Selbstmord in Siegburg

  • Ich weiss nicht was genau passiert ist heute in Siegburg auf dem Bahnhof, weil ich zum GLÜCK in diesem Moment noch unten war an der Strassenbahn und nicht oben an den Gleisen. Ich merkte nur, das auf einmal ALLE Leute von oben runter kamen. Es wurde soooo voll in diesem kleinem Schacht, das ich Angst hatte meinen Sohn zu verlieren. Es war so heiß. Nach einer Weile war auch klar was passiert ist. Jemand hat sich vor einem Zug geschmissen. Zumindest haben das die Leute da alle gesagt, aber genaue Infos habe ich nicht. War es vielleicht ein Unfall? Ich weiss es nicht.


    Ich bin hoch gegangen, auf ein anderen Gleis, einfach nur um oben zu sein. Die erste halbe Stunde war nur Chaos irgendwie. So empfand ich es zumindest. Ich konnte da nicht unten bleiben, schon gar nicht mit meinem Sohn.


    Kevin hat zwar die Notärzte gesehen und gesagt das jemand AUA hat, aber sonst nix. Wir sind dann bissl rum gelaufen. Einfach nur, damit ich selber bissl wieder runter komme.
    Ich habe vor 3 Jahren meinen Cusin verloren, er ist einfach gestorben, Lungenembolie. Ich war heute geschockt und es hat mich einfach so zurück versetzt wie eben vor 3 Jahren.


    Ich muss mir das einfach ein bissl von der Seele schreiben. Ich verstehe das irgendwie nicht. So wie es hieß, hat sich jemand vor den Zug geschmissen, als er einfuhr. Da standen Leute rum, Kinder!!!! Die haben das unter umständen gesehen. Wenn ich mir vorstelle, das ich da oben gestanden hätte und mein Sohn hätte das sehen müssen. Es ist nur ein Stock über uns passiert. Ich versteh das nicht. Gut, der selbstmörder ist am Ende, er sieht keinen Ausweg mehr, aber warum so viele Leute damit rein zuziehen. Nicht nur Leute die das sehen, was ist mit dem Zugführer? So viele Zugführer die so was erlebt haben, können nicht mehr in ihrem Beruf arbeiten.


    Ich bin so froh, das mein Sohn das ganze einfach noch nicht versteht. Nach dem ich glaube ich 3 runden um den Bahnhof gemacht habe, also draussen, bin ich wieder runter und dachte, gut dann fahren wir jetzt und dann ist gut. Es war wieder leerer, also wartete ich auf meine Bahn. Tja und bei meinem Glück kam dann der Aufzug runter, von dem Unglücksgleis, die müssen ja da lang. Im Leichensack und auf der Liege, wurde dann der oder die, weg gebracht. Ja sie müssen da lang, aber ich fand es so makaber, so komisch.


    Wollte das nur mal los werden. Was denkt ihr über sollche Leute?


    LG

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  • Hier haben sich in den letzten Wochen gleich drei Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 19 Jahren vor den Zug geworfen.


    Da der Sohn meiner Arbeitskollegin mit zweien locker befreundet war, haben wir viel darüber gesprochen und uns auch gefragt, was in solchen Köpfen vorgeht.


    Ist da schon lange eine Todessehnsucht und in der Situation in der der Zug einfährt, reagiert man in einer Art Kurzschluß? Oder plant man sowas?


    Ich glaube in einer solchen Phase kümmert man sich nicht darum, wer das jetzt alles beobachtet, wen man traumatisiert und welche Menschen man
    mit enormen Schuldgefühlen weiterleben läßt.

  • Ist da schon lange eine Todessehnsucht und in der Situation in der der Zug einfährt, reagiert man in einer Art Kurzschluß? Oder plant man sowas?


