verliere auch ich die Nerven, vor allem wenn es um die Sicherheit der Kinder geht.

    Allerdings wird die Beschwerde über mich ein Schuss ins eigene Knie.

    Ich hoffe jetzt mal, die wird mind. versetzt.....grrr....

  • Hier wird’s leider nicht wirklich besser (auch wegen der besagten Tariferhöhung und der Träger, die da nicht mitziehen können). Mittlerweile hat unser JAEB den örtlichen Zweig des DGB mit im Boot, um zumindest finanzielle Hilfen aufzuzeigen für diejenigen Familien, bei denen wegen ständiger Betreuungsausfälle die Luft langsam knapp wird.

    "Wenn wir einfach alles anzünden, sparen wir uns viele Zwischenschritte.“ Marina Weisband

  • Bei uns sieht es genauso aus. In einem Bewerbungsgespräch frage ich nicht mehr, was wer mitbringt und wie uns wer bereichern könnte. Sondern mir reicht alleinig der Wille bei uns arbeiten zu wollen und ich frage, wie soll ich ihren Arbeitsplatz einrichten, damit sie bei uns arbeiten möchten? Als Arbeitgeber sind wir schon lange erpressbar und unsere Erwartungen sind um einiges runtergeschraubt, was die Qualität der Versorgung nicht besser macht.

  • Ist in den Schulen auch so: Wer nicht bei drei auf den Bäumen ist, wird rekrutiert.

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  • Unsere Stadt möchte im kommenden Kitajahr die 45 Std- Betreuung kappen.

    Sprich 45 Stunden Plätze werden nur in Ausnahmefällen bewilligt.


    Das ganze soll als Modellprojekt für drei Jahre angelegt werden.

    Wenn es interessiert, dann verlinke ich es.


    Bin echt gespannt.

  • Das ist dann der Domino-Effekt. Kinder nicht betreut, Elternfachkräfte nur vermindert oder gar nicht auf der Arbeit. Fachkräftemangel verstärkt sich. - Nennt man Teufelskreis, oder so ...

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Habe ich mir nicht ausgedacht.

    Letztlich war die Betreuung -in den letzten zwei Jahren besonders- das reinste Desaster hier.

    Eltern/ Kinder sind somit schon daran gewöhnt, dass Betreuung vor allem unzuverlässig ist.

    Im Schnitt haben wir jeden Monat 8- 10 Tage Notbetrieb.


    Irgendwas muss ja jetzt passieren. FK - Bindung und Anwerbung hat ja schonmal nicht geklappt.

  • Hier stehen die Zeichen zunehmend ähnlich bei den städtischen Kitas. Dafür hat die kleine Kita um die Ecke mit den teuren Beiträgen (Elterninitiative) seit diesem Jahr erstmals 45h im Angebot - für die, die es sich leisten können. Hallo 2-Klassen-Gesellschaft 👋

    "Wenn wir einfach alles anzünden, sparen wir uns viele Zwischenschritte.“ Marina Weisband

  • Die Grundidee stammt wohl auch aus Bonn.

    Wir werden sehen. So ganz verstanden habe ich auch nicht, ob es nun nur die kommunalen Kitas trifft oder alle. Damit würden die städt. Kitas bei vielen nur noch als Notlösung auf der Wunschliste stehen. Unschön.

    Letztlich wird man sehen, ob die Ausnahme nicht zur Regel wird. Alleinerziehende, besondere Bedarfe, systemrelevant kommt da wieder zum Tragen. Eigentlich ja jetzt schon Voraussetzung für einen 45 Stunden Platz. :/


    Gut finde ich allerdings, dass unsere Inklusionskräfte nicht mehr als Vertretung herhalten sollen. Das wäre für die Kinder ein absoluter Zugewinn.

  • 45 Stunden heißt jetzt, dass man sein Kind innerhalb dieses Zeitkontingentes bringen und holen kann - nicht, dass das Kind tatsächliche 45 Stunden in der Kita ist, oder?

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Irgendwas muss ja jetzt passieren. FK - Bindung und Anwerbung hat ja schonmal nicht geklappt.

    Wir haben schlicht "überall" einen Fachkräftemangel. Darum hilft, es wurde im Thread ja schon geschrieben, auch aggressive Jobwerbung nicht. Das machen im Moment alle. Da hat mal der eine kurz die Nase vorn, dann der andere. Da gibt es jetzt mehrere Blickpunkte: a) wir müssen den Anspruch an (sämtliche) "Dienstleistungen" runterschrauben: Bus und Bahn fahren nicht so häufig. Die Autobahnen und Straßen werden nicht so ausgebaut und repariert wie bisher. Die Schulklassen werden größer, die KiTa-Gruppen ebenfalls. Die medizinische Betreuung wird zurückgefahren. Die Pflege im Alter auch. Auf Verwaltungsbescheide muss länger gewartet werden, auf Gerichtsverfahren dito. Handwerkerleistungen ...


