Die neuen Pisa-Ergebnisse

  • Emma21 : richtig! Darüber hinaus gibt es m.W. die Option, die Schule in „Teilzeit“ zu besuchen und den Rest daheim aufzuarbeiten. Wenn Gefahr in Verzug ist, muss gehandelt werden.


    Förderschulen - das, was du schreibst, Siri2012, ist so nicht richtig. Es gibt Förderschulen mit unterschiedlichen Schwerpunkten: geistige Entwicklung, körperliche und motorische Entwicklung, Lernen, Sprache, soziale und emotionale Entwicklung, hören und Kommunikation sowie sehen. An vielen FöSchulen sind alle Abschlüsse möglich. Beim Förderschwerpunkt Lernen und geistige Entwicklung ist das natürlich schwierig. Der Sohn einer Freundin von mir hat auf der FöSchule für körperliche und motorische Entwicklung sein Fachabi geschafft.

  • Hessen hat vor 15/20 Jahren zahlreiche Förderschulen geschlossen und auf Inklusion in den Regelschulen gesetzt.


    Die Zahl der Leute, die das im Rückblick als erfolgreiche Änderung ansehen unter den Fachleuten, unter den Eltern, unter den ehemaligen "Sonderschullehrern", unter den Regelschullehrern und unter betroffenen (ehemaligen) Schülern ist recht gering.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Ich bin davon überzeugt, dass Inklusion eine gute Sache ist.

    So sie gewollt ist und eben die dazu nötigen Mittel in Form von Personal, geeignete Schulen, Barriefreiheit usw gegeben sind.

    Ganz wichtig, die Barrieren aus den Köpfen aller verschwinden.


    Inklusion wäre eine tolle Chance für alle.

    Sie wäre/ist kein Goodie für die armen Behinderten.

    Aber genau das ist doch in den Köpfen vieler, dass die Behindis zu doof sind, anstrengend und den ganzen ach so hochbegabten"normalen"Schülern die Schullaufbahn versauen.

    Betroffene Eltern fehlt oft der Mut, weil sie Angst haben ihr Kind geht in einer normalen Schule unter.

    Karriere eines behinderten Kindes in diesem Land Integrativer oder Heilpädagogischer Kindergarten, Förderschule Werkstatt.

    Nicht grundsätzlich blöd, oder falsch, aber ich kenne zB eine Sonderschullehrern, die selbst jahrelang auf einer Förderschule war.


    Ich würde meinen Burschen heute nicht mehr auf die Förderschule schicken.



    Davon abgesehen, was immer übersehen wird, ich habe so viel durch meinen Burschen und andere behinderte Menschen gelernt.

    Sei es Geduld, sei es Kampfgeist, sei es Durchhaltevermögen uvm.

    Gibt es keine Noten für, aber hilft im Leben ungemein, auch in der Schule.


    Der Begriff Leistung oder die Beurteilung dieser muss in meinen Augen schon seit langen über-neubedacht werden.


    Liebe Grüße


    Ute

  • Ich habe Zeit, habe frei - und beiße mich gerade ein wenig an dem Thema fest ;).


    Schüler und Schülerinnen zeigen im Teilbereich Lesen im internationalen Vergleich durchschnittliche Leistungen. Um dem entgegenzuwirken, gibt es in NRW für die Grundschulen die neue Richtlinie 3x20 Minuten lesen im Unterricht. Die Lesezeiten müssen im Unterricht durchgeführt und im Klassenbuch dokumentiert werden. Darüber hinaus gibt es in NRW in der Bildungsmediathek den Teilbereich LeOn (=Lesen online). Dies ist eine digitale Platform, in der die SuS (Schüler und Schülerinnen) selbstständig kurze, altersentsprechende Texte auswählen und mit unterschiedlichen Methoden (Lesetandem, Lesekaraoke, literarisches Gespräch usw.) üben können.


    Pro: es wird zu Hause immer weniger gelesen, das Lesen wird in die Schule verlagert und dort geübt. Ich persönlich finde LeOn super! Allerdings ersetzt es nicht den Umgang mit "richtigen" Büchern und längeren Erzählungen.

    Contra: es gibt keine zusätzlichen Stunden hierfür in der Stundentafel. Die 3x20 Minuten werden an anderer Stelle eingespart.


