zerstörte Familien- gestörte Bindungsfähigkeit?

  • Hallo ihr Lieben!
    Mir bereitet seit Monaten ein großes Thema Kummer. Da mein Sohn ohne Vater aufwächst frage ich mich nahezu täglich, ob er jemals in der Lage sein kann eine gesunde Beziehung zu führen? :( Wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis umschaue, haben die meisten, die aus Trennungsfamilien stammen wirklich schwere Bindungsschäden davongetragen. Mit Ausnahme derjenigen, bei denen sich in jungen Jahren ein liebevoller Ersatzvater/Mutter gefunden hat (der auch geblieben ist bzw. die Beziehung zur Mutter/Vater gehalten hat) oder der leibliche Vater/Mutter trotz Trennung immer präsent war.
    Alle anderen kämpfen mit sich und dem Leben.
    Da ist zum Beispiel eine Freundin, die nach der damaligen Trennung ihrer Eltern beim Vater verblieben ist. Der Vater hatte alle 4-5 Jahre eine neue Partnerin. Nach der Trennung waren diese für sie "weg". Bis heute leidet sie unter starken Verlustängsten und extremer Eifersucht, ist borderlineähnlichen Symptomen nah.
    Oder eine andere Freundin, die nach der Trennung bei der Mutter geblieben ist. Der Vater hatte sich getrennt als sie selbst 6 Jahre alt und war und ist für sie erst in der Pupertät wieder greifbar gewesen. Miterleben musste sie auch wie Next die Mutter in einer Folgeschwangerschaft sitzenliess.
    Heute ist sie selbst kaum zu einer gesunden Beziehung fähig und selber alleinerziehend.
    Wenn ich mich in der Promiwelt umschaue, fällt mir zum Beispiel Eminem ein, Bushido, Edith Piaff. Alle enstammen zerstörten Familien und verhielten sich (zumindest das was ich so lesen darüber lesen konnte) mehr als zerstörerisch in ihren eigenen Beziehungen.


    Finde das so schrecklich. Was können wir dagegen tun? Wie handhabt ihr es? Was lebt ihr euren Kindern vor?


    Ich finde eine intakte Familie so wichtig für das gesunde Heranreifens eines Kindes. Da ich dieses nicht bieten kann, leider, habe meine eigenen Befindlichkeiten zurückgestellt und beschlossen in der Kleinstadt wohnen zu bleiben, da ich glaube, mein Kind kann in einem festen Familienverbund mit Tanten, Onkels Cousins sich am gesundesten entwickeln. Ob das reicht weiss ich nicht, wahrscheinlich nicht. :heul Zu einer neuen Beziehung habe ich aus den oben genannten Gründen keinen Mut.


    Ich würde mich über positive Geschichten freuen, über Rezepte, über Weisheiten. Wie macht ihr eure Kinder stark?


    Danke

  • Ich finde das auch schrecklich und kann das nicht immer verstehen. Viele übernehmen einfach keine Verantwortung mehr. Sich trennen ist schon schlimm genug, aber dann auch noch in diverse Patchworkkonstellationen rutschen die sich dann auch mehrfach als nonsense herausstellten - und dann auch noch mit Kindern, geht gar nicht. Dann würde ich lieber AE bleiben.

  • Hallo,


    nein, ich glaube nicht, dass man bindungsgestört ist, wenn man aus einer Trennungsfamilie kommt. Ich glaube eher, man wird bindungsgestört, wenn man jahrelang mitbekommt, wie Familie eben NICHT geht.


    Familie ist nicht nur Mama-Papa-Kind. Ich glaube, da kommt es oft auf die innere Haltung an und wie man einem Kind vermittelt, was Familie ist und bedeutet.
    Ich bin überzeugt davon, dass Kinder nicht zwingend die leiblichen Eltern brauchen um groß und selbsständig und beziehungsfähig zu werden, sehr wohl aber liebevolle Personen, die Verantwortung übernehmen. So geht Familie. Unabhängig davon, aus wievielen Personen diese besteht.

    Grüsse Tani :wink



    Du bist nicht das was Du sagst, sondern das was Du tust!

