Lesen: wichtig oder überbewertet?

  • Es scheint schon zu einem großen Teil "Veranlagung" zu sein. Auch ich habe beiden Kindern gleich viel und oft vorgelesen. Tochterkind konnte schon lesen, bevor sie in die Schule kam (ohne, dass das forciert worden wäre); Sohnemann nicht. Dabei fällt mir ein, dass ich das damals auch schon vorher konnte und meine Schwester nicht... Tochterkind hat viele Bücher besessen und tonnenweise welche aus der Stadtbibliothek getragen; der Kindle ist auch voll. Bei Sohnemann ist das eher - übersichtlich und das Interesse hält sich in engen Grenzen... Soziale Kompetenz ist trotzdem vorhanden. ;)

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Ich finde lesen auch wichtig und versuche meine Tochter auch dafür zu begeistern, obwohl ich überhaupt nicht gerne lese. Ich denke aber auch, dass zwingen nichts bringt. Da geht die Begeisterung flöten und genau das ist es doch, was so toll an Beschäftigungen aller Art ist. Mit Zwang macht nichts Spaß.


    Ich denke aber nicht, dass es einen großen Unterschied macht, ob jemand liest oder nicht. Interessen sind halt unterschiedlich. Ich lese gar nicht und habe trotzdem viel Phantasie und Vorstellungskraft. Ich finde z.B. meist die Filme besser als die Bücher dazu, egal was ich davon zuerst konsumiert habe. Verallgemeinern kann man das nicht, auch nciht wenn viele Studien lauter tolle unterschiedliche Sache herausfinden....


    Bei uns gibt es vorlesen vor dem schlafengehen. Manchmal vorlesen von Tochter für mich (die ist 4, da ist dann viel Phantasievon Tochter erkennbar. Besonders wenn sie die Bücher, die sie mir vorliest gar nicht kennt ;-) ). Teilweise liest sie ihren Puppen vor oder spielt Vorschule mit denen. Ich fänds aber auch nicht schlimm wenns anders wäre.


    Du hättest gern ein Kind das gern liest, hast du nunmal aber nicht. So what! Was ist denn so schlimm daran? Solange du im Griff hast, dass er eben nicht nur vor dem Computer o.ä. sitzt, ist doch alles gut.

  • Man sollte nicht unterschätzen: Gerade am PC müssen unsere Kinder viele Informationen erlesen und filtern.
    Mein Kleiner hat durch Spiele außerdem seine Sprachkompetenz in Englisch erweitert.
    Lesen ist nicht nur wertvoll, wenn man Schiller und Goethe konsumiert.

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • Wie sagten viele Lehrer schon "Anbieten, Vorlesen und hoffen das es Klick im Kopf macht!".....Ohne Lesen geht kein Schulfach, am Computer und sogar in den Konsolen und Handy muß man lesen, man muß es einfach,das bestimmt die Notwendigkeit, aber die Freude daran,Kopfkino zu haben,die Phantasie zu erweitern,die später gebraucht wird, kann nur durch das Klicken geschehen,den gewissen Schalter umstellen,und wen man sich mit den Notwendigsten begnügt, keine Neugierde auf mehr hat, kann man gegen Wände reden.....Man kann nur als Eltern es vorleben und anbieten,mehr geht nicht,alles andere obliegt der Persönlichkeit des Kindes...Ich verstehe es auch nicht,warum man nicht lesen möchte*mein Sohn*,aber man muß es akzepteren,den ich weiß, irgendwann wird er es merken und tun müßen,sonst komm man nicht weiter,und das möchte wirklich jeder

  • Lesen ist nicht nur wertvoll, wenn man Schiller und Goethe konsumiert.