    Bedeutet: Was man bisher als "Dienstleistung" hat einkaufen können, muss man jetzt verstärkter selbst leisten. Auf Beförderung mit den Öffis warten. Langsamer im Straßenverkehr unterwegs sein. Staus in Kauf nehmen. Schlechtere Bildung bei den Kids akzeptieren oder selbst stärker in den Ring steigen. Länger auf Arzttermine warten. Pflege mehr Zuhause. Anträge früher stellen, auf sein Recht warten, selbst mehr reparieren, instandsetzen, Mängel aushalten. - Oder alles mit "mehr Geld" finanzieren.


    b) Deutschland verjüngen und qualifizieren durch Einwanderung. Bedeutet: Lange Übergangszeit. Überzeugungsarbeit und (bessere) Integrationsarbeit leisten, um den gesellschaftlichen Bruch zu vermeiden.


    c) Berufliche Steuerung: Dann gibt es nicht mehr 999 Fernsehsender, sondern nur noch 99. Nicht mehr 75% Studienbeginner in den Abiturientenjahrgängen, sondern nur noch 30%. Usw. Die Menschen werden in Berufe geschoben. - (Hat, wie wir aus der Vergangenheit wissen, nie so richtig geklappt. Und funktioniert bei einem Land, das gern Exportweltmeister sein würde, natürlich nur schwer.)


    Eine offensichtliche, eine freudige Lösung, der man begeistert zustimmt, sind weder a,b noch c. Heißt: Zumindest mittelfristig werden wir uns ganz neu erfinden müssen. So wie jetzt funktioniert es nicht mehr. Alles durch "wir arbeiten alle ein bisschen schneller und mit besseren Hilfsmitteln" hat ein paar Jahrzehnte geklappt. Jetzt sind wir aber in der Gesellschaft sichtbar am Leistungsende. Und es fehlt die Idee, die überzeugende Zukunftsvision.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • 45 Stunden heißt jetzt, dass man sein Kind innerhalb dieses Zeitkontingentes bringen und holen kann - nicht, dass das Kind tatsächliche 45 Stunden in der Kita ist, oder?

    Klar. Vor allem heißt es: Ich als Arbeitnehmer und Elter habe die Chance, während meines Vollzeitjobs incl. Arbeitsweg mein Kind betreut zu wissen. Wenn das breit aufgelöst wird - dann wird es eng.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Mir ist gerade eingefallen, dass es in der Kita meiner Freundin tatsächlich Kinder gibt, die über 40 Stunden dort betreut werden. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Quasi ein "42-Stunden-Job" für die Kleinsten. Ich finde, da läuft etwas grundlegend falsch. Auch wenn diese Meinung heutzutage oft unpopulär ist.

    LG
    CoCo




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    ~ Kalil Gibran ~

  • Bei uns ist Wahlkampf - überall hängen Plakate


    12.500 neue Pflege / Lehrer usw.


    haha, wo sollen die denn herkommen?


    Unsere Stadt vergütet nun die Erzieher-Ausbildung im unteren Bereich... aber bis das Früchte trägt.

    Viele der Auszubildenen nutzen die Ausbildung nur als Sprungbrett - dauerhaft in der Kita, OGS, Hort sieht sich da niemand und

    es werden auch immer mehr die Mitte 20 - ohne Kinder - nur noch TZ arbeiten wollen...

  • Mir ist gerade eingefallen, dass es in der Kita meiner Freundin tatsächlich Kinder gibt, die über 40 Stunden dort betreut werden. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Quasi ein "42-Stunden-Job" für die Kleinsten. Ich finde, da läuft etwas grundlegend falsch. Auch wenn diese Meinung heutzutage oft unpopulär ist.

    Klar läuft da was falsch. Aber wenn du dir an einigen Orten die Mietpreise und im Vergleich dazu die Netto-Löhne anschaust, weißt du ja auch sofort, wo das zumindest bei einigen her kommt. Und in der oberen Gehaltsklasse, die zumindest das existenzielle Problem nicht so krass haben, liegt’s dann im Zweifel zumindest noch am Eindruck, dass man das mit der Karriere vergessen kann, wenn man es wagt, Teilzeit arbeiten zu wollen.

    "Wenn wir einfach alles anzünden, sparen wir uns viele Zwischenschritte.“ Marina Weisband

  • Natürlich gibt es über 40 Stunden - gerade bei AE - 40 Stunden Job - 2,5 Stunden Pause vielleicht noch 5-10 Stunden Fahrtzeit?

    In der Regel kommen hier Eltern nur klar die zu zweit sind - einer bringt morgens zu 8 - der andere arbeitet seit 7 - die Damen oft "nur" 30 Stunden, bei 6 Stunden täglich braucht man keine Pause und die Mama holt dann um 14:30/15 Uhr das Kind ab...

    Es gibt aber auch viele die bringen um 7 (die Kita ist bei mir 20m vorm Fenster) und holen um 16:30/16:45... - das sind fast 10 Stunden täglich - 50 die Woche -

    wobei ich immer wieder feststelle das es Kinder gibt die auch Freitags 15-17 Uhr noch da sind - da sind wirklich 95 % schon abgeholt ... quasi Qualitätszeit im Kindergarten - die sich personaltechnisch nicht rechnet...