Akademiker Eltern

  • Neben den sekundären und primären Herkunftseffekten spielt da va eins mit rein; Deutschland hat eins der statusstabilisierendsten Bildungssyteme der Welt - was dagegen gemacht werden könnte ist klar (Dreizügigkeit abschaffen, spätere Übergangsentscheidungen), es wird aber nicht umgesetzt. Die Vwrmutung, dass zuviel Aufwärstmobilit nicht gewünscht ist, liegt ja irgendwie auch nahe - unsere Gesellschaft ist funktional differenziert, ich glaube, da werden große Probleme befürchtet ( die aber nicht sein müssen) wenn die Differenzierung nicht mehr so strikt ist.


    Ich finde "Chancengerechtigkeit" übrigens deutlich passender als -Gleichheit.

    wer einem alles geben kann, kann einem auch alles nehmen.
    kettcar, "in deinen armen"

  • Pierre Bourdieu hat die nicht vorhandene Chancengleichheit wunderbar mit seiner Kapitaltheorie erläutert. Die verschiedene Kapitale sind laut seiner Theorie ökonomisches Kapital (Geld, finanzielle Ressourcen), soziales Kapital (die sogenannten Beziehungen, Vitamin B) und kulturelles Kapital (wie hier schon beschrieben der Zugang zu Büchern, Interesse der Eltern an Kunst und Kultur). Das alles wirkt auf das Individuum ein und wird gefestigt durch den Habitus (eine bestimmte Lebensart, auch Sprache, welche Akademiker von einfachen Arbeitern abgrenzt). Laut seiner Theorie werden die sozialen Unterschiede durch das vorhandenen/bzw nicht vorhandene Kapitale immer wieder reproduziert. Finde ich sehr interessant und aufschlussreich, wenn auch sehr kompliziert zu lesen. Diese Theorie wiederlegt übrigens auch den oft-auch hier-verwendeten Vererbungsmythos, sprich dass "Akademikerkinder" von ihren Eltern einfach einen höheren Intellekt vererbt bekommen.


    Das es in anderen Ländern der Bildungsstand der Kinder nicht so sehr vom Bildungsstand der Eltern abhängt zeigt m.M.n., dass auch die Bildungsstrukturen einen nicht unerheblichen Einfluss haben. Die Abschaffung der Hauptschulen und Einführung der IGS sind schon mal ein Weg in die richtige Richtung, finde ich.

  • Man sollte auch nicht verkennen, das Kinder aus "bildungsfernen" Familien oftmals eine schlechtere Empfehlung bekommen, als Kinder deren Leistung darin besteht, das die Eltern Akademiker sind. Das ist statistisch belegt.
    Ich hatte Ende der 70er eine Gymiempfehlung bekommen, aber meine Mutter (Volksschülerin) war durch den Mißerfolg einer Cousine (1fach Akademikerkind, angeheiratet) sehr verunsichert und schickte mich sicherheitshalber auf eine Gesamtschule. Das sollte man einfach nicht verkennen, wie leicht sich Eltern mit weniger Bildung verunsichern lassen. Das ist nicht böse gemeint, das ist z.T. einfach so.


    Damals hatten wir noch nicht so ein "Kastensystem" in BRD, ich finde jedenfalls das es jetzt viel schlimmer ist und der Aufstieg schwieriger als damals. Mein Grundschullehrer hat mit meiner Mutter bestimmt nicht so geredet, als wäre sie blöde. Die Kindergärtnerin bei uns hat sich das bei mir (AE und damals arbeitslos) jedoch nicht nehmen lassen. Da hab ich mich mehr als einmal gefragt, wer hier eihgentlich Abi und Studium hat, das sie nicht auf Bauklötze zurückgegriffen hat um mir einfache Dinge zu erklären, ist alles.
    Blöde Gans.


    Allein das Gehaltsgefälle was Kinder aus vermögenden Haushalten einen (noch) größeren Vorsprung geben kann, als den aus der unteren Schicht. Früher hat es einfach ausgereicht schlau zu sein als Kind, und man war akzeptiert auf dem Gymmi. Jetzt muss oft noch genug Geld für Vereine/Musik, Nachhilfe usw. da sein, es wird weitaus mehr auf die Herkunft der Eltern geschielt. Die Arm-Reich-Schere macht sich einfach bemerkbar, auch schon in der Schule.
    Das ist insofern witzig, weil das Abitur vielerorts förmlich hinterhergeworfen wird, und der Bachelor... tja.


