Zur OP und den Folgen
Meiner Enkeltochter wurde also das Blutgerinsel im Gehirn entfernt und es wird etwas an Folgen dauerhaft bleiben. Meine Tochter (T) geht zwar 2 mal die Woche zur Physiotherapie mit ihr, und macht auch entsprechende Trainingsübungen mit meiner Enkeltochter (E), aber sie weiß, dass E zeitlebens auf einer Körperhälfte eingeschränkt sein wird. Nicht halbseitig gelähmt, aber in ihren Empfindungen und der Beweglichkeit.
Ich war ja überhaupt nicht darauf vorbereitet, ich hatte in meiner Grußkarte an die Eltern von "Glücklichen Eltern " geschrieben. Glücklich ist T schon, sie liebt E, aber das fühlte sich für mich ganz anders an, als bei Eltern mit gesunden Kindern. Natürlich kommt erschwerend hinzu, dass T ohnehin ein emotional gestörtes Verhältnis zu mir hat, aber ich glaube, dass ich über die emotionalen Schwierigkeiten zwischen T und mir hinweg, ich sehr wohl wahrnehmen (und mir nicht nur einbilden) konnte, dass T nicht grenzenlos glücklich ist mit E.
Wie gesagt, ich war auf diese Nachricht nicht vorbereitet, ich sprach anfangs noch davon, dass es ja so schade ist, dass sie mit E nicht in eine Stillgruppe, Mutter-Kind-Spielgruppe oder ähnliches gehen kann, und da sagte T, dass sie Corona da auch als eine gewisse Schutzzeit empfindet. Eine Zeit, wo sie noch nicht erleben muss, zu sehen, was E alles noch nicht kann. Sie zählte mir auf, was gesunde Kinder mit ihrem Alter alles können, und E jetzt gerade erst den Stütz (ich bin nicht sicher wie sie das nannte) gelernt hat.
Mein Einwand, dass Kinder doch ganz unterschiedlich schnell sind in der Entwicklung, unsere Kleine z. B. ihren ersten Geburtstag mit ohne eigene Zähne gefeiert hat, das verfing bei T nicht. Sie weiß dass E Defizite hat und haben wird und sie weiß dass die Begegnung mit anderen Kindern ihr diese Defizite (unbarmherzig, das ist meine Interpretation hier in meinem Reflexionsbericht) vor Augen führen wird. Davor fühlt sie sich durch die Coronabeschränkungen momentan noch geschützt.
Ich weiß noch nicht, wie ich das alles verstehen und deuten soll. Später Abends habe ich mit meiner Frau darüber gesprochen, sie brachte ins Gespräch das Phänomen der bedingungslosen Liebe, sie überlegt, ob T dies E gegenüber so fühlt, bzw. wenn sie kein "kaltes Herz" hätte, sie sich nicht auf die Defizite fokussieren würde. Das "kalte Herz" meint sie bei T zu sehen, wegen der Geschichte zwischen meiner Ex, meinen 3 Töchtern und mir. Sie meint dass T sich ein "kaltes Herz" zulegen musste, um sich dem Leiden ihres Papas gegenüber immun zu machen. Oder vielleicht ist es das, dass sich mit E lässt in Mütterwettbewerben, wer die tollsten Kinder hervorgebracht hat, nicht punkten lässt.
Wie geht es weiter
Als wir uns verabschiedet hatten, auf der Heimfahrt, fühlte ich mich so müde und kaputt, und ich fühlte eine Traurigkeit T gegenüber. So, als sei sie sehr unglücklich und als habe sie sich in der Liga der "Eltern von Behinderten" eingenistet. So als habe sie sich auch von Welt des unbeschwerten Lebens verabschiedet.
Mein Eindruck, z. B. durch das Lesen der Beiträge von Ratte ist, dass man sehr wohl Kinder haben kann, die mit der Belastung einer Behinderung leben müssen, dass das aber nicht zu einem Sich-mit-Eltern-gesunder-Kinder-Messen führen muss, und oder schlimmer noch, zum Vermeiden eines gemeinsamen Lebens in dieser Welt.