  • Ich selbst bin auch ein Scheidungskind. Mein Vater verdünnisierte sich als ich noch ganz klein war. Bis auf ein paar Fotos sind mir da keine Erinnerungen geblieben. Meine vierjahre jüngere Schwester stammt aus der zweiten gescheiterten Beziehung meiner Mutter. Ihren Vater habe ich irgendwie verdrängt oder nie bewusst wahrgenommen. Meine Mutter war nie zu einer Beziehung fähig, das liegt aber bei ihr woh am Krankheitsbild, denn sie hat das Borderline Syndrom.


    Weder meine Schwester, noch ich hatten jemals ein "normales" Bild von Familie. Kannten es wenn dann nur aus den Familien unserer Freunde. Ich weiß nicht genau was uns stark gemacht hat, aber wir beide führen seit Jahren gute und glückliche Beziehungen. Wir rennen nicht beim kleinsten Streit weg und igeln uns ein.


    Mit meiner Tochter und meinem Sohn war ich lange alleinerziehend und sie hatten auch keine verlässliche männliche Bezugsperson. Der Vater meines Sohnes kümmert sich erst seit ich selbst eine Beziehung habe regelmäßig um ihn.
    Ich weiß nicht ob ich meinen Kindern das "richtige" vorlebe oder ob ich sie stark genug für die Zukunft mache, aber ich erziehe sie immer in dem Glauben an sich selbst. Ich gebe ihnen all meine Liebe und bin immer ein verlässlicher Elternteil für sie.
    in meinem Partner sehen sie keinen Papa, sondern eine männliche Bezugsperson der sie in jeder Lebenslage vertrauen können.
    Ich kann auch nicht vorhersagen ob diese Beziehung für immer hält, aber ich bin mir sicher, dass wir die Kinder soweit stark gemacht haben an sich selbst zu glauben und stark genug zu sein um durchs Leben zu gehen.


    Ich denke ein starkes und verlässliches Elternteil, das die Kinder stärkt und ihnen Halt und Liebe gibt, bereitet sie genug aufs Leben vor. Gescheiterte Familienmodelle heißt ja nicht automatisch "zerrüttetes Elternhaus oder schlechte Verhältnisse".

  • Hallo Tanimami,
    ich geb dir absolut recht. In China habe ich die Mosuo besucht und dort ist es so, dass leibliche Väter keine Rolle spielen. Das Kind wird in die mütterliche Familie hineingeboren und von allen Familienmitglieder grossgezogen. Dieses Kinder entwickeln sich sehr wohl gesund.
    Allerdings finde ich schwierig es hier auf die individualisierte westliche Gesellschaft zu übertragen. Da fehlen dann einfach mal konstante männliche Bezugspersonen oder die Familie ist im allgemeinen zerklüftet oder wohnt weit weg.
    Unter diesen Bedingungen wachsen viele Kinder leider hier heran.

  • Natürlich kann man China nicht mit Europa vergleichen. Das wollte ich auch nicht.


    Konstante männliche bzw. weibliche Bezugspersonen sind natürlich zwingend erforderlich. Und die Frage ist, ob das "nicht-leibliche" Personen auch machen können. Und ich meine ja.


    Wenn Kinder gänzlich ohne Bezugspersonen aufwachsen, dann läuft was verkehrt. Das sehe ich schon auch so.


    In Anbetracht der Scheidungsrate und den Trennungen, die ohne Trauschein vollzogen werden, sollte man vielleicht mal von der Denke wegkommen, dass Familie nur Mama-Papa-Kind(er) ist. Es gibt zig-Familienkonstellationen und alle sind richtig. Das muss man den Kindern schon auch vermitteln.

    Grüsse Tani :wink



    Du bist nicht das was Du sagst, sondern das was Du tust!

  • Ich glaube auch nicht, dass Kinder ohne leiblichen Vater oder "Papaersatz" zwangsläufig beziehungsgestört werden.
    Eine verlässliche Bindung zur Mutter (oder betreuendem Vater im umgedrehten Fall) ist sicher schon eine gute Basis.
    Auch das Modell Kleinfamilie garantiert keineswegs eine gesunde Entwicklung! Im Idealfall gehören auch Großeltern und andere Verwandte unterschiedlichen Alters dazu - oder eben gute Freunde, die über lange Zeit immer wieder da sind als Bezugspersonen und Vorbilder.


