Erzieherin gestorben-Kind kennt die kaum-riesen Sache in der Kita

  • Ich weiß nicht, wie ich es schreiben soll, ohne die falschen Worte zu verwenden. Am Samstag ist eine Erzieherin in der Kita meiner Jungs gestorben. Sie ist schon seit 2 Jahren nicht mehr da, weil sie krank war. Nun hat die Krankheit zum Tod geführt. So wirklich über ihr gesprochen wurde auch kaum. Wenn mal jemand nachfragte kam ein "es geht ihr nicht so gut", aber mehr auch nicht. Und nachgefragt wurde nur selten (vielleicht einmal im Monat). Von mir sowieso nicht, da ich keinen wirklichen Kontakt zu ihr hatte.


    Sie war damals, als mein Großer im August 09 kam in der anderen Kindergartengruppe tätig. Gruppenübergreifendes und mein Sohn traf auf sie, sonst nicht. Es war also eher selten der Fall und er hatte keinen wirklichen Bezug zu ihr. Sie war auch desöfteren krank und daher nicht da und ab August 10 dann gar nicht mehr. Sie wollte immer wieder kommen, so die Leitung, aber es war ihr gesundheitlich nicht möglich und letztendlich wurde auch schon mal von der Leitung gesagt, dass sie vermutlich gar nicht wieder kommen wird, sondern in Frührente gehen wird.


    Heute dann wurde es den Kindern gesagt. Meine Kinder waren nie bei ihr in der Gruppe. Trotzallem haben die Erzieher heute den Kindern gesagt, dass sie schwer krank sei und mit erst 56 Jahren sterben musste. Die Älteren haben dann wohl gefragt, was sterben ist und die Erzieher haben es damit erklärt, dass das heißt, dass die Person für immer geht und nie wieder kommt. Alles meiner Ansicht nach noch gut erklärt, auch sinnvoll.


    Aber, es wurde auch gesagt, was die Erzieherin hatte, wie sehr es ihr weh tat, dass sie Schmerzen hatte. Und dann wurde auch noch genauer auf das Thema Tot eingegangen und gesagt, dass jeder sterben kann, auch Kinder. Und dann hat wohl ein Kind gefragt, so erzählte es mir mein Großer heute Abend, ob auch Mamas sterben können und die Erzieherin hat "ja" gesagt. Ich meine lügen kann sie schlecht. Und als das Kind dann fragte, wo die Kinder dann bleiben kam "beim Vater". Das Kind hat einen Vater, denn die Fragen endeten da.


    Mein Großer hat heute Abend wach gelegen, bitterlich geweint und gesagt, dass er nicht schlafen will, weil er Angst hat, dass ich sterbe, da sie im Kindergarten erfahren haben, dass die Erzieherin einfach aus dem Schlaf nicht wieder aufgewacht ist. Er hat Angst, dass ich einschlafe und nicht wieder aufwache. Als ich ihm dann erklärte, dass ich gesund bin und nicht krank, sagte er, "trotzdem kann es passieren, hat S. (Erzieherin) gesagt". Ich habe Stunden gebraucht um ihn soweit zu beruhigen, dass er in meinem Arm einschlief und ihn dann ins Bett legen zu können. Auch der Kleine war so anhänglich und hatte diese Ängste, allerdings nicht so extrem wie der Große. Und der Große sagte auch immer wieder, dass er nicht will, dass ich Schmerzen habe. Ich hab eine Verletzung am Knie und da kriegt er natürlich auch mal mit, dass es weh tut. Aber ich habe es immer noch so zurück halten können, dass es nicht Angsteinwirkend war und er hat es auch nie erwähnt, bis jetzt.


    Ich gehe darauf ein, aber ich bin auch der Meinung, dass es nicht überbewertet werden sollte. Es ist traurig und ich kann verstehen, dass es für die Erzieher sehr schwer ist jetzt ihren Alltag fortlaufen zu lassen. Ich bin auch bereit dafür am Donnerstag meine Jungs um 11:30 Uhr abzuholen, damit alle Erzieher zur Beerdigung gehen können.Trotzallem finde ich, dass darauf geachtet werden muss, wie den Kindern ertwas vermittelt wird.


