Was ist eigentlich das Schmerzende beim AE sein?

  • Ich habe mir heute überlegt, was genau eigentlich so hart oder schwierig beim alleinerziehend ist. Ich liebe mein Kind, hab ein Dach über den Kopf,...


    ist es der nichtverdaute Schmerz, dass man keine Bilderbuchfamilie mehr ist?


    ist es die ungeplante Übernahme aller Rollen für das Kind (Versorgen, Erzieher,...)?


    ist es die viele Arbeit und Mangel and Zeit für einen selber?


    Ich merke einfach, dass ich seit ich alleinerziehend bin diese immer und immer wieder kehrenden intensiven Down-Phasen habe. Schrecklich. Hört das je auf? Wann oder wie hört das je auf?



    was ist Eure Meinung zu dem Ganzen?

    Wer hoch steigt, schlägt nirgends zweimal ein.


    Eigenlob heilt alle Wunden!


    Irren ist der erste Weg zur Besserung.


    Was man nicht im Kopf hat, das muss man auch auslöffeln.

  • Also noch bin ich ja nicht alleinerziehend, da mein Mann grad noch bei uns wohnt. Aber es dauert nicht mehr lang und dann ist er weg und es sind schon gewisse Ängste da:


    - Bis jetzt hat man sich die Rollen geteilt, er hat ALLES mitgemacht - dann werd ich ALLES allein machen
    - Die Zwillinge sind grad krank, die Nächte somit katastrophal...wie schaff ich das allein und in welchem Zustand werd ich am nächsten Tag auf Arbeit erscheinen???
    - Ich bin total auf ihn angewiesen, da ich hier absolut keine Familie habe und es mit ihm einfach klappen muss (beide Schicht- und Wochenenddienst)
    - Was bleibt mir an Zeit??? Wahrscheinlich NIX
    - Und wie geht man mit dieser endlosen Einsamkeit um? - das ist fast meine größte Angst...


    Ach je, mich plagen jetzt schon viele Ängste und wenn ich hier immer wieder lese, dass auch nach einer gewissen Routine immer wieder Einbrüche kommen werden, dann wird mir ganz anders...

    Ich habe mich entschieden und sage: VIELLEICHT :D:pfeif

  • Meine Meinung ist, dass man aber auch einiges dagegen tun kann, dass man immer wieder so absinkt. Stichwort Babysitter für eigene freie Zeit, unter Menschen gehen, Kontakte knüpfen, langfristig nicht aufgeben, sondern, nun ja, kämpfen...


    Aber zugegeben, zufliegen tut mir auch nichts. Ich bin seit fast 6 Jahren AE und hatte auch schlimme Phasen dabei. Aber wenn ich mein Leben gut organisiert bekomme, keine Energieräuber in meiner Nähe habe (falschen Partner, falsche Freunde), sondern auf meine Bedürfnisse und die der Kinder höre, dann läuft es eigentlich ganz rund.


    Ich glaube, den Fehler, den wir als AE oft machen, ist zu denken, wir hätten versagt und bei allen "kompletten Familien" wäre immer alles gut. Bei niemandem ist alles immer prima, das gibt es gar nicht. Also, A**** hoch und etwas wagen! Und auch stolz auf das sein, was wir schaffen, uns nicht klein machen.


    Ich denke, wir haben auch anderen viel zu geben, ist alles eine Frage des Selbstbewußtseins, und an dem kann man arbeiten. ;) Und wenn Du nach außen hin Zufriedenheit ausstrahlst, dann wirst Du auch von denen beneidet, die ein scheinbar perfektes :rolleyes: Leben haben, Du wirst sehen... :sonne

  • Hmm, also schmerzhaft ist das Leben als alleinerziehende für mich nicht und nie gewesen.
    Ich hatte auch das Gefühl von Eisamkeit nicht, klar hatte ich mal Tiefs, aber die sind nicht darauf zurückzuführen das ich meine Kinder alleine erziehe.
    Auch habe ich mich nie von einem anderen Menschen abhängig gemacht und das war glaube ich mein großer Vorteil.


