1. Klasse - was muss das Kind können und was nicht?

  • Wie fang ich an....


    Also, Junior ist ein Kann-Kind und im September mit gerade so 6 in die Vorklasse einer Sprachheilschule eingeschult worden - er hat eine allgemeine Entwicklungsverzögerung, Probleme mit der auditiven Wahrnehmung und Verarbeitung und eine Sprachentwicklungsverzögerung und... naja, so Feinmotorik ist auch nicht so der Renner, Balance auch nicht. Wir haben ne lange Historie hinter uns...


    Von der Vorklasse haben wir uns versprochen, dass er in dem Jahr die schulischen Abläufe kennenlernt und quasi schulreif wird bis er dann mit 7 in die 1. Klasse kommt, möglichst auch in der Sprachheilschule. Die haben die gleichen Lernziele wie eine Regelschule, nur kleinere Klassen und anders ausgebildete Lehrkräfte (hoffte ich).


    Nun sehen wir, Bonus-Papa und ich, schon einiges an Fortschritten, die er gemacht hat - in der Selbständigkeit, was Hausaufgaben angeht, in der Feinmotorik und der Konzentration.


    Nun hatte ich heute aber das dritte Gespräch mit seiner Lehrerin, die mir jedesmal mitteilt, dass er mit den Alltagsdingen (Anziehen etc.) zuviel Probleme hat, die Arbeitsaufträge nicht versteht, im Heft andere Sachen macht als sie ihm sagt, dass er machen soll, etc. . Wenn sie sich wegdreht, macht er alles Mögliche, aber nicht das, was sie ihm gesagt hat. Er lässt sich zu leicht ablenken...


    Ihr Fazit: im Herbst kann er nicht in die 1. Klasse, er wäre dann nicht schulreif und würde das nicht schaffen.


    Andererseits sehe ich nur, wie sehr er sich zum Beispiel für Buchstaben interessiert (er kann das ganze Alphabet) und für Zahlen, wie er schon versucht, zu rechnen und so. Er ist wissbergierig, will alles ausprobieren, lässt sich auch zu allem motivieren. Da frage ich mich, warum soll er es nicht schaffen in der 1. Klasse ? Er hat doch noch Zeit bis dahin und ich denke auch immer, wenn er die Arbeitsaufträge nicht versteht, dann muss doch die Lehrerin sicherstellen, dass er es versteht - er ist ja gerade auf der Sprachheilschule, weil er diese auditiven Verarbeitungsschwierigkeiten hat. In der Klasse sind nur 8 Kinder.


    Ich bin irgendwie so irritiert... was muss er denn nun in der 1. Klasse können ? Die Kinder in der 1. Klasse sind doch auch noch keine Musterschüler, die müssen doch im Regelfall auch noch erstmal lernen, wie die Schule so läuft und das wüsste er ja dann zum Beispiel schon.


    Was sagt Ihr dazu ?

  • Hallo


    Frag doch mal den Kinderarzt dazu. Ich erinnere mich mit Grausen an die Schuleingangsuntersuchung. Noch nie und nie wieder wurde mein Kind so schnell pathologisiert. Innerhalb von drei Minuten wurde aus einem hochbegabten, charakterstarken, agilen Kind ein zurück gebliebenes, förderbedürftiges Kind. Völlig verunsichert und stinksauer bin ich sofort danach zum Kinderpsychologen, bei dem Junior damals war und zum Kinderarzt. Beide lachten schallend und fragten, ob die Untersuchung von XY durchgeführt wurde (war sie).


    Also: Bildergeschichte in Reihenfolge erzählen. Eine liegende acht malen. Anweisungen mit "erst dies, dann das und am Ende machst Du dann das" befolgen. Auf einem Bein hüpfen ohne umfallen. Beim 20 Sekunden Elterngespräch ruhig warten (hat nicht geklappt).


    Ob das in der ersten Klasse klappt, hängt aber auch sehr von den Lehrern ab, die Dein Kind bekommt. Junior hat zwei erfahrene, resolute und ruhige Lehrerinnen, die ihn zu nehmen wissen. Wir wissen alle, dass Ordnung und der Junior keine Freunde werden und er mir deswegen wohl bis zum Ausscheiden aus der Schule die Nerven rauben wird.Teilweise leidet er selber darunter. Aber Kinder haben halt auch ihre Eigenheiten. Vieles "wächst sich zurecht". Und zur Not wiederholt er die Klasse halt tatsächlich. Ich würde einschulen. Außerdem ist es ja vermutlich gar nicht so leicht, Deinen Junior jetzt nicht einzuschulen.