    Was sollte ich an meiner Stelle machen? Erzieherin S. ansprechen und sagen, dass es meine Kinder sehr mit nimmt und sie es nicht mehr so extrem behanden soll? (Also den Tod)


    Zumal meine beiden nicht wirklich Kontakt zu ihr hatten. Der Kleine gar nicht; der Große nur bedingt. Der Große kennt sie auch gar nicht mehr. Er sagt, er weiß nicht, wer das ist.

    Ani mit Großer (08/2007) und Kleiner (01/2009)

  • Was sollte ich an meiner Stelle machen?


    Du kannst der Erzieherin vom Feedback deiner Kinder berichten, damit sie darauf eingehen kann. Genrell solltest du dir aber keine Hoffnung machen, dass das Thema nun nicht mehr thematisiert wird, sondern vielleicht versuchen die Auseinandersetzung mit dem Thema an sich, nicht so negativ bewerten. Ich finde es sogar gar nicht schlecht, dass eine Außeinandersetzung mit dem Thema dann stattfindet, wenn man nicht noch gleichzeitig den Verlust eines geliebten Menschen zu verdauen hat. Und vielleicht nimmst du das ganz mal als Einstieg, dich mit dem Thema zu beschäftigen, was passiert, wenn du stirbst. Denn darauf kann die Erzieherin deinen Kindern keine Antwort geben, du solltest das aber schon können.

    LG Campusmami



    Sonne muss von Innen scheinen :sonne


    Das Leben findet draußen statt :rainbow: .

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  • Was sollte ich an meiner Stelle machen? Erzieherin S. ansprechen und sagen, dass es meine Kinder sehr mit nimmt und sie es nicht mehr so extrem behanden soll? (Also den Tod)


    Auf jeden Fall solltest du die Erzieherin ansprechen, dass es dein Kind völlig aus der Bahn geworfen hat und es ihm sehr große Angst gemacht hat.


    Ich würde ihr sagen, dass die Art und Weise für die Kinder vlt. tlw. unglücklich war. Du solltest dir überlegen, welche konstruktiven Vorschläge du machen könntest. Es gibt ja ein HAufen guter Kinderbücher zu dem Thema (Der Besuch vom kleinen Tod; Opa, ich kann Hummeln zähmen, usw.)..

    Wir Frauen sind Engel...


    ...Und wenn man uns die Flügel bricht, fliegen wir eben weiter...
    ...auf einem Besen!!! Wir sind ja schließlich flexibel...

  • Ich würde gar nichts sagen. Die Erzieherin hat eine liebe Kollegin verloren und hat sicher hochemotional gesprochen. Ihr das nun vorzuwerfen (und sie drauf ansprechen kommt sicherlich wie ein Vorwurf), halte ich für falsch.
    Du hast dein Kind aufgefangen und es wird sicherlich ein Thema sein, was euch noch länger beschäftigt. Dein Kind hat Klärungsbedarf was passiert wenn...und die Antwort darauf hast nur du.

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • Trotzallem finde ich, dass darauf geachtet werden muss, wie den Kindern ertwas vermittelt wird.


    Genau das ist der Punkt. Ich finde es sehr wichtig mit Kindern das Thema Tod zu bearbeiten, aber nicht auf so eine Art und Weise.


    Ich kann die Situation der Erzieherinnen abersolut verstehen, ich weiß wie hart es ist, eine liebe Kollegin zu verlieren,- aber, auch wenn das jetzt herzlos klingt, ich halte die Art wie es an die Kinder herangetragen wurde für für nicht kindgerecht.


    Da die Frau so oder so nicht mehr dort arbeitet, hätte man meiner Meinung nach ein paar Tage warten sollen, bis der erste Schock verdaut ist, um dann in Ruhe mit den Kindern zu sprechen.

  • Du hast es richtig gesagt: es war eine Schocksituation.


    Hoffen wir mal, dass du in Schocksituationen immer Herr deiner Sinne bist und kindgerecht agierst.

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  • Was soll das jetzt?


    Und ja, was das Thema Tod angeht bin ich immer kindgerecht.


    Mein Vater ist vor einigen Jahren nach endlosem Leiden an Krebs gestorben und die Kinder standen ihm sehr nahe. Da musste ich auch erklären warum Opa nicht mehr da ist. Als ich merkte das ich das nicht kann, habe ich sie für ein paar Tage zu ihrem Vater gegeben, um nicht Gefahr zu laufen ihnen Dinge zu erzählen, die ich hinterher bitter bereue.


