Weiter warten oder gehen in einer halbherzigen Patchwork Beziehung

  • Hallo zusammen,

    Ich würde gerne einmal eure Meinung und euren Rat zu meiner Situation einholen ( schon mal herzlichen Dank fürs Lesen und antworten :)) Ich versuche so kurz und sachlich wie möglich die Situation zu schildern:

    Ich bin 52 Jahre alt, seit fast 4 Jahren getrennt, seit einem Jahr geschieden und alleine alleinerziehend mit 3 Kids, die Große wohnt mit ihrem Freund in ihrer Wohnung die 2 „Kleinen“ 10 und 16 bei mir. Ich bin fast fulltime berufstätig und ohne Familie- sind alle verstorben, der Vater lebt inzwischen 500 km entfernt und kümmert sich nur um die Kids, wenn sie 2-3 x im Jahr in Urlaub fahren. ( hat inzwischen auch eine andere Partnerin mit Kind und gar nicht mehr das Interesse, mehr mit seinen Kids zu machen) soviel zu den Rahmenbedingungen.
    im Okt 22 habe ich einen Mann übers Internet kennengelernt- auf beiden Seiten Liebe auf den ersten Blick. Er ist 53, hat eine 20 jährige Tochter und ist Witwer.Er ist selbstständig, sein Job steht an allererster Stelle und ist leider ständig in seinem Job überarbeitet und überfordert. ( bräuchte eine Assistentin, aber zu teuer, hofft jetzt auf eine Azubine) Weitere Info: seine Tochter hatte mit 11 ihre Mutter verloren (Suizid) und seitdem ist der Papa ihr ein und alles. Aber das ist nicht das Problem, wir verstehen uns gut und machen ab und an etwas zu dritt. Jetzt zur Schwierigkeit:

    Am Anfang unserer Beziehung musste er erstmal für sich herausfinden, ob er sich auf eine Frau mit 3 Kindern einlassen möchte, weil er eigentlich mit Kindern durch ist und seine Leben genießen wollte. Er wollte es , da unsere Beziehung gut lief und er merkte, dass ich absolut auf eigenen Füßen stehe und alles alleine wuppen kann. Wir haben eine schöne Beziehung, aber… wir sehen uns nur am Wochenende, aufgrund der Arbeit- okay, das würde ja auch noch passen, die Woche bin ich eh sehr eingespannt . Dann möchte er aber „ raus“ was erleben, Spaß haben…. Also meist möchte er auf Partys, in Clubs oder Ausgehen. Er übernachtet höchst selten bei mir, ich oft bei ihm und mit meinem Kids machen wir vielleicht 5x im Jahr etwas ( Geburtstag, Weihnachten)? Wenn ich ihn darauf anspreche, sagt er, es muss langsam wachsen … dann machen wir auch wieder etwas zusammen, nachdem ich etwas gesagt habe. Wir wurden 2 x von außen Stehenden angesprochen, ob wir schon zusammen wohnen oder heiraten möchten, dann kam seine Aussage: „nein, noch nicht, sie hat noch minderjährig Kinder“….. als ich ihn darauf angesprochen hatte, meinte er“ Wieso, stimmt doch…“ Ich wollte diese Beziehung unbedingt und habe deshalb gehofft, dass sich etwas ändert in die Richtung mehr Zusammenwachsen. Aber inzwischen glaube ich nicht mehr daran. Meine Tochter ist in 8 Jahren volljährig, dann bin ich 61! Bis dahin warte ich nicht. Er meinte noch so letztens: vielleicht ziehen wir zusammen, wenn er in Rente geht… darauf meinte ich so, dass ich mit Anfang / Mitte 60 nicht nochmal umziehen werde, außer ich muss in ein Pflegeheim. Ich liebe ihn, inzwischen aber mit vielen Bedenken. Er gibt mir das Gefühl, dass er mich auch sehr liebt- aber mit meinen Kindern tut er sich schwer. Er meinte zu mir, dass er Burnout hat und einfach alles in seinem Leben schwierig ist… ich denke, er möchte nicht noch Verantwortung für meine Kids übernehmen, hat Sorge sich dadurch noch mehr Arbeit und Stress aufzubürden und Versucht das von sich fern zuhalten…. Ich sehe es so, dass er mich möchte, aber versucht meine Kids auszublenden. Was meint ihr? Was würdet ihr tun. Bitte bedenkt, dass ich diesen Mann sehr liebe und wir eine gute Beziehung haben, wenn die Kids dabei sind, klappt es auch gut! Kein Stress keine Eifersucht. Dennoch, wünsche ich mir einen Partner, mit dem ich zusammen ziehen kann…