    Dann habe ich gelesen, dass Schweden, das seit ein paar Jahren Schulbücher mehr oder weniger komplett abgeschafft hat, Schulbücher wieder einführt, da die Kinder nicht mehr selbst lesen, sondern sich die Aufgabenstellungen vorlesen lassen - u.a.

    Quelle: Schwedens Bildungspolitik: "Wir haben zu viel digital gemacht", Tagesschau vom 17.12.2023


    Das nächste Thema ist die Abhängigkeit der Leistungen vom sozial-ökonomischen Hintergrund der SuS. Wir kann man dem entgegenwirken? Möglichkeit a) ist, das Lernen weiterhin und ggf. stärker in den Bereich Grundschule zu verlagern. Auch dies geschieht zunehmend mit der Verknüpfung und Kooperation von Grundschule und Ganztag. Bildungsforscher sagen allerdings auch, dass es sich hierbei auch um gesellschaftliche Probleme handelt und man diese nicht nur in der Schule lösen kann.

    Quelle: Interview: "Pisa wird überinterpretiert", Tagesschau vom 03.12.2023

    Möglichkeit b) ist, man lässt alles, wie es ist.


    Eine kleine Anekdote aus meinem Privatleben: ich kannte mal eine Familie mit 1 Kind, das große Schwierigkeiten in der Schule hatte, Inklusion, Förderbereiche Lernen und sozial-emotionale Entwicklung, zusätzliche Förderung durch eine Schulbegleiterin, die sich nicht nur im Bereich Unterricht, sondern durchgehend auch im Ganztag sowie teils im Bereich des Privatlebens um das Kind gekümmert hat. Innerhalb der Familie gab es wenig Konsequenz in schulischen Dingen, über die Lehrkräfte wurde oft auch in Anwesenheit des Kindes schlecht geredet. Hilfeplangespräche wurden "vergessen", d.h. "die große Runde" saß geschlossen am Tisch, die Eltern glänzten durch Abwesenheit. Dies ist bereits einige Jahre her, wie es weitergegangen ist, weiß ich nicht. Ich habe mich irgendwann zurück- und bin ja auch umgezogen.


    Bitte konstruktiv: wo sind weitere Stellschrauben?


    Edit: Auch ich bin ein Fan von (gut gemachter) Inklusion, Stichwort Multiprofessionelle Teams.

  • Deutschland hat die vierthöchste Schulabbrecherquote in der EU. Das ist den (vorab bekannt gerwordenen) aktuellen Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat zu entnehmen. Die Auswertung beruht auf den Zahlen von 2022. Danach lag die deutsche Quote bei 12,2 Prozent. Der europäische Schnitt der "frühzeitigen Schul- und Ausbildungsabgänger" (so das offizielle Wording in der Statistik) liegt bei 9,6 Prozent. Niedrigste Quote hat Irland mit einer 3 vor dem Komma, höchste Quote Rumänien mit 15,6 Prozent, gefolgt von Spanien (13,9 Prozent) und Ungarn (12,4 Prozent).


    Die durchschnittliche Abbrecherquote hat sich von 2018 auf heute im europäischen Schnitt verbessert von 10,5 auf 9,6 Prozent. In Deutschland ist eine Gegenbewegung festzustellen. Während 2018 Deutschland noch mit einer Quote von 10,3 Prozent besser als der europäische Schnitt war, hat Deutschland mit den heutigen 12,2 Prozent nicht nur steigende Zahlen, sondern liegt mittlerweile auch deutlich über dem Schnitt.


    "Pisa" bestätigt sich hier also auch auf einer anderen Ebene.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Aber warum ist das so?


    Und was kann dagegen getan werden?


    Fakt ist, es muss alles dokumentiert werden und es wird auch alles dokumentiert. Auch bereits in der Grundschule ist Schulabsentismus ein Thema.


    Es gibt klare Vorgaben hierzu. Die Fehlstunden werden auf dem Zeugnis bzw. den Lernberichten dokumentiert. Es ist also sofort ersichtlich, wie viele Stunden ein Kind gefehlt hat und wie viele Stunden hiervon unentschuldigt sind.