    Mein Sohn ist ohne Vater aufgewachsen und ich hatte die ersten Jahre wechselnde Kurzbeziehungen, die er natürlich auch mitbekommen hat. Erst als er 7 war, habe ich den Mann für die nächsten 15 Jahre kennengelernt, der aber erst nach einigen Jahren im Alltag eine Ersatzpaparolle angenommen hat - was zu Problemen in unserer Beziehung geführt hat wegen Streitigkeiten über die Erziehung. War für alle nicht leicht. Die ersten 10 Jahre hatte mein Sohn also weder Papa noch Papaersatz, dafür aber mein schlechtes Vorbild mit wechselnden Freunden.
    Mein Sohn ist absolut nicht beziehungsgestört, sondern meiner Meinung nach sogar deutlich beziehungsfähiger als ich in seinem Alter, obwohl ich in einer "heilen" Familie aufgewachsen bin. War aber nur äußerlich heil... Er ist jetzt seit 6 Jahren fest mit seiner Freundin zusammen (beide 26) und alles läuft prima!


    Das Entscheidende ist wohl: Ein gesundes Selbstwertgefühl, emotionale Stabilität und Beispiele für funktionierende Beziehungen in der Umgebung, zB bei Großeltern, Freunden der Eltern oder Eltern von Freunden... Das alles kann auch ein einzelner Elternteil vermitteln.

  • Ich teile die Sorgen der TS. Mein Problem ist, das mein Sohn eben keine männliche Bezugsperson hat und praktisch Zeit seines Lebens nur mit Frauen zu tun hatte. KV war schon in der Ehe meist unsichtbar und kümmert sich auch jetzt nur sporadisch um Sohni. Im Kiga - nur Erzieherinnen. In der GS - nur Lehrerinnen. Ind den verschiedenen Psycho-Gruppen, in denen er war: nur Therapeutinnen. Jetzt ist er für 3 Monate stationär in einer psychosomatischen Klinik und hat das erste Mal einen männlichen Therapeuten und nicht nur, aber auch männliche Erzieher. Ich denke, dass das für ihn total wertvoll ist.


    Weil, wenn er nur KV als (mit Verlaub: schlechtes) Beispiel hat, wie Familie und Beziehung funktioniert und wie Männer sind, wie und wo soll er es denn lernen? Ich hab seit der Trennung (noch) keine Beziehung, die da einspringen würde/könnte.


    Natürlich muß er deswegen nicht zwingend bindungsgestört sein. Aber ich denke, dass die Wahrscheinlichkeit schon höher ist als bei Kindern, die in einigermaßen intakten Familien aufwachsen.

  • sollte man vielleicht mal von der Denke wegkommen, dass Familie nur Mama-Papa-Kind(er) ist.


    :daumen


    Liebe TS,
    deine Sorge ist berechtigt aber nicht zukunftsorientiert.
    Unsere Gesellschaft produziert aus allen Elternhäusern heraus kleine Egomanen. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft mit sozialer Kälte auf allen Ebenen.
    Wenn es auch nur ein einzelner schafft unseren Kindern soziale Kompetenz zu vermitteln, ist es glatt egal unter welchen Umständen er (sie) lebt.


    Damit will ich sagen:
    Gerade Kinder aus ehrlichen Familien, auch wenn es nur eine 2-Personen Familie ist, sind stark genug den neuen Herausforderungen ins Auge zu sehen.
    Sie haben schließlich schon Erfahrung damit! ;)


    Volker

  • Hallo,



    Ich kann mir den anderen nur anschließen. Ich denke auch, dass eine gute verlässliche Bindung wertvoller ist als eine Familie. Ich kenne Familien, die derartig zerrüttet sind, dass ich in den letzten 10 Jahren zusehen konnte, wie gleichaltrige Erwachsene daran kaputt gingen/oder kaputt hervorgingen.


    Ebenso kenn ich aber auch das Gegenbeispiel, also Allein erziehende, mit gesunden bindungsfähigen Kinder, oder aber auch Kindern (inzwischen Erwachsene) mit deutlichen psychischen Störungen oder Problemen.


    Es gibt alles! Wenn dich das Thema interessiert, fällt mir gerade das Thema "Resilienz" ein. Das wäre sicher interessant für dich mal anzusehen. Das sind gewisse Risikiofaktoren, oder auch Sicherheitsfaktoren, die dazu beitragen können, dass sich ein Kind/Mensch gesund entwickelt.


    Lg



    Aramee


  • Ich finde eine intakte Familie so wichtig für das gesunde Heranreifens eines Kindes. Da ich dieses nicht bieten kann, leider, habe meine eigenen Befindlichkeiten zurückgestellt und beschlossen in der Kleinstadt wohnen zu bleiben, da ich glaube, mein Kind kann in einem festen Familienverbund mit Tanten, Onkels Cousins sich am gesundesten entwickeln.


