Geburtsbericht
Endlich komme ich dazu einen Geburtsbericht zu verfassen. Freue mich schon seit dem 8.6. darauf.
Name: Sohnemann Corvin
Geburtstag: 8.6.2007 16:34 Uhr
Geburtsgewicht: 3930 g
Länge bei der Geburt: 57 cm
Kopfumfang: 36 cm
Der 4.6 war der errechnete Geburtstermin und je näher dieser rückte, umso aufgeregter war ich. Ich beschloss jedoch nicht dumm zu Hause rum zu sitzen, zu warten und mich bekloppt zu machen sondern machte noch Erledigungen und werkelte weiter an und in meiner Wohnung herum. Der Termin verstrich und ich wunderte mich. Bis auf eine Freundin hatten alle meine Bekannten und Freunde ihre Kinder einige Tage vor dem Termin bekommen.
Ich war den 3. Tag über den Termin als ich mit meiner Mutter zusammen bei meinem Bruder eingeladen war. Die beiden kochten und ich saß die meiste Zeit etwas geplättet auf dem Sofa. Auf einmal hatte ich das Gefühl, dass da irgendwas auslief. Ich ging auf die Toilette aber da war nichts. Ich hab nichts weiter gesagt und erstmal gegessen: Pommes und Steak mit Kräuterbutter. Doch dann hatte ich wieder so ein Gefühl und als ich diesmal zur Toilette ging entdeckte ich Blut. Sollte das nicht eigentlich Fruchtwasser sein und sollte das nicht eigentlich leicht rosa sein? "Egal in diesem Stadium der Schwangerschaft bedeutet eine Blutung sicher keine Gefahr mehr" dachte ich mir.
"Ich glaube Du musst mich jetzt ins Krankenhaus fahren." erklärte ich meiner Mutter und erläuterte die Gründe. Schlagartig war auch mein Bruder ziemlich nervös und drängelte uns dann doch zur Eile. Vermutlich hatte er (a la Hollywoodstreifen) Bilder von einer Geburt in seinem Wohnzimmer vor Augen. *grins*
Wir fuhren also los. Ich zitterte vor Nervosität, wobei ich jedoch sicher war, dass das jetzt noch lange lange Stunden dauern konnte. Im Kreissaal angekommen mussten wir auch erstmal warten und dann kam die erste Untersuchung: CTG. Das kannte ich ja schon. Der Wehenschreiber schlug sogar aus, doch so richtig spüren konnte ich nichts. Dann ging es an diese Art von Untersuchungen die ich so liebe (Vorsicht Ironie) und die Hebamme war auch noch eine von der rabiaten Sorte. Damit kam ich schon gar nicht klar und so kam sie gar nicht dazu überhaupt bis zu meinem Muttermund vorzudringen, ehe ich vor Schmerzen los schrie. Sie entschied dann, das solle eine Ärztin machen.
Die Ärztin war wesentlich einfühlsamer, aber mehr als einen Finger schaffte auch sie nicht. Der Muttermund sei jedenfalls sakral (was vermutlich heißt: so weit hinten dass sie kaum rankam) und maximal, wenn überhaupt einen Zentimeter weit geöffnet.
Immerhin testete sie den Ausfluss auf Fruchtwasser „positiv“. Es war also wirklich ein Fruchtblasensprung.
Es hieß also Warten. Ich bekam ein Bett und meine Hebamme schaute kurz rein, um mir den Bauch Wehen anregend zu massieren. Im Durchschnitt dauert es nach einem Blasensprung 6 Stunden ehe die Wehen richtig einsetzen, informierte sie mich.
Über die zahllosen CTGs die immer wieder gemacht wurden wurde es Abend. Meine Mutter verabschiedete sich erstmal für die Nacht. Das konnte wohl noch dauern.
Wehen spürte ich noch immer kaum und ich fragte mich wie die sich wohl anfühlen mögen. Es sollte ja so beginnen wie Regelschmerzen, hatte ich gehört. Also wartete ich und beschloss, dass ich besser versuchen sollte zu schlafen, damit ich fit war für die Geburt. Gegen 1 Uhr dann begann ein leichtes Ziehen, das auch sehr stark an Regelschmerzen erinnerte. Ich konzentrierte mich darauf zu atmen, so wie ich es gelernt hatte. Beim Frühstück dann kam wieder so eine leichte Wehe und ich atmete. Eine Frau fragte mich ob mit mir alles ok sei. "ja, ja, ich habe nur Wehen."
"Ein durchaus normales Phänomen auf einer Geburtenstation" schmunzelte meine Zimmernachbarin die auch am Frühstückstisch saß. Ich grinste.
Meine Zimmernachbarin hatte ihren dritten Kaiserschnitt hinter sich und hielt ihr kleines Mädchen schon im Arm. Ich war ein wenig neidisch, wollte mein Kind auch schon im Arm halten. Aber ich bedauerte sie auch, wegen der Kaiserschnitte und für mich selber hoffte ich auf eine normale Geburt.
Doch allemal und überhaupt kommt alles anders als man glaubt. Denn das wenige was ich bisher an Wehen bemerkt hatte ließ wieder nach. Meine Mutter trudelte irgendwann ein und weder im Bett liegen, noch rumlaufen oder die endlosen CTGs, die ich schon nicht mehr zählen konnte brachten die Wehen irgendwie weiter. Auch das Gel, was man mir (wieder mal so eine rabiate Hebamme) unter zusammen gebissenen Zähnen meinerseits vor den Muttermund spritzte, erzielte seine Wirkung nicht.
