Vater will kaum noch Umgang mit dem Kind

  • Hallo,


    ich bin die Regina aus Hessen. Ich lebe jetzt seit etwas über einem Jahr von meinem Ehemann getrennt. wir haben zusammen einen 10-jährigen Sohn der geistig und körperlich gehandicapt ist und quasi Rundumversorgung braucht. Bisher hatten wir die Regelung dass er 2 Wochen bei mir ist und dann eine Woche beim KV. Der Vater wohnte auch in der Nähe sodass Schulbesuch für den Kleinen kein Problem war...egal wer ihn gerade hatte.

    Seit neuestem hat der Vater nun eine neue Freundin mit der ab dem 1ten Dezember zusammen zieht.....60km weit weg...inkl. der Ansage dass er ihn nur noch aller 2 Wochen für das Wochenende nimmt....Zitat: "er müsste ja mal an sich denken".


    Ich bin selbstständig, Arbeitgeber und trage für 15 Menschen die Verantwortung dass sie ihre Familien ernähren können. Wenn ich den Kleinen hab dann kann ich max. von 08:00 bis 13:00 arbeiten. Ansonsten halt länger....was jetzt wegfällt.


    Ich bin derzeit ziemlich verzweifelt. Eine bezahlbare Nachmittagsbetreuung finde ich nicht, meine Eltern wohnen auch 50km weit weg und können ihn nicht immer nehmen, die Schule bietet keinen Hort o.ä. an....


    was kann ich denn tun dass der Umgang wieder gerechter aufgeteilt wird ?


    Danke

    Regina

  • Hallo Regina,

    Deine Verzweiflung kann ich verstehen,

    aber du kannst ihn nicht zwingen.

    Ggfls. bekommst du mehr Unterhalt und vielleicht die Betreuungskosten anteilig.

    Frag mal bei der Lebenshilfe nach - die kennen ggfls. einen Anbieter oder ein Abwicklungsverfahren für Betreuungassistenten

  • Zuerst einmal: Welcome hier im Forum.


    Dann: Die von dir geschilderte Problematik spielt auf den ersten Blick auf drei Ebenen. Die sind zwar miteinander verknüpft. Um Lösungen zu finden, ist es vielleicht hilfreich, sie getrennt zu betrachten.


    1. Ebene: Der sich aus der Verantwortung ziehende Vater. Eigentlich habt ihr beide die gleiche Verantwortung fürs Kind. Das "ich muss an mich denken" könnte eine miese Tour sein, aber auch ein Hilferuf wegen Überlastung. Wenn es Letzteres ist, und vielleicht ist es nicht schlecht, davon auszugehen, dann öffnet das vielleicht die Türe für lösungsorientierte Gespräche.


    2. Ebene: Die in die Vollverantwortung gehende Mutter. Keine Frage: Die sich aufbauende Situation führt mittel- wahrscheinlich kurzfristig zur Überlastung.


    3. Ebene: Euer Kind.


    Für jeden braucht es Lösungsmöglichkeiten. Der Vater sucht die für sich. Du für alle. Das passt derzeit nicht überein.


    Vielleicht muss ein anderer Blickwinkel her, ein anderer Denkansatz.


    Vor mehreren Jahren hatten wir eine sehr vergleichbare Situation hier im Forum. Ein elfjähriger Junge, schwerstbehindert. Vater selbstständig mit Firma, Mutter Dozentin an einer Uni. Auch Hessen. Nach der Trennung Wechselmodell, ca. 60:40. Das ging dann nicht mehr aus persönlichen Gründen.


    Durch eine hier aktive Mitarbeiterin des Jugendamtes wurden wir darauf aufmerksam, dass hier öffentliche Finanzierungshilfen laufen konnten. Darüber konnte eine Tagesbetreuung sichergestellt werden. Den Schritt würde ich zuerst machen: Kontakt mit dem Jugendamt aufnehmen oder mit Caritas oder Diakonie, die in Hessen oft vom JA beauftragt sind, und eine Beratung holen. Das könnte ein erster Ansatz " fürs Kind" sein.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Hallo Regina,


    mein erster Gedanke war auch, "jemanden", sprich eine Organisation, finden, der unterstützen kann, sowohl finanziell als auch für die Betreuung. Mir fallen jetzt auch keine anderen als die bisher genannten ein, Jugendamt, Caritas, etc.


    Je nachdem, was du arbeitest: Gibt es die Möglichkeit, jemanden zu finden, der einen Teil deiner Aufgaben übernehmen kann, dass ihr euch den Bereich vielleicht teilt? Einer vormittags, einer nachmittags..


    Wie sehr bist du abhängig davon, am Arbeitsplatz zu sein, oder ginge das beispielsweise auch von zu Hause und auch wenn euer Sohn da ist? Eventuell mit einer Haushaltshilfe/Betreuungshilfe speziell für die Bedürfnisse eures Sohnes? Ggf mal bei der Krankenkasse fragen? Ähnlich wie bei einer Betreuung von älteren Leuten in deren Haus muss das doch auch für Kinder möglich sein, gerade wenn ein allein erziehender Elternteil arbeiten muss, zumindest stundenweise?

  • Ich möchte noch kurz anmerken, dass die eigentlich gestellte Frage ja war, wie der Umgang wieder gerechter aufgeteilt werden kann.

    Die Antwort ist, dass vermutlich dazu keine Chance besteht und deshalb raten hier auch die meisten, dass Du Dich selbst organisierst. Es gibt viele Fälle hier, mich eingeschlossen, wo sich das andere Elternteil ganz rausgezogen oder auf den 14tägigen Umgang oder noch weniger zurückgezogen hat und den Alltag mit dem Kind nicht oder nicht mehr hat.

    Machen kann man da nichts... zwingen kann man dazu niemanden und will man vielleicht auch nicht, weil sonst eventuell das Kind es ausbaden muss.


    Von daher bleibt nur, sich möglichst unabhängig zu machen und zu organisieren, Unterhalt einfordern um ggfs Betreuung bezahlen zu können. Und sich innerlich abgrenzen von dem anderen, auch wenn es schwer fällt.

  • Es kann unterschiedliche Gründe geben, weshalb der Vater sich rauszieht.

    Das kann die von ihm genannte Überlastung sein.

    Das kann Desinteresse sein.

    Das kann "die neue Liebe" sein.

    Das kann Rosenkrieg sein.

    Oder natürlich noch ganz anderes.

    Und natürlich auch ein Mix.


    Entscheidend wird die Frage sein, ob der Vater zu dem Teil der Väter gehört, die die Gelegenheit nutzen und sich abseilen. Oder zu dem statistisch viel größeren Teil, die "eigentlich" sich kümmern (wollen).

    Bei ersteren ist wenig Kraut gewachsen.


    Bei zweiteren bestehen alle Chancen, einen gangbaren Weg zu finden.


    Wenn man seinen Ex einigermaßen gut einschätzen kann, was dessen Beweggründe sind, desto besser kann ich Lösungsmöglichkeiten entwickeln. Hilfreich können da manchmal gute Freunde aus der Vortrennungszeit sein. Die man um ihre Einschätzung und ggfs. eine Vermittlung bittet.

    Je nachdem Eltern oder Geschwister vom Ex. Und, so schlimm es auch klingt, ein oder eine Next. (Negatives können die von selbst bewirken. Aber für gute Entwicklungen braucht man die irgendwie im Boot. Auch wenn das ein schwierig Ding für die eigene Seele ist. )

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Ich möchte noch kurz anmerken, dass die eigentlich gestellte Frage ja war, wie der Umgang wieder gerechter aufgeteilt werden kann.

    Die Antwort ist, dass vermutlich dazu keine Chance besteht und deshalb raten hier auch die meisten, dass Du Dich selbst organisierst. Es gibt viele Fälle hier, mich eingeschlossen, wo sich das andere Elternteil ganz rausgezogen oder auf den 14tägigen Umgang oder noch weniger zurückgezogen hat und den Alltag mit dem Kind nicht oder nicht mehr hat.

    Machen kann man da nichts... zwingen kann man dazu niemanden und will man vielleicht auch nicht, weil sonst eventuell das Kind es ausbaden muss.


    Von daher bleibt nur, sich möglichst unabhängig zu machen und zu organisieren, Unterhalt einfordern um ggfs Betreuung bezahlen zu können. Und sich innerlich abgrenzen von dem anderen, auch wenn es schwer fällt.

    Das stimmt wohl, nachdem ich meine Antwort geschrieben hatte, ist mir durchaus aufgefallen, dass die eigentliche Fragestellung nicht beantwortet, geschweige denn berücksichtigt wurde. Das ist nicht der Sinn, aber wie du schon sagst, auch darauf zurückzuführen, dass ein gewisses Maß an Resignation herrscht, zwingen kann man ihn/den Ex-Partner nicht, zumindest nicht, ohne sich selber die Bürde eines Gerichtsverfahrens (schlimmstenfalls) aufzuhalsen. Oder zu ahnen, dass es auf dem Rücken des Kindes ausgetragen wird.


    Daher vielleicht der Ratschlag, sich lieber selbst zu organisieren, als den anderen Elternteil hinzuzuziehen, weil es einfacher ist. Und da sehe ich, ehrlich gesagt, nichts Falsches dran. Keiner von uns kann den Ex-Partner eines Mitglieds hier einschätzen und nur aus eigener Erfahrung sprechen.

  • Hallo Ihr Lieben,


    vielen Dank für eure Rückmeldungen, ich freue mich über eure Anteilnahme.

    Die Caritas habe ich schon kontaktiert und die Antwort war eine Katastrophe. Deren Empfehlung war, ich soll den Job hinschmeißen und Sozialhilfe beantragen - das Amt zahlt dann alles. niemals, never ever. Einen Termin bei der Lebenshilfe habe ich jetzt auch schon - ich hoffe das wird besser.


    Danke

    Regina

  • Hat dein Sohn einen Pflegegrad? Du könntest vielleicht die Gelder für die zusätzlichen Betreuungsleistungen nutzen, um jemanden zu bezahlen, der deinen Sohn stundenweise betreut.

    Ist er auf einer Förder- oder Regelschule? Wenn er 10 Jahre alt ist, ist er dann in der 4. Klasse und wechselt dann nach diesem Schuljahr die Schule? -Wenn dem so ist, besteht dann die Hoffnung, dass nach dem Schulwechsel eine längere Betreuung möglich ist?

  • Bei aller katastrophalen Antwort würde ich diesen Weg, allerdings zuerst über eine Jugendamtberatung, weiter versuchen. Denn die Caritas hat zwei wichtige Botschaften geschickt: 1. Bei Euch im hessischen Landkreis gibt es organisierte Betreuung für eure Situation(und die Caritas weiss, wie und wo) Und zweitens: Zur Not zahlt der Staat das vollständig.


    Jetzt muss man die persoenlich zugeschnittene Unterstützung finden. Das wird eher nicht durch deine Caritaserstkontaktperson geschehen. Das war Pauschallösung 08/15. Doch es müsste auch die situationsspezifische Lösung geben. Für "das Amt" wesentlich günstiger, da ja auch finanziell billiger.


    Wenn ihr verheiratet seid, bekommt ihr in Hessen eine Einladung vom JA, sobald ein Scheidungsantrag eingereicht wurde. Das wäre eine Stelle, die die "richtigen" (Dienst)Stellen kennt und den Gespraechskontakt vermittelt. (Seid ihr nicht verheiratet, muss man selbst ans JA herantreten ... Oder vor dem Scheidungsantrag.)

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Ich stolpere etwas über „die Schule bietet keine Nachmittagsbetreuung an“.

    Ist das ein Förderzentrum oder eine Grundschule?


    Ich komme aus einem anderen Bundesland und hier werden die Kinder im Förderzentrum mindestens von 8- 15.45 betreut (Ganztagsbetrieb) plus der anschließende Fahrtweg nach Hause (im Kleinbus), in der Grundschule ebenfalls Ganztag oder mindestens bis 13.30 und danach gibt es einen Hort bis 16.00 für Kinder berufstätiger Eltern. Alle weiterführenden Schulen sind dann wieder im Ganztagsbetrieb.


    Ist Hessen da so rückständig?

    Liebe Grüße
    Die Elefantendame


    Umwege erweitern die Ortskenntnis

  • Ich stolpere etwas über „die Schule bietet keine Nachmittagsbetreuung an“.

    Ist das ein Förderzentrum oder eine Grundschule?


    Ich komme aus einem anderen Bundesland und hier werden die Kinder im Förderzentrum mindestens von 8- 15.45 betreut (Ganztagsbetrieb) plus der anschließende Fahrtweg nach Hause (im Kleinbus), in der Grundschule ebenfalls Ganztag oder mindestens bis 13.30 und danach gibt es einen Hort bis 16.00 für Kinder berufstätiger Eltern. Alle weiterführenden Schulen sind dann wieder im Ganztagsbetrieb.


    Ist Hessen da so rückständig?

    OT mein Bursche war in Niedersachsen auf einer Förderschule, die hatten ab der 5 Klasse genau einen Tag bis nachmittags Schule sonst war um 13 Uhr Schluß, es gab keinen Hort.

    Das ist immer noch so☹️


    Ich drücke Dir von ganzem Herzen die Daumen für eine gute,(bezahlbare )Lösung .


    Liebe Grüße


    Ute

  • Das ist echt unsäglich. Auch dass sich da nicht tut. Die Kinder haben doch das gleiche Recht auf ganztag wie die andern auch! Es geht ja nicht nur um die Betreuung für die Eltern, es geht doch auch um die Teilhabe für die Kids

    Liebe Grüße
    Die Elefantendame


    Umwege erweitern die Ortskenntnis

  • Schau doch mal, ob es bei Euch den Kinderschutzbund gibt. Sie agieren völlig unabhängig vom JA, aber wenns sein muss, dann auch mit. Dort kann man sich sich auch beraten lassen und Tipps holen.

    Nein, ich habe keine Spinnennetze in der Wohnung, das sind Ökotraumfänger :D