    Wie sieht eine intakte Familie aus ?
    Reicht Mama Papa Kind um den Status zu erreichen?
    Nur das reicht nicht um ein Kind gesund heranreifen zu lassen.
    Meine Eltern hatten eine so ungesunde Beziehung, da habe ich mir als Kind schon gewünscht meine Ma möge endlich unseren Vater in die Wüste schicken.
    Sie hat es leider nicht getan, das war für alle ungesund so zu Leben.


    Ganz ehrlich ich bin lieber AE als auf Teufel komm um jeden Preis auf "intakte" Familie zu machen.


    Ach so und es ist klar das man/frau mit Kind zurückstecken muss aber aus den Augen verleiren sollte man/frau sich auch nicht.
    Das ist weder gut für das Kind noch für einen selber.




    Liebe Grüße


    Ute

  • Für Kinder ist es m. E. wichtig, bei allen Veränderungen ein Maximum an Kontinuität zu haben. Bei meiner Tochter ist das gelungen - als unsere Familie auseinanderbrach, haben ihre Paten sie liebevoll aufgenommen, bis (gerichtlich) geklärt war, wo die beiden Kinder aufwachsen werden.


    Wenn sich Veränderungen anbahnen, ist es sicher von Vorteil, wenn man seine Kinder geeignet darauf vorbereitet. Als sich abzeichnete, dass unsere Familienhilfe nicht mehr zu uns kommen würde (wegen Beendigung der Maßnahme), haben wir die Frequenz der Termine schrittweise reduziert. Kinder können dann gut mit Veränderungen umgehen, wenn sie emotionale Unterstützung empfinden.


    Ferner ist es sicher förderlich, wenn die Bezugspersonen eines Kindes verlässlich (und nicht nur physisch) anwesend sind.


    Nicht zu unterschätzen ist auch die Aufgabe des Kindergartens, den Kindern soziale Kompetenz zu vermitteln, also den Umgang mit anderen Kindern - weg vom kleinen Egomanen zum sozial orientierten Wesen. Da haben es nach meiner Beobachtung Kinder mit Geschwistern einfacher als solche, welche als Einzelkinder aufwachsen.

  • Zitat

    MarlaMarleen
    Wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis umschaue, haben die meisten, die aus Trennungsfamilien stammen wirklich schwere Bindungsschäden davongetragen. Mit Ausnahme derjenigen, bei denen sich in jungen Jahren ein liebevoller Ersatzvater/Mutter gefunden hat (der auch geblieben ist bzw. die Beziehung zur Mutter/Vater gehalten hat) oder der leibliche Vater/Mutter trotz Trennung immer präsent war.


    Was können wir dagegen tun? Wie handhabt ihr es? Was lebt ihr euren Kindern vor?


    Ganz wichtig finde ich (als selbst betroffenes Scheidungskind) auch, wie über den "abwesenden Elternteil" im Alltag gesprochen wird, erstmal egal, ob präsent oder nicht.
    Nach dem Motto: Ist er / sie nur ein blödes Ars*hloch, das sich nie kümmert, oder eben ein Elternteil, der trotz der Trennung liebenswürdig geblieben ist und / oder es zumindest mal war ...?


    Das prägt ein Bild von Mann / Frau, was einen bei einer Partnerwahl unbewußt (mehr oder weniger) beeinflußt.

    ... Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken.
    (Mahatma Gandhi)


    Es sind nicht die großen Katastrophen, die uns fertigmachen ... Das Herz bricht still zwischendurch an einem schönen klaren Tag.

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  • Mein freund ist in einer kaputten familie aufgewachsen....



    Aber seine eltern haben sich erst getrennt als er 16 war!



    Fazit: man kann genauso einen großen schaden davon tragen wenn die eltern zwar zusammen sind, aber der zusammenhalt einfach nicht passt!




    Passt vielleicht jetzt nicht 100%ig rein aber ich wollts nur mal in den raum gestellt haben.