    Ich glaube in einer solchen Phase kümmert man sich nicht darum, wer das jetzt alles beobachtet,


    ´Todessehnsucht ist es bestimmt in einigen Fällen, aber wieviele bringen sich um, weil Freund oder Freundin schluss gemacht hat? Ich denke es ist mal so mal so.
    Ich weiss nicht ob man so was plant. Ich beschäftige mich damit nicht. Ich denke aber, wenn ich mal so verzweifelt bin, das ich keine Lösung finde, wurde ich es still irgendwo machen. Ich denke es ist schon schwer genug für die Familie, warum noch mehr darein ziehen? Oder? Also so denk ich irgendwie.


    Ist krass, bei euch gleich 3 Jugendliche in den letzten Wochen? Warum? Also gibt es einen Grund?


    LG

  • Ich denke so würde ich für mich in so einem Moment auch handeln, daß man nicht das Recht hat andere mit rein zu ziehen. Viele die sich vor einen Zug werfen suchen ganz bewußt noch mal den Augenkontakt zum Lokführer , mit meist den entsprechenden Folgen für den betroffenden. Ich kenne einen ehmaligen U-Bahnfüher in Berlin , dem sind innerhalb 3 jahren 3 Menschen vor den Zug gesprungen , der ist heute nicht mal mehr in der Lage einen U-Bahnhof zu betreten und bei allem Mitgefühl , das kann es nicht sein.
    Streuner

  • Unser Bahnhof hier ist so makaber das jetzt auch klingt sehr "selbstmorderfahren". Ich weiß nicht, wie viele Leute sich in den letzten Jahren hier umgebracht haben. Der Vater eines Schulfreundes meiner Kinder hat sich vor gut 2 Monaten vor den Zug geworfen, Grund: Depressionen. Aber was ich eigentlich schreiben wollte. Hier ist es so, dass die Leute sich nicht direkt am Bahngleis umbringen, sondern etwas entfernt vom Bahngleis, der Zug befindet sich meist schon im Bremsvorgang. Die Gleise werden dann auch erstmal gesperrt, damit man nicht doch noch etwas sieht.


    Man kann nicht in die Leute hineingucken und nur sie wissen, warum sie diesen letzten Weg für sich gefunden haben, ihrem Leben ein Ende zu setzen.

    liebe grüße
    famberle



    ... der wunsch nach einer tochter ward die mutter vieler söhne ... :sonne

  • Am Freitag saß ich mit meiner Tochter in einem Zug, vor den sich jemand geworfen hatte...aber "nur" verletzt wurde... Wir fahren fast nie Zug, war auch auch nur die Regionalbahn, und dann auf Gleis 1 auf dem Hauptbahnhof....


    Alle Leute waren geschockt - und ich war geschockt, wieso man dann vor lauter Katastrophengeilheit vor Kindern (die das gar nicht geschnallt hatten) über alle wenns und abers in allen erdenklich ekligen Facetten reden muß... :kopf (das hab ich dann auch mal laut ins das Großraumabteil gesagt...hat gewirkt..) Frage mich was besser ist, sich umzubringen und andre als Außenstehende mitreinzuziehen, oder Kinderseelen mit Horrorszenarien und Hysterie zu verkorksen..


    Ich kenne eine Lokführer, dessen eigene Frau sich vor seinen Zug geworfen hat - Depressionen hin oder her, gemeiner gehts nimmer. Der Mann ist seit Jahren in psychiatrischer Behandlung und erwerbsunfähig.


    Es gibt so viele solcher Dramen - und im Ende bedeutet es für mich immer: Hinschauen, die Aufforderung annehmen, seinem persönlichen Umfeld immer und immer wieder zu vermitteln, dass es offene Türen gibt, welche Wege es gibt, dass man begleiten würde, zuhört, umarmt usw.
    Aber, im letzten können wir niemanden davon zurückhalten.

  • ... auch was die Nachrichtenlage betrifft. Man hört ein Ereignis und erlebt es wie in der Nachbarschaft.


    Es gibt täglich Selbstmorde, allüberall in dieser Welt.