    Es gibt einige wenige Situationen im Leben, wo ich von mir selbst verlange, kindgerecht zu sein, um jeden Preis. Für mich persönlich ist es besser dann zu schweigen und es erst mit mir selbst auszumachen, bevor ich mit den Kindern rede.


    Und wie ich bereits sagte, ich kann ihre Situation absolut verstehen. Ich weiß wie das ist, ich habe in meinem Leben schon mehr Menschen verloren als mir lieb ist.

  • Ich würde gar nichts sagen. Die Erzieherin hat eine liebe Kollegin verloren und hat sicher hochemotional gesprochen. Ihr das nun vorzuwerfen (und sie drauf ansprechen kommt sicherlich wie ein Vorwurf), halte ich für falsch.
    Du hast dein Kind aufgefangen und es wird sicherlich ein Thema sein, was euch noch länger beschäftigt. Dein Kind hat Klärungsbedarf was passiert wenn...und die Antwort darauf hast nur du.


    Sehe ich genauso und der Tod gehört nun mal zum Leben dazu, auch das müssen Kinder lernen.


  • Nimm mir's nicht übel, aber es kotzt mich an, dass immer und immer wieder Erzieherinnen, LehrerInnen und andere Pädagogen wegen jedem Fehler angemacht werden, nur weil Eltern immer glauben, nur sie wüssten, wie man richtig mit ihrem Kind umgeht.


    Du reagierst anders als die Erzieherin, sie ist nicht du. Sie dafür noch anzumachen, finde ich in der Situation pietätlos.

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  • ich kann ihre Situation absolut verstehen. Ich weiß wie das ist, ich habe in meinem Leben schon mehr Menschen verloren als mir lieb ist.

    Viele (hier) können das sicherlich gut verstehen, aus eigener Erfahrung. Manche werden dadurch "hart", andere trifft jeder neue Tod wieder und wieder gleich. Nun wissen wir nicht, wie die Erzieherinnen so damit umgehen (privat). Natürlich müssen sie "eigentlich" pädagogisch reagieren, sind aber auch ganz normale Menschen, die offensichtlich so eine Situation noch nicht so oft hatten und nun - meiner Meinung nach vom lesen - nicht recht damit umzugehen wußten.
    Deshalb würde ich vielleicht ein paar Tage / Wochen abwarten, um dann nochmal mit einer Erzieherin das Thema zur Sprache zu bringen und Deine Beobachtungen an den Kindern mitteilen und vielleicht nehmen sie es zum Anlaß, darüber im Kollektiv ( wenn ich das so ausdrücken darf ?( ;) ) zu beraten. Vielleicht kann man auch ein Thema draus machen (in einem christl. Kiga bspw. einen Pfarrer einladen o. ä.).


    Ich selbst war auch schon hilflos vor meinen Kindern (wg. Tod). Heute schlage ich mir an den Kopf :batsch und denke, wie hast du denn damals so reagiert, hättest doch wissen müssen, wie das auf Kind(er) wirkt, aber in der Situation ...


    In diesem Fall hier würde ich nun, da es "ist, wie es ist", mit den Kindern weiterhin reden, erklären, vielleicht ein Buch zur Hand nehmen, gerade wegen dem Knie sagen, es gibt Dinge, daran stirbt man wahrscheinlich eher als an Knie-Problemen (ja, ich weiß leider zu genau, auch an harmlosen Knieverletzungen kann man sterben, wenn nicht richtig behandelt! - aber zu viel erklärt ist auch nicht immer gut) ... Kurz, voll und ganz selbst reagieren - wie Du es ja schon getan hast.


    Ich persönlich finde, das Thema Tod nicht "so extrem behandeln" zu sollen ... hm ... :Hm - das Thema Tod ist extrem ...
    Und ob jedes Kind die Erzieherin kennt / kannte, stellt sich mir nicht zur Debatte, weil man auch Mitgefühl lernen kann und sollte, wenn man den Verstorbenen nicht persönlich kannte.

    ... Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken.
    (Mahatma Gandhi)


    Es sind nicht die großen Katastrophen, die uns fertigmachen ... Das Herz bricht still zwischendurch an einem schönen klaren Tag.