  • Menschliche Bindungen egal ob Freundschaften, Partnerbeziehungen oder Familienbande, die gut funktionieren, haben eine große Schnittmenge an Verhaltensregel, die für alle gleich gelten. Das man "miteinander reden kann", Vertrauen, Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Rücksichtsnahme, gegenseitigen Respekt z.B.
    Das kann man in einem ET-Kind-Verhältnis durchaus auch vermitteln. Besser als Elternteile die sich miteinander wresteln, weil eins oder mehr von oben genannten fehlt.
    Find ich :rauchen


    Edit: Noch ein paar Kommas dazu.
    Edit2: Ein Wort doppelt....jetzt habe ich es aber, glaub ich.

    2 Mal editiert, zuletzt von butterblum ()

  • Oho - eine sehr interessante Diskussion!


    Allerdings werden hier meiner Ansicht nach verschiedene Dinge in einen Topf geworfen.


    1. Bindungsfähigkeit: entsteht durch gefestigte Bindung zu einer oder mehreren Bezugspersonen. Dies können, müssen aber nicht zwangsläufig sein: Mutter, Vater, Stiefeltern, Großeltern, Adoptiveltern, Tagesmütter, sonstige. Ein fehlender Vater muss in meinen Augen also nicht zwangsläufig eine gestörte Bindungsfähigkeit bedeuten. Babys und Kleinkinder können zu verschiedenen Personen feste Bindungen aufbauen und trotzdem Urvertrauen haben.


    2. Rollenvorbilder: fehlende Väter für Söhne respektive fehlende Mütter für Töchter können insofern beeinflussen, dass das Sozialverhalten ein anderes (als normal) ist. Jungen könnten sich in Frauengesellschaft (über das Maß hinaus) wohlfühlen, also femininer sein, weil alles was "männlich" ist nicht gefördert wurde (Rangeleien, Konkurrenz, Kräftemessen, usw). Und es scheint wirklich so zu sein, dass die vielen weiblichen Erzieher und Lehrer ein Problem in der Sozialisation insbesondere von Jungen darstellen. Heutzutage fehlen den Jungs oftmals männliche Vorbilder. Wer mal dazu googelt, findet einiges dazu. Ich bin daher für mehr Männer in der Bildung und Erziehung.


    3. "Gestörtes" erlebtes Familienbild, also nicht das klassische Vater-Mutter-Kind(er)-Modell: ich denke schon, dass es schwer wird, das zu leben, wenn man es selbst nie kennengelernt hat. Wie bereits gesagt wurde, lernt man ja rollentypische Verhaltensweisen durch Vorleben. So, wie man aufgewachsen ist, prägt halt sehr. Ausnahmen gibt es natürlich und diese bestätigen die Regel.


    Und ja, leider trennt man/frau sich heute viel zu schnell.... :(

  • Oho - eine sehr interessante Diskussion!


    Allerdings werden hier meiner Ansicht nach verschiedene Dinge in einen Topf geworfen.


    Nöp :-)

    Zitat


    1. Bindungsfähigkeit: entsteht durch gefestigte Bindung zu einer oder mehreren Bezugspersonen. Dies können, müssen aber nicht zwangsläufig sein: Mutter, Vater, Stiefeltern, Großeltern, Adoptiveltern, Tagesmütter, sonstige. Ein fehlender Vater muss in meinen Augen also nicht zwangsläufig eine gestörte Bindungsfähigkeit bedeuten. Babys und Kleinkinder können zu verschiedenen Personen feste Bindungen aufbauen und trotzdem Urvertrauen haben.


    Möglich. Der Vater meines Sohnes ist bindungsgestört, das sage ich nicht als böswillige KM, das ist einfach so. Sowohl zu seinen Partnerinnen, wie zu Familie als auch Freunden führt er Beziehungen die nicht "gut" sind. Dabei führen seine Eltern eine gute Ehe. Und das ist das Problem: Die zwei haben sich selbst genügt, und KV war ein Must-Have, aber auch 5. Rad am Wagen.
    Wenn ein Mensch seine Partner wie Puppen behandelt, stark eifersüchtig ist, sich bei "Freunden" übermüht und bei allen eine Fassade aufrechterhält, das ist es dann wohl was man mit fehlenden Urvertrauen in der Kindheit meint.


