Ich finde das Wort Entschleunigung echt superwichtig.
Ich war sechs Wochen mit Biene zur Reha in Thüringen, weit ab von allem. Es gab einen Laden, eine Pommesbude und ein Bus, der wirklich sehr unregelmäßig in die nächsten Orte fuhr. Kein W- LAN, bzw. sehr dürftiges, kein Fernseher. Es gab allerdings zwei PCs mit Breitband und Ausdrucken konnte man dort auch gegen eine wirklich kleine Gebühr.
Erst war das komisch, aber nach ein paar Tagen wurde mir klar wie befreiend das für mich ist.
Auch dieses Nichtstun, kein Haushalt, kein Kochen. Keine äusseren Einflüsse ( hat jeder in meinem Umfeld gecheckt, das ich eh nix tun kann.)
Okay, mir hat die Landschaft auch wahnsinnig gut gefallen, auch wenn ich lieber auf der Fietze als zu Fuß unterwegs bin. Aber diese Hügel und alles so grün. Toll.
Für mich war es wirklich ein kleiner Wendepunkt. Auch im Hinblick auf meine Akzeptanz zu meiner Hörbehinderung. Diese völlig diffuse Wut deswegen auf mich selbst habe ich dort in den Griff bekommen.
Nicht falsch verstehen: Eine Kur oder eine Reha ist auch Arbeit und kein Urlaub. Ich bin mit einer sehr positiven Einstellung gefahren und klar gab es Momente, wo ich den Therapeuten am liebsten was an den Kopf geworfen hätte, aber ich wollte unbedingt, dass Beste rausholen.
Letztlich auch was, was ich mit meiner Biene besprochen habe: Es ging um mich und klar hätte ich immer einen Blick auf sie, aber ich kann nicht gesunden oder Kraft sammeln, wenn das Kind mir ständig Querschläger mitgibt. Ich hoffe, dass ist verständlich. Okay, ich hab aber auch ein Exemplar, die immer alles und jeden dufte findet.
Zu den anderen Mitpatient*innen:
Ich glaube, auch da hilft ein wenig die Einstellung. Die sind auch nicht ohne Grund dort und werden in Teilen ähnliche Probleme haben wie du.
Nein, man muss nicht mit jedem quatschen. Ich hab z.B. die gemieden, die im ewigen Jammertal steckten. Ich hatte keine Energie mir die Päckchen auch noch aufzuladen.
Trotzdem hatte ich ein paar mit denen ich mich richtig gut verstanden habe. Mit zwei bin ich heute noch im Kontakt.
Wertvolle Begegnungen für mich.
Was mir/ uns auch immer Spaß machte war das Rahmenprogramm. Da haben wir oft dran teilgenommen. Oder die Wochenendausflüge. Allerdings kannte ich vorher auch nix dort. Von der Drachenschlucht erzählt meine Biene heute noch ( sieben Jahre später) .
Das sie sechs Wochen weder PC oder Fernseher zur Verfügung hatte, dass hat sie gar nicht mehr auf dem Schirm
Nur so zur Aufmunterung oder kleiner Mutmacher.
P.S. Das ganze Entertainment, was ich mit hatte, haben wir kaum benutzt. Ausse Bücher und Backgammon.