  • Der Freund meiner Kleinen ist ja vor Kurzem für die Kids völlig unerwartet an Krebs gestorben.
    Die Erzieherinnen habene serst mal nicht "rausposaunt", sondern sich beraten, wie sie es den Kindern in der Gruppe beibringen.
    Dann haben sie anhand von kindgerechten Bildern darüber gesprochen, dem Jungen einen "Altar" aufgebaut, wo das Bild von ihm, das wie von jedem anderen an der Gruppenwand im Geburtstagskalende rhing, hingestellt, den kleinen Tisch schön geschmückt und gemeinsam mit den Kindern Bilder und Briefe gemalt.


    Das Tischlein steht noch heute da, so dass die Kinder immer wieder hingehen und sich damit befassen können.


    Meine Tochter hat es mir am Tag danach erzählt, und zwar aus heitrem Himmel bei einer Autofahrt: "Du, Mama, der xxx ist gestorben."
    Ich war wohl geschockter als sie, weil ich eben nicht diese Vorbereitung hatte.
    Wir haben sehr viel gesprochen, ich habe ihr versucht kindgerecht zu erklären, was mit ihm passiert ist - war sehr krank - musste sterben (schlafen find ich da kein gutes Wort, dann kommt nämlich die Angst vorm Schlaf!) - jetzt geht es ihm gut, er ist als Engel im Himmel und schaut zu uns - und manchmal kommt er auch runter und ist ganz nah bei Dir.


    Das ging eine Woche so. Noch heute sagt sie plötzlich: Oh, ich habe gerade den xxx gesehen. Oder nachts zeigt sie zu den Sternen und sagt: Der xxx leuchtet für uns!


    Sie hat nicht geweint und war nicht geschockt, und als eine Woche später meine Tante an Krebs starb, war es für sie selbstverständlich, dass Tante yyy jetzt bei xxx ist.


    Langer Rede, kurzer Sinn: Ich bin keine Erzieherin, sondern Mutter und Betroffene und finde trotzdem, dass man - gerade wenn man die Verantwortung für Kinder hat - anders mit dem Thema umgehen kann.

  • oh mann, das ist keine schöne situation. die kollegen sind bestimmt sehr geschockt, ich stelle mir das wirklich schrecklich vor, wenn eine -vielleicht langjährige- kollegin verstirbt, ich könnte wahrscheinlich auch nicht einfach zum tagesgeschehen über gehen. das ist ganz klar eine ausnahmesituation.
    es tut mir sehr leid, dass das folgende gespräch dein kind so sehr mitgenommen hat. vielleicht könntest du vorsichtig ansprechen, dass dein sohn sehr fertig danach war. was schwierig ist, ist einzuschätzen, ob das gespräch wirklich von von anfang an nicht kindgerecht war. dein sohn kann dir natürlich nicht satzgetreu wiedergeben, wer, was, wann zuerst gefragt od. gesagt hat. das würde ich auf jeden fall bedenken, wenn ich die erzieherin anspreche. ich kenne es von meinem eigenen sohn, dass solche gespräche manchmal aus dem "ruder laufen" können. weil im kopf des kindes ein ganz anderes bild entsteht, als man es wollte. ich stelle mir das sehr schwierig vor, wenn fragen von den kindern kommen (als der hund von den großeltern gestorben ist, hat mein großer auch gefragt, ob der dolle aua hatte, ohne dass wir das erwähnt hätten) und man ja nicht lügen möchte.
    ich wünsche dir, dass dein sohn sich schnell davon erholt.

  • Vielleicht hat die Erzieherin Wirklich unter Schock gestanden nachdem sie eine liebe Kollegin verloren hat und dadurch nicht die richtigen Worte gefunden. Ich denke, du solltest schon Feedback geben. Das geht ja auch in netten Worten, dass du sagst, dass es für deine Kinder sehr missverständlich war und sie geweint haben, aber dass es natürlich auch gut war, dass mit den Kindern darüber gesprochen wurde. Ich würde vielleicht ein bisschen Zeit Vergehen lassen damit die Erzieherinnen ihren Schock erst mal überwinden können.

    Der Verstand funktioniert nur in Grenzen...


    ...aber deine Vorstellung kennt keine Grenzen.

    Einmal editiert, zuletzt von Sommerblume2012 ()

  • War denn das Sterben und der Tod noch nie Thema bei Euch? Mich wundert es grad etwas, dass es Deinen Sohn so derart aus der Bahn geworfen hat, weil meine Erfahrung eigentlich eher die ist, dass Kinder besser damit umgehen, als wir Großen, wenn man die Themen nicht fernhält.