    Zitat


    2. Rollenvorbilder: fehlende Väter für Söhne respektive fehlende Mütter für Töchter können insofern beeinflussen, dass das Sozialverhalten ein anderes (als normal) ist. Jungen könnten sich in Frauengesellschaft (über das Maß hinaus) wohlfühlen, also femininer sein, weil alles was "männlich" ist nicht gefördert wurde (Rangeleien, Konkurrenz, Kräftemessen, usw). Und es scheint wirklich so zu sein, dass die vielen weiblichen Erzieher und Lehrer ein Problem in der Sozialisation insbesondere von Jungen darstellen. Heutzutage fehlen den Jungs oftmals männliche Vorbilder. Wer mal dazu googelt, findet einiges dazu. Ich bin daher für mehr Männer in der Bildung und Erziehung.


    Das Sozialverhalten wird darunter leiden, bestimmt. Allerdings kenne ich Männer die ohne Vater aufgewachsen sind und die ausgesprochen männlich sind. Einer davon ist mein Sohn :-). Ob seine "Schrulligkeit" der fehlenden Vaterfigur zurgrunde liegt, oder nicht doch ein neurologisches Problem vorliegt, wird sich in den nächsten Wochen hoffentlich zeigen.
    Es gibt Studien die belegen, das ein "Gender"-Verhalten eher vom Hormonmix abhängt, dem ein Baby in der Schwangerschaft ausgesetzt ist. Auch die sexuelle Ausrichtung soll davon beeinflusst werden. Es gibt weiterhin auch Studien, und ja, da mögen Emanzen aufschreien, das Menschenaffenjungs lieber zu schnellen, bereiften Spielzeug greifen, während die Mädelz die weichen Püppchen nehmen. Beweisen kann man nix, aber ich tendiere auch zu einer biologischen Vor-Ausrichtung, wie maskulin oder feminin sich jemand verhält, unabhängig davon welches Geschlecht er hat.

    Zitat


    3. "Gestörtes" erlebtes Familienbild, also nicht das klassische Vater-Mutter-Kind(er)-Modell: ich denke schon, dass es schwer wird, das zu leben, wenn man es selbst nie kennengelernt hat. Wie bereits gesagt wurde, lernt man ja rollentypische Verhaltensweisen durch Vorleben. So, wie man aufgewachsen ist, prägt halt sehr. Ausnahmen gibt es natürlich und diese bestätigen die Regel.


    Der letzte Satz ist mir nicht stichhaltig genug. Ja, es ist eine Redewendung, schon klar, aber was sagt uns das? Ich kenne Kinder aus guten Ehen, die in Beziehungen Katastrophe sind, und umgekehrt, und manchmal passt es zu dem Bild, was sie vorgelebt bekommen haben. Aber egal wieviele Trennungskinder es hinbekommen, sie bestätigen nur, das sie es eigentlich nicht hinbekommen sollten? :Hm
    Viele aus verkorksten Familie, die sich eine schöne Kindheit gewünscht haben, bemühen sich doppelt(!). Und viele aus guten Ehen, nehmen es als selbstverständlich hin, und schmeißen ebenso früh hin, wenn es ihren hohen Ansprüchen nicht genügt :frag. Auch irgendwie schlüssig.

    Zitat


    Und ja, leider trennt man/frau sich heute viel zu schnell.... :(


    Jein. Man bleibt nicht mehr über die Maße lang zusammen. Auch der Gesetzgeber unterstützt das: Frau muss nicht mehr Mann fragen, ob sie arbeiten gehen darf, man darf nicht mehr straffrei den Partner verprügeln oder Gewalt antun. Das führt wie allgemein bekannt z.B. zu einer höheren finanziellen Unabhängigkeit und das Mann/Frau sich wehren kann.
    Die Ehe meiner Eltern war/ist nicht so toll, zusammen sind sie immer noch, bis zur Bahre eben. Weitaus prägender waren die Ehe außerhalb, ob das nun die Frau ist die den jähzornigen Säufer erträgt, oder die Gutgebettete die die Hemden für den erfolgreichen Fremdgeher bügelt. Mir erschien AE deshalb nicht als die schlechteste Option. Mein Vater war nicht wirklich präsent (fehlende Vaterfigur) dafür meine Mutter umso mehr (Urvertrauen). Mein Bruder hat eine Freundin seitdem er 17 ist, seit 8 Jahren.
    Ich hatte eine feste Beziehung von 6 Jahren und dann ein "falsches" Ehrgefühlt. Ich wollte das die Beziehung mit dem KV an sich selbst scheitert, und nicht daran das ich jemanden Passenderen gefunden hatte. Und dann kam das Kind das leider nicht der Liebe entsprungen ist, sondern einer latenter Nötigung. Und wieder das "Falsche": Das Bedürfnis dem Kinder die Eltern als Paar zu erhalten, was einfach nicht funktioniert hat. Bloß nicht zu schnell trennen, war hier genau das Falsche in Bezug auf meine Partnerbeziehung. Sonst wäre mein Kind vielleicht nicht vollblond, aber hellhaariger und mit Vati, und der KV nur eine gruselige, einzigartige Nebennote in meinem Liebesleben.
    Aber das das so gelaufen ist, wie es ist: Die Ehe meiner Eltern hat damit eigentlich nix zu tun. Was soll ich sagen: Dafür hab ich Söhnchen in brünett. Es ist für ihn auch nicht ideal, aber besser so als garnicht, oder? So spielt das Leben manchmal. Schade, aber nicht zu ändern.

