Kindergrundsicherung und Unterhalt

  • thursdaynext , ich verstehe was du meinst. Was ich am jetztigen System schwierig finde ist, dass die Carearbeit durch KU so entlohnt wird, wie gescheit die Partnerwahl war. Ich finde das absurd. Und mit auskömmlicher Kindergrundsicherung meinte ich ja tatsächlich auskömmlich. D.h. wir würden in einer Gesellschaft leben, in der die Gesellschaft die Kosten für die Kinder übernehmen würde, den Benefit nimmt sie ja auch. Und einem solchen System wäre Unterhalt nicht nötig.

    LG Campusmami



    Sonne muss von Innen scheinen :sonne


    Das Leben findet draußen statt :rainbow: .

  • Das Vorhaben der Kindergrundsicherung kommt aus dem FamMin.

    Das Vorhaben, die Unterhaltsregelungen anders zu gestalten, aus dem JustizMin. Die jeweiligen Vorhaben packen zwar teilweiße überlappend ähnliche Themen auf, sind aber anscheinend nicht miteinander abgestimmt. Und auch nicht auf Auswirkungen überprüft, wie es scheint. Strukturen, wie denn ein Betreuungselternteil gesichert seine Arbeitszeit erhöhen kann, wenn der Umgangselternteil Betreuungszeit erhöht, scheint es nicht zu geben. Vielmehr hört es sich derzeit nach Abhängigkeit an: Der Umgangselternteil gibt das Wie, Wann, Wo vor, erreicht die 30 Prozent und zählt dann weniger. Der Betreuungselternteil kann dann gucken, wie er es organisiert bekommt. So klingt es jedenfalls aus der bisherigen Sprachlosigkeit des JustizMin heraus, wenn konkret nach Einzelheiten gefragt wird. Aber vielleicht kommt da noch etwas ...

    Die Möglichkeit, Rentenpunkte zu erwerben, hat das JustizMin bisher in die Formel gebracht: Die Mütter (ausdrücklich) können in der Zeit ja mehr arbeiten gehen.

    (Ich schlage vor, zum Beispiel dann nachts, wenn Kind von Dienstagabend auf Mittwoch zusätzlich übernachtet ... Achtung, Ironie.)


    Ich habe meine Zweifel, dass die Idee geboren wurde, um die Rentenabsicherung der Betreuungselternteile zu gewährleisten.


    Nun hat meine Ex eh nie Unterhalt gezahlt und immer gedroht, wenn sie aus dem eigenen Einkommen zahlen müsse, hätte sie kein Interesse mehr am Umgang. So gesehen müsste ich eh Vollzeit arbeiten und entsprechend Betreuung gewährleisten. Hat auch geklappt. Aber immer problematisch und deutlich unzuverlässiger als die "eingekaufte" Betreuung war die Betreuung vom Umgangselternteil. Änderung der Standards, kurzfristige Absagen oder Verlängerungen an Zeiten waren gang und gäbe. Der Orgaaufwand war riesig. Das Forum ist leider voll von ähnlichen Erfahrungen.

    Ginge es um die Rentenabsicherung, wären auch andere Lösungen moeglich: Wie beim finanziellen Ausgleich, wie er bei der Unterhaltsberechnung des Wechselmodells geplant ist, könnten auch die Rentenpunkte in einen Topf geworfen und dann anteilig verteilt werden. - Wird niemand wollen, weil ein Verwaltungsmonster. Aber es würde Chancengleichheit anbieten. Im Moment scheint an der Chancengleichheit das JustizMin kein Interesse zu haben, sondern nur an einer einseitigen Entlastung von Umgangselternteil auf Kosten der Betreuungseltern. Und das sind zu 90 Prozent Frauen.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Ginge es um die Rentenabsicherung, wären auch andere Lösungen moeglich: Wie beim finanziellen Ausgleich, wie er bei der Unterhaltsberechnung des Wechselmodells geplant ist, könnten auch die Rentenpunkte in einen Topf geworfen und dann anteilig verteilt werden. - Wird niemand wollen, weil ein Verwaltungsmonster. Aber es würde Chancengleichheit anbieten.

