- Es gibt heute insgesamt nicht mehr ADHS als früher. Ich habe weiter oben geschrieben, was u.a. dazu beitragen kann, dass es heute häufiger diagnostiziert wird und warum heute mehr Kinder Therapien bekommen, die eine belegte Wirksamkeit haben. Den Kindern bleibt heute manche wirkungslose (aber keineswegs nebenwirkungsfreie) Psychotherapie erspart.
- Warum sind aber heute scheinbar mehr Kinder mit ADHS im normalen weiterführenden Schulbetrieb?
Kinder mit ADHS bleiben heute länger im Schulsystem und streben im Mittel höhere Schulbildungen an als früher. Vor allem in Schulen, die zum Abitur führen, gibt es heute prozentual deutlich mehr Kinder mit ADHS als früher.
In Deutschland haben 1950 nur 5% der Schüler Abitur gemacht, das war wohl überwiegend eine Art ausgewählte Elite, 1970 waren es 11%, 1980 22%, 1990 31%, 2000 37,2%, 2010 49%
(Nach Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/A…Studienanf%C3%A4ngerquote)
Wenn heute die Hälfte aller Kinder Abitur macht, dann sind das eben nicht nur die Besten 11% wie 1970, sondern es sind auch Kinder mit Teilleistungsschwächen dabei, mit ADHS, mit sonstigen Lernstörungen, Kinder, die früher nach der 4. Klasse, 9., oder spätestens nach der 10. Klasse abgegangen sind. Kinder fliegen heute auch nicht mehr so schnell als unbeschulbar aus dem Regelbetrieb der Schulen heraus.
Ich halte es für richtig, dass auch Kinder, denen der Schulstoff nicht von allein zufliegt, die Chance haben, so viel wie möglich zu lernen, wenn sie ihre Schwächen durch Fleiß auszugleichen bereit und in der Lage sind.