    Gruß

  • Außerdem ist es ja vermutlich gar nicht so leicht, Deinen Junior jetzt nicht einzuschulen.


    Sie empfiehlt halt, dass er nochmal die Vorklasse macht... aber das kann ich mir nicht vorstellen, da langweilt er sich doch dann?!

  • Ich weiß nicht wie das in eurem Bundesland gehandhabt wird, hier können in den ersten drei Schuljahren die Kinder zu Verweilern werden. Sie wiederholen halt das Schuljahr wenn sie es nicht schaffen. Das wird nicht wie sitzen bleiben bewertet. Bzw. wen interessiert es später ob ein Kind die erste Klasse nochmal gemacht hat.


    Lass ihn es versuchen, wenn es schiefgeht macht er eben die Klasse nochmal und gut, dass ist doch kein Weltuntergang.

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

  • Ich möchte ihn ja in die ersten Klasse geben - nur was mach ich, wenn die Schule das nicht mitgeht und sagt, er muss die Vorklasse nochmal machen. Geht das gegen unseren Willen ?

  • In dem Zusammenhang fällt ja immer mal wieder das Wort "Schulreife"


    Frage an die, die das mal gelernt haben:
    Wie ist Schulreife definiert ?

  • Er ist in der SVE in der Sprachheilschule?


    In der Regel ist die SVE dazu da, um die Schulfähigkeit zu prüfen. Ich würde mich wohl auf deren Urteil mehr verlassen, wie auf das eines Kinderarztes o.ä.


    Auch im Hinblick darauf, dass das Kind in die Sprachheilschule kommt und auditive Schwierigkeiten hat. Auch wenn er schon gerne mit Buchstaben "spielt" muss das noch nicht heißen, dass das Kind in allen Bereichen als schulreif gilt.


    Ich persönlich würde nochmal das Gespräch mit der Pädagogin suchen, und auch nach den Konsequenzen fragen, wenn er noch einmal bzw. eben nicht wiederholt und eben ganz offen deine Bedenken äußern.
    Die Uhren ticken in heilpädagogischen Einrichtungen oft bisschen anders, eventuell wird dem Kind Stress erspart, wenn er wiederholt, von daher würde ich eine verzögerte Geschwindigkeit während der Schullaufbahn als nicht ungewöhnlich sehen.



    LG Jona

  • SVE kenne ich als Begriff nicht.


    Es nennt sich Vorklasse und soll dazu dienen, ihn auf die 1. Klasse vorzubereiten. Die Vorklasse ist in der Sprachheilschule, er hat jeden Tag 4 oder 5 Schulstunden, quasi ganz normaler Schulbetrieb. Es wird mathematisches Grundverständnis gemacht, Deutsch, Sprachheilunterricht, Feinmotorik geübt, Wahrnehmung trainiert, konzentriertes Arbeiten an Arbeitsaufträgen. Es wird auch noch viel gespielt.


    Es gab ja jetzt 3 Gespräche mit der Lehrerin und gefühlt erzählt sie mir immer das Gleiche und beklagt sich auch ein Stück weit, dass er sie so viel Zeit kostet. Gleichzeitig sehen wir zuhause aber deutliche Fortschritte, auch sein weiteres Umfeld sieht diese - da klafft einfach eine Lücke zwischen meiner Wahrnehmung und der der Lehrerin.


    Die Konsequenz, wenn er jetzt nochmal die Vorklasse macht ist, dass er mit 8 dann in der 1. Klasse sitzt... und später dann mit 12 oder womöglich sogar 13 in der 5. Klasse - das kann doch keiner ernsthaft wollen.
    Ich hab Schwierigkeiten damit, mich auf das Urteil der Lehrerin zu verlassen, da ich ihn eben anders erlebe.

    Einmal editiert, zuletzt von stern0372 ()

  • SVE = Schulvorbereitende Einrichtung.