    Naja, das geht aber nur dann auf, wenn der UET mehr verdient, als der BET. Das mag in den meisten Fällen so sein. Ich verdiene trotz TZ wahrscheinlich mehr als der UET und wäre, nachdem ich bei der Scheidung schon ordentlich Federn bei den Rentenpunkten lassen musste, bei so einer Regelung doppelt gestraft.

    UET zahlt keinen Unterhalt (und leistet darüber hinaus, außer alle 2 Wochen von Sa-So Umgang, nichts für seine Kinder), daher bin ich auf UHV angewiesen, habe eine rund 70% Stelle und müsste dann von dieser noch die Hälfte meiner Pension abgeben. Was bei der Kombi Pensionsansprüche gegen Rentenpunkte nicht zu meinem Vorteil wäre. -Hier müsste der Gesetzgeber dann auch Regelungen schaffen, die nicht den BET zusätzlich belasten.

  • Klar ist das immer schwerer für den, der Nachteile hat. Aber es wäre Chancengleichheit.


    Und wenn es um Rente und Pension geht, müsste aus Gerechtigkeitsgründen der Staat eh ueber das Solidarsystem Rentenversicherung arbeiten und nicht die nichtbeamteten Arbeitnehmer einmal über die Rentenversicherung ihre Altersversorgung solidarisch mit allen AN finanzieren lassen und dann über die Steuern die der Beamten auf einem deutlich höheren Level. - Hier müsste vielleicht auch einmal "Gerechtigkeit" hergestellt werden.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Volleybap aber dein Beispiel ist doch eher ein Argument dafür, dass Eigenverantwortung perspektivisch eher zum Erfolg führt. Stell dir vor, du hättest wegen viel Unterhalt nur Teilzeit gearbeitet... Wo würdest du dann jetzt stehen und wie sähe es mit der Rente aus?

    Ich weiß gar nicht, ob es zahlen dazu gibt, würde aber vermuten, dass die Motivation für eigenes berufliches Engagement mit höherem Unterhalt sinkt. Und das ist auf die Lebensperspektive gesehen im jetztigen System einfach ungünstig.

    LG Campusmami



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  • Das sehe ich auch so. Genauso wie Personen , die mit einem gut verdienenden LP verheiratet sind, weniger Motivation haben VZ arbeiten zu gehen. In meiner Clique von neun Frauen arbeitet nur zwei , die keine Kinder haben, und ich VZ. Mann meiner Stiefschwester ruht sich mit ihrem Einverständnis auf ihrem Lohn aus ( keine Kinder) um macht neben dem Haushalt einen Minijob.
    Und um ehrlich zu sein habe ich mir in der Ehe im Altern von 24 keine Gedanken um meine spätere Rente gemacht. Ich finde es ist nur über das Steuersystem gerechter zu verteilen. Wer Kinder erzieht oder Unterhalt zahlt sollte Vorteile haben.

  • Dann versuche ich es nochmals in anderen Worten zu erklären: Ein (nachträglich eingerichtetes) Wechselmodell, egal ob gewichtet oder paritätisch, bedeutet in den meisten Fällen, dass der (bisherige) Betreuungselternteil vor deutlich höheren Organisationsproblemen steht. Und die wiederum bedeuten, dass der Betreuungselternteil weniger verlässlich für den Arbeitsmarkt zur Verfügung steht. Das funktioniert bei manchen Arbeitgebern, bei anderen Arbeitgebern überhaupt nicht.

    Und in diese Situation hinein wird dann auch noch der Unterhalt gekürzt.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Volleybap , ja das ist so, keine Frage. Und es trifft letztlich die, die in einer anderen Logik ins System eingestiegen sind, das ist ja keine Frage. Wobei an deinem Beispiel ja ganz deutlich geworden sein sollte, dass das jetztige System auch Sicherheit vorgaukelt und auf andere Weise ungerecht ist. Gewohnte Ungerechtigkeit ist halt besser zu ertragen, weil man sie gewohnt ist.

    Langfristig müssen wir davon weg, dass einer betreut und der andere zahlt, wenn es im Gleichstellung geht. Und ich hoffe doch sehr, dass künftig Generation das langsam besser hinbekommen.

