"brauchen" und "gebraucht werden"

  • Hallo ihr alle :-)


    Ich wende mich heute mal an euch, da ich seit längerem einen inneren Konflikt habe, bei dem ich irgendwie nicht wirklich weiter komme.


    Seit 7 Monaten habe ich einen Freund. Es ist die erste "zukunftsfähige" Beziehung seit meiner Trennung von meinem Exmann vor 12 Jahren.
    Wir leben eine Fernbeziehung (100km) und sehen uns jedes Wochenende, telefonieren täglich mind. eine Stunde (meist mehr) und schreiben zwischendurch noch ein paar sms, nur so, um Kontakt zu haben. So weit, so gut.


    Wir hatten gerade eine Phase, in der eine Trennung sehr wahrscheinlich war, da sich große Probleme mit den doch unterschiedlichen Ansichten, was Beziehung betrifft ergeben hatten. Nach einiger Zeit ohne Kommunikation (zur inneren Rast) und vielen Streitgesprächen, Vorwürfen und letztendlich ruhigen Diskussionen darüber, was uns als Paar eigentlich ausmacht, sind wir wieder zusammen und ich sehe wieder deutlicher das, was mir gut tut, was ich an ihm schätze und liebe.


    Mein Problem, weswegen ich euch gern bemühen möchte, ist, dass es nach wie vor eine Differenz gibt, was das "gebraucht werden" angeht.


    Er ist ein sehr hilfsbereiter und mitfühlender Mensch. Er zieht einen Teil seines Selbstbewusstseins aus der Tatsache, dass er für andere etwas tun kann oder für sie da sein kann. Dieser Aspekt ist wichtig für ihn. Und er ist mit dieser Haltung auch grundsätzlich willkommen bei mir.
    Ich andererseits habe auf Grund meiner Biographie "gelernt", dass es besser ist, niemanden zu brauchen. Ich möchte mich nicht blind auf jemanden verlassen (ich könnte das bei ihm), oder gar das Ruder mal aus der Hand geben. Ich brauche die Kontrolle über alles als Gerüst.
    Nun stehen diese beiden Grundeigenschaften leider im krassen Gegensatz zueinander. Er möchte gebraucht werden, ich möchte niemanden brauchen.


    Ich bin halt mittendrin und seh vielleicht den Wald vor Bäumen nicht. :frag


    Was meint ihr dazu? Seh ich Gespenster? Kann ich irgendetwas tun, um zu vermeiden, dass wir daran scheitern?


    Danke :-)

    Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war,
    stets kannst du im Heute
    von Neuem beginnen.


    Buddhistische Weisheit

  • Ich möchte mich nicht blind auf jemanden verlassen (ich könnte das bei ihm), oder gar das Ruder mal aus der Hand geben. Ich brauche die Kontrolle über alles als Gerüst.


    Du bist ja auch ein Kind Deiner Lebensgeschichte, hast Du schonmal überlegt, WARUM Du das so brauchst?
    Er scheint ja wirklich ein lieber Kerl zu sein und Du scheinst nicht Gefahr zu laufen, tief zu fallen wenn Du losläßt.
    Das Ruder mal aus der Hand geben und blind vertrauen sind übrigens zwei Paar Schuhe :brille


    Ich finde es löblich und Klasse, das er sich auch darüber definiert, das er anderen hilft. Sowas triftt man nicht mehr wirklich oft an.

  • @rynn: richtig, ich schätze ihn sehr für seine Einstellung.


    Ich weiß natürlich auch, warum ich bin, wie ich bin. Der Grund dafür liegt in der frühkindlichen Prägungsphase. Ich bekam leider kein Urvertrauen mit. Hört sich sehr wissenschaftlich an, ist von mir aber deutlich zu spüren. Darauf folgte eine Ehe mit verbaler, emotionaler und körperlicher Gewalt. Falsche Entscheidungen mein ganzes Leben lang. Seit ich allein bin mit den Kids, halte ich alles gut am Laufen, weil ich ja niemanden hatte auf den ich mich hätte verlassen können.
    Die Lehre daraus war: ich kann es allein besser!
    Was natürlich nicht stimmt (Burn-Out kriegt man nicht, wenn man alles unter Kontrolle hat ;) )


    Wie lernt man "loslassen" oder "sich-fallen-lassen"? Für mich ist das ein bisschen wie Bungeejumping. Würde ich mich auch nicht trauen. :(

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    Buddhistische Weisheit

  • @rynn: richtig, ich schätze ihn sehr für seine Einstellung.


    Ich weiß natürlich auch, warum ich bin, wie ich bin.


    Wie lernt man "loslassen" oder "sich-fallen-lassen"? Für mich ist das ein bisschen wie Bungeejumping. Würde ich mich auch nicht trauen. :(



    Du scheinst ein gut selbst reflektierender Mensch zu sein, deshalb stelle ich Dir die Frage:
    Vor WAS schützt Dich Deine Kontrolle?

  • Hallo Villette,


    wie rynn schon richtig gesagt hat, solch einen Mann findet man noch selten.
    Dagegen die, die sehr egoistisch durch´s Land gehen und nicht nach rechts und links schauen, zu Hauf.
    Frag dich doch mal, was passiert schlimmes, wenn du dich etwas mehr auf ihn einlässt, wenn du dir auch mal das recht nimmst, dass du andere "brauchst". Es ist doch schön, wenn man sich gegenseitig unterstützen und helfen kann. Du solltest das Wort "brauchen" nicht so krass deuten, als wärst du jemanden hilflos ausgeliefert. Das ist ganz was anderes. Aber ehrlich gesagt, es ist doch ein schönes Gefühl, wenn man in einer Partnerschaft Hilfe gibt und Hilfe nimmt. Darauf basiert eine Partnerschaft u. a.

    LG Marlit


    ** Die Hoffnung stirbt zuletzt**

  • Vor WAS schützt Dich Deine Kontrolle?


    Sie schützt mich nicht! Sie behindert mich. Sie ist exzessiv und oft fehlgeleitet. Selbstschutz wie ich ihn praktiziere lässt keine echte Nähe zu. Darum habe ich ja diesen Konflikt. Ich möchte so gern "loslassen", aber es ist eben wie beim Bungee... ich stehe da, bereit zum Sprung und kann es nicht.

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    Buddhistische Weisheit

    Einmal editiert, zuletzt von Villette ()

  • Hallo Villette,


    ich kenne dieses Problem auch....ich verlasse mich lieber auf mich, dann bin ich auch nicht verlassen.....denn diese Erkenntnis musste ich in meiner Kindheit, meiner Jugend und gerade seit ich meine Tochter habe nicht nur einmal machen.


    Ich habe immer alles alleine gewuppt, kann auch nicht mal fragen "Kannst Du mir bitte helfen?", weil ich es nicht gelernt habe, zu fragen....denn ICH war immer diejenige, die geholfen hat, selbst wenn ich selbst in der größten Not war. Aber selbst um Hilfe bitten,.....ich habe es nicht gekonnt.


    Bin jetzt seit 10 Monaten in einer sehr glücklichen Beziehung....die erste Beziehung, die auch wirklich nach Zukunft schreit.....und auch hier war ich am Anfang so eingestellt, dass ich nicht gefragt habe, ob er mir helfen könne. Naja, mittlerweile habe ich es gelernt, auch wenn es für mich persönlich immer noch schwer fällt.....bei ihm ist es aber auch so, dass er mir dann schon "droht", so nach dem Motto "wenn Du noch EINmal die Getränkekästen mit Deinem kaputten Rücken in den Keller schleppst, unterhalten wir uns mal...so gehts nicht" :D


    Und auch sonst habe ich mich dazu "überwunden" ihn um Hilfe zu bitten.....ich denke, es braucht einfach seine Zeit....also, sieh nach vorn, es wird schon werden, auch Du wirst es irgendwann zulassen können, dass Du seine Hilfe annimmst :daumen (Wenn ich das geschafft habe, schafft das jeder ;) )


    SunnyDay


    P.s. Ich hatte mal einen Mann gelernt, da war meine Maus so 3 Jahre alt. Wir sind zu dritt in nen Zoo, hatte den Buggy für meine Maus dabei....und ich bin bald ausgeflippt, weil er den Buggy die Treppe runtertragen wollte. :D ....ich hatte damals das Gefühl, er wollte mir absprechen, dass ich auch alleine klar komme. Zu dem Zeitpunkt hatte ich auch noch die Einstellung, es jedem beweisen zu müssen, dass ich alleine mit Kind, Job, etc. klar komme.....aber ein wenig Hilfe hier und da ist sicher nicht verkehrt ;)

  • Du solltest das Wort "brauchen" nicht so krass deuten, als wärst du jemanden hilflos ausgeliefert. Das ist ganz was anderes.


    Ja, genau. aber diesen Unterschied nehme ich leider nicht wahr.

    Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war,
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    Buddhistische Weisheit

  • ch habe immer alles alleine gewuppt, kann auch nicht mal fragen "Kannst Du mir bitte helfen?", weil ich es nicht gelernt habe, zu fragen....denn ICH war immer diejenige, die geholfen hat, selbst wenn ich selbst in der größten Not war. Aber selbst um Hilfe bitten,.....ich habe es nicht gekonnt.




    Bei mir genauso! Wenn ich echt mal frage :du. könntest du mal..... dann hab ich dabei so ein ziehen in mir. Wie ein schlechtes Gewissen oder so. Drum vermeide ich es.

    Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war,
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    Buddhistische Weisheit

  • Sie schützt mich nicht! Sie behindert mich. Sie ist exzessiv und oft fehlgeleitet. Selbstschutz ei ich ihn praktiziere lässt keine echte Nähe zu. Darum habe ich ja diesen Konflikt. Ich möchte so gern "loslassen", aber es ist eben wie beim Bungee... ich stehe da, bereit zum Sprung und kann es nicht.


    Mensch, Du bist schon den allergrößten Schritt gegangen und hast das SO klar für Dich ( das bekommen viele ihr ganzes Leben lang nicht hin ;) )
    Du kannst vielleicht keine Nähe momentan zu ihm aufbauen, aber mir scheint, Du bist DIR gerade ganz nah.
    Das ist doch ein gute Vorraussetzung, da weiterzuarbeiten.


    Ich kann Dir nur einen Hinweis geben:
    WENN Du es versuchen willst, Dich zu öffnen, dann mit DIESEM Mann !
    Er scheint ja eher ein 6er im Lotto zu sein :lach


    Wenn jemand Dinge so klar für sich hat wie Du, brauchts manchmal nur noch nen ganz kleinen Schubs in die richtige Richtung.
    Und den könnte Dir vielleicht ein Profi geben :-)


    Grüßerei!

  • Ich hab mal gelesen, Männer wollen generell gebraucht werden... Im Leben, in einer Beziehung. Ich kann mir vorstellen, wie Du das meinst. Das fällt mir mittlerweile auch schwer. Ich versuche es mal mit einem Beispiel: Zusammen kochen, das hat bei mir mit verschiedenen Partnern nie geklappt, weil oft einfach nicht klar war, wer kocht und wer hilft - also wenn ich sage, heute koche ich und Du hilfst mir, dann wird es so gemacht, wie ich es möchte, denn zu viele Köche verderben den Brei :rolleyes:


    Aber wenn Du kochst und ich helfe, dann machen wir es so, wie Du möchtest, auch wenn ich mir dabei auf die Zunge beißen muss, um mich nicht einzumischen. Da würde ich mich z.B. einfach beherrschen, und vertrauen, dass mich sein Essen schon nicht umbringen wird. :D


    Und wenn man sich auf die Art eines anderen einläßt wie ein Kind, dann kann man ganz prima neue Dinge lernen. Wie gesagt, bei mir wäre es so, ich würde es mir bewußt machen, mich darauf einzulassen, ihm zu vertrauen (ihn machen zu lassen) und vielleicht zur Übung in einem bestimmten Bereich erst einmal (Kochen, Handwerken etc.)


    Oder lass Dir die Augen verbinden und Dich von ihm führen - das ist ein Spiel, das man machen kann, um einander vertrauen zu lernen, und ist nicht ganz so bierernst ;)


    Viel Spaß und alles Liebe!

  • Villette, dass Schlimme an der ganzen Sache ist, dass dir dabei niemand helfen kann, außer du ganz alleine.
    Natürlich ist das durch das geprägte Leben nicht so einfach, dass weiß ich. Ich mußte auch sehr viel über mich lernen, habe viel gelesen und dadurch konnte ich mich auch etwas lockern.
    Versuche doch mal in kleinen Schritten auf ihn zuzugehen, die du zulässt. Nimm dir immer ein kleines Stück vor, so als würdest du eine Leiter hochklettern. Und dann schaust du einfach, wie du dich dabei fühlst.
    Du sollst dich keinesfalls aufgeben und das wird dein Partner damit auch nicht wollen. Aber du bist eine Frau und mußt nicht immer jeden Part rund um die Uhr übernehmen. Geben und Nehmen heißt die Devise und das kann man ruhigen Gewissens gegenseitig tun.

    LG Marlit


    ** Die Hoffnung stirbt zuletzt**

  • Er scheint ja eher ein 6er im Lotto zu sein :lach


    Da hast sogar recht. Er kennt meinen Konflikt und versucht mir zu helfen. Ich visualisiere gern, denke in Bildern. Grad eben baut er mit mir ein Haus (unsere Beziehung). Ich liefere so gut ich kann die Steine (aus meinem Schutzwall), er bringt den Mörtel :lach
    Hört sich sicher für manche blöd an, aber mir hilft's.


    Ich hab nur Angst, nicht schnell genug zu sein. :(

    Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war,
    stets kannst du im Heute
    von Neuem beginnen.


    Buddhistische Weisheit

  • die übung mit dem kontrolle abgeben in kleinen bereichen würde ich auch machen, kleine schritte, nicht 10 auf einmal. und wenn er dich liebt, wird er dir die zeit für die kleinen schritte lassen. wichtig ist nur, dass er sieht, dass du an dir arbeitest.


    aber:
    mir würde es verdammt viel angst machen, wenn ich aufgebürdet bekomme, dass ich für das selbstvertrauen eines anderen zuständig bin. ich kann einfach niemanden glücklich machen, der es allein nicht ist. und so klingt es für mich, wenn er sagt, dass er das helfen für sein selbstbewußtsein braucht. wenn er es braucht um sich gut zu fühlen, sollte er vielleicht lieber ehrenamtlich sich betätigen und dort sein selbstbewußtsein herziehen, aber nicht mir diese aufgabe geben...

  • Hallo Villette!


    Du hast schon klar erkannt, dass dein "Problem" aus deiner Biografie stammt - wie steht es denn da bei ihm? Habt ihr darüber schon einmal gesprochen?


    Hier geht es ja nicht nur um dich und deine Gefühle, bzw. deine Ambivalenz, sondern auch um seine - sonst würde kein Konflikt entstehen. Sprecht mal miteinander darüber, und auch darüber, wie jeder dem anderen ein Stück entgegen kommen kann: Du, in dem du dir ein bißchen helfen läßt und "Urvertrauen" zu ihm aufbaust und er, in dem er auch mal sich selbst ein bißchen helfen läßt, sein "Helfersyndrom" mal bremst und so auch mehr Vertrauen zuläßt - denn "helfen" heißt immer auch ein bißchen "kontrollieren" und das scheint mir das eigentliche Problem zu sein: "Kontrollerhalt" gegen "Kontrollgewinn".


    Klingt jetzt vielleicht etwas arg "klinisch" - ist aber nur mal als Denkanstoß gemeint, um den Blichwinkel zu verändern.


    lg Uwe (aka ALien)

    Wenn du mit Gott sprichst, bist du religiös - wenn ER mit dir spricht hast du eine Psychose... (Dr.House, 2.Staffel, Folge 15) :devil:


    Zwei Dinge sind unendlich: Das Weltall und die menschliche Dummheit - Obwohl, beim Weltall bin ich mir nicht sicher... (Albert Einstein)


    "Ich bin keine Antisemitin - ich finde alle Religionen gleich irrational..." (Bones - die Knochenjägerin)

  • Glückwunsch Villette,


    du scheinst echt jemanden getroffen zu haben der es wert ist sich näher mit ihm auseinanderzusetzen. Ihr habt euch gestritten und wieder zueinander gefunden! Das gelingt den wenigsten und noch dazu ist eure Beziehung seitdem besser. Optimale Vorraussetzungen für eine gemainsame Zukunft.


    Mein Vorschlag an dich ist eigentlich ganz banal:
    Jeder Mensch hat Dinge die er nicht so gerne macht. Bei dem einen ist es Kochen, der nächste putzt nicht gern, ein andere hasst Wäsche machen, mach einer steht morgens nicht gerne auf um Frühstück zu machen und so weiter und so weiter.
    Gib doch deinem Freund erstmal die Dinge ab die du sowieso nicht gerne machst. Sag es ihm ruhig deutlich: "Du willst für mich da sein, dann putz doch bitte mal mein Auto". Er wird es machen, sogar sehr gerne, weil er eben weiß, daß er DIR damit einen Gefallen tut. Wahrscheinlich bleibt sein eigenes Auto dreckig, aber egal, er durfte etwas für DICH machen. Das macht ihn glücklich, und dich auch weil du die lästige Aufgabe abgeben konntest.
    Und nach einiger Zeit, wenn du merkst, daß er solche Sache gerne und ohne Beanstandung deinerseits (Kontrolle) macht, dann wirst du ihm auch noch ganz andere Sachen anvertrauen können.