    Ich denke, hier geht es um mindestens drei verschiedene Themen:
    1. die Lust am Lesen an sich
    2. die Fähigkeit, Informationen zu filtern, zu ordnen, zu finden
    3. gute und schlechte Lektüre
    Das wird in diesem Beitrag ein wenig vermischt und scheint mir für TS nur bedingt relevant zu sein, wenigstens die Punkte 2 und 3. Was gute und schlechte Lektüre angeht, merke ich, dass meine Auffassung dazu nur bedingt relevant ist. Ich selbst mag z. B. die Geschichten vom Sams nicht so sehr, meine Tochter liebt sie. Schon lange lasse ich sie selbst aussuchen, was sie z. B. aus der Stadtbibliothek ausleihen möchte - meinen Sohn übrigens auch. Da muss ich nicht alles mitentscheiden - aber nun gut, ich bin ja auch in der Situation, dass ich zwei bücherbegeisterte Kinder habe. Bis sie bei Goethe, Schiller oder anderen Klassikern gelandet sind, dauert es noch eine Weile. In der Tat: man kann das nur anbieten und mit gutem Beispiel vorangehen (wenn man denn selbst gerne liest). Wenn man da nicht authentisch ist, dann merken das die Kinder m. E. ziemlich schnell.


    Eine Pflanze wächst ja nun auch nicht schneller, wenn man an ihr zieht.

  • *kicher* Musica, gerade so junge Kinder wie Deinen Sohn kann man aber super für Goethe und Co begeistern. Die Kinder mögen ja Rhythmus und da bieten sich Gedichte an. Junior kann den Zauberlehrling, den Ribbeck und einiges von Ringelnatz auswendig. Als er drei war, habe ich in Endlosschleife "Von drauß, vom Walde komm ich her" gelesen. Das liebt er bis heute. Ich lese Gedichte aber auch gerne vor, oft sind sie schön bebildert und sprachlich eben auch toll.


    Gruß

  • Ich selbst lese gerne , habe meinen Kindern immer gerne und viel vorgelesen, und gleich erzogen.


    Zwei sind richtige Leseratten geworden, und eins liest total ungern, also nur wenn es sein muss, für die Schule oder für den PC oder Rezepte oder Anleitungen.


    Interesse für Kultur ist dennoch vorhanden, das einzige was auffällt, ist, dass meine Leser einen enormen Wortschatz haben, welcher zu Großteil denke ich, schon vom vielen Lesen kommt.


    Ich denke, man kann es fördern und anbieten, aber nicht wirklich steuern.


    Mein Partner ist übrigens auch ein Lesemuffel, den ich lange mit nichts locken konnte, mittlerweile lesen wir uns gegenseitig vor

  • Also ich finde die Lust am Lesen auch absolut förderungswürdig und schließe mich da dem 1. Abschnitt aus Tailly's Beitrag an. Selber bin ich als Kind über Bildergeschichten und Comics dazu gekommen. Unsere Mutter hat uns schon als Kleinkindern viel vorgelesen, z. B. "Die Maus sucht ein Haus" von Helen Piers. Als Dreijähriger konnte ich bereits die Texte unter den Bildern des Buches aus dem Gedächtnis vollständig wiedergeben.
    Danach kamen die üblichen Kinderbücher mit Abenteuern, da war viel von Janosch dabei (der übrigens auch viele Erwachsenenromane geschrieben hat). Und reihenweise Lustige Taschenbücher von Disney. In diesem Comics wurden regelmäßig historische Begebenheiten oder aktuelles politisches Geschehen aufgegriffen, was mein Interesse an Geschichtsliteratur und Sozialwissenschaften geweckt hat. Hörbücher in dem Sinne wie heute gab es vor 30 Jahren noch nicht. Gekürzte Fassungen einiger Erzählungen wie etwa von Karl May ("Unter Geiern") oder "5 Wochen im Ballon" von Jules Verne gab es auf Hörspielkassette vom Europa Verlag. Von diesen Kassetten hatte ich ganze Regale voll. Mit etwa 10 Jahren bin ich eine Weile an einer Romanreihe aus der Weimarer und NS-Zeit von Lisa Tetzner hängen geblieben ("Die Kinder aus Nummer 67"). Frau Tetzner hat zu Lebzeiten auch den ersten Roman von C.S. Lewis zu Narnia (Die Chroniken von Narnia) übersetzt. Mit 14 Jahren habe ich dann von der Tageszeitung bis zu Nachschlagewerken ("Who is who") so ziemlich alles gelesen und mit 16 Jahren habe ich mich auch an klassische Literatur gewagt wie z. B. von Dostojewski ("Der Spieler"). Novellen wie z. B. "Kleider machen Leute" von G. Keller oder "Die Judenbuche" von A. Droste-Hülshoff aus dem Deutschunterricht der Sekundarstufe I lese ich gelegentlich noch heute ein weiteres Mal durch.