    LG Campusmami



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  • Es wird ja von ca. 30% gesprochen, ab denen Unterhalt reduziert werden soll. Das muss ja auch örtlich machbar sein. Wenn man zb von mind 10 Tagen ( und Nächten) ausgeht. Wird es wohl kaum so geregelt sein, dass der UET vorgeben kann was er will und am besten noch jeden Monat auf neue anders und der BET muss es regeln. Außerdem müsste der BET diesen festgelegte Tage/ Nächte ohne wenn und aber durchziehen und auch den Rattenschwanz mit im Blick haben (Hausaufgaben, Termin, Kind krank …)

    Gibt es Statistiken dazu wieviele BET das bisher leisten ?

  • Meiner Meinung nach, ist die Idee im Grunde nicht schlecht - aber die geplante Umsetzung sehe ich kritisch. Da muss definitiv auch die Zuverlässigkeit verankert sein - feste Zeiten der Betreuung und was zu tun ist, wenn es einfach nicht klappt (ich wäre dafür, dass der/die Unterhaltszahler /in die entsprechende Anzahl von Rentenpunkten abzugeben hat).


    Auch in Sachen Kindergrundsicherung bin ich mir unsicher, ob ich mich darüber freuen soll. Das wird doch wieder so ein Schuss ins Knie, wie die Umbenennung des Bürgersgeldes und dessen angebliche Änderungen.

    Auch habe ich bisher nicht genau finden können, wie hoch diese sein soll (endgültig), wie die sich zusammensetzen soll, inklusive Berechnung (wer wie viel erhält, usw.).


    Das ist wieder so eine Sache, die im Sommerloch hoch kocht. Man muss unbedingt von sich Reden machen und sich wie im Kindergarten aufführen.

    Alles ungelegte Eier, es ist gefühlt ähnlich mit diesem "Heizungsgesetz".

  • Campusmami, ich weiss nicht, ob das bisherige System Sicherheiten vorgaukelt und das neue Gesetzesvorhaben anders ansetzt.

    Fakt ist aber, dass es laut dem Justizminister dem Umgangselternteil finanzielle Vorteile beim Unterhalt in Höhe von 25 Prozent bringt in der Beispielrechnung und gleichzeitig - das sagt er natürlich nicht - dem Betreuungselternteil 25 Prozent Nachteil. Und dem Betreuungselternteil gesagt wird: Du bist jetzt auch noch dafür verantwortlich, diesen Nachteil durch dein Tun auszugleichen. - Für Alleinerziehende ein klarer Rückschritt.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Es wird ja von ca. 30% gesprochen, ab denen Unterhalt reduziert werden soll. Das muss ja auch örtlich machbar sein. Wenn man zb von mind 10 Tagen ( und Nächten) ausgeht. Wird es wohl kaum so geregelt sein, dass der UET vorgeben kann was er will und am besten noch jeden Monat auf neue anders und der BET muss es regeln. Außerdem müsste der BET diesen festgelegte Tage/ Nächte ohne wenn und aber durchziehen und auch den Rattenschwanz mit im Blick haben (Hausaufgaben, Termin, Kind krank …)

    Gibt es Statistiken dazu wieviele BET das bisher leisten ?

    Eltern, die sich gut verstehen, sich "nur" nicht mehr lieben, aber rücksichtsvoll miteinander umgehen (können), haben sicherlich längst funktionierende Absprachen bezüglich Umgang und Unterhält getroffen und praktizieren das. Ausführliche(re) Gesetze brauchen die anderen. Und bei denen sind die hier beschriebenen Selbstverständlichkeiten keine Selbstverständlichkeiten, sondern stehen zur Diskussion. Und da ist es dann wie immer: Der eine geht Kompromisse ein, der andere setzt seine Vorteile durch ...

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Ja, es nimmt jetztigen BETs Unterhalt weg. Und in 10 Jahren nimmt die neue Systemlogik keinem aktiv etwas weg.

    Ich finde unabhängig von Trennung oder Kindererziehung in Beziehungen die Idee, Care- und Erwerbsarbeit gerechter aufzuteilen als Chance in Richtung Gleichstellung. Übrigens von Geburt an und nicht erst nach der Trennung.

    LG Campusmami



    Sonne muss von Innen scheinen :sonne


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  • Ich bin ehrlich froh, dass der Kelch an mir vermutlich vorüberzieht.