    Einmal editiert, zuletzt von butterblum ()

  • Also, ich komme aus einer nach außen hin intakten Familie und ich habe mir als Kind immer gewünscht, meine Eltern würden sich scheiden lassen. Eine Bindungsstörung kann man auch in einer Vater-Mutter-Kind Familie entwickeln (meine ältere Schwester und ich haben beide Borderline). Wichtig ist, auch für Scheidungskinder (hab ja selber auch 2), dass sie erstmal eine stabile, wertschätzende Beziehung zu dem AE haben. Meine Jungs haben sich eine andere "Vaterfigur" gesucht, den Taekwondolehrer, der ihnen Männlichkeit im positiven Sinne vermittelt. Ich würde aber nie eine Beziehung nur wegen der Kinder aufrecht erhalten, denn das kann mindestens genauso schädigend sein, wie eine Trennung...
    LG, Billi

  • Gehe da mit Billi konform. Ich hätte auch lieber alleine mit einem Elternteil gelebt, als in so einem ständigen Krieg zwischen meinen Eltern aufzuwachsen.
    Aber gut. Zum Thema.


    Ich denke nicht, dass Kinder zwangsläufig ernsthafte Bindungsschwierigkeiten durch die Trennung ihrer Eltern bekommen. Es kommt halt drauf an wie es gehandhabt wird.
    Wir vier (meine Jungs 7, 9 und 19 und ich) haben immer noch eine sehr enge Bindung an die "geschiedene" Familie. Oma und Opa sind nach wie vor sehr präsent und immer da wenn sie gebraucht werden. Auch der Papa ist Papa so wie es sein soll, nur dass er halt nicht bei uns wohnt. Wir haben auch alle einen sehr freundschaftlichen Umgang miteinander.


    Was mir sehr wichtig ist, ist dass meinen Kindern kein Mann einfach so von mir vor die Nase gesetzt wird. Wenn ich mich mit einem Mann treffe, dann ohne Kinder. Grundsätzlich bekomme ich ausser von meinen langjährigen Freunden (gute Freunde, mehr nicht) auch keinen Männerbesuch bei mir zuhause wenn die Jungs da sind.


    Wir haben uns eine zeitlang mit jemandem getroffen der selber einen Sohn hatte, aber nur dann wenn er auch seinen Sohn bei sich hatte. Das konnte man dann als "wir treffen uns mit Eurem Spielkamerad" verkaufen. Die Jungs kannten sich aus dem Schwimmkurs wodurch ich halt auch den Vater vom Spielkamerad kennengelernt hab. An meinen freien Wochenenden hab ich mich dann alleine mit dem Mann getroffen. Ich denke am Anfang ist das ganz gut wenn es so läuft.

    Es ist nichts draus geworden aber für die Jungs war es eher ein "der Kleine kann nicht mehr so oft zum Spielen kommen" und danach ist es halt so ausgelaufen....sie haben auch nicht mehr gefragt weil sie ja selber ganz feste konstante Freundschaften haben.


    Ich denke wenn man ansonsten eine intakte Familie bieten kann mit liebevoller Zuwendung auch durch die anderen Familienmitglieder und sonst für Stabilität sorgt und nicht heute so, morgen so und heute der Mann und morgen der und es feste und konstante Beziehungen innerhalb der Familie und Freundschaften gibt, dann sollte es schon werden.


    Und auch wenn der Papa nicht so präsent ist wie bei uns, kann man durch andere Familienmitglieder die da sind oder durch stabile Freundschaften eine Menge ausrichten.


    Das Wichtigste ist wie ich denke Stabilität und Konsequenz.