    Zeit für mich die nehm ich mir und schaffe ich auch, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Meine Kinder haben auch Freizeit also, habe auch ich Freizeit.
    Meine Eltern habe ich hier nicht, die mich unterstützen könnten, Freunde, ja, mit denen ich mal weg geh. Und Freunde von den Kindern bei denen sie übernachten.


    Wir haben auch öfter Übernachtungsgäste. Und es klappt immer gut.
    Arbeiten geht im Rahmen der Bertreuung, wäre auch mit Partner nicht anderes.
    Was mir manchmal fehlt ist jemand zum auskotzen.

  • Ich glaube, den Fehler, den wir als AE oft machen, ist zu denken, wir hätten versagt und bei allen "kompletten Familien" wäre immer alles gut.


    Genau diese Gedanken waren es, die mir die letzten Jahre so schwer gemacht hat. ich habe immer gedacht, mein "Versagen" bei den Kids gutmachen zu müssen. Nur auf die Kids geschaut, mich nicht wahrgenommen.


    Seit ich es erkannt habe, das es nicht so ist und auch Schritt für Schritt in meinem Tun und Handeln umsetze, ich jetzt auch mal an mich denke und nicht nur an die "armen Kids" - geht es deutlich aufwärts.
    Ich sehe viele Dinge gelassener und nicht mehr nur Probleme.

  • schmerzhaft fand ich das AE dasein jetzt nicht gerade.... mühseelig manchmal, aber nicht schmerzhaft.
    Ich hab zwar seit gut 2 jahren wieder einen Partner an meiner Seite bin ja aber trotzdem irgendwie noch alleinerziehend.... so wie es bei 90 Prozent aller Mütter ist, da die Partner sehr viel arbeiten und somit viele kleine Alltagssorgen an einem hängen bleiben.
    Ich denke auch das es am wichtigsten ist sich auch mal Zeit für sich zu nehmen und gerade an den Umganswe mal raus zu gehen, oder sollte es keine Umgangswe geben dann eben mal sehen ob die Kids bei Oma oder Freunden schlafen können....
    und ganz ehrlich wenn mich mal ein tief überkommen hat, hab ich einen "Kinoabend" mit den jungs eingelegt- Popcorn und dvd und kuscheln auf der couch :drink
    und ich muss sagen das ich ein paar echt gute Freunde habe die sich dann auch mal abends mit dazu gesellt haben und denen es egal war das ich eben nicht ständig mit auf tour konnte :klimper das hat mir auch schon auch viel geholfen!
    Das wichtigste ist einfach auch auf sich zu schauen und sich imer wieder zu sagen das man nicht versagt hat sondern es einfach nicht funktioniert hat. Und sich selbst immer wieder kleine freuden bereiten... mach ich heut noch- nimm mir einfach mal Blumen mit z.B.

  • Als "schmerzhaft" finde ich das Allein-Erziehenden-Dasein auch nicht. Eher anstrengend, manchmal.


    Als schmerzhaft empfinde ich nur den Grund, wie es dazu gekommen ist. Darüber nachzudenken bereitet mir manchmal psychische Schmerzen.

  • Hallo,


    bei mir ist es immer noch das Gefühl keine "richtige" Familie mehr zu sein. Ich habe eigentlich im letzten Jahr viel geleistet und habe mich nicht unterkriegen lassen. Hab jetzt eine Vollzeitstelle und es läuft eigentlich ganz gut. Aber es kommen immer wieder Phasen, in denen es mir schlecht geht. Dann habe ich Zukunftsängste und die Probleme der Kinder wachsen mir über den Kopf . Das Gefühl für alles verantwortlich zu sein ist dann sehr belastend. Ich bin für meine Kinder immer der Buhmann und mein Ex ist der coole Freizeitpapa, der sich nur mit den schönen Dingen beschäftigt. Der lästige Alltagskram bleibt an mir hängen.


    Ich stelle aber auch in meinem Umfeld immer mehr fest, dass die "richtigen" Familien auch nicht besser funktionieren, im Gegenteil.


    Ob diese immer wiederkehrenden Down-Phasen irgendwann aufhören, kann ich dir auch nicht sagen. Ich habe bei mir gemerkt, das die Abstände immer größer werden und ich gewisse Dinge besser wegstecken kann.