    Die Konsequenz, wenn er jetzt nochmal die Vorklasse macht ist, dass er mit 8 dann in der 1. Klasse sitzt... und später dann mit 12 oder womöglich sogar 13 in der 5. Klasse - das kann doch keiner ernsthaft wollen.


    Warum denn nicht, was wäre da so schlimm dran? Auf das Alter kommts da m. M. n. nicht an, sondern wirklich auf die Reife. Mein Sohn ist z.B. auch mit 8 in der 1. Klasse gewesen (hab ihn von der Einschulung zurückstellen lassen, er war in einer SVE), man merkt keinen Unterschied zu seinen Klassenkameraden. Hätte ich ihn "normal" einschulen lassen, wäre er untergegangen und ich hätte ein kreuzunglückliches Kind daheim sitzen.


    Ist in der Vorklasse nur die eine Lehrerin, oder erleben ihn dort auch andere Lehrkräfte? Dann würde ich die auch mal um ihre Meinung bitten.

  • Was sagen andere Fachleute, mögliche Therapeuten etc den zu dem Thema ?


    Sonst den Burschen vielleicht mal im SPZ vorstellen ?


    Zu Hause herrscht eine andere Situation als in der Schule, das sollte man nicht unterschätzen.


    Liebe Grüße


    Ute

  • Im SPZ sind wir schon lange, die allgemeine Wiedervorstellung ist Anfang Februar, da kann ich das dann thematisieren.


    Der Logopäde vom SPZ hat im November immense Fortschritte bestätigt und die Weiterbeschulung auf der Sprachheilschule empfohlen - er hat nicht gesagt, welche Klasse, aber eben auch nicht, dass er die 1. Klasse infrage stellt.


    Wir hatten bis jetzt Therapiepause seit Einschulung, um ihn ankommen zu lassen - jetzt geht es mit Ergo los, aber da ist es zu früh für eine Einschätzung.


    Wie gesagt, das sonstige Umfeld (Nachmittagsbetreuung, Großeltern, wir selbst) sieht einiges an Fortschritten.


    Ich will ja auch nicht abstreiten, dass er nach wie vor leicht ablenkbar ist und die Feinmotorik noch nicht so optimal ist - beides hält ihn beispielsweise beim An- und Ausziehen auf, was eben bemängelt wurde. Und dass er gerne auch einfach mal das macht, was ER gerade will und interessanter findet als das, was die Lehrerin von ihm will.


    Aber das sind doch Sachen, die ein Erstklässler auch nicht ab dem 1. Schultag kann - sind das Gründe, ihn nochmal ein Jahr durch die Vorklasse laufen zu lassen ?

  • Also, ruhig sitzen bleiben und dem Unterricht folgen wurde von unseren Erstklässlern vom ersten Tag an verlangt. Einfach mal machen, was man möchte, da bleibt man leider schnell auf der Strecke, das Tempo in der Schule ist nach meinem Gefühl in den letzten Jahren wirklich gut angezogen worden.


    Jetzt fangen ja bald die Elternabende in den Schulen an, für die Eltern der baldigen ABC-Schützen. Geh da doch einfach mal hin, auch wenn er doch noch nicht eingeschult werden sollte. Da wurde zumindest an unseren Schulen und Kindergärten immer erzählt, was die Kinder definitiv können müssen (in Bayern war das: sie müssen die Zahlen können, ihren Namen schreiben, Farben, Formen, etc. können)

  • was die Kinder definitiv können müssen (in Bayern war das: sie müssen die Zahlen können, ihren Namen schreiben, Farben, Formen, etc. können)


    Das kann er alles, schon länger... bis auf den Namen schreiben, das hat er jetzt kürzlich erst gelernt. Kognitiv ist er völlig okay.


    Wie gesagt, es geht ja um die Weiterbeschulung in der Sprachheilschule, das steht außer Frage. Die haben zwar die gleichen Lerninhalte wie die Regelschule, aber weniger Kinder in der Klasse und andere Vorgehensweisen. Keine Ahnung, ob da das Tempo auch so hoch ist.

  • Ich möchte ihn ja in die ersten Klasse geben - nur was mach ich, wenn die Schule das nicht mitgeht und sagt, er muss die Vorklasse nochmal machen. Geht das gegen unseren Willen ?