    Meine Betroffenheit bewahre ich mir da lieber auf! Sonnst kann ich ja nur noch betroffen durch die Welt latschen.


    Der Kater :brille


    derderartigemitteilungeneherlangweiligfindet

  • Was in den Köpfen der Selbstmörder vor sich gegangen ist, werden sie mit in ihr Grab nehmen.


    Natürlich müsste es nicht sein, dass sie sich die Öffentlichkeit dafür aussuchen, sprich andere mit ins Geschehen hineinziehen. Aber ob sie sich bewusst den Zug "aussuchen" ?? Vielleicht gab es an dem Tag nur den Tropfen auf den heißen Stein, sie hatten überhaupt keinen Sinn mehr gesehen und haben sich "spontan" vor den Zug geworfen.


    Mein Cousin hat sich mit 27 Jahren umgebracht (erst hinterher erfuhr ich, dass er es mehrfach schon versucht hatte - aber die "tolle" Familie hat dies alles verschwiegen). Er ist mit seinem Auto in den Wald gefahren und hat sich mit Autoabgasen das Leben genommen. Gefunden wurde er von den Waldarbeitern am nächsten Tag.


    Ich denke, er wollte heimlich still und leise für sich sterben ohne für Aufruhr zu sorgen, in der Haut der Waldarbeiter wollte ich aber nicht stecken.


    Heute wäre mein Cousin 43 Jahre alt.

  • So es gibt auch neue Informationen.


    Ich selber hatte nix im Internet gefunden, aber mein Vater wohl einige Zeit später.


    Es war ein Mann der sich vor den Zug geworfen hat und nun das schreckliche, mir kamen die Tränen. Er hat zu erst seine EX-Frau/Freundin umgebracht und dann seinen Sohn MIT GENOMMEN!!!!


    Das ganze passierte dann NACH SIEGBURG auf einem Feld sozusagen. Dann ist der Zug, wieder nach Siegburg. Der Bestatter, der die beiden geholt hat, wohnt HIER in meinem Ort. Paar Straßen weiter.


    Einfach nur schrecklich. Ich war eben mit meinem Vater auf dem Friedhof, beim Grab meiner Oma. Er hat mir das dann auf der Hinfahrt erzählt gehabt. Schon Makaber alles. Hab ne extra Kerze angezündet für die Mutter und den Sohn. Der war übrigens 2 1/2 Jahre alt.



    Die Familie stammte übrigens aus ST. Augustin.


    Wenn ihr einen Link wollt, ich hab ihn jetzt gefunden. Über GenerallAnzeiger.


    Hier ein kleiner Teil davon:


    Familientragödie in Sankt Augustin: Am Dienstagmorgen hat sich ein 36-jähriger Mann aus Sankt Augustin mit seinem zweieinhalbjährigen Sohn vor den ICE 614 von Frankfurt nach Köln geworfen. Als Polizisten der Ehefrau und Mutter des Kindes die schreckliche Nachricht überbringen wollten, fanden sie die 39-jährige Frau tot in der Wohnung der Familie.



    Ich will ihn nicht hier rein stellen, weil ich denke, jeder sollte selber entscheiden ob er es sich komplett durch liest.


    Traurige Grüße

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  • "Solche Leute"?


    Ich denke nicht, dass man Gedanken von (Selbst-)Mördern nachvollziehen kann, sollte oder muss.


    Teilweise kann ich nachvollziehen, dass so ein Vorfall einen erschüttert, wenn man "nah dabei" ist - aber ich finde es nicht gut, über diese "Leute" diskutieren zu wollen, so etwas dann in ein Forum zu setzen hat auch etwas von Voyeurismus.

  • Guten Abend

    So es gibt auch neue Informationen.


    Welche Informationen sind tatsächlich noch notwendig, um das Bild um dieses tragische Ereignis zu vervollständigen? ...

    Dann ist der Zug, samt Leute und wohl auch (sorry) reste, wieder nach Siegburg. Dort wurden beide eingepackt, oder schon vorher