    Aktuell lese ich unseren Kindern "Hallo Mr. Gott, hier spricht Anna" von Fynn vor dem Zubettgehen vor, so wie es mir vor über drei Dekaden mein Stiefvater in Spé vorgelesen hat. Die Kinder fahren voll darauf ab und psychologisch ist ein guter Moment, denn damit kann man ja aus Sicht der Kinder noch ein bisschen das Einschlafen rauszögern. Außerdem habe ich mit einigen unserer Kinder richtigen "oldschool" Briefverkehr. Snailmail, sozusagen. Der Moment, einen liebevoll beklebten und bemalten Briefumschlag zu öffnen und handgeschrieben Zeilen zu lesen, macht mehr Freude als das Anklicken einer Betreffzeile des E-Mail-Clients. Außerdem schafft das Briefeschreiben Bindung und regt die Fantasie an. Das geben Copy&Paste Texte aus E-Mails und WhatsApp Chats m. E. nicht wirklich her. Erzwingen kann und sollte man die Freude am Lesen wohl nicht.
    Dazu fällt mir übrigens gerade ganz passend, die Kurzgeschichte "Der Leseteufel" von Siegfried Lenz ein.

  • ohhh..



    Aktuell lese ich unseren Kindern "Hallo Mr. Gott, hier spricht Anna" von Fynn vor dem Zubettgehen vor,


    ooooh, das war mal eines meiner liebsten Bücher... sollte ich meinem Junior auch mal vorlesen. Ein tolles Buch. Heute war ich dann mal ganz überrascht, Kind wünscht sich ein Buch. Irgend so ne Anleitung für Mindcraft. Aber egal. Isn Buch. Und.. ich habe ihm den Harry Potter Teil 1 Film in Aussicht gestellt, wenn wir - gemeinsam- das Buch gelesen haben. Derzeit liest er eines, was bei einem Vorlesetag in der Schule direkt von der Autorin angelesen wurde und.. wie er sagt, genau da, wo es spannend wurde, abgebrochen wurde... Ich habe es gekauft, habe ein paar Kapitel vorgelesen, Jetzt liest er selbst. Mal sehen, wie lange...

    Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für unsere Augen unsichtbar...

  • Heute in einem Wartezimmer ein tolles Bild zu dem Thema entdeckt. "Lieber lesen" von Michael Sowa.
    Müsst Ihr mal nach googlen, herrliches Bild!!

    Wer sich den Gesetzen nicht fügen lernt,

    muß die Gegend verlassen, wo sie gelten.

    (Johann Wolfgang von Goethe)

  • wir haben eine bücherhallen karte - die beste investition überhaupt ;-) !
    (ganz wichtig ist aber das sie selbst wählen dürfen was sie lesen wollen und wenn es ein schlumpf-buch ist ;-) .

    Stell dir vor, du wärst verzaubert.

    How to be an Artist-SARK

  • Ich war als Kind eine Leseratte,hab' säckeweise Bücher aus der Bibliothek geschleppt und hatte auch zu Hause einen enormen Bücherschatz. Dieses Eintauchen in eine Geschichte fand und finde ich auch heute noch durch keinen Film oder sonstiges zu ersetzen. Allerdings lese ich mittlerweile zeitbedingt deutlich weniger.



    Bei meinen Kindern ist es recht unterschiedlich, meine Große ist eine " Quartalsleserin" ,mal liest sie 3 Bücher in einer Woche,dann wieder lange nichts. Meinen Jungs ist zu meinem Bedauern alles andere wichtiger.
    Seit ein paar Tagen lesen wir aber abends abwechselnd, ( z.zt. "Das Stinktier kann doch nichts dafür".) Ist ganz witzig. Vielleicht kommt ja mal die Initialzuendung bei den beiden ;-)

    Auch aus Steinen,die Dir in den Weg gelegt werden,kannst Du etwas Schönes bauen. ( Erich Kästner)


    Wege entstehen dadurch,dass man sie geht. ( Franz Kafka)

  • Bei uns gibt's zum Nikolaus "Greg's Tagebuch 10". Hab ich heute erstanden. Und das wird auch ganz sicher gelesen, freiwillig und ohne Zwang.

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • "Greg's Tagebuch" gehört auch zu einzigen Büchern die Sohn mal durchgezogen hat. Und ein Fühlbuch von einem Bauernhof. Vorlesen war sinnlos, ich war nicht mal mit einer halben Seite durch und er ist rumgesprungen und
    hat in der Mitte vergessen was am Anfang war. So macht eine Geschichte natürlich keinen Sinn. "Lesen fördert die Konzentration" ja, sicher, nur ohne Konzentrationsvermögen bringt lesen auch nichts.


    Ansonsten, Spiderwick, prämierte Jugend-, und Kinderbücher: Absolut sinnfrei. Mir persönlich würde auch was fehlen, wenn ich bestimmte Sachen nicht gelesen hätte. Von Oscar Wilde bis Stephen King.
    Tatsache ist das Sohn recht gut lesen konnte, seine Rechtschreibung zum Weglaufen war, aber jetzt in der Mittelstufe steht er solide auf 2 in Deutsch, besonders was Aufsätze und so angeht, brilliert er mit Einser. Hier hat gerade bei der Rechtschreibung tatsächlich auch der PC geholfen (in englisch wie im deutschen), denn wer möchte schon beim Spielechat schlecht rüberkommen? Da zählt eben nur wie man was schreibt, nicht das Aussehen, die Klamotte, die Stimme. Also, krakeelt man einmal quer die Wohnung und fragt Muttern wie das geschrieben wird... Sozialkompetenz? Na, er feudelt gegen mich (und Klassenlehrerin), weil Pubertät, aber das ständig summende Handy, die 2. Freundin, sich mit Leuten treffen usw. bestätigen, das er "was" kann.


    Vielleicht muss man einfach folgendes akzeptieren: Ich bin besch* im seitlichen Einparken, ich hatte mal einen LAP der noch stinkbetrunken geschmeidiger in die Parklücke gekommen ist, nachdem ich 3 Mal angesetzt hatte. Mir fehlt einfach die dafür notwendige 3D-Vorstellungskraft und das Handling. Und manche Leute sehen eben keine Fantasiewelten und bunte Farben, wenn sie ein Buch in die Hand nehmen :frag.
    Natürlich sollte man immer wieder "anbieten", aber so mit 10-11 habe ich es wenigstens bei meinen Sohn aufgegeben. Hat ja in dem Fall nicht geschadet. Flüssiges Lesen sollte auf jeden Fall drin sein. Und ordentliche Rechtschreibung, sofern kein Lernhandicap dagegen spricht. Das schafft man (siehe Sohn) aber oft auch ohne Bücher.


    Edit; Na, mit meiner Schreibkompetenz ist auch nicht weit her, heute.

    4 Mal editiert, zuletzt von butterblum ()

  • Jetzt waren mir letzte Woche in der Bibliothek, ich hab in 6 Tagen drei Bücher durch, mein Kind kaut noch immer an den ersten Seiten von einem einzigen Buch.
    Aus meinem Kind eine Leseratte zumachen, des wird heuer nix mehr. :lach

    Wer sich den Gesetzen nicht fügen lernt,

    muß die Gegend verlassen, wo sie gelten.

    (Johann Wolfgang von Goethe)

  • ...ich geb ja noch nicht auf, zumal Sohnemann die auferlegten (wenn auch dünnen, kurzen) Geschichten aus der Schule immer recht schnell durch hat. :lach


    Für die Filme fand ich Sohnemann mit 10 Jahren immer noch grenzwertig, aber ich hab den ersten Harry Potter als Buch auf dem Flohmarkt gefunden...50 Seiten hat er schon. ^^ Bin gespannt, ob ihn das Buch und wie es weiter geht, packen wird.

    Wer sich den Gesetzen nicht fügen lernt,

    muß die Gegend verlassen, wo sie gelten.

    (Johann Wolfgang von Goethe)