    Kommt ein Kind mehrfach zu spät (auch wenn es sich "nur" um 5 Minuten täglich handelt), wird sofort dokumentiert, es finden Elterngespräche statt, wenn sich dann nichts ändert, geht es an die Schulleitung und an die Schulsozialarbeit. Ändert sich auch dann nichts, wird das Jugendamt informiert.


    Edit: Ergänzung

  • Jannne, falls du auf mein Posting antwortest: Da geht es eigentlich um Schulabbrecher. Also Schülerinnen und Schüler, die die Schule ohne Abschluss vorzeitig mit Ende der Schulpflicht verlassen. Nicht um Schule schwänzen oder zuspätkommen. (Wobei ich nicht bezweifle, dass Schulabbrecher vorher auch Kandidaten für ein Schule schwänzen sind.)

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Gesicherter Unterricht wäre eine Stellschraube für mich.

    Wir haben hier immens vielen Unterrichtsausfall im Alltag. Wenn es Vertretung gibt, dann oft fachfremde Lehrer*innen. Zumindest formuliert Tochters Schule das dann auch als reine Betreuung und nicht Vertretung.

    Klar, jeder wird mal krank oder ist erschöpft. Ein Springerpool zusätzlich wäre nicht schlecht.

    Ins Boot holen würde ich Eltern auch nicht mit Eltern- Kind - Aktionen, sondern mit der Verpflichtung Elterngespräche wahrzunehmen. Da sind wir Kitas hier zumindest schon weiter. Elterngespräche sind verpflichtend und müssen unterschrieben werden.

  • Schule abbrechen ist erst einmal ein Verwaltungsakt, der dann in der Statistik auftaucht. Da hätte ich jetzt eigentlich keine Fragen zur Sache selbst. Nur dazu, warum deutsche Schule hier so unterperformt.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Lernfrage: Was bedeutet "Schulabbruch"? Es ist ja ein Unterschied, ob ein angehender Abiturient in der 11. Klasse das Handtuch wirft und dann je nachdem einen Realschul- oder mindestens Quali oder Mittelschulabschluß hat. Oder ob jemand ganz ohne Schulabschluß geht - wobei dann die Frage der Schulpflicht wäre und wie die sichergestellt wird.


    Ob die Schule unterperformt, ist dann je nachdem auch noch die Frage. Wenn viele Schüler auf höhere Schulen geschickt werden obwohl sie dafür nicht geeignet sind, liegt es ja nicht an den Schulen an sich sondern am Auswahlverfahren. Wenn Mittelschüler ohne Abschluß gehen, könnte die Schule Teil des Problems sein, aber sicher nicht das Komplette.



    Bei diesen ganzen Debatten stellt sich mir eine ganz grundsätzliche Frage, die aber von der Gesamtgesellschaft diskutiert und beantwortet werden müßte: Wer soll eigentlich die Kinder erziehen? Die Eltern oder die Schule? Zu meiner Zeit - pauschalisiert (!) - war Muddern daheim und hat auf die Hausaufgaben geschaut und dass man bei Tisch mit Messer und Gabel gegessen hat usw.

    Wenn die Kinder den ganzen Tag in der Schule/Betreuung sind und beide Eltern am Besten Vollzeit arbeiten, sind die Eltern abends müde, die Kinder auch und für erziehen im weitesten Sinne ist gar nicht mehr viel Zeit/Gelegenheit. Müßte dann also mehr von den Bildungseinrichtungen übernommen werden.

    Zur Zeit erscheint mir die Lage irgendwie unausgegoren, jede Partei schiebt es auf die andere. Wäre diese Frage mal entschieden und geklärt, müßte man nämlich den erziehenden Part besser ausstatten. Finanziell und personell und zeitlich und nicht zuletzt auch mit Wertschätzung.


    Zum Thema "Eltern ins Boot holen": ja natürlich müssen Eltern wissen, was ihr Spößling so treibt in der Schule. Konsequenzen müssen aber da entstehen, wo das Mißverhalten aufgetreten ist. Bei mir haben sich (in der Grundschule) auch Lehrer beschwert, dass Kind schwatzt oder so. Klar kann ich mit Kind reden, aber regeln muß das die Lehrkraft, ich bin ja im Schultag nicht dabei. Ich hab mich ja auch nicht bei der Lehrkraft beschwert, wenn Kind keine Zähne putzen wollte...