So wurde ich 24 Stunden nach der Einlieferung zur Ärztin bestellt. Sie untersuchte mich noch mal, doch am Muttermund hatte sich noch gar nichts getan. Immer noch hieß es "sakral" und auch der Begriff "unreif" fiel. Besonders im vorderen Bereich sei alles sehr eng. Ich runzelte die Stirn und stellte mir vor wie weit ich dann wohl einreißen würde. Gruselig.
Ich hatte wegen des Blasensprungs alle 8 Stunden präventiv Antibiotika erhalten, damit keine Infektion zum Kind hochsteigen konnte. Zum Glück lief nicht viel Wasser aus, sodass Sohnemann noch lange gut versorgt war, wie die immer wieder bestimmten Blutwerte zeigten. Ein zweiter Zugang in die Armvene war gelegt worden und diesen spürte ich zum Glück kaum im Vergleich zum ersten, der in der rechten Hand steckte und irgendwann verstopft war, kaum.
Die Ärztin nahm mich nach der Untersuchung beiseite und erklärte, dass es nun seit 24 Stunden nicht weiter ginge und sie es für das beste hielt, wenn ich einem Kaiserschnitt zustimmen würde. Man könne es mit einer normalen Geburt zwar noch mal versuchen, jedoch hielt sie es für besser jetzt einen Kaiserschnitt zu machen solange es dem Kind noch gut ging.
Ja, was macht man in so einer Situation und mit so einer Frage konfrontiert? Ich war zwar ziemlich geknickt und meine Mutter die ich anrief mit den Worten "kannst Du sofort kommen, die wollen einen Kaiserschnitt machen" war auch erstmal etwas schockiert. Aber letztlich, wissen die Ärzte, die täglich durchschnittlich drei Entbindungen hier durchführten sicher besser was das richtige ist. So verließ ich mich doch besser auf deren Urteil und stimmte dem Kaiserschnitt schweren Herzens zu.
Dann lief alles ab wie am Fließband. Ich wurde über die Risiken aufgeklärt, erinnere mich noch an den Teil: "es können bei einer Operation auch immer andere Organe verletzt werden, unter anderem die Blase, die vor der Gebärmutter liegt." Ich dachte an die Nebenwirkungsauflistung in den Medikamentenpackungen und nickte alles schnell ab. Ich war beileibe schon nervös genug als mich nun auch noch mit den Risiken verrückt zu machen.
Dann kam ein (ich glaube) Anästhesist und stellte mir verschiedenste Fragen über Größe, Gewicht, ob ich irgendwelche Allergien hätte, schon andere Operationen, oder rauchen würde, etc. Wir lachten beide als es zu der Frage kam ob eventuell eine Schwangerschaft vorliegen könne. Schließlich staunte er als er alle übrigen Fragen mit "nein" angekreuzt hatte. Das sei selten meinte er. Meist gibt es immer irgendeinen Punkt der Probleme macht. Tja, ich bin wohl kerngesund. Nur das mit der Geburt klappte nicht. ???
Es ging weiter im Takt. Ich bekam eine Rasur und einen Blasenkatheter gelegt (brrrrrr) Dann wurde ich auf einem Bett auch schon in Richtung OP geschoben. Verdammt die waren so schnell, wo blieb meine Mutter? Zum Glück kam sie uns auf dem Flur entgegen und wurde von der Ärztin sofort angeleitet, dass sie helfen solle das schwere Bett zu schieben, dafür habe die Ärztin nämlich keinen Führerschein und in der Tat ging das wohl nicht so leicht.
Zuerst kam ich in die Anästhesie. Hier sollte ich mich aufsetzten und einen Katzenbuckel machen. Gar nicht so einfach mit diesem Bauch. Aber im Schneidersitz mit angewinkelten Beinen ging das dann doch ganz gut. Als der Anästhesist dann ins Rückenmark stach bat ich eine der mindestens 7 Umstehenden die die ganzen Zeit geschäftig um mich herum wuselten, doch schnell zur Ablenkung einen Witz zu erzählen. Ihr fiel aber keiner ein und dann war es zum Glück auch schon vorbei und die Wirkung trat ein.
Ich muss sagen ich beneide niemanden der Querschnittsgelähmt ist. Es war eine interessante bis beklemmende Erfahrung. Alles unterhalb meiner Brust kribbelte und verfiel dann in völlige Taubheit. Man hatte mich vorgewarnt, dass ich auch irrige Empfindung haben könnte, dass meine Beine überkreuzt seien oder ähnliches. Ich hatte nur das Gefühl, dass irgendwelche Haare irgendwo eingeklemmt sein und ich war auch viel zu nervös um mich groß darauf zu konzentrieren.
Während die Ärzte sich schon über den nächsten Fall einer septischen Galle unterhielten wurde ich in den OP geschoben.
"Das wird nachher ziemlich ruckeln, wenn wir das Kind rausholen. Wir werden auch oben auf den Bauch drücken, damit es gut rauskommt" wurde mir erklärt. Alles in allem war ich sehr froh, dass ich auf jede Aktion genau vorbereitet wurde. Eine Klammer an meinem Finger war zum messen des Sauerstoffgehaltes. Der Zugang am Arm war mit verschiedenen Tröpfen bestückt worden. Meine Arme wurden locker auf zwei Schienen festgebunden. Vermutlich zur Sicherheit falls ich in Panik geriet.
Meine Mutter erkannte ich fast nicht wieder, mit Mundschutz und OP Haarnetz. Aber gut, dass sie da war und ich sie die gesamte Zeit mit irgendwelchem Zeug zulabern konnte um mich abzulenken.
Wenn das Kind dann da war, würde sie zwei Möglichkeiten haben. Mit dem Kind zur Untersuchung mitgehen oder bei mir bleiben. Ich bat sie bei mir zu bleiben. Es ist schon echt gut, dass heutzutage ein Angehöriger mit in den OP kann.