    Kopf hoch.


    lumabe

  • Als Alleinerziehende fehlt ein stück und zwar der Vater, auch wenn ich seid 1,5 Jahren wieder in einer Beziehung bin eigentlich hat sich nichts geändert, ich kämpfe monat um monat ums überleben, um zeit für mich.
    Mich belastet es oft sehr allein mit Kind zu sein besonders wenn ich andere Familien sehe, Freunde bei denen es funktioniert wo die kleinen Mama und Papa haben dürfen.


    Ich habe kein schlechtes gewissen weil ich mich getrennt habe das war die richtige entscheidung in unserem fall, aber es macht mich einfach traurig das ich mich so blenden gelassen habe und meinem Kind somit keine normale familie mit Mama und Papa geben konnte.
    Mein Partner redet immer mal wieder davon zusammen zu ziehen aber ich kann diesen schritt im moment noch nicht gehen.
    Ich möchte einfach auf eigenen Beinen stehn, möchte mich nicht mehr auf andere verlassen müssen, habe natürlich auch angst wieder enttäucht zu werden.
    Er bemüht sich sehr um den kleinen, auch was die Erziehung angeht womit er es mir nicht leichter macht da wir da oft verschiedene meinungen haben.
    Ich denke dann ganz oft wenn er der Papa wäre würde er ganz anders denken.

    Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
    Achte auf Deine Worte, denn sie werden Taten.
    Achte auf Deine Taten, denn sie werden Gewohnheiten.
    Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
    Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.

  • Also ich hab meine Tiefs, wenn ich merke, dass ich mit all der Verantwortung alleine bin.
    In Momenten, wenn ich von der Tagesmutter den Anruf bekomme, dass Sohnemann krank ist und die Arbeit verlassen muss, kriege ich absolut die Krise.
    Da geht das Kopfkino voll los, mit "warum sind meine Eltern tot", "warum kann der Vater nicht einspringen", "wie oft kann das noch gutgehen, bis ich meinen Job verliere" usw usw
    Und einfach Rotz udn Wasser ist auch nicht, weil schnell schnell zur Tagesmutter, mit Kind zum Arzt und dann Arbeit abklären...


    In diesen Momenten zerlegt es mich regelmässig innerlich und ich wünsch mir einfach nur, dass irgendjemand da wäre, der mal kurz das Ruder übernimmt...


    Inzwischen hab ich zumindest gelernt, dass es wieder vorbei geht, dieses "alles bricht zusammen"-Gefühl...

    "Je schlimmer seine Lage ist, desto besser zeigt sich der gute Mensch" Bertolt Brecht

  • Hallo!


    So im Großen und Ganzen mag ich mein AE-Dasein sehr gerne. Wenn ich mich umschaue und umhöre, wie es in manchen Ehen/Lebensgemeinschaften abläuft, habe ich es oftmals einfacher.
    Ich bin absolut autonom in der Tages- /Lebensgestaltung, Entscheidungen muss ich nicht durch diskutieren. Ich komme garnicht auf die Idee, zu hoffen, dass mich der andere Elternteil unterstützt und erlebe in der Hinsicht keine Enttäuschung...usw usf.
    Die andere Seite der Medaillle: Ich muss alles alleine entscheiden und die Konsequenzen tragen. Ich habe keinen der mich mal berichtigt oder mein Tun spiegelt. Klar, das passiert durch die Leute um uns herum, aber bei weiten nicht in dem Maße, wie es in einer funktionierenden Elternschaft ist.


    Gestern hat sich eine Situation wiederholt, die mich doch annagt und das sind DIE Momente, da tut es weh.
    Ich habe eine alte Freundin, die bis zu meinem Umzug in meiner Nähe gewohnt hat. Wir haben uns vor fast 2Jahren wieder getroffen, gefreut uns wiederzusehen - zumindest hat sie so getan...
    Wenn wir uns heute treffen, ignoriert sie mich. In Geschäften schaut sie angestrengt in andere Richtungen... :kopf
    Da fühle ich mich degradiert und finde so ein Verhalten gemein...ja fast rückgradlos!
    Ich vermute mal, ich störe ihre schöne perfekte Welt...Im Prinzip sollte es mir Pupe sein...ist es aber nicht.


    lg,
    cola

    Glaube an Wunder, Liebe und Glück.
    Schaue nach vorne und niemals zurück.
    Tu, was Du willst und stehe dazu.
    Denn dieses Leben lebst nur Du!