    Letztlich müsste so ein Modell auch vorsehen, daß Mehrkosten anteilig bezahlt werden müssten. Die ersten Jahre ging bei uns der Unterhalt zum größten Teil für die Kita drauf.

    Insgesamt sehe ich da auch eher das Organisationsmonster für den BET als das Verwaltungsmonster.

    Da die Arbeitszeiten des KV und mir fast deckungsgleich sind und ich jetzt schon ahnen kann, wer da in die Röhre guckt, müsste ich mir mutmaßlich noch einen Zweitjob am Wochenende oder Abendstunden suchen, um die Lücke zu schließen. Zusätzlich zum Full-time-Job.

    Öhm...

    Da müssen soviel Kriterien greifen, damit das gut für das Kind wird. Angefangen damit, dass der UET ganz klar hat, dass das keine Kann- Veranstaltung ist.

    Bei uns sehe ich das eh nicht. Der KV würde vermutlich eher noch mehr bezahlen als sich kümmern zu müssen. :|

    Für alle anderen hauptsächlich BET wünsche ich diese Organisation nicht an die Backe.

  • Ja, es nimmt jetztigen BETs Unterhalt weg. Und in 10 Jahren nimmt die neue Systemlogik keinem aktiv etwas weg.

    Ich finde unabhängig von Trennung oder Kindererziehung in Beziehungen die Idee, Care- und Erwerbsarbeit gerechter aufzuteilen als Chance in Richtung Gleichstellung. Übrigens von Geburt an und nicht erst nach der Trennung.

    Warum sollten dann die UET außerhalb eines asymmetrischen Wechselmodell dann nicht schlicht mehr Unterhalt zahlen, statt den KU zu reduzieren? :/


    Gleichstellung ist dann doch wieder ein gesamtgesellschaftliches Thema...


    vg von overtherainbow

  • Ich verstehe die Frage nicht. Wäre außerhalb eines assetmetrisches Wechselmodells nicht auch ein symmetrisches Wechselmodell ?


    Kannst du vielleicht nochmal anderes schreiben, was du meinst?

    LG Campusmami



    Sonne muss von Innen scheinen :sonne


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  • Der Gesetzentwurf und die dazugehörigen Berechnungen bezieht sich nur auf ein asymmetrisches Wechselmodell, gerechnet in Betreuungstagen aufs Jahr. Also grob 4 Übernachtungen BET, 3 Übernachtungen UET in der Woche.

    Die entstehenden Synergieeffekte die Du beschreibst, würden sich doch auch vollständig ergeben, wenn nicht im asymmetrischen WM der BET weniger Unterhalt erhält, sondern der UET im klassischen alle 14 Tage Modell mehr KU leisten müsste, oder?


    Grundsätzlich finde ich eine Reform des Unterhaltsrechts ja gut, ebenso den Gedanken Kindergrundsicherung. Es ist mir tatsächlich nur zu eng gedacht und im Bezug auf die "Reform" sehe ich keinen Mehrwert für die betroffenen Kinder.

    Eher ein Rückführung in die 50 Jahre, wo Sie erst zuhause geblieben ist, er jetzt ohne Karriereknick das doppelte verdient und mit einem Tag Homeoffice spürbar KU einspart, der dem Kind nichts bringt, dem BET das Leben schwerer macht und neue alte Abhängigkeiten schafft.


    vg von overtherainbow

  • Danke für die Erklärung, die ich nachvollziehen kann. Ich frage mich tatsächlich nur, ob es wirklich so viele Menschen geben würde, für die die paar Cent weniger Unterhalt tatsächlich entscheidend sein würden. Wenn man davon ausgeht, dass Menschen, die heiraten ein sehr ähnliches Ausbildungsniveau haben und sich Gehaltsunterschiede vornehmen ab der Familienphase einstellen und zementieren.

    LG Campusmami



    Sonne muss von Innen scheinen :sonne


    Das Leben findet draußen statt :rainbow: .

  • Wenn man davon ausgeht, dass Menschen, die heiraten ein sehr ähnliches Ausbildungsniveau haben und sich Gehaltsunterschiede vornehmen ab der Familienphase einstellen und zementieren.

    Warum meinst Du, dass man davon ausgehen kann?

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~