    Diese Frage würde ich gerne nochmal aufgreifen. Unsere Einschätzung deckt sich ja nicht mit der der Lehrerin - müssen wir dem zustimmen, dass er nochmal in eine Vorklasse geht oder können wir das entscheiden, dass er in die 1. Klasse soll?


    Ich hoffe, dass jetzt nicht jemand meint mich wäre da überehrgeizig - mein Junior hatte einen Sch....Start ins Leben und seit Anfang an beschäftigen wir uns mit Therapien und Förderung. Ich kann, glaube ich, sehr gut einschätzen, was er so bewältigen kann und was nicht. Gerade im letzten Jahr hat er so tolle Fortschritte gemacht und wir wollen ihn einfach nicht ausbremsen.

  • Stern, gibt es bei Euch sowas wie Probeunterricht?


    In NRW könntest Du Deinen Junior einschulen, er müßte eingeschult werden, ohne wenn und aber. Dann eben an eine Förderschule, an der er ja bereits ist. Wer in der Einschätzung Deines Kindes nun näher an seiner Zukunft liegt, kann sich ja erst zeigen, wenn er in der Schule ist. Demnächst sind die Anmeldungen. Ich würde einen Termin bei der Direktion machen und Deine Wünsche schildern. Sollte es gar nicht klappen würde Junior nach sechs bis acht Wochen zurück geschult in die Vorschule. Ich würde es vermutlich darauf ankommen lassen.


    Gruß

  • Gibt es in der Klasse derzeit nur eine Lehrkraft?


    Ich würde erstmal das Gespräch mit Lehrerin und Schulleitung suchen. Und dabei genau das was du hier geschrieben hast thematisieren.


    Wo stand dein Kind? Wie ist der Stand jetzt? Was ist bis zur Einschulung zu erwarten? Was muss bis zur Einschulung da sein? Und viele Fragen mehr.


    Wer hat die Therapiepause als positiv gesehen? Evtl. hätte man diese erst zur regulären Einschulung machen sollen?


    Gibt es nur dieses Sprachheilschule in eurem Einzugsgebiet?

  • Als unwissende: muss man so etwas schon im Januar entscheiden. Bis dahin gibt es ja noch so viel Entwicklungen. Ich würde ihn wenn nötig jetzt für die erste Klasse anmelden und mich im Juni oder Juli entscheiden.


    Als unwissende: muss man so etwas schon im Januar entscheiden. Bis dahin gibt es ja noch so viel Entwicklungen. Ich würde ihn wenn nötig jetzt für die erste Klasse anmelden und mich im Juni oder Juli entscheiden.


    Bei uns in BaWü ist es üblich dies ca. Ein Jahr vor der Einschulung zu entscheiden, wenn es um eine Förderschule geht. Da diese nur begrenzte Plätze haben und sich das Genehmigungsverfahren inkl. Beratungsgespräche und je nach Bedarf weitere Diagnostik sich ewig in die Länge ziehen können.


  • In der Klasse gibt es diese Klassenlehrerin und einige Stunden werden von einer Sprachheilpädagogin gegeben. Mit der hat sie sich wohl auch besprochen dazu.


    Die Therapiepause hatten wir im Therapeutenkreis und mit der Frühförderstelle vor Schulanfang abgesprochen. Er muss ja mit dem Bus zur Schule, dann mit dem Bus nach der Schule zur Nachmittagsbetreuung hier am Ort bis ich ihm um 15 oder 17 h, je nach meinen Arbeitszeiten abholen kann. Dann stehen noch Hausaufgaben an. Da war halt die Befürchtung, dass das alles etwas viel wird, wenn er dann noch weiter 3 Therapietermine die Woche hat, wie es vorher im Kindergarten war - da fand einer im Kindergarten statt und zwei Nachmittags und es gab keine Hausaufgaben. Jetzt hat er wieder Ergo und Montags Schwimmkurs (nicht therapeutisch).


    Es gibt nur die eine Sprachheilschule hier im Kreis - ggfs steht bei uns ein Umzug an, da sind wir auch schon im Gespräch mit dem dortigen Schulamt - die stützen sich aber ja vermutlich auf die Aussagen der jetzigen Schule.


    Ja, und jetzt läuft eben das Verfahren zur Feststellung des sonderpädadgogischen Förderbedarfs und das ist eben wirklich so früh im jahr - so wie Traumtänzerin es schon erklärt hat.