Rauswurf - mach ich mich strafbar?

  • Liebe Dade,


    ich lese von Anfang an mit und so manche Textstelle hat mich zu Tränen gerührt.
    Ich kann dir leider nicht mit Erfahrungen helfen.


    Ich mag dir aber gerne von mir selber erzählen.


    Mit 17 bin ich damals ausgezogen. Ich wurde nicht raus geworfen, es war mein Wunsch.
    Ich hab das erste Jahr die Schule sausen lassen, hab gekifft und gesoffen. Party von Mo -So.
    Verhältnis zu meiner Mutter war mehr wie schlecht. Obwohl sie mir die Miete und den Lebensunterhalt gezahlt hat.
    Ich hab sie abgrundtief gehasst. Warum, tut jetzt nichts zur Sache.


    Unser Verhältnis wurde erst besser, als ich schwanger war.
    Gänzlich ausgesöhnt haben wir uns nach der Trennung vom KV.


    Heute haben wir ein relativ normales Verhältnis zueinander. Nicht immer ohne Probleme, aber durchaus okay.


    Ich glaube ganz fest daran das dein Sohn erst einmal abrutscht. Vielleicht auch in die falschen Kreise gerät.
    Irgendwann wird er das aber erkennen lernen.


    Signalisier du ihm, dass er immer zu dir kommen kann wenn er in Not ist.
    Aber bleib hart.
    Er muss nun selber lernen, seine Probleme zu lösen. Du kannst ihn anleiten..ihm anbieten zu Ämtergängen ect. mitzugehen. Aber für sich sorgen muss er nun alleine.


    Ich bin fest davon überzeugt, wer hasst, liebt auch !


    Du hast meine vollste Hochachtung !

  • Wenn meine ganze Familie mir sagt, dass sie mich nicht mehr haben möchte...



    von seiner Familie verstoßen worden zu sein,



    Dade, wenn Du magst, dann nimm Dir mal diese beiden zitierten Sätze von mir, und denk mal drüber nach, wie negativ die formuliert sind. Und wieviel realistischen Wahrheitsgehalt haben diese Sätze? Deine Sätze bzw. Gedanken sind viel zu endgültig, unabdingbar, unveränderlich.


    Vielleicht...versuchst Du mal die Worte "jetzt" oder "momentan", oder "eine Weile" einzubauen...?


    Und wenn Du an seine Bitte denkst, ihm eine letzte Chance zu geben, dann sage Dir "genau das tue ich hiermit mein Junge"



    Mein Sohn hat ja auch ADS, und auch für mich ist es sehr schwer einzuschätzen, wo fängt diese "Krankheit" an, und was ist einfach "Ungehorsam" (mir fällt gerade kein anderes Wort ein). Ich denke es ist eine große Mischung von beidem. Aber auch wenn unsere Jungs anders sind, dürfen wir nicht vergessen: Sie sind nicht dumm, und sie merken sehr wohl was sie mit ihrem Handeln auslösen. Auch wenn sie die Ursache nicht immer ganz nachvollziehen können, so sehen sie die Wirkung ihres Handelns. Und spätestens da sollte Einsicht oder Verständnis kommen.


    Ich denk an Dich, mich bewegt Deine Geschichte auch sehr...frag auch ich mich, wie es mit meinem Sohn später werden wird, da er schwierig ist. :troest


    Bettina

  • Und? Wie isses gelaufen?

    Ist Dade nicht immer nur von der Arbeit aus online und dadurch am Wochenende eher garnicht? :hae:
    Wollte nämlich auch schon nachfragen...


    Also Dade, wir denken auf jedenfall an dich! ;)

    If life fucks you, just lean back and enjoy! :brille

  • Hallo.


    Ja, es ist gelaufen.


    Ich möchte/kann im Moment nichts sagen/schreiben. Mir fehlen einfach die Worte.


    Aber ich bin mir sicher, der Tag kommt, wo ich wieder Gedanken fassen und in Worte formulieren kann.


    Ich danke Euch für Eure Unterstützung.

    Finde Dein Licht und finde Deine Schatten. Erst dann wirst Du zu Deiner Mitte finden.

  • Liebe Dade,


    hab Dank für deine Rückmeldung.


    Ihr müsst euch jetzt alle an die neue Situation gewöhnen. Es ist ja nicht möglich, sofort entspannt zu leben und umzudenken. Das braucht Zeit.
    Genauso musst du gerade lernen, die jetzige Situation und euer Handeln als Chance für euch alle zu begreifen - gerade eben auch für deinen Sohn.
    Gib dir und euch Zeit.


    Ich wünsch dir was!

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • Ich möchte doch noch etwas hinzufügen, weil mir grade wieder so eine gute Seele eine PN geschickt hat. :blume


    Ich bedanke mich natürlich auch für alle PN´s.


    Danke.

    Finde Dein Licht und finde Deine Schatten. Erst dann wirst Du zu Deiner Mitte finden.