    Meine Kinder sind drei und sie verstehen es natürlich noch nicht so richtig, aber wir sprechen hier ab und an drüber. Wenn sie einen leblosen Käfer sehen, dann sagen sie " der ist gestorben", ich hatte nach dem Tod von meinem Vater mit ihnen drüber gesprochen und jetzt kommt es ab und an auf, aber sie sind völlig angstfrei, die eine trägt (zu meinem Leidwesen) auch tote Vögel und Mäuse durch die Gegend :ohnmacht:


    Gerade wenn ein Kind so heftig reagiert, würde ich das Thema nicht wegschieben und unterdrücken, sondern weiter im Gespräch bleiben, Bücher dazu angucken und sprechen, sprechen, sprechen, damit sich die Ängste nicht in's Unterbewußtsein verlagern.

  • Es ist nicht so, dass die Kinder noch nie mit dem Thema in Berührung gekommen sind. Das jemand gestorben ist seit sie auf der Welt sind der mir sehr nahe stand - Nein, das war nicht der Fall. Aber sie wissen, dass in meiner Familie schon mehrere Personen gestorben sind, die mir sehr nahe standen und wo man die Lücke noch heute sieht. Da fragte der Große auch nach und das ist für ihn verständlich. Er ist danach nie durcheinander.


    Den Tod weg schieben wollte ich keinesfalls. Aber ich denke nur, dass man es auch anders vermitteln kann, als zu sagen, dass jemand starke Schmerzen hatte und dann eingeschlafen ist und nicht wieder aufgewacht wird. Mein Sohn hatte Angst einzuschlafen, weil er dachte, ich schlafe dann auch ein und wache nicht wieder auf oder aber er wacht nicht wieder auf.


    Als er dann vorhin mal schlief (um ca.20:30 Uhr) wachte er ca. 40 Minuten später wieder auf, schreiend und schrie dann, dass er gestorben sei. Ich hab ihm dann gesagt, dass er lebt und es ihm gut geht und dann schrie er nach seinem kleinen Bruder, der schlief. Und er schrie so laut, weinte dabei bitterlich und sagte immer wieder "er ist jetzt tot". Ich habe nur gedacht, was geht denn hier ab. Mit so einer Reaktion habe ich nicht gerechnet. Der Kleine ist dann davon aufgewacht, hat geweint, da er müde ist, schlafen wollte, aber es nicht konnte. Ich hab den Großen soweit beruhigen können, dann er in meinen Armen lag und dann auch wieder einschlief (nach ca.30 Minuten). Er liegt jetzt im Bett, wälzt sich hin und her und ich frage mich, welche Bilder gerade in seinem Kopf ablaufen.


    Mit so einer Reaktion und auch später nochmal habe ich nicht gerechnet. Und er erzählt dann immer wieder aus der Kita, wie es da heute war und was die Erzieher gesagt haben. Ich hätte nie gedacht, dass es ihm so mit nehmen wird und es geht auch gar nicht um die verstorbene Erzieherin, sondern immer darum, dass wir (Kleiner, er und ich) sterben würden und das wenn wir schlafen oder wenn wir Schmerzen haben.


    Es wird sicherlich noch einige Tage Thema in der Kita sein, aber das es so heftig wird, hätte ich nicht gedacht. Er beruhigte sich auch erst, als der Kleine dann aufwachte und weinte. Da sagte er "er lebt" und wurde ruhiger, schlug nicht mehr so um sich, weil er unbedingt zu ihn wollte und ich es nicht zu ließ (da der Kleine ruhig schlafen soll, wenn er schläft). Er weinte dann auch nicht mehr, schrie auch nicht mehr. Er wurde ruhig, weil er Gewissheit hatte.


    Ich kann verstehen, dass die Erzieher "unter Schock" stehen, traurig sind. Ich kann mich noch dran erinnern, als sei es gerade erst gewesen, wo mir mitgeteilt wurde, dass eine nahe stehende Person verstorben ist. Es war für mich wie ein Fall, ein Boden der mir unter meinen Füßen weg gezogen wurde. Ich hab auch meine Zeit gebraucht um das zu verstehen. Das ist ein Prozess und der ist nicht leicht. Ich musste damals nicht arbeiten (hatte sowieso frei) bzw. als ich noch Schülerin war (letztes Schuljahr) habe ich mich einfach ein paar Tage befreien lassen (es ging nicht anders). Wie oben schon geschrieben, ich hab schon mehre mir nahe stehende Menschen verloren, leider, und jedes Mal war es schwer.