    Liebe Grüße :*

  • Zuerst einmal: Welcome auch hier noch einmal.


    In aller Kürze: Ihr redet miteinander über die Situation. Das ist gut. Schlecht ist: Ihr bekommt die Situation nicht geklärt. Jedenfalls nicht so, dass ihr euch zu einem gemeinsamen Denken und Vorgehen in der Sache einigen könnt. Das sehe ich als Problem. Nicht die Frage selbst. Die wird man mit jeweils guten Argumenten in die eine oder andere Richtung entscheiden können. Ein "Richtig", ein "Falsch" wird es da objektiv nicht geben (subjektiv für jeden von euch natürlich schon).


    Frage ist, ob ihr die Sache im Zweiergespräch geklärt bekommt. Oder ob ihr euch jemanden holt, der mit euch Lösungsmöglichkeiten erarbeitet, eine von euch beiden getragene Entscheidung zu treffen. Ein Paartherapeut also, der im Grunde euer Gespräch moderiert und zu einem von euch beiden getragenen Ziel führt.

    Das solltet ihr euch wert sein. Den Versuch solltet ihr wagen.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Wo sind deine Kinder, wenn du bei ihm übernachtest?


    Vor ein paar Jahren hätte ich es ähnlich gesehen wie du - ich hab mir ein „gemeinsam“ und „miteinander“ komplett gewünscht, sprich: zusammen ziehen mit allen Konsequenzen.

    Heute - ein paar Jahre später und reicher an Erfahrungen (die ich ehrlich gesagt nicht „gebraucht“ hätte), kann ich es mir zumindest aktuell nicht vorstellen, mein eigenes Reich aufzugeben und noch einmal mit einem Mann zusammen zu ziehen. Ich habe mir mein Leben so aufgebaut, dass es für mich passt - inklusive einer festen Partnerschaft.


    Auch ich führe eine Wochenendbeziehung, mein Partner hat ähnlich wie du noch etwas jüngere Kinder. Ich habe einen durchaus fordernden und anstrengenden Job, meine Kinder sind jedoch erwachsen, ausgezogen bzw. „auf dem Sprung“. Ich mag seine Kinder und sie mögen mich - aber ich fühle mich zu alt und habe auch nicht mehr die Kraft für ein Patchwork mit allen Konsequenzen - und auch der Verantwortung, die man dann automatisch übernimmt.

    Wenn ich nachmittags oder abends heim komme, genieße ich die Ruhe, die ich habe - und dass ich mich dann eben nicht mehr um Hausaufgaben, Lernen, Erziehung kümmern muss. Wie gesagt: vor 3 Jahren sah das noch anders aus. Vllt geht es deinem Freund ähnlich.


    Wenn die Beziehung an sich gut läuft, ihr von den Basics her beide zufrieden seid, warum sollte man sie dann beenden?

  • Jannne: Ja genau so ist es!! Herzlichen Dank für dein Feedback 🤗 Er ist total durch, wenn er Feierabend hat und will dann nur noch seine Ruhe haben. Er hat mir schon öfter versucht seine Situation zu erklären und das es nichts mit unserer Beziehung oder unseren Gefühlen zueinander zu tun hat.


    Kann sein, dass ich in 1-2 Jahren oder später genauso über das Zusammenziehen denke wie du. Aber jetzt ist es eigentlich mein Wunsch, auch den Alltag zusammen zu erleben. Obwohl das wahrscheinlich bei uns sehr schwierig sein könnte, da wir beide beruflich sehr eingespannt sind..und sich Probleme auftun können, die keiner will…Ja, es ist auch anstrengend mit Kids. Ich merke ja auch, wenn ich mal das Gespräch in diese Richtung lenke, dass es für ihn ein unangenehmes Thema ist, weil er nichts falsches sagen möchte (das hatte er schon öfter gesagt)

    Wenn ich bei ihm bin ist entweder der Babysitter oder die Nachbarin da. Es ist für die Kids in Ordnung , es hat sich alles toll eingespielt. das Verhältnis ist so ca: 6 Tage Kids und 1 Tag mein Freund. Wir fühlen uns alle gut dabei, weil die Kids immer an erster Stelle stehen und das merken sie auch.

    Danke für den Denkanstoß!

  • @ Volleybap: Herzlichen Dank!

    Vielleicht ist es eine Idee mit der Paarberatung, aber es könnte auch in eine Richtung wie „ Ich will jetzt von dir eine Entscheidung, ich möchte dir das Thema jetzt, für welches du ( noch) nicht bereit bist, aufstülpen. Ich denke, ich muss alleine mit ihm reden.

  • Wenn mein Partner mir sagen würde, dass er einen Burnout hat, würde ich erwarten, dass da irgendwas stattfindet, um sich wiederzuherstellen. Von alleine geht das auch in 10 Jahren nicht weg. Also irgendwas muss ja anderes werden, als es jetzt ist. Darüber würde ich schon sprechen wollen. Übrigens ganz unabhängig vom zusammenziehen.

    LG Campusmami



    Sonne muss von Innen scheinen :sonne


    Das Leben findet draußen statt :rainbow: .

  • @ Volleybap: Herzlichen Dank!

    Vielleicht ist es eine Idee mit der Paarberatung, aber es könnte auch in eine Richtung wie „ Ich will jetzt von dir eine Entscheidung, ich möchte dir das Thema jetzt, für welches du ( noch) nicht bereit bist, aufstülpen. Ich denke, ich muss alleine mit ihm reden.

    Die "Entscheidung" könnte auch sein, dass man keine Entscheidung trifft. Wie geschrieben: Für alles gibt es gute Argumente. Gut wäre aber, dass ihr euch auf eine gemeinsame Sichtweise, ein einmütiges bewusstes Vorgehen einigt. Ob das im Zweiergespräch stattfindet oder mit einer dritten Person, ist egal. Das Ergebnis zählt. Im Moment hat es den Eindruck, dass ihr euch nicht einigen könnt (der angedeutete Burn out weist auf eine Entscheidungsproblematik hin,. Das gehört zum Krankenbild.) und die Sache ausgesessen wird. Das ist nicht gut. Als Paar solltet ihr einen Status quo haben, den ihr gemeinsam befürwortet und akzeptiert. Das sollte das Ziel sein. Sonst steht der "weiße Elefant" im Raum. Das ist nicht gut.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Das Beziehungskonzept finde ich gar nicht so halbherzig - sondern es passt zu einer anderen Lebensphase.

    Aber wenn es für dich nicht passt, dann ist es für dich nicht die richtige Beziehung.


    Ich find Bonus Kinder auch nur „nett“ und kann mir gut vorstellen mit 60-65 in eine Best Ager Wohnung zu ziehen - ohne Treppen und Kinderzimmer.

  • Jannne: Ja genau so ist es!! Herzlichen Dank für dein Feedback 🤗 Er ist total durch, wenn er Feierabend hat und will dann nur noch seine Ruhe haben. Er hat mir schon öfter versucht seine Situation zu erklären und das es nichts mit unserer Beziehung oder unseren Gefühlen zueinander zu tun hat.


    Kann sein, dass ich in 1-2 Jahren oder später genauso über das Zusammenziehen denke wie du. Aber jetzt ist es eigentlich mein Wunsch, auch den Alltag zusammen zu erleben. Obwohl das wahrscheinlich bei uns sehr schwierig sein könnte, da wir beide beruflich sehr eingespannt sind..und sich Probleme auftun können, die keiner will…Ja, es ist auch anstrengend mit Kids. Ich merke ja auch, wenn ich mal das Gespräch in diese Richtung lenke, dass es für ihn ein unangenehmes Thema ist, weil er nichts falsches sagen möchte (das hatte er schon öfter gesagt)

    Wenn ich bei ihm bin ist entweder der Babysitter oder die Nachbarin da. Es ist für die Kids in Ordnung , es hat sich alles toll eingespielt. das Verhältnis ist so ca: 6 Tage Kids und 1 Tag mein Freund. Wir fühlen uns alle gut dabei, weil die Kids immer an erster Stelle stehen und das merken sie auch.

    Danke für den Denkanstoß!

    Zum ersten Absatz: ja, so ähnlich wie ihm geht es mir auch. Nur dass mein LG und ich uns da einig sind und er mich nicht unter Druck setzt. Denn: wegen den Kindern müsste im Zweifelsfall ich umziehen - und das möchte ich zumindest aktuell nicht. Wie geschrieben, es gab Zeiten, in denen ich das ganz anders gesehen habe, in denen es für mich absolut kein Problem gewesen wäre, umzuziehen - heute würde ich nicht nur 3x, sondern gefühlte 30.000 x überlegen. Denn: auch bei den Kindern hinterlässt es Spuren, wenn die Beziehung dann scheitert.


    Ich habe erlebt, wie der Alltag etwas gefühlt ganz Großes im Nullkommanix kaputt machen kann. Und wenn es "nur" Diskussionen über die Erziehung der Kinder sind - ich will das nicht mehr. Und ich kann jeden verstehen, der sagt: "ohne mich".


    Bitte nicht falsch verstehen - ich mag seine Kinder wirklich total gerne - und sie mich auch. Es kommen immer wieder Äußerungen a la "Wann bist du endlich "richtig" bei uns?" oder "Wann ziehst du endlich bei uns ein?". Sie nennen mich beide "Mama" (obwohl ich das gar nicht möchte...). Wenn wir bspw. im Wohnmobil unterwegs sind, kommt dann irgendwann nachts so ein kleiner "Schlumpf" angewanzt und breitet sich genüsslich zwischen uns aus... und der Hund folgt ihr auf den Fuß - bei einer Liegefläche von 130x210. Es ist ja nicht so, dass wir "nur" 6 Schlafplätze haben... aber vor allem die Kurze sucht immer wieder unsere Nähe. Am nächsten Morgen ist die Kleine ist dann hellwach, gut gelaunt und putzmunter - und wir kreuzgroggy mit fetten Augenringen :D. Ich mag das und genieße es ähnlich wie das mit meinen eigenen Kindern genossen habe, wenn sie irgendwann nachts angewackelt sind, mir ihr Kissen auf den Kopf gepackt und mir meine Decke geklaut haben;).


    Alltag und zusammenziehen... ich kenne Patchwork aus beiden Perspektiven. Als Mutter mit Kindern und Stiefvater, sowie als Partnerin eines Mannes mit Kindern. Klar: geteiltes Leid ist halbes Leid und geteilte Freud` ist doppelte Freud... das kann aber auch ganz schnell nach hinten losgehen.

  • Hallo Sarah71

    herzlich willkommen.


    Darf ich fragen wie lange Du verheiratet warst?


    Ich hab was von Burnout bei ihm gelesen, richtig. Das halte ich für ausgeschlossen bei dem hier:


    "Dann möchte er aber „ raus“ was erleben, Spaß haben…. Also meist möchte er auf Partys, in Clubs oder Ausgehen."


    Also ich selbst bin m, gefühlt kurz vor Burnout und da will man alles andere aber sicher net das da oben. 😉


    Aber das spielt ja auch keine Rolle. Frage ist, was willst Du.

    Und da passt es m.E.n. nicht so richtig zusammen.


    Tut mir leid, das klingt hart.


    LG


    ps altersmäßig bin ich genau bei euch

    ... unn denn bin ick in mir jejangen, war aber ooch nüschd los! :drink ...

    Einmal editiert, zuletzt von Yogi ()

  • Wenn mein Partner mir sagen würde, dass er einen Burnout hat, würde ich erwarten, dass da irgendwas stattfindet, um sich wiederzuherstellen. Von alleine geht das auch in 10 Jahren nicht weg. Also irgendwas muss ja anderes werden, als es jetzt ist. Darüber würde ich schon sprechen wollen. Übrigens ganz unabhängig vom zusammenziehen.

    So einfach funktioniert das glaube ich nicht.


    LG

    ... unn denn bin ick in mir jejangen, war aber ooch nüschd los! :drink ...

  • Das Beziehungskonzept finde ich gar nicht so halbherzig - sondern es passt zu einer anderen Lebensphase.

    Aber wenn es für dich nicht passt, dann ist es für dich nicht die richtige Beziehung.


    Ich find Bonus Kinder auch nur „nett“ und kann mir gut vorstellen mit 60-65 in eine Best Ager Wohnung zu ziehen - ohne Treppen und Kinderzimmer.

    So isses 😉


    LG

    ... unn denn bin ick in mir jejangen, war aber ooch nüschd los! :drink ...

  • Hallo Sarah71,


    bleiben wir zunächst bei 2 Fakten:


    1. Burnout


    Wer damit belastet ist kommt mit absoluter Sicherheit am WE/in seiner Freizeit nicht auf die Idee, auf Partys oder in Clubs zu gehen.


    Entweder hat er keine Ahnung, was ein echter Burnout bedeutet.....oder er schiebt ihn als billige Ausrede vor.



    2. Kosten Assistentin - Azubi


    Je nach Beschäftigungsverhältnis kostet ein Azubi mehr als eine Assistentin, die ich in Teilzeit einstelle.

    Durch die Möglichkeit, einen AN auf Mini- bzw. Midijob-Basis zu beschäftigen, liegen die Vorteile immer klar bei einer Angestellten, wenn der Kosten/Nutzen-Faktor eine Rolle spielt.


    Ich kann verstehen wenn jemand sagt, ein Partner mit minderjährigen Kinder ist mir im Alter deines Freundes von 53 Jahren zu stressig.


    Wenn er sagt, ich will leben, meine Freizeit ungestört und ungehindert genießen, ich will keine Einschränkungen hinnehmen, ich will diese Verantwortung nicht mehr, ist das okay für mich.


    Die Frage, die sich mir dann aber stellt:

    Warum lässt dein Freund sich auf genau so eine Partnerschaft ein?


    Den Kuchen (dich) gibt es nur komplett.

    Lediglich die Rosinen pflücken fördert genau die Probleme zutage, die ihr nun habt.


    Aus meiner Sicht - ich bin 63 Jahre alt und Vater eines 13-jährigen Jungen, der in meinem Haushalt lebt - dir gegenüber unfair.


    Natürlich spreche ich da durchaus aus eigener Erfahrung.

    Ich hätte jede Menge Beziehungen haben können.....wenn mein Sohn nicht wäre.

    Aber immer, wenn mein Sohn ins Spiel kam, war das Interesse der Damen verflogen.

    Zu viel Stress, ich will die Verantwortung nicht mehr, Urlaub geht nur in den Schulferien, wir können nie spontan auf ne Party gehen, usw.

    Dabei hab ich den liebsten, nettesten, pflegeleichtesten Sohn, den du dir vorstellen kannst. Der Junge ist so offen und warmherzig, wie man sich das nur wünschen kann.


    Mein Fazit aus dem Erlebten:


    Wer die Vorteile einer Beziehung mit Kind/Kindern nicht sieht, wer das Leben als Familie nicht will - und von diesen Vorteilen gibt es viele - der darf sein Leben gerne nach seinem Geschmack einrichten....nur eben nicht gemeinsam mit mir und meinem Sohn.


    Eine Paarberatung, wie Volleybap sie vorschlägt, wird aus meiner Sicht nichts bringen.

    Man bekommt nicht beide Standpunkte unter einen Hut.

  • Yo, mich würde es auch nur als Komplettpaket geben mit Kindern. Ich klabüster das doch nicht auseinander.

    Wenn man einen Burnout hat, dann ist einem alles zu viel, da geht man nicht am Wochenende raus und macht Party.

    Ich denke, der verar..... dich.

    Ist das wirklich Liebe ?

    Bevor du mit dem Kopf durch die Wand gehst, überlege zuerst.........

    Was mache ich im Nebenzimmer ? (unbekannt)

  • also, so krass würde ich das jetzt nicht ausdrücken


    ich stimme da Lena_1977 mit der anderen Lebensphase zu


    und vielleicht hat er kein Burnout, aber mehr als genug um die Ohren ,

    möchte in der Freizeit seine Ruhe haben,

    dh in seinen eigenen vier Wänden sein ,..Sonntagmorgen in Ruhe ausschlafen,..in Ruhe frühstücken....mit dir alleine


    er braucht nicht das Familiengefühl,...kein Patchwork....wo er sich mit einbringen muss usw usw


    aber du hast den Wunsch, würdest dir wünschen, dass sein Herz ein bisschen mehr für deine Kinder schlägt,

    als Bezugsperson und Ansprechperson im Alltag.....

    ....auch für dich....macht er sich denn Gedanken, wie es dir alleine im Alltag geht, bietet er dir Hilfe an,...wenn du sie benötigst

    oder sagt er da auch ,..sorry, hab dafür keinen Kopf,...die viele Arbeit


    theoretisch könntest du sagen,..prima...wir treffen uns alleine , dh es ist für dich auch eine kleine Auszeit vom stressigem Alltag,

    es würde auch dir guttun....wenn du es dir so vorgestellt hättest oder damit klarkommen würdest...


    was lässt dich am meisten zweifeln....?

  • im Okt 22 habe ich einen Mann übers Internet kennengelernt- auf beiden Seiten Liebe auf den ersten Blick.


    Am Anfang unserer Beziehung musste er erstmal für sich herausfinden, ob er sich auf eine Frau mit 3 Kindern einlassen möchte, weil er eigentlich mit Kindern durch ist und seine Leben genießen wollte. Er wollte es , da unsere Beziehung gut lief und er merkte, dass ich absolut auf eigenen Füßen stehe und alles alleine wuppen kann.


    Es ist nicht so, dass ich nicht wüsste, dass man Vorbehalte, die sich aus Schreiben im Internet ergeben, in dem Moment über Bord wirft, wenn man sich das erste Mal in die Augen sieht und beiderseitig der Blitz einschlägt. Ist mir auch schon passiert. Im Nachhinein hätte ich wohl mehr auf meine Bedenken hören sollen. Obwohl - dann wäre mir zwar eine Menge Herzschmerz erspart geblieben - aber auch viel Schönes. Die damaligen Bedenken hatten allerdings überhaupt nichts mit meinen, damals noch viel jüngeren, Kindern zu tun. Hätte sich jemand zweifelnd wegen meiner Kinder geäußert, wäre das Thema für mich erledigt gewesen. Und gab es nur im Dreierpack... Das "er wollte es" bei Deinem Freund, stellt sich ja offensichtlich nicht als wahr heraus.

    Deshalb unterschreibe ich das:



    So, wie es sich liest - und nur davon kann man ja ausgehen - hast Du nur die Möglichkeit, das so zu akzeptieren, wie es ist und Deine Bedürfnisse nach mehr Familienleben und Alltag; gar zusammenziehen mit Deinem Freund zurückzustellen. Oder Dich zu trennen, in der Hoffnung, irgendwann jemanden zu finden, der das mit Dir leben möchte.

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Liebe Sarah71 , nur falls das der Fall ist: erschrick dich nicht;), hier werden oft eigene Gedanken und "Fäden" weitergesponnen, ergänzt mit den eigenen Erfahrungen. Manchmal kommen da thematisch dann an ganz andere Themen raus als die ursprünglichen.


    Mich beschäftigt beispielsweise gerade die Frage, warum man unbedingt mit dem Partner zusammen ziehen möchte. Es war bei mir vor 3 oder 4 Jahren ja nicht anders.


    Du schreibst, dass du keine Familie mehr im Hintergrund hast. Das war und ist bei mir ähnlich. Familie kann durchaus stützen und entlasten. Hat man sie nicht, ist man gezwungen, auf eigenen Beinen zu stehen. Dass das ein riesengroßer Unterschied sein kann, erlebe ich recht intensiv seit 1,5 Jahren mit der Familie meines LG. Vielleicht steht dann auch der Wunsch dahinter, eben nicht stets alles alleine "wuppen" zu müssen. Ich kenne es von mir, dass ich immer wieder neidisch (nicht im Sinne von Missgunst!) zu meinen Freundinnen und Bekannten schiele, die diesen familiären Rückhalt haben bzw. seit langem in festen Partnerschaften leben.


    Die zweite, an dich gerichtete, Frage ist: zeigt er an deinen Kindern gar kein Interesse? Du schreibst, dass ihr nur ca. 5x im Jahr (Geburtstage, Weihnachten) was gemeinsam mit deinen Kindern unternehmt. Das wäre auch mir zu wenig, genauso, wie ich die Begründung, dass deine Kinder noch "minderjährig" sind und es "langsam wachsen" müsse, mir persönlich nicht reichen würde.


    Bei mir und "meiner Wochenend-Beziehung" ist das anders. Seine Kinder sind, sofern sie nicht bei ihrer Mutter sind, immer dabei und dann sind wir auch gemeinsam als "Patchwork-Familie" unterwegs. Es passiert auch oft genug, dass ich mit den Kindern und der Oma alleine was unternehme - und sei es nur, dass wir zum Gartencenter fahren. Oder dass ich mit z.B. beruflichen Fragestellungen, zur Mutter meines LG "renne" - ich habe es schon mehrfach erlebt, dass sie ziemlich gute Ideen und Impulse hat, durch die sie mir wirklich weiterhilft.


    Als wir vorgestern Abend telefonierten und er mir spaßeshalber erklärte, er kenne sich mit Frauen / Mädchen aus, da er ja selber 3 habe, kam von der jüngsten Tochter im Hintergrund "Papa, du hast 4 Mädchen!" - gemeint waren nicht nur seine drei, sondern auch meine Tochter. Meine Kinder gehören also auch für seine Kinder mit dazu.


    Wäre dies nicht so, bzw. würde das wegfallen... ich glaube, das wäre mir zu wenig.


    Bei mir dominiert aktuell noch die Angst, dass sich mit einem Umzug alles ändern würde. Dass ich dann tatsächlich in Verantwortlichkeiten einsteigen würde, die mir nicht zustehen. Dass es zu Auseiandersetzungen über z.B. Erziehungsfragen kommen würde, die die Beziehung belasten würden. Es gibt immer Themen, bei denen man unterschiedliche Meinungen und Auffassungen hat. Und dass es dann erneut scheitert. Ich bin in mehreren Patchwork-Gruppen als still mitlesendes Mitglied - was man da so liest... oh je. Und das deckt sich auch mit eigenen Erfahrungen.


    Du schreibst, er wurde durch den Suizid seiner Frau zum Witwer und hat eine sehr enge Beziehung zu seiner 20jährigen Tochter. Auch das kann mit ein Grund sein, warum er sich davor scheut, dieses "Wagnis", mit einer neuen Familie einzugehen. Eine neue Frau - ja, aber mehr nicht.


    Schlussendlich ist auch mein Eindruck (und ich hoffe, dass ich da jetzt nicht übergriffig bin!), dass du dich entweder mit dem Status Quo abfinden musst oder die Beziehung beendet wird. Das aber kannst tatsächlich nur du selbst entscheiden. Würde mein Freund mich aktuell in Sachen Zusammenziehen unter Druck setzen, wäre ich vermutlich "weg".

  • Ja, ich hab hier auch mal gedanklich weitergesponnen ;)

    und muss sagen, der Gedanke, Kindern eine funktionierende Partnerschaft im Alltag

    mit Höhen und Tiefen und respektvolles Streiten und Vertragen vorzuleben , finde ich auch viel wert,

    und nicht nur für die Kinder......


    irgendwie verstehe ich beide Seiten...Zusammenziehen und nicht Zusammenziehen..wie sagt man immer,

    passte eben...

  • Auch für mich stellt sich "Familie" grundsätzlich als die bessere Alternative dar. Als meine Kinder im Alter von Sarah71 waren, war ich mit Ehemann Nr. 2 verheiratet. Einerseits war ich entlastet - er arbeitete überwiegend im Homeoffice und die Kinder waren nicht alleine zuhause. Das war mir wichtig - ich mag es nicht, wenn die Kinder regelmäßig stundenlang daheim alleine sind. Er konnte sie auch mal fahren - und das hat er auch getan.


    Andererseits gab es immer wieder Differenzen, die diese Entlastung dann aufgehoben bzw. ins Negative verkehrt haben. Die Auseinandersetzungen zwischen Stiefsohn und Stiefvater waren teils heftig. Mich und meine "Autorität" hat Herr Sohn respektiert, seinen Stiefvater hat er teils bewusst, teils aber auch unbewusst (aus Eifersucht) gereizt. Heute spricht Herrn Sohn darüber - damals nicht. Ich stand also regelmäßig zwischen den Stühlen. Dazu kamen Differenzen im Rahmen der allgemeinen "Lebensführung" (sprich Haus: "Was ist wichtig und was muss gemacht werden, was kann warten?", das große Stichwort "sich gehen lassen"/Körperpflege bei ihm, finanzielle Fragestellungen (u.a. Unterhalt seines Sohnes, Schulden) und einiges mehr). Das Thema "Helfer/Hilfsbedürftiger" war jahrelang, im Prinzip seit unserem Umzug an den See, bestimmend, wir waren in zu vielen Punkten nicht auf Augenhöhe.


    Meine Tochter hat nach wie vor Kontakt zu ihrem Stiefvater und seiner LG, sie ist dort auch gern gesehen. Mein Sohn... definitiv nicht;). Und trotzdem... als wir uns kürzlich zur Scheidungsverhandlung gesehen haben, fragte Herr Ex Nr. 2 nach meinem Sohn - und das nicht abwertend, sondern interessiert und meinem Empfinden nach auch wertschätzend. Ich sehe das heute anders - damals war ich mit der Gesamtsituation schlichtweg massiv überfordert und habe mich auch angesichts der ganzen Baustellen, die wir nun mal hatten, alleine gelassen gefühlt.


    Ich habe mir immer eine intakte Familie, ein intaktes Familienleben gewünscht. Im Prinzip habe ich damit aber spätestens seit 2022 abgeschlossen. Es fordert allen Beteiligten gerade in Patchwork-Zusammenhängen sehr viel ab - und dazu ist nicht jede*r bereit oder in der Lage. Eine Freundin meinte mal zu mir "Wenn Kinder da sind, kann man es eigentlich vergessen". Ganz so krass sehe ich es nicht. Ich denke schon, dass es möglich ist - wenn sich vor allem die Erwachsenen einig sind. Zum Beispiel Eifersucht gerade auch bei den Kindern kann (nicht muss!) zum zentralen Beziehungskiller werden... und dann steht man da und fragt sich nur noch... Als "leibliches Elternpaar" sind die Verantwortlichkeiten 50/50 geregelt, im Patchwork nicht (wenn es grundlegende Differenzen gibt).


    Es muss jeder für sich selbst entscheiden. Für mich ist das, was ich aktuell lebe, gut und richtig. So viel Zeit wie möglich miteinander, so wenig Zeit wie nötig. Da steige ich dann auch gerne mal in die Hausaufgaben ein :D. Aber nicht mehr 24/7.