    Mein Bruder hat gerade seine Facharbeiterausbildung fertig gemacht, bekommt soviel, sogar mehr, wie ein Masterabsolvent im öD (EG12). Klar, irgendwann könnte das wieder auseinandergehen, aber wieviele Studierte kriechen heute die Karriereleiter noch richtig hoch?
    Wenige, Genossen, wenige.
    Also, am späteren Gehalt kann man es nicht festmachen.
    Auch ist in vielen Bürojobs das Mobbing, die Verantwortung, der Konkurrenzkampf höher, man ist auch nicht zwangsläufig gesünder, wenn man den ganzen Tag auf dem Bürostuhl sitzt und verfettet. Wenn ich die knorrigen Eichen im Bekanntenkreis meiner Eltern betrachte und dann zum Vergleich meine älteren Arbeitskollegen, wo schon einige Schlag/Herzanfall erlitten haben und an Diabetes erblinden - nicht fitter, garnicht fitter. Zum Teil 10-20 Jahre jünger. Und 10-20kg schwerer. Und total schmerzfrei diesbezüglich, eine Cola geht immer noch rein.


    Ich finde es schwer, das "Glück" seines Kindes vom Bildungsabschluss festzumachen. Auch das war früher einfacher und alles nicht so folgenschwer. Den einzigen Vorteil den ich heute am Abi sehe ist, das man sich als alte Kuh nochmal zu einem Zweitstudium aufraffen kann ohne irgendwelche Akademienachweise hinzulegen. Und jo, meine Dozentin hat bei der 1. Hausarbeit fast geheult, weil ich so ein schönes LV und Inhaltsverzeichnis gemacht habe :-) . Ein Talent das ich bei den Hausarbeiten meines Sohnes noch nicht anbringen konnte :-(.


    Edit: Kommas setzen kann ich allerdings noch immer nicht :D
    Ich finde aber nicht unbedingt, das Arbeiterkinder schlechtere Umgangsformen haben müssen oder weniger redegewandt sind. Ich hab auch sehr viel gelesen und nicht nur "Geistergeschichten"-Comics und "Biggi".

    Einmal editiert, zuletzt von butterblum ()

  • Einer meiner Profs sagt mal ziemlich treffend: "Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen"... das fängt damit an, dass die Uni eine eigene KiTA betreibt, Inversion und Sport werden dort ganz groß geschrieben. Zweites Merkmal sind die Stadtteile und die entsprechenden Grundschulen, die keine heterogene Zusammensetzungen haben... und dann bietet Vater xy die Ausstattung und den Trainer für die entsprechende Sport AG, Mutter Z etwas botanisches, der kostenpflichtige Musikunterricht ist hochfrequentiert, auch eine Literatur AG oder Schreibwerkstatt ist vorhanden, sowie mindesten eine AG mit einer entsprechenden exotischen Sprache (wir reden hier nur von Grundschule ;-) ). Die Eltern sind für die Lehrer der Horror, da wird schon auch sehr darauf geschaut, dass der Unterricht bestimmten Gütekriterien entspricht, denn das ganze soll ja hängen bleiben und Spaß machen :dribbel .


    Zu Hause bekommen die Kiddies von Kleinauf mit, dass Bildung wichtig ist und zum Alltag gehört. Ist etwas interessant, wird mehr Futter gegeben. Defizite werden schnell erkannt und kompensiert. Nachhilfe ist da nur ein Beispiel... aber ich glaube, die Wertschätzung des ganzen ist immens wichtig. Sicher auch die Lehrereinschätzung, die ist nachweislich vorgeprägt, so dass die Kinder doppelt bevorzugt werden.


    Ich zum Beispiel komme aus einem Nicht-Akademikerhaushalt. Als ich Abi machte waren meine Eltern stolz wie bolle, als ich Ihnen eröffnete studieren zu wollen, eher skeptisch. Da hat mir neben der Organisatorischen Vorbereitung auch die moralische Unterstützung gefehlt. Ich werde auch nie vergessen, als mein Vater mich im 5.! Semester fragte: Kind, was studierst du eigentlich und für was braucht man das? :wacko: Auch meine Diss haben beide bis heute nicht gelesen... sowas ist einfach furchtbar demotivierend und anstrengend ;-) .