    Für die Erzieher sicher auch und bestimmt gibt es welche, die am liebsten zu Hause sein würden und dort ihre Trauer alleine bewältigen wollen. Dass das nicht alle machen können ist klar, da dann die Kita schließen muss und das keine Stadt zulassen wird. Zumal z.B. die Erzieher aus der Krippe, die erst im August 10 öffnete, nie mit der Erzieherin zusammen gearbeitet haben (evtl. noch nicht mal kennen gelernt haben). Auch S., die heute den Kindern mit geteilt hat, dass die Erzieherin tot ist, hat nie mit ihr zusammen gearbeitet, denn S. kam erst zu August 10.


    chaosmaus: Es ist eine städtische Einrichtung, die wenig religiöses macht. Ich glaube kaum, dass die einen Pfarrer zu sich in die Kita einladen.

    Ani mit Großer (08/2007) und Kleiner (01/2009)

    Einmal editiert, zuletzt von Aniabc ()

  • Gerade wenn ein Kind so heftig reagiert, würde ich das Thema nicht wegschieben und unterdrücken, sondern weiter im Gespräch bleiben, Bücher dazu angucken und sprechen, sprechen, sprechen, damit sich die Ängste nicht in's Unterbewußtsein verlagern.


    Schöner Beitrag TiMiDa...


    Ergänzen würde ich es nur damit, wie man selber mit dem Thema Tod umgeht. Als Elternteil, aber auch als Erzieherin.


    Es gibt immer wieder Themen, die nur mit der "Kneifzange" angefasst werden, weil sie ganz viel mit der eigenen Persönlichkeit, mit der eigenen Geschichte zusammenhängen.
    Ein wirklich pädagogisches rezept gibt es da wohl nicht.
    Empfinde ich das Thema Tod als bedrohlich, als ein stückweit tabu oder versuche ich es auszublenden, dann kann ich diese Bedrohlichkeit nur weitergeben.


    Leider leben wir nun mal nicht auf einer Insel und auch Pädagogen sind nur Menschen und ganz sicher bei einem so persönlichen Thema und Betroffenheit.

  • Ich finde, dass es ein großer Unterschied ist, das Thema Tod zu thematisieren, auch in Bezug auf einen dem Kind bekannten Menschen oder zu sagen: Deine Mama kann auch sterben und dann kommst du zum Papa.....



    Romi

  • Ich finde, dass es ein großer Unterschied ist, das Thema Tod zu thematisieren, auch in Bezug auf einen dem Kind bekannten Menschen oder zu sagen: Deine Mama kann auch sterben und dann kommst du zum Papa.....



    Romi


    Ja klar, aber das sind Fragen, die aus dem Dialog heraus entstehen und die Kinder können immer damit konfrontiert werden, wenn z.B. Mama oder Papa von Kigafreunden sterben etc.. Mich wundert trotzdem, warum das Kind mit so dermaßen heftigen Ängsten reagiert :frag

  • Mich wundert trotzdem, warum das Kind mit so dermaßen heftigen Ängsten reagiert


    Könnte vllt. an der Art liegen WIE dieses Thema den Kinder unterbreitet wurde und unter welchen Umständen. Da wundert mich seine Reaktion kein bisschen.

  • Ich sehe das wie Romi.


    Für meinen Sohn wäre es auch ein großer Schock zu hören "Mama kann sterben und dann kommst du zu Papa". Ein wenig hat das natürlich damit zu tun, dass ich auch keine sinnvolle Lösung für diesen Fall wüsste bzw. keine, die meinem Sohn nicht riesige Angst bereiten würde. Vermutlich geht das vorallem Leuten so, die eben für einen solchen Fall keine Lösung haben? :hae: Und es tut dann uns Müttern (bzw. Vätern in der Situation wo das Kind eben nicht wirklich zur Mutter könnte) mindestens genauso weh darüber nach zu denken?


    Vielleicht wäre es eine Idee, wenn wir als Eltern uns darüber mehr Gedanken machen würden? Auch wenn es eben keine Lösung gibt/zu geben scheint? Nur wie? :hae: