Akademiker Eltern

  • Eine kleine Einschränkung mache ich bei all denjenigen Haushalten, die knapp über H4-Niveau aber weit unter dem Label "reich" sind. Diese Eltern müssen hier für ihre Kinder große Opfer bringen:


    Die Anzahl derjenigen, die das betrifft, ist aber nicht zu verachten...


    Ich mochte, dass meine Kinder einen Job erlernen, von dem sie gut leben können. Dh. für mich zb , dass sie Reisen und an Kultur teilnehmen können .


    Das ist es - Du möchtest... Es ist aber, wie hier schon von mehreren geschrieben, ausschlaggebend was Deine Kinder möchten. Du kannst ggf. nur anbieten und ermöglichen...

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • und dennpch machen heute viel mehr Schüler Abi als früher - ich meine gelesen zu haben 51% eines Jahrgangs. Ich glaube das Abi ist weniger das Problem, danach geht es ja erst richtig los - studieren, wenn ja was, Jobsuche etc. Da haben Akademikerkinder schon Vorteile denke ich wobei ich muss mich korrigieren: Kinder wohlsituierter Eltern haben es da leichter.


    Wie ich schon anmerkte, sagt man im Allgemeinen, das die Anforderung bzgl. Abitur einfach abgesenkt wurden. Aus dem "Zwang" heraus, das wir in Deutschland eine zu niedrige Akademikerquote hätten, wobei allerdings vergessen wurde, das unser duales Ausbildungssystem z.T. ein qualitativ höheres Niveau hat, als eine Ausbildung in anderen (europäischen) Staaten. Alles eine Frage der Definition.
    Es sind in den letzten 20-30 Jahren nicht 20-30% schlauer geworden, das ist mal sicher. Entweder es liegt wirklich an den Helikoptereltern, die auch ein dummes Nüßchen ins Abitur drängen wollen, oder das Lehre als Ticket in den Niedriglohn verstanden wird, oder das schlicht das Niveau abgesenkt wurde.


    Meine Schwester hat öh :hae:, vor 6-7 Jahren Abi gemacht, mir die Aufgabe für ihre mündliche Matheprüfung gezeigt und ich bin, trotz dem ich mir einbilde, alles was es in der Mathe gibt schon nackt und hüllenlos gesehen zu haben, erstmal gepflegt ausgestiegen. Irgendeine Matrix mit ganz vielen Buchstaben drin :-). Hab ich schonmal gesehen, sicher, aber so ein paar Jahre nach dem Studium stellt man dann doch fest, dass das alles etwas eingerostet ist.
    Und jetzt lese ich vor ein paar Wochen, dass es Aufregung wegen einer schriftlichen Abiprüfung gab, bei der die Schüler die Flugbahn eines Flugzeuges berechnen sollte.
    Bitte was?
    Vermutlich steckt hinter der Aufgabe noch mehr dahinter, aber mal ehrlich: Das ist für mich Mittelstufenniveau.


    Und dann kommen also diese Abiturienten an die Universität, Sinnbild wissenschaftlicher Weihen, mit ihrer Mittelstufen-Flugzeug-Flugbahn. Wenn die Dozenten ein gewisses Niveau anstreben, gibt es viele Abbrecher, weil einfach gewisse Standards nach der Allgemeinen Hochschulreife da sein sollte. Wenn sie sich anpassen, kommen in 3 Jahren Absolventen von der Uni, die nicht nur nicht wissenschaftlich gegerbt sind, sondern auch massiv lebensuntüchtig, weil zu jung. Klar, als Nadelöhr kommt dann noch der Master und zwischen den Bundesländern gibt es auch nochmal Unterschiede, was den Schülern nach 12-13 Jahren abverlangt wird.
    Ehrlich gesagt verstehe ich auch nicht was das soll, denn es gibt einfach Berufe, wo es um Leib und Leben geht, da kann man nicht mal sagen: Naja, wenn der Herr Dr. einen Schlagbohrer besser benutzen kann, soll er eben damit machen. Oder: ist doch nicht schlimm, wenn das 4. Rad wegfliegt, weil die Aufhängung falsch konstruiert wurde, sind ja noch 3 übrig.


    Ich hab ja so leicht begrenzte Vergleichsmöglichkeiten zwischen einem Diplom-, bzw. Bachelorstudiengang, begrenzt auch deshalb, weil das eine ingenieurwissenschaftlich war, das andere geisteswissenschaftlich. Und ich hab wirklich den Eindruck, dass jedenfalls jetzt in den Grundkursen in 1. Linie Auswendiglernen angesagt ist, und dann in der Klausur alles rausk* wird was geht. Das war mal anders. Ist nicht mehr so meins, muss ich zugeben, Auswendiglernen konnte ich so mit 12-13 Jahren am Besten, aber das fällt unter pP.
    Btw.: Zu meinen Zeiten gab es noch keine Mathe-Brückenkursen, ich hatte auch nie das Gefühl, dass Kommilitonen Probleme mit unserer Ing.-Mathe hatten (die sicherlich bescheidener, im Sinne von praxisbezogener ist, als das was in Informatik oder reinem Mathestudium verlangt wird).
    Das ist zwar "lieb" gemeint, aber mal ehrlich: Wozu ist das nötig?! Entweder man bringt die Grundlagen mit oder man studiert was "leichteres" oder man macht - eine Lehre. Da kann man auch einen Schlagbohrer benutzen.

    Einmal editiert, zuletzt von butterblum ()

  • Weil ich irgendwie nicht mehr bearbeiten kann, noch eine kleine Ergänzung:
    Mein Sohn ist ggü. meines vermeintlich positiven Einflusses total unempfindlich. Wenn er 5 Bücher außerhalb der Schule in der Hand hatte ist das viel. Was ich ihm schon Bücher gekauft habe, wo immer bei den Bewertungen stand "Mein Sohn/Neffe wollte nie lesen, aber DAS Buch..." --- naja, meiner will DAS auch nicht. Harry Potter, Spiderwick, prämierte Jugendbücher, nein, nein und nein.
    Lernsoftware oder zur Verfügung gestellte Lernbücher, prallen an ihm ab wie an einer Ölhaut. Alles was ich ihm beibringen könnte, bzgl. Organisation, Lerntechniken wird nicht abgefragt, Büchereien findet er doof, dabei kennen ihn die Tanten dort schon, seitdem er noch im Kiwa lag. Er fragt mich bzgl. Allgemeinbildung, Geschichte usw. und weiß da auch viel, weil wir haben ja Doku-Sender. Früher hat er Lexikas durchgelesen oder ein medizinische Fachbuch ausgeliehen. Aber irgendwann ist das durch und es interessiert ihn nicht mehr. Das gibt mir das Gefühl, er wäre nicht "doof", aber Schulstoff ist einfach bläh, er schleppt sich wie ein alter Mann durch die Jahre. Und nach 6 Jahren muss ich zugeben, bin ich ein wenig müde geworden (v.a. gebe ich kein Geld mehr für Bücher aus :wuetend)


    Es kann also auch "schief" gehen, vielleicht weil Eltern unabsichtlich eine Latte verkörpern, die das Kind nicht nehmen kann oder will. Oder es ist auch allgemein nicht leichter für "jungenhafte" Kinder in der Schule, die nicht so eine schöne Schreibschrift haben, oder auf den Stühlen zappeln. Wer weiß :frag
    Er ist ein 2-3er Gesamtschüler, mit Tritten in die Po-Backen, weil wenn ich ihm den Stöckelschuh nicht in den Nacken bohre, wird da auch mal 4er, 5er draus. Faul ist er nämlich auch noch und "mündlich" heißt eben nicht mit den Nachbar schwätzen :rolleyes2:.


    Ich hoffe auf noch fehlende Fächer wie Physik, v.a. Chemie und Geschichte, vielleicht zündet da noch was bei ihm. Ich müsste soviel Druck aufbauen und ihn förmlich brechen, weil dieses Passive-Ruhige-Lalala einfach sehr viel in seinem Charakter ausmacht, da hab ich einfach keine Lust drauf. Das kann nur noch von außen kommen, durch Fächer die ihn interessieren. Und warum er kein Mathe mag werde ich nie verstehen, die Begeisterung bring ich einfach nicht rüber und ich bin da schon sehr bildlich geworden "Pack die Aufgabe, schüttel sie und gewinne den Kampf, um den Fuss drauf zu setzen" - so im dem Stil. Fand ich immer toll - er nicht, von ihm aus kann jede Aufgabe ein langes Leben führen, Kinder kriegen, er kann mit Matheaufgaben ganz wunderbar koexistieren...


    Das zum Thema Akademikereltern aus meine Warte :-). Ich würde es nicht verzweifelt nennen, aber ein Stückweit resigniert? Jo. Irgendwas wird noch passieren, ansonsten wird er Facharbeiter wie sein Onkel und der Opa. Da gebe ich aber nicht mir die Schuld und es gibt Schlimmeres.

  • Genau dasselbe bei uns zu Hause.


    Gestern kam sie von der Schule und verkündete sie sei in Physik eingeschlafen. Ich hätte mich in Grund und Boden geschämt. Sie juckt es nicht und welche Themen nächste Woche im Test vorkommen kann oder will sie auch nicht verraten. "Wird schon werden Mama", sagte sie und verschwand zum Chillen in ihrem Zimmer. Und wer glaubt sie hätte wenigstens , wie vereinbart, Querflöte geübt, irrt gewaltig. Verdammt, da zahle ich 30 € im Monat für. Ich gebe es bald auf. Schade drum.


    Das hätte mir früher mal jemand ermöglichen sollen.

  • Noch eine Anmerkung: Wenn in kaum einer anderen Industrienation so sehr die soziale Herkunft über den Bildungsweg entscheidet wie bei uns (http://www.oecd.org/edu/German…4-Country-Note-german.pdf), dann läuft etwas in unserem Bildungssystem entschieden falsch. Mit Einzelschicksalen lässt sich eine solche Schieflage m.E. nicht mehr erklären.


    (PS:OT Wo wir schon von Bildung sprechen, da hat es wohl den ein oder anderen grammatikalischen Unfall in meinem vorigen Beitrag gegeben, bitte um Nachsicht! :rotwerd)

  • mit 29 habe ich mich dann entschlossen, mein Abi zu machen mit drei Kindern KEINER hat mich unterstützt weder ex noch meine Family. Beide Parteien warfen mir vor eine Rabenmutter zu sein, ich solle zufrieden sein ...


    habe dann ein 3/4 Jahr Mathe gepaukt und in einem Jahr Fachabitur gemacht, mit besserem Durchschnitt als manch junger Hüpfer. Nun bin ich 33 und werde im Dezember fertig mit dem Studium sein. Ende des ersten Semesters hat EX mich verlassen und viele rieten mir es abzubrechen, die ehe scheiterte wg dem Studium etc... ich habe weitergemacht und bin bald am Ziel. Verdienen werde ich weniger als mein ursprünglicher Job aber ich werde glücklicher sein, weil ich jobtechnisch genau in dieser Branche arbeiten möchte.


    Vor solchen Wegen habe ich immer einen riesen :respekt !
    im Gegensatz dazu durchlief ich ohne größere Stolperer Schule, Abi, Studium... und wusste mit 25 und Uniabschluss immer noch nicht wo ich hin sollte...

    _________________________________________________________________________
    keks3


    life is a tale told by an idiot, full of sound and fury, signifying nothing (shakespeare)
    'Does anybody remember laughter?' (R.P.)

  • Meine Eltern sind keine Akademiker. Mein Vater Handwerker und meine Mutter war Industriekauffrau.
    Meine Eltern haben immer hart gearbeitet, mussten aufs Geld schauen, haben gerechnet aber meine Schwester und ich mussten auf nichts verzichten.
    Ich war eine faule Sau. Meine Mutter ist an mir verzweifelt und hat mich schon unter der Brücke gesehen.
    Mit 13 hatte ich ein klares Ziel...ich wollte Erzieherin werden. Schau an, für dieses Ziel habe ich geackert...heute habe ich Fachabi in der Tasche, bin Erzieherin und Heilpädagogin, verdiene mit meinem 30 Stundenjob sicher um einiges mehr, als eine Vollzeiterzieherin.


    Meinem Vater war es immer wichtig, dass wir etwas von der Welt sehen. Gut, meine Interpretation wich ein wenig von seiner ab...er dachte da mehr ans Arbeiten im Ausland...ich bin ein Jahr ausgestiegen, habe Job und Wohnung geschmissen und bin los...das war das Beste, was ich in meinem Leben gemacht habe!!
    Ich wusste auch einfach, dass ich nach dem Jahr hier wieder Fuß fasse...war dann auch so...sehr zur Beruhigung meiner Eltern!


    Meine Nichte steckt mitten im Abi. Sie lernt, strengt sich an, wird das Abi sicher einigermaßen wuppen...aber...dieses Mädel ist lebensunfähig. Sicher ist es auch eine Erziehungssache aber ihre Freundinnen sind genauso...wow, was für ne Generation. Können schlau schnacken aber sind nicht in der Lage, ein Ei zu kochen (nur ein Beispiel von vielen).
    Sie sieht sich als Managerin in New York....nur leider hat sie nicht auf dem Schirm, dass der Weg dorthin erstmal bewältigt werden muss.
    Im Herbst möchte sie als Aupair in die USA. Super Idee aber sie hat noch nichts dafür getan und meine Frage, wer denn eigentlich das Flugticket bezahlt, hat sie mit blauen Kulleraugen und zuckenden Schultern beantwortet. :ohnmacht:


    Warum haben so viele keine Ziele mehr? Wünsche, die sie sich selbst erfüllen möchten??
    Mir ist es egal, was Shorty mal macht aber er soll lebensfähig sein, Interessen und Ziele im Leben haben. Gerne darf er auch weiterhin schlau schnacken aber wenn er mit 18 den Herd und die Waschmaschine nicht bedienen kann, gebe ich mir die Kugel!!

  • hoffnungsvoll
    Eingeschlafen ist er wohl noch nicht -hab ihn gerade gefragt- aber er weiß auch nie so recht was dran kommt. Und schön ist auch die Antwort auf meine absolute Tiger-Mom-Frage: "Und, wie war EnglischMatheDeutsch?" - "Keine Ahnung, kriegen wir erst nächste Woche wieder... warst du einkaufen?" - ich meine, man hat doch so ein grobes Gefühl, ob man alle Aufgaben geschafft hat, wie gut man durchgekommen ist, ob das das war, was man gelernt hat.
    Ne, er nicht. Auch etwas was ich nicht mehr frage :-).
    Ich hab an der Uni in einer Klausur einen Vorzeichenfehler gemacht, sie einfach nicht rausbekommen, bin nachhause, hab die in 10 Minuten durchgezogen (mit richtigen Vorzeichen) - und hab geheult, weil ich so gebüffelt hab und die war gerade deswegen schaffbar. Ich hab das mal meinen Sohn erzählt, um zu zeigen: Auch Mama macht doofe Fehler, (4²=8, andere Arbeit, da hat mir noch eine Aufsicht einen Schlag an den Hinterkopf gegeben) - und er fragt mich: Ja, aber das heulen hat doch auch nicht mehr geholfen?!
    :|.
    Ja, aber das ist auch nicht der Punkt.


    Aber wenn ich mir mein Arbeitsleben so anschaue: Vielleicht ist die Istmirdochegal-Attitude doch nicht so falsch. BurnOut wird er niemals haben und diesen LMAA-Ausdruck muss ich mir noch für meinen Chef einprägen, da ist er mir und vielen Arbeitskollegen einen Schritt voraus, mit seinen 12 Jahren.

  • Bildung muss nicht unbedingt Geld kosten und reisen auch nicht.


    Die meisten Museen haben einen Tag der offenen Tür und meine Reisen alleine hab ich fast umsonst mit der Kirche und dann als ehrenamtliche Betreuerin gemacht. Da war ich 16.


    Bilden heisst auch nicht, teure Musikschulen oder Sportkurse zu bezahlen, sondern Zeit mit Kindern verbringen, ihnen verschiedene Dinve näher zu bringen.


    Dazu gehören Fahrradtouren oder Besuche im Park mit Vogelbuch o. ä.


    Kostet nüscht.


    Wenn man aber Kinder vor dem Fernseher parkt oder mit 10 Ballerspiele spielen lässt, wie sollen die Kids dann Werte und Verhalten vermittelt bekommen, die den Werdegang positiv beeinflussen?


    Sprachhygiene ist da auch nicht zu verachten. Wenn ein Satz mit "boah, Alda..." anfängt, dann verdreh ich zum Beispiel innerlich die Augen und ich glaub ich bin da nich allein...

  • Einige glauben das sofort und sind fleißig, bei anderen muss es irgendwann später dann *klick* machen.


    Aus meiner persönlichen Geschichte heraus ist meine Einstellung zur Schule nicht sehr positiv. Mit weiterführende Schulen (die Grundschulen nehme ich aus)
    verbinde ich: Leistungsdruck, Lernen für Noten und Zeugnisse, Vermittlung von überflüssigem Detail-Wissen, ohne dass übergeordnete Zusammenhänge vermittelt werden und das deshalb auch schnell vergessen wird, Überbetonung bestimmter Fächer (sogenannte Hauptfächer), während andere allgemeinbildende Fächer, wie z.B. Politik und Wirtschaft vergleichsweise nebensächlich sind.


    Es wäre vielleicht mal interessant zu erfahren, wieviel Wissen, das einem Schüler vermittelt wurde, nach einigen Jahren überhaupt noch erinnerbar ist.


    Das Abitur finde ich so lange erstrebenswert für ein Kind, so lange es sich mit der Erreichung dieses Ziels nicht quält. Und natürlich ist das Abitur Voraussetzung nicht nur für´s Studium, sondern auch für einige Ausbildungsberufe.
    Wenn Kinder mit Abschluss der 10. Klasse eine Schulmüdigkeit entwickeln, andere Wege gehen wollen und (vielleicht auch nur vorerst) praktische Erfahrungen, z.B. in einer Ausbildung machen wollen, ist das meiner Meinung nach keine Alternative, die schlechter als das Abitur ist.
    Und wenn Motivation zum schulischen Erfolg vielleicht in jüngeren Jahren fehlt, ist die vielleicht in späteren Jahren vorhanden.


    Ein großes Problem haben sicher Langzeitstudenten, die jahrelang orientierungslos an der Uni herumdümpeln und dabei keine oder kaum Berufspraxis bekommen und nach Jahren ungefähr da stehen, wo sie nach dem Abitur standen. Da hat das Abitur dann erstmal nicht zum beruflichen Erfolg beigetragen.


    Entscheidend finde ich es, dass ein Schüler früher oder später in der Lage ist einen beruflichen Weg zu gehen und eine zumindest grobe Orientierung zu Berufswünschen hat.


    Übrigens habe ich mal zu ehemaligen Waldorschülern gelesen, dass die weit weniger Probleme mit ihrer Berufswahl haben, als Schüler von anderen Schulen.
    Aber das ist ein anderes Thema :rolleyes2:

  • Aus meiner persönlichen Geschichte heraus ist meine Einstellung zur Schule nicht sehr positiv. Mit weiterführende Schulen (die Grundschulen nehme ich aus)
    Vermittlung von überflüssigem Detail-Wissen, ohne dass übergeordnete Zusammenhänge vermittelt werden und das deshalb auch schnell vergessen wird, Überbetonung bestimmter Fächer (sogenannte Hauptfächer), während andere allgemeinbildende Fächer, wie z.B. Politik und Wirtschaft vergleichsweise nebensächlich sind.


    Ja, daran erinnere ich mich auch noch schön. Jedes Fach das ich nicht leiden konnte und abwählen konnte: :tanz. Uninteressant, das ich in meiner Freizeit Freud, Wilde usw. gelesen habe, war einfach kein Schulstoff. Unvergessen, die Aussage meines bayerischen Chemielehrers "Jow, 5 Punkte werden das fei nicht mehr!" Da hatte ich im Ansatz diesen Gesichtsausdruck, den Sohn jetzt perfektioniert hat :brille.
    Es wäre schön, wenn mehr auf die Interessen der Schüler eingegangen werden würde, wenn es auch mehr Handwerkszeug zur Problemlösung gäbe, wenn das alles einen Bezug zu aktuellen Themen hätte und es mehr Hintergrundwissen gäbe. Mehr Freiheiten einfach, da könnten sich bestimmt noch einige gut entfalten, denen Schule zum Hals raushängt.

  • Mir ist das Wichtigste, dass meine Tochter keine Fachidiotin wird.
    Ganz ehrlich: In meinem Umfeld gibt es jede Menge studierte Leute, die keinen Nagel in die Wand schlagen können oder an anderer Stelle so lebensuntüchtig sind, dass ich manchmal nur mit dem Kopf schütteln kann (klar, nicht alle). Okay, aber jeder hat eben Stärken und Schwächen. Naja, einiges kam dann mit der Lebenserfahrung. Erziehung zur Selbstständigkeit ist da wohl ein Stichwort. Auch was Eltern/Lehrer/Erzieher an praktischen Dingen vermitteln und auch Anforderungen stellen an ihre Schützlinge.
    Ich habe schon mal geschrieben, dass ich jede Menge Kinder in der KiTa betreue, die zum early-english- Kurs gehen, Klavierunterricht bekommen oder Balett, aber nicht in der Lage sind sich selbst ein Brot zu schmieren oder die Schuhe zuzubinden. :schiel


    Also Abitur ist für mich auch kein Garnt für ein gutes Leben, höchstens ein Türöffner.

    Alles eine Frage, wie Eltern mit alldem umgehen.
    Ich kenne eine völlig verwöhnte 4jährige, die hat ein Ego bis nach Paris, aber einen immensen Sprachfehler, der aus der Tatsache resultiert, dass die Eltern nicht in der Lage waren, dem Kind rechtzeitig den Schnuller abzugewöhnen. Weils Kind sonst geschrien hat wie am Spieß und die elterliche Philosophie war halt, dem Gör immer den Willen zu lassen. Wird doppelt schwer für das Kind.


    Die meisten, die das Studium anfangen, sind vor oder Anfang 20. Wer hat da nach dem Studium schon DAS Berufsziel? Erwachsen ist man nicht mit Anfang 20, mit keiner Ausbildung...und das Klischee vom dummen Studierten resultiert mE oft aus der eigenen Rechtfertigung heraus, dass man evtl selbst gern mehr aus seinem Leben hätte machen wollen, aber sich nun damit abgefunden hat, wie es ist. Klischees bringen niemanden weiter... Und das Klischee als Fachidiot ist real nicht existent. Kein Mensch kann alles. Und auch die, die von allem etwas können, müssen nicht die Lieblinge der Wirtschaft sein.


    Abi und Studium werden insofern überbewertet, als dass viele Eltern glauben, damit den sogenannten Türöffner gefunden zu haben, der noch nicht fähige Kinder in höhere Sphären tragen soll.


    Es ist ebenso falsch, zu denken, dass Kinder mit Hauptschulabschluss es zu nichts bringen werden. Hier wird zum Einen die Schule für das Verhalten des Umfeldes verantwortlich gemacht, denn ist in erster Linie die direkte Umwelt des Kindes, das Einfluss nimmt. So bleiben Kinder unter ihren Möglichkeiten, weil die Gesellschaft den Begriff Hauptschule mit *dumm* definiert. Kinder, die aber von anfang an als intelligent und fähig behandelt werden, werden auch genau so. Kinder aus schwierigen Verhältnissen erhalten oft wenig Rückhalt, was höhere Karrieren angeht, die müssen dann mehr kämpfen um Akzeptanz, allerdings kann zum Anderen das positive Auswirkungen auf die persönliche Entwicklung haben.


    Ich persönlich strebe für mein Kind an, dass es die Möglichkeit zu einem Studium hat, weil ein Studium den Horizont erweitert und kritisch-hinterfragende Sichtweisen fördert, da wird nicht mehr so schnell alles naiv geglaubt, was ich für einen Mensch als sehr wichtig erachte. Aber nicht das Studium selbst sorgt für mehr Möglichkeiten, sondern der Studierende. Wenn er nix draus macht, Pech gehabt. Und ein Kind ist halt zu 80% das Resultat seines Umfeldes ;) um es auch mal ketzerisch zu sagen...und ich habe wirklich alle Seiten gesehen, von der Hauptschule bis zum Führungsjob.


    Mittlerweile muss es auch kein Abi mehr sein für ein Studium, gibt auch andere Wege, aber grundsätzlich sollte doch immer das Ziel sein, Spaß am Lernen zu haben.
    wenn es später einen gutbezahlten, neigungspassenden Job haben soll, sollte es seinen Lernneigungen entsprechend ausgebildet werden für Jobs, die in Zukunft relevant sind.

  • Gerade wenn man aus einem Haushalt kommt, bei dem der Wert akademischer Bildung sehr hochgehalten und praktische Fertigkeiten eher depriorisiert sind, ist es sinnvoll, wenn man nach dem Schulabschluss (Abitur?) ein Jahr hat, in dem man mal etwas völlig anderes als vorher machen kann - so wie manche ein FSJ einlegen. Ich frage mich manchmal, warum das nicht verpflichtend ist mit dem Ziel, dass man eben auch mal etwas für die Gesellschaft tut, in der man lebt und nicht immer nur fragt, was es einem selbst bringt. Die Kehrseite davon sind natürlich Unternehmen oder Vereine, welche einen dann als moderne Sklaven behandeln - wenig Geld für viel Arbeit.

  • Gerade wenn man aus einem Haushalt kommt, bei dem der Wert akademischer Bildung sehr hochgehalten und praktische Fertigkeiten eher depriorisiert sind, ist es sinnvoll, wenn man nach dem Schulabschluss (Abitur?) ein Jahr hat, in dem man mal etwas völlig anderes als vorher machen kann - so wie manche ein FSJ einlegen. Ich frage mich manchmal, warum das nicht verpflichtend ist mit dem Ziel, dass man eben auch mal etwas für die Gesellschaft tut, in der man lebt und nicht immer nur fragt, was es einem selbst bringt. Die Kehrseite davon sind natürlich Unternehmen oder Vereine, welche einen dann als moderne Sklaven behandeln - wenig Geld für viel Arbeit.



    .... und somit viele Errungenschaften der Gewerkschaften ausgehebelt werden

    Und wenn man sich auch noch so bemüht ... Ich passe in KEINE Schublade!


    Der Mensch ist das einzige dumme Lebenwesen auf dieser Erde, der genau DEN Ast absägt, auf dem er sitzt.


    Denke nicht in Problemen, sondern suche Lösungen.

  • Woher kommt eigentlich die völlig falsche Überzeugung einiger, dass Akademiker zwei linke Hände bestückt mit 10 Daumen hätten?
    Ich für meinen Teil benötige Handwerker nur für Arbeiten, die mir aus versicherungstechnischen oder behördlichen Gründen nicht möglich sind: Elektrik und Heizung z.B.
    Ansonsten mach ich das meiste selbst. Und auch meine Kinder sind entsprechend versiert.

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • Woher kommt eigentlich die völlig falsche Überzeugung einiger, dass Akademiker zwei linke Hände bestückt mit 10 Daumen hätten?


    Falls es diese gibt, dann weiß ich auch nicht, woher diese kommt. Es war sicher nicht meine Absicht, hier ein Vorurteil hochzuhalten oder vom Einzelfall, den es durchaus geben mag, zu verallgemeinern. Trotzdem denke ich, dass ein Jahr zwischen Schulabschluss und Studium, in dem man mal etwas völlig anderes machen kann, nicht schadet.


    Früher war das Studium vor allem für diejenigen, welche eine akademische Karriere verfolgt haben. Warum ist es heutzutage immer wichtiger, zu studieren, so dass unsere Hochschulen schon seit Jahren überfüllt sind?


    In diesem Zusammenhang finde ich es eine positive Entwicklung, dass es immer mehr duale Studiengänge gibt, in der sich Lernphasen und Praxisphasen im Unternehmen abwechseln.

  • Diese Frage habe ich mal einer Akademikerin (Alt68zigerin) gestellt, deren Mann Professor an der Uni war und deren erwachsene Kinder inzwischen beide auch zumindest einen Doktortitel haben.


    Ihre Antwort war: "Wir haben mit unseren Kindern geredet. Alle auch gesellschaftspolitischen Dinge usw. haben wir am Essenstisch beredet. Druck, große Unterstützung usw. war nie nötig (und das glaube ich ihr absolut) - unsere Kinder gingen mit so einem großen Vorwissen in die Schule, und auch mit einer schon analytischen Art zu denken und an Dinge heranzugehen, dass der Weg vorgezeichnet war und alles automatisch lief."


    Mit Sicherheit hätte sie niemals etwas dagegen gehabt, wenn ihre Kinder eine Ausbildung gemacht hätten. Aber es hätte auch nicht zu den Kindern gepasst.


    Einer meiner Haupterziehungsgrundsätze lautet: "Erziehung ist sinnlos - Kinder machen doch eh alles nach."
    Und ich denke, letztendlich betrifft das meistens sogar den Bildungsweg.


    Liebe Grüße Ute

    Ich habe zwar keine Lösung, aber ich bewundere das Problem.

  • Woher kommt eigentlich die völlig falsche Überzeugung einiger, dass Akademiker zwei linke Hände bestückt mit 10 Daumen hätten?


    Keine Ahnung. Aber es gibt ja eine Menge akademische Berufe die handwerkliches Geschick voraussetzen. Einer Chirurgin mit solch komischen Händen möchte ich nicht in die Finger Fallen und auch die zahlreichen Biologen und Physiker die ich kenne haben eine sehr praktische Seite. Müssen sie auch, mit Denkerpose würden die nix schaffen.

  • Ich melde mich auch dazu... Handwerkliches Geschick ist nicht auf Handwerker limitiert.


    Ich mache auch (fast) alles selbst.


    Das musste ja mal gesagt sein. Und Sohnemann und Tochter sind beide sehr geschickt beim Mithelfen. Wir haben zusammen die Waschmaschine repariert. Sohnemann las die Beschreibung aus einem Blog vor und Tochter hielt die Taschenlampe und ich versuchte mein Glück. Ende des Liedes war, dass wir alle drei stolz aus dem Badezimmer marschierten als die Maschine wieder einwandfrei lief und uns heute noch gerne daran erinnern.