    LG Campusmami



    Sonne muss von Innen scheinen :sonne


    Das Leben findet draußen statt :rainbow: .

  • Ich meine einfach, dass das Geld hier eine Rolle spielt.


    Geld ist nicht notwendig. Als ich Abitur gemacht habe, habe ich die damalige Sozialhilfe bezogen, da meine Eltern damals noch nicht gearbeitet haben.



    Armut und Bildung hängen natürlich zusammen, da gibt es genug Berichte Statistiken die das belegen.
    Sei es ,das das Geld fehlt für Nachhilfe und nein die gibt es nicht in der Oberstufe über Bildung und Teilhabe.
    Sei es das in den Köpfen das Klischee vom bildungsfernen Schichten so fest sitzt das man den Kindern nichts zu traut.



    Für Bekannte von mir beide Ärzte wäre es unvorstellbar das Sohnemann nicht das Abi macht.Sohnemann hat nicht so wirklich Lust würde lieber Tischler werden.Da Sohnemann es auf einer normalen Schule nicht schafft gibt es jetzt das teure Internat und da macht jeder das Abi ;-)


    Natürlich kann ich meinem Burschen nicht die beste Förderrung geben, die er zB auf Grund seiner Rechtschreibschwäche gut gebrauchen könnte, kann ich nicht bezahlen, so einfach ist das.


    Er wird wenn er es schafft das Abi machen, weil er den Biss hat und Schlau ist, wenn er es nicht schafft geht die Welt nicht unter.
    Wie traurig, wenn davon das Lebensglück abhängen soll welchen Schulabschluss man hat.


    Liebe Grüße


    Ute

  • Erst mal danke für eure zahlreichen Antworten.


    Ich ziehe hier für mich heraus, dass es wohl doch, wie so oft in der Erziehung, am Vorbildcharakter liegt. Klar funktioniert das nur wenn dem Kind vermittelt wird, dass man es , egal wie es sich entscheidet, liebt und unterstützt. Dann muss ich die gute Hoffnung für meine Tochter doch noch nicht aufegeben.
    Ausserdem kommt hinzu, dass gut verdienende Eltern ihren Kindern ganz andere Möglichkeiten bieten können ihren Horizont zu erweitern.


    Die Möglichkeiten, die einem Kind in der Zukunft mit einem Gesellenlohn offen stehen, sind einfach begrenzt, aber trotzdem kann doch nicht jeder Führungskraft werden. Wir brauchen auch die Arbeiter. Nur leider lohnen sich die meisten dieser Jobs nicht mehr. Und ich glaube das ist es , was wir alle für unsere Kinder wollen. Sie sollen ein glückliches, sorgenfreies Leben führen können.

  • Meine Eltern sind auch Akademiker und ich darf mich seit zwei Jahren nun auch dazu zählen. Ich habe aber nie Druck von meinen Eltern bekommen hinsichtlich des Abiturs. Meine Geschwister waren alle auf dem Gymnasium, ich auf der Realschule. Eine meiner Schwestern ist vom Gymi zur Real- und dann zur Hauptschule gewechselt.
    Durch die Arbeit unserer Eltern sind wir schon in "Luxus", jedoch nicht im herkömmlichen Sinn, aufgewachsen.


    Ich habe auf eigenen Wunsch, mit zwei Abbrüchen, mein Fachabi und anschließend eine Ausbildung gemacht. Erst danach habe ich studiert, auf eigenen Wunsch. Grund war sicherlich auch das bessere Gehalt.
    Also gehöre ich nun auch zu den Akademiker-Eltern. Ich bemerke keinen Unterschied zu den anderen Eltern in Kinds Klasse. Eher bin ich ein Exot, weil AE und noch recht jung für ein 9 jähriges Kind und die jüngste von den Eltern.


    Für mich ist es nicht lebensnotwendig dass Kind Abi macht oder demnächst eine Gymnasialempfehlung bekommt. Eher im Gegenteil. Ich finde es wichtig, die Schulform fürs Kind zu finden, die passt. Ich habe keine Lust, Kind 8 Jahre durchs Gymnasium zu scheuchen, nur weil sie unbedingt Abi machen soll.
    Selbst auf der Hauptschule besteht danach noch die Möglichkeit das Abi zu machen. Also so what? Ich stresse mich und Kind damit nicht
    Ich wäre auf dem Gymnasium total unglücklich gewesen, weil es für mich nur Stress bedeutet hätte.