    Gruß,
    Papa@WE

    .








    Wenn dich etwas nervt ändere es!

    2 Mal editiert, zuletzt von Papa@WE ()

  • [


    Du scheinst ein gut selbst reflektierender Mensch zu sein, deshalb stelle ich Dir die Frage:
    Vor WAS schützt Dich Deine Kontrolle?


    Bin selber Kopfmensch, ich weiß zwar nicht, ob es bei dir, Vilette, genauso ist: aber mich schützt diese Kontrolle zB davor verletzt zu werden. Gebe ich diese Kontrolle auf, dann zeige ich etwas von mir, das mich verletzbar, angreifbar macht.
    Da ist zum einen eine Frau, die gelernt hat für sich und die KInder zu sorgen, sie verlässt sich auf sich selbst, denn da weiß sie was sie erwartet. Und alles scheint gut. Eine scheinbar starke unabhängige Frau, die mit beiden Beinen fest im Leben steht.
    Aber da ist auch die Frau mit ihren Wünschen und Bedürfnissen, mit dem Wunsch nach Nähe, der Sehnsucht nach Liebe, dem Gefühl sich mal fallen lassen zu können.
    Optimal wäre es, wenn beide Bedürfnisse nebeneinander existieren und man das auch zulassen kann.
    Schwieriger wird es, wenn man Angst hat die Kontrolle abzugeben, Angst hat, auch mal seine Schwächen zu zeigen und auch zuzulassen, wenn ein Ungleichgewicht entsteht zischen den verschiedenen Bedürfnissen, die ja durchaus da sind. Und so schlittert man eben auch als starke selbstbewusste Frau in den Burnout...denn wenn die eigenen Bedürfnisse nur noch unterdrückt werden aus Angst, Unsicherheit (bedingt durch schlechte Erfahrungen, durch erlerntes Verhalten), dann erzeugt das auf Dauer einen unheimlichen Leidensdruck, den dann auch noch niemand erkennt, da man dies ja nun wieder nicht zulässt...ein Teufelskreis.
    Den zu durchbrechen wird natürlich schwer, denn auf Jahre gut funktionierende Verhaltensmuster müssen durchbrochen werden, erlernte Verhaltensmuster umgelernt werden....
    Wie das gehen kann?? Gute Frage, dann immer her mit den Antworten!!! :D
    Ich selber habe ein ähliches Problem (wobei es sich im Bereich Partnerschaft anders verhält) Ich habe nach meiner Trennung in einer Therapie gelernt mich zu öffnen, die Gefühle zuzulassen, mich auch mal fallen zu lassen, schwach zu sein etc...aber kann es in meiner Partnerschaft nicht so leben, wie es meinen Bedürfnissen entspricht. Während ich die NÄhe "brauche" reicht ihm oft ein Telefonat . Im Alltag werde ich jedoch sehr wohl noch von dieser Kontrolle beherrscht und NIEMAND weiß wirklich wie es mir geht. D.h. ich bin dabei diese Muster zu durchbrechen, aber vor vier Wochen war es eben noch so. Ich bin erst am Anfang eines Weges, wo ich selber noch nicht genau weiß, wo er mich hinführen wird.


    Dir und deinem Partner wünsche ich, dass auch ihr für euch einen Weg findet. Die Basis ist ja da und es wäre schade, wenn es an diesen erlerntetn Mustern zerbrechen würde. Viel Kraft dafür.
    Rosa

  • Liebe Villette,


    ich kann Dich gut verstehen.


    Wobei es bei mir nur zum Teil das Bedürfnis ist, über alles die Kontrolle zu behalten. Schwieriger finde ich das Thema "Hilfe annehmen können" und damit dann auch verbunden "dankbar sein müssen". Ich denke immer, ich müsste alles alleine schaffen ... was aber natürlich kein Mensch wirklich kann.


    Vielleicht hilft es Dir, wenn Du siehst, dass er manches einfach besser kann als Du. Dass er einiges besser gelernt hat, besser damit klar kommt und deswegen auch besser hinkriegt. Versuch ihm das zuzugestehen. In dem Sinne "Er kann das ja echt gut - das find ich toll und ich find's klasse, dass er das für mich tut"
    Möglicherweise kannst Du das dann besser annehmen.


    @Papa@We: Also Auto putzen lassen oder andere Sachen, die man selbst nicht gerne macht, empfinde ich dann eher als Ausnutzen. Ich würde es auf das beschränken, was ich einfach nicht kann.