    Lebe lieber ungewöhnlich

  • So im Großen und Ganzen mag ich mein AE-Dasein sehr gerne. Wenn ich mich umschaue und umhöre, wie es in manchen Ehen/Lebensgemeinschaften abläuft, habe ich es oftmals einfacher.
    Ich bin absolut autonom in der Tages- /Lebensgestaltung, Entscheidungen muss ich nicht durch diskutieren. Ich komme garnicht auf die Idee, zu hoffen, dass mich der andere Elternteil unterstützt und erlebe in der Hinsicht keine Enttäuschung...usw usf


    So siehts bei mir auch aus.

  • Schmerzen würde ich bei mir nicht sagen. Eher Sehnsüchte und Träume? Der Traum ist noch nicht in Erfüllung gegangen. Wird aber bestimmt noch. Eine Familie, Kinder, Frau, Hobbys, Diskusionen, Streit, Liebe, Zärtlichkeiten... das volle Programm, das wünsche ich mir. Ich könnte mir sogar vorstellen als Vater die ersten 2 Jahre mit den Kids zu Hause zu bleiben. Erfahrung mit Haushalt und Kind hab ich ja nun ausreichend. Oder ich suche mir wieder einen 40h Job?
    Später ein Häuschen, ich hätte gerne wieder ein Motorrad, zum cruisen, nicht zum rasen.
    Ein großer Traum ist zB : mit der Transibirischen Eisenbahn quer durch Rußland zu fahren.


    Na zum Glück bin ich noch jung. :D


    Mich stört das man als ae schwer einen Job findet, der mit kindererziehung vereinbar ist.


    LG :strahlen

    Im Trennungskonflikt der Eltern gibt es nie Gewinner, aber immer Verlierer, nämlich die Kinder.



    Lache und die Welt lacht mit dir. Schnarche und du schläfst alleine. (Dr. E. von Hirschhausen)

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  • Mich stört das man als ae schwer einen Job findet, der mit kindererziehung vereinbar ist.


    Dito, mich auch!
    Die Arbeitgeber könnten mal umdenken und die Strukturen durchdacht werden. Es gibt so viele tolle Modelle und Möglichkeiten, Kinder und Arbeiten entspannt zu handhaben...

    Glaube an Wunder, Liebe und Glück.
    Schaue nach vorne und niemals zurück.
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    Denn dieses Leben lebst nur Du!


    Lebe lieber ungewöhnlich

  • Als ich nach so langen Jahren Ehe plötzlich allein für alle drei Kinder zuständig war, war es schon schwer, ob schmerzhaft - kann ich nicht sagen....
    Ich dachte erst irgendwie, das schaffst du nicht!
    Dazu muß man wissen, mein EX WAR ein Bilderbuchvater, der hat die Mittlere selbst noch mit 15, 16 Jahren gerne mal zur Schule gefahren, einfach so aus Spaß. Dementsprechend waren die Kids verwöhnt. Die Große, durch ihre Behinderung nicht alles verstehend, hat sich vorgestellt: heute geht Mama mit mir Schuhe kaufen und mit ihm im Hintergrund ging das auch meistens....
    Und dann nicht mehr.


    Es fehlt einfach oft die zweite Person, die bei Terminen unterstützt, ein zweiter, der seine Meinung zu einem Thema sagt (z.B. als es um die richtige Schule für die Mittlere ging, oder ob man eine weitere Untersuchung braucht).


    Jetzt nach einigen Jahren hab ich festgestellt, dass das alles auch allein geht, wenn auch schwerer, aber das lag vor allem daran, dass der KV über Alltägliches und bei Entscheidungen nicht mit mir spricht (eher immer erst hinterher).


    Schmerzhaft empfinde ich höchstens, dass den Kids irgendwie oft der Vater fehlt, aber das ist, wie ich hier sehe, eher die Ausnahme.... dass sich jemand so hartnäckig ausklinkt.


    Danke übrigens dafür, dass ich so sehen kann, dass es Scheidungspapas gibt, die sich trotzdem intensiv kümmern! :D