  • Akademikerkinder sprechen den richtigen Soziolekt und haben eine Umwelt in der ähnliche Fragen gestellt werden wie in der Schule. Sie haben auch einen leichteren Zugang zu den Antworten. Wenn Lernen das einordnen von Neuem in ein kognitives Netz ist, so bekommen Akademikerkinder von Anfang an Gegenstände die ihnen erleichtern ein Netz aufzubauen, dass der Schule förderlich ist. Ich denke auch, dass eine Fixierung auf Bildung bei Akademikern durchaus als positives Vorbild wirkt. Außerdem wissen und können Akademikereltern oft im Ernstfall besser fördern oder die Förderung zukaufen.


    Wollte man eine Schulsystem so gestalten, dass die Herkunft der Familie nur eine geringe Rolle spielt, man müsse Kindergärten ab 3 zur Pflicht machen, ausschließlich Ganztagsschulen unterhalten und Hausaufgaben abschaffen sowie Sponsoring durch Fördervereine ebenso untersagen wie Privatschulen die die Schüler nach Beitrag selektieren.


    Warum sollte man auch solch ein Schulsystem schaffen ?


    Man ist doch unter sich, an den entscheidenen Stellen.


    Bin schon lange der Ansicht, dass bewusst eine " graue Masse " erzeugt wird. Eine Masse, die man gut " steuern " kann. Das war schon in den vergangenen Jahrhunderten so. Wer durfte denn damals lesen und schreiben lernen ? Und wem war denn dieses Privileg vorbehalten ?
    Heute sind die Methoden nur andersartig. Gib ihnen gerade so viel zu leben, dass sie noch, z. T. mit Müh und Not, überleben können. = Harz IV. Warum wird das Bildungssystem nicht reformiert, sondern holt lieber " fertige ", z. T. nicht dem deutschen Standard gewünschten Qualifikation entsprechend, ins Land ?


    Ein Beispiel dazu: Meine Schwester ist Narkoseschwester in einem Klinikum. Seit einigen Jahren gibt es dort kaum noch deutsprachige Assistenzärzte. Sie müsste viellerlei Sprachen beherrschen, damit ein reibungsloser Ablauf der Op gewährleistet wird. Das klappt aber nicht - immer, weil die Kommunikation nicht funzt. Nun stellt euch mal vor, ihr liegt da, habt eine schwere Op vor euch, denkt: Die wissen schon, was die tun und dann.. Warum werden ausländische Ärzte " eingekauft " ? Weil sie NICHT durch den Träger bezahlt werden, sondern durch Stipendien. Das ist preiswerter und der Profit ist gewährleistet. Ein Mensch, der finaziell entspannt ist, wird natürlich von einem anderen Arzt operiert.


    Im Grunde genommen ist es bei uns ähnlich wie in Indien. Dort herrschen " Kasten " über das Volk. Nicht Politiker, Sondern die Wirtschaft und das Geld.


    Mein Vater sagte früher: Wissen ist Macht. Er hatte recht. Und die, die das begriffen und die Möglichkeit haben, dieses um zu setzen, bleiben unter sich. Der Rest ist die graue Masse. Sie wird immer mehr abgespeist mit hübschen neuen Handys, Uhren am Handgelenk, die gerade einmal noch die Uhrzeit anzeigen können, sonst dienen sie einem anderen Zweck, online Spiele, zu ablenken, damit man nicht zum Nachdenken verführt wird, ganze Events werden jährlich abgehalten und immer mehr User sitzen Nacht für Nacht am PC. In nenne sie " Sozialkrüppel " weil sie die Basis zur Realität verloren haben. Immer mehr Singlehaushalte, einsame Senioren. Die Schere zwischen Armen und Reichen geht extrem schnell auseinander. Weiter und weiter.


    Solange man aber nichts für die Bildung des eigenen Volkes tut, wird es für dieses immer schwieriger, dies zu realisieren.


    Gewollt !