  • Zum Thema Inklusion: Da scheitert es -zumindest bei uns -nicht am Wollen oder Engagement, sondern tatsächlich meist an den finanziellen Hürden und den Rahmenbedingungen. Häufig können wir geistige Behinderungen besser managen als Körperbehinderungen. Was ja wohl ein Witz ist.

    Wir wollten vor einiger Zeit sehr gern ein Kind mit Glasknochenkrankheit ( dessen Fachbegriff mir nicht einfällt) aufnehmen. Das ist letztlich am Wendekreis des Rollstuhls gescheitert und weil man uns nur zusätzlich 15 Stunden bewilligen wollte. Die anderen 30 hatten wir Mal so nebenbei stemmen sollen. Ehrlich...zum heulen.

    Der Kleene tat mir ehrlich leid, der hatte so dermaßen den Motor an für Kita.

  • Lernfrage: Was bedeutet "Schulabbruch"? Es ist ja ein Unterschied, ob ein angehender Abiturient in der 11. Klasse das Handtuch wirft und dann je nachdem einen Realschul- oder mindestens Quali oder Mittelschulabschluß hat. Oder ob jemand ganz ohne Schulabschluß geht - wobei dann die Frage der Schulpflicht wäre und wie die sichergestellt wird.



    Die amtliche Schulstatistik erfasse Abgänge von allgemeinbildenden Schulen ohne Abschluss nur dann, wenn die jeweiligen Schülerinnen und Schüler die Vollzeitschulpflicht erfüllt haben, also mindestens 9 Jahre ( je nach Bundesland sind es 10 Jahre. Volleybap) lang eine Schule besucht haben, definiert das zum Beispiel das Kultusministerium in Baden Württemberg.


    Schulabbruch heißt also, ein (angestrebter) Abschluss wird nicht erreicht, die Schule verlassen. Und je nachdem hat man dann auch keinen niedrigeren Abschluss. In manchen Bundesländern hat der Realschulabbrecher /Gesamtschulabbrecher eben keinen Hauptschulabschluss. Und der Gymnasium/Gesamtschulabbrecher keinen Realschulabschluss. Das ist aber nur Randthema. Schwierig ist, dass die Abbrecherzahl steigt, während sie in Europa sinkt.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Ich wohne in Bayern, deswegen kenne ich die Geschichte mit dem komplett fehlenden Abschluß. Hier schreiben auch die Gymnasiasten meist in der 10. Klasse die Prüfung für den Quali. Für den Fall der Fälle. Umso mehr finde ich es eben interessant zu wissen, wer komplett "ohne" geht und wer "nur" mit einem niedrigeren als angestrebten Schulabschluß geht, aber wenigstens den niedrigeren hat.


    Zu meiner (heut nicht mehr relevanten) Zeit in Niedersachsen gab es viele Mitschüler auf dem Gym, die mit Realschulabschluß nach der 10. abgegangen sind. Was ja nicht ehrenrührig ist. Deswegen eben meine Frage, wer eigentlich als Schulabbrecher gilt und wer nicht. Läßt sich aber aus der Studie anscheinend nicht wirklich entnehmen.

  • Deswegen eben meine Frage, wer eigentlich als Schulabbrecher gilt und wer nicht. Läßt sich aber aus der Studie anscheinend nicht wirklich entnehmen.

    Ist ja keine Studie, sondern ein Zusammenstellen von Daten nach Angabe u.a. der deutschen Schulbehörden. Die deutschen Schulken melden ihre Schulabbrecher. Schüler, die die Ausbildung nicht abschließen ...

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Das nächste Thema ist die Abhängigkeit der Leistungen vom sozial-ökonomischen Hintergrund der SuS. Wir kann man dem entgegenwirken?

    Auf Lehrer*innen Seite, sagt die Sozialwissenschaft sehr eindeutig, dass nach sozialökonomischer Herkunft diskriminiert wird. Da könnte man tatsächlich anfangen, am eigenen Bias zu arbeiten. Und ich würde auch die These vertreten, je weniger Eltern im Schulalltag, desto weniger Ungleichheit.

    LG Campusmami



    Sonne muss von Innen scheinen :sonne


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