Es braucht für Eltern etwas Zeit anzunehmen, dass das eigene Kind eine Behinderung hat.
Ich habe es damals während der Schwangerschaft schon erfahren, dass mein erstes Kind behindert sein wird und konnte mich schon etwas darauf vorbereiten. Diese Möglichkeit hatte deine Tochter nicht. Sie muss nun vieles auf einmal verarbeiten. Die Ängste, die sie um das Baby ausstehen mußte und nun die Gewissheit, dass es bleibende Schäden gibt.
Sie kann sich nun nicht so sorglos wie andere Eltern der ersten Zeit widmen, sondern muss täglich die Physioübungen machen und wird sicherlich auch mehr Arzttermine haben, als gesunde Kinder.
Die Wünsche oder Vorstellungen, die man sich gemacht hat, passen nun nicht mehr. Das ist ganz schön viel, was da auf deine Tochter herein gebrochen ist und was sie zu verarbeiten hat.
Ich wünsche deiner Tochter, dass sie die Hilfe und Unterstützung findet, die sie braucht und erkennen wird, dass auch ein Leben mit Behinderung lebenswert ist und das man nicht zwangsläufig überall ausgegrenzt wird, nur weil man behindert ist.
Und zu Dir, Vollbio: Es ist doch schön, dass Ihr euch wiedersehen konntet und auch offen und ehrlich miteinander reden konntet. Ich denke, bei dem Päckchen das deine Tochter zu tragen hat, war dieses Treffen insbesondere für sie eine große Herausforderung.
Lass ihr Zeit. Halte dich zurück. Biete ruhig Hilfe an, bleibe dabei aber zurückhaltend und akzeptiere, wenn sie die Hilfe nicht möchte.