  • Ja. Er ist im Moment in einer heilpädagogischen Jugendwohngruppe im Landkreis untergebracht und es wird auf betreutes Einzelwohnen abgezielt. Eine geeignete Wohnung scheint schon zur Verfügung zu stehen oder demnächst frei zu werden.


    Gestern hatten wir ersten Kontakt. Es wurde vereinbart, dass wir als Eltern trotzdem all so Sachen übernehmen, wie Arztgänge, Ausbildungssuche, ect. (Das ist normal, oder?) Wir waren zusammen beim Arzt wegen der Jugendarbeitsschutzuntersuchung und wir haben darüber gesprochen, was er noch alles regeln muss, bevor der Ausbildungsvertrag zurückgeschickt werden kann (Mitgliedsbescheinigung einer Krankenkasse, Sozialversicherungsausweis ect.)


    Er hat mir von den Qualiprüfungen erzählt und lt. Lehreraussage schaut es wohl gut aus. Projektprüfung mindestens eine Zwei, Englisch wie es scheint eine Eins, sehr gutes Gefühl in AWT, er denkt, dass er im Schnitt auf eine Zwei kommt. (und ist mächtig stolz)


    Gestern hab ich auch mein Muttertagsgeschenk bekommen. Da stand mein Junge, verlegen mit roter Nasenspitze, zur Abwechslung mal ordentlich gekämmt und drückte mit eine Schachtel Pralinen in die Hand, "weils die ersten doch abgeregnet hat" (weil er noch eine "Halbe" mit einem Freund getrunken hatte und die Pralinen im Regen liegen ließ.


    Er hat mir auch erzählt, er fühlt sich nicht so richtig wohl im "Heim". (Klar...) Er sieht es als eine Strafe an, für sein vergangenes Verhalten, so wie Knast. Er kann sich noch nicht vorstellen, alleine zu wohnen und er hat mich gefragt, ob ich versuchen kann, dass die Wohnung wenigstens nicht zu weit von daheim weg ist.


    Man merkt eben, dass er noch irgendwie ein Kind ist. Er hat schon Schiss, so ganz alleine. Da ist die dicke Hose und die dicke Lippe schon nicht mehr ganz so dick. Er hat viel nach dem Rest der Familie gefragt und ich habe vorgeschlagen, wir können ja "mal" einen gemeinsamen Ausflug machen.


    Allerdings fühle ich mich grausam, wenn ich ihn nach einem schönen Tag wieder dort abliefern muss. Aber das gehört wohl zu unser beider Therapie...


    Ach ja, nächste Woche beginnt eine Gesprächstherapie für die gesamte Familie und eine Verhaltenstherapie speziell für Sohn und mich. Auch mit jeweils Einzelstunden. Außerdem wurde er zur Mitarbeit im Kreisjugendring "eingeteilt". Er betreut eine Gruppe 7-10jähriger in einem Zeltlager in den Ferien.


    Ich glaub, das wird doch noch was... :Hm

    Finde Dein Licht und finde Deine Schatten. Erst dann wirst Du zu Deiner Mitte finden.

  • Hi,


    klingt besser, wie ich vermutet hätte :-)
    Toll !

    Gruß
    babbedeckel

    Die Männer, die mit den Frauen am besten auskommen, sind dieselben,
    die wissen, wie man ohne sie auskommt. (Charles Baudelaire)


    Jedes Kind bringt die Botschaft,
    dass Gott die Lust am Menschen noch nicht verloren hat.

  • Habe deine Beiträge die ganze Zeit verfolgt und wünsche dem Jungen, dass er jetzt wirklich aufgewacht ist - lass das mit dem Familienausflug, dafür ist es noch zu früh, weil es ihn garantiert sehr schmerzen wird, wenn eure Wege sich danach wieder trennen. Meine Tochter ist seit Ende Oktober nicht mehr bei mir. Sie war da 15 und ist inzwischen 16 J. - ihr geht es nach diesen Monaten immer noch so, ist sie hier bei mir, wir erledigen Dinge - ist sie danach oft ultra traurig. Sie sagt es mir, aber auch die Oberzicke kommt dann wieder durch. Sind wir nur einige Stunden zusammen und die Zickerei geht los, ist sie auch sehr schnell vorbei, oft kommt von ihr dann sogar ein "lass uns nicht streiten - sie möchte dann einfach auch eine schöne Zeit mit mir zusammen haben.


    Ich wünsche euch viel Glück, für dich und deine Familie viel Kraft -denn auch dein Sohn wird immer wieder Tiefpunkte haben und du - nur du - bist dann daran Schuld - zieh dir diesen Schuh dann bloss nicht an!

  • Hui....bin nicht so die Heulsuse, hatte aber eben Tränchen im Auge. Das klingt positiv und freut mich.




    Hab deine Geschichte mitverfolgt und dachte immer beim Lesen: Das ist kein schlechter Kerl, der hat nen guten Kern.



    Alles Liebe für Euch.