    Herbert Grönemeyer hat es auf seiner LP " Bochum " wunderbar beschrieben: Die Deutschen sind wie Kühe. Wenn estwas passiert, schauen sie kurz auf und grasen dann gemütlich weiter.


    26 Jahre ist es her, dass gerufen wurde: Wir sind das Volk. Und heute ? Das Geld, die Macht und das Wissen darum, wie man sie einsetzt, halt etwas mit Bildung, Ausbildung, Weiterbildung zu tun.


    Meine persönliche Meinung. Entschuldigung, dass dies einwenig lang geworden ist, aber das hat etwas mit meiner " erhöten Aufmerksamkeit " zu tun. Siehe anderen Thread


    Gruß - sg

    Und wenn man sich auch noch so bemüht ... Ich passe in KEINE Schublade!


    Der Mensch ist das einzige dumme Lebenwesen auf dieser Erde, der genau DEN Ast absägt, auf dem er sitzt.


    Denke nicht in Problemen, sondern suche Lösungen.

  • Wie viele andere auch, halte ich hier viel für Klischees und ich schliesse mich gleichzeitig Mutti74 an, die die Kapitaltheorie anführt. Ebenso aber auch Campusmami's Ausführung.


    Ich komme aus der typischen Akademiker-Familie, mit Ausnahme meiner Mutter, die eine Ausbildung hat. Es stand nie zur Debatte, dass es etwas anderes gibt als ein Abitur. Es war weder Druck, noch Konflikt noch Gewalt dahinter. Alle, Cousinen, Tanten, Onkel, Großonkel etc haben studiert und uns allen erschien es das natürlichste der Welt genau das ebenso zu tun. Alle anderen Optionen verschwinden quasi in einem Graubereich. Sind Mitglieder meiner Familie daher schlauer?


    Ganz sicher nicht. Ich glaube aber dass wir alle diszipliniert "abgearbeitet haben" was uns auf den Tisch als Aufgabe gelegt wurde. Wir hatten alle nie Nachhilfe, nie Belohnung oder Bestrafungen. Es gab nie Unterstützung bei Projekten, Referaten usw. Es sind lediglich Gruppennormen und stille Voraussetzungen, die uns früh geprägt haben.


    Was hat uns als Familie weiterhin ausgemacht? Viele politische, religiöse, weltliche Diskussionen. Wenig Fernsehen bis gar keines und sehr viele Bücher. Aber das ist kein Umstand der Akademikern vorbehalten ist. Und um es noch einmal zu betonen - meine Eltern haben sich nie (!!!) für meine Schule interessiert. Sie wussten noch nicht einmal wann ich mein Abitur hatte und meine Mutter war fuchsteufelswild weil ich 30 min zu spät zum Mittagessen kam.


    Zusammengefasst: Bildung hat weniger etwas mit Intellekt als mit Chancen, Stimuli, Gruppennormen und viel Disziplin zu tun. Das ist meine feste Überzeugung. Ich hoffe, dass dies nicht arrogant klingt aber im Prinzip stehen jedem diese Bildungsmöglichkeiten offen.

  • Ich hoffe, dass dies nicht arrogant klingt aber im Prinzip stehen jedem diese Bildungsmöglichkeiten offen.


    In der Theorie ja in der Praxis nein.


    Ich komme aus einer sogenannten bildungsfernen Familie, mein Vater hat zwar viel gelesen (durchaus nicht nur Schund) aber über den Inhalt irgendwelcher Bücher wurde nie gesprochen.Politische Diskussionen, wenn Dir das hier nicht passt geh doch in den Osten, das wars zum Thema Diskussion.


    Als ich mit dem Wunsch kam, das ich nach dem Realschulabschluss mein Abi machen wollte, stieß ich auf absoluten Widerstand.Mädchen brauchen das nicht usw. :ohnmacht:


    Ich wurde in eine ganz andere Welt geworfen Diskutieren, Fremdworte :wow .Ich fand das toll aber beherrschte diese Kulturtechniken einfach nicht und es hat mich klein gemacht.
    Nein ich war nicht dümmer, aber ich hatte das Gefühl. Neben dem normalen Lernstoff musste ich auch das lernen.Ich war am Anfang oft genug kurz davor aufzugeben, aber ich zum Glück stellte ich dann fest das die anderen auch nur mit Wasser kochen.


    Das waren nur die "geistigen " Unterschiede ich konnte keine Kursfahrt mitmachen, ich war darauf angwiesen das es notwendige Bücher in der Bücherei gab.
    Ab der 12 Klasse mussste ich neben der Schule arbeiten weil meine Eltern mir keinen Pfennig Taschengeld zahlen wollten.


    Davon abgesehen glaube ich, das bei allen Widrigkeiten das Bildungssystem damals durchlässiger war als heute.


    Liebe Grüße


    Ute

  • und dennpch machen heute viel mehr Schüler Abi als früher - ich meine gelesen zu haben 51% eines Jahrgangs. Ich glaube das Abi ist weniger das Problem, danach geht es ja erst richtig los - studieren, wenn ja was, Jobsuche etc. Da haben Akademikerkinder schon Vorteile denke ich wobei ich muss mich korrigieren: Kinder wohlsituierter Eltern haben es da leichter.


  • , wenn er es nicht schafft geht die Welt nicht unter.
    Wie traurig, wenn davon das Lebensglück abhängen soll welchen Schulabschluss man hat.


    Liebe Grüße


    Ute


    Natürlich geht die Welt nicht unter wenn man kein Abitur hat. Abitur bedeutet auch nicht unbedingt dass man intelligenter ist und im Leben weiter kommt als diejenigen ohne Abitur.
    Manchmal sind auch diejenigen, die von der Schule geflogen sind und diese nicht mal beendet haben, erfolgreich als jeder Akademiker, so als Beispiel Abramowitsch oder so. :D
    Ich betrachte das Thema Abitur ganz nüchtern und ohne jegliche Wertung, allerdings ist es für mich die Mindestvoraussetzung, wenn man sich ALLE Möglichkeiten offen halten will. Denn nach dem Abitur kannst du alles machen. Du kannst Tischler werden, Bankkaufmann oder Chirurg, dir stehen alle Türen offen. Und zwar auch noch viele Jahre später.
    Hat man kein Abitur, kann man genauso glücklich sein und eventuell auch viel verdienen als Handwerker zum Beispiel. Sollte man aber 10 Jahre später auf die Idee kommen, mal ein Fernstudium zu machen, weil man sich beruflich anders orientieren will, hat man ein Problem. Das kannst du dann nicht mehr. Oder man macht das Abitur nach und verliert zusätzlich Zeit und evtl auch Geld.
    Alleine deswegen halte ich es für erstrebenswert, das Abitur zu machen. Natürlich falls es nun wirklich gar nicht gehen sollte, dann kann man immer noch über Alternativen nachdenken, aber erst als 2 Wahl, wenn alle Stricke reißen. Und da würde ich bei meinem Kind darauf bestehen, Jahre später würde er mir für einen eventuellen Tritt in den Hintern nur dankbar sein.


  • Ganz sicher nicht. Ich glaube aber dass wir alle diszipliniert "abgearbeitet haben" was uns auf den Tisch als Aufgabe gelegt wurde. Wir hatten l
    Was hat uns als Familie weiterhin ausgemacht? Viele politische, religiöse, weltliche Diskussionen. Wenig Fernsehen bis gar keines und sehr viele Bücher. Aber das ist kein Umstand der Akademikern vorbehalten ist. Und um es noch einmal zu betonen - meine Eltern haben sich nie (!!!) für meine Schule interessiert. Sie wussten noch nicht einmal wann ich mein Abitur hatte und meine Mutter war fuchsteufelswild weil ich 30 min zu spät zum Mittagessen kam.


    Zusammengefasst: Bildung hat weniger etwas mit Intellekt als mit Chancen, Stimuli, Gruppennormen und viel Disziplin zu tun. Das ist meine feste Überzeugung. Ich hoffe, dass dies nicht arrogant klingt aber im Prinzip stehen jedem diese Bildungsmöglichkeiten offen.


    :D Meine Eltern wussten auch nicht wann ich Abitur habe. Meine Zeugnisse haben sie sich auch nie angeguckt. Das Abi-Zeugnis musste ich ihnen selbst in die Hand drücken.
    Ansonsten bin ich auch der Meinung, dass in Deutschland die Bildungsmöglichkeiten wirklich ALLEN offen stehen. Natürlich haben Kinder aus nicht wohlsituierten Familien es schwerer, aber es ist immer so. Härtet nur ab. Im Vergleich aber zu vielen anderen Ecken auf der Welt ist hier wirklich das gelobte Land (noch) was Bildung angeht.

  • Ist ein Elternteil/sind Eltern mit Abitur und Studium automatisch gleich wohlsituiert? Was ist denn, wenn die Eltern zwar studiert haben, aber in ihrem Beruf keine Chance haben, dann H4 beantragen müssen? Ich mag solche Schublädchen nicht ala "die wohlsituierten Akademiker", "die H4-Empfänger, die ihre Kinder nicht ausreichend fördern (können), da sie zu dumm sind". Auch Akademiker können H4- Empfänger sein und ihre Kinder fördern und H4-Empfänger sind nicht alle zu dumm dazu.


    Ansonsten halte ich auch nicht viel davon Kinder zum Abi zu "treiben". Entweder sie haben diese Selbstverantwortung, die wir Eltern ihnen vermittelt haben, oder eben nicht. Ich bin ein großer Freund der Erkenntisse von Herrn Hüther http://www.gerald-huether.de/ Seine Erkenntnisse bestätigen total meine Meinung. Tochter wollte von mir bisher nie groß Hilfe haben außer ab und zu und bei einem etwas schwierigen Lehrer, den sie derzeit hat. Der wäre glatt einen Extrathread wert ;-) . Sie ist nun keine Einserschülerin oder Überfliegerin ,aber es läuft ganz gut, ohne dass ich dauernd irgendwie hinterher rennen muss. Ich weiss nicht wie sie das macht, ohne viel zu lernen.

    Glaube an Wunder, Liebe und Glück. Schau nach vorn und nicht zurück. Tu was du willst, und steh dazu, denn dein Leben lebst nur Du.
    (altes Sprichwort)


    Das Leben ist das was passiert, während wir dabei sind, andere Pläne zu machen. (John Lennon)



  • Ja doch,sehe es doch selbst,gut Situierte Eltern haben wesentlich weniger Probleme oder andere als Menschen die es schwer haben.Wobei ich beide Seiten der Medaille sehe.Auch die "gutsituierten " haben Probleme,den wie es so im Leben ist, alles hat in Wirklichkeit sein Preis.Aber sie wirken nach aussen wesentlich stabiler und entspannter,als jemand der es schwer hat.
    habe auch die Erfahrung gemacht,das diese Kinder zwra vielleicht eine bessere Bildung haben aber anderswo in ihrem wesen Defizite haben.
    Ich habe mehr Achtung vor Kinder/Menschen die sich alles wirklich hart erarbeiten,als von welche die alles auf ein kissen Serviert bekommen

  • Ein abgeschlossenes Studium ist aber auch noch lange keine Garantie für einen Job von dem man leben kann. Generation Praktikum lässt grüßen.


    Lieber ein ordentliches Handwerk lernen, dass einem gefällt und das man brauchen kann & eine Meisterprüfung ablegen als etwas im Bereich Medien & Soziales studieren und dann nach 15 Jahren Ausbilung unbezahlt oder auf 450 Euro Basis arbeiten.



    p.s. Mein Sohn beginnt im Gymnasium, auf eigenen Wunsch weil sein Freund auch dort hingeht aber ob er jetzt Abi macht oder nicht, werden wir sehen.

  • Es gibt eine sehr schöne Studie von Walter Mischel ( oder so ) über zielgerichtete Besdürfnisrückstellung und schulischem Erfolg.


    Soll heissen, wenn Kinder beigebracht bekommen, dass es sich lohnt für ein späteres Ziel zu lernen, dann haben sie die Möglichleit ihre Fähigkeiten zu nutzen.


    Daß es jemandem mit Job und gutem Auskommen und ggf. höherem Intellelt leichter fällt , einem Kind so etwas zu vermitteln, als jemandem, der schon mit der Organisation des Tagesablaufes überfordert ist, scheint mir logisch.


    Verallgemeinern darf man deswegen dennoch nicht. Ich selber komm aus sehr einfachen Verhältnissen und hab ne gerade Akademikerlaufbahn hingelegt, während meine Schwestern mit Mühe eine Ausbildung absolviert haben und seitdem nicht mehr arbeiten.


    Priviligiert ist man nicht weil die Eltern Geld haben, sondern dann, wenn diese sich kümmern.


  • Die Möglichkeiten, die einem Kind in der Zukunft mit einem Gesellenlohn offen stehen, sind einfach begrenzt, aber trotzdem kann doch nicht jeder Führungskraft werden. Wir brauchen auch die Arbeiter. Nur leider lohnen sich die meisten dieser Jobs nicht mehr. Und ich glaube das ist es , was wir alle für unsere Kinder wollen. Sie sollen ein glückliches, sorgenfreies Leben führen können.


    das Mantra würde ich aber gleich ablegen

  • Abitur und Bildung geht nicht automatisch mit wohlsituiert einher.


    Meine Familie hatte aus ganz anderen Gründen kein Geld. Meine Mutter war zu stolz zum Amt zu gehen. Sie hätte nie öffentliche Gelder angefasst (ich will keine Nebendiskussion starten). Ich habe ab 15 oder 16 - genau erinnere ich mich nicht - dazu verdient. Damals schon DM 400 im Monat. Ich habe neben meiner Schultätigkeit mich komplett alleine finanziell versorgt, damit ich meiner Mutter nicht finanziell auf der Tasche liege und meine Mutter musste trotzdem JEDEN Cent 3 x umdrehen.


    Ich hatte Schulkameradinnen in der Klasse die 5-6 Geschwister hatten und dort war das Geld notorisch nicht da. Ich und einige andere konnten aus finanziellen Gründen nicht mit auf die (jede) Klassenfahrt fahren. Es war nicht schlimm. Im Gegenteil, es hat mich bestärk das ich es später finanziell besser haben möchte.


    Nach meiner Meinung ist es ganz wichtig, nach den Sternen zu greifen und Träume zu realisieren. Wenn man versucht nach den Sternen zu greifen, dann bekommt man sie nicht immer zu fassen aber der Kompromiss ist oftmals schon akzeptable und besser als von von Anfang an zu sagen, das "klappt eh nicht".


    PS: Meine Eltern hatten zu meiner Abiturszeit einen absoluten Sinneswandel (ich würde sagen Mid-Life Krise) und behaupteten auf einmal ein Studium sei Schwachsinn und ich sollte eine Ausbildung anfangen, da ich eh' irgendwann heirate. Ich bin darauf hin nach England gegangen, habe dort studiert, mich finanziell alleine unterstützt und von meinen Eltern so gut wie nichts bekommen. Das Kindergeld halt - aber darum musste ich ganz schön bitten.

  • Ich selbst komme aus einer Akademikerfamilie und für uns war es Normalität, Abitur zu machen und später zu studieren - das habe ich als Kind und auch später nie hinterfragt. Deswegen habe ich mich aber nie besser oder privilegierter gefühlt als andere. Ich hatte aber auch nie Berührung mit praktischen Tätigkeiten, wie sie im Zusammenhang mit einer Ausbildung erforderlich sind. Ideal wäre für mich, dass mein(e) Kind(er) beides erleben können und - auch wenn bei mir auch der Wunsch da ist, dass sie fit genug sind, um später aufs Gymnasium zu gehen - dass ich sie nicht dazu zwinge.


    Sicher: Ohne Fleiß kein Preis. Wer faul ist, der wird es im späteren Leben nicht weit bringen, egal ob als Angestellter oder Arbeiter. Aber ebensowenig bin ich ein Freund von Frühförderung um jeden Preis und vielleicht noch an jedem Tag. Wichtig ist, dass Kinder auch in der Schule noch genügend Zeit zum Spielen und mit ihren Freunden haben. Wenn ich eine Begabung bei meinen Kindern entdecke, dann versuche ich sie auch entsprechend zu fördern, ohne sie zu überfordern.


    Vieles ist sicherlich auch Glück, z. B. eine Grundschullehrerin, welche es versteht, ihre Schüler zu motivieren und den Kindern auch soziale Kompetenzen zu vermitteln, so dass diese aus eigenem Antrieb lernen wollen.


    Unterm Strich steht aber für mich, dass die Kinder Freude am Leben und gute soziale Kontakte, also vertraute Bezugspersonen haben. Ich empfinde es allerdings nicht als selbstverständlich, dass meine Tochter gerne lernt und gut in der Schule mitkommt. Ob und wie ich dazu beigetragen habe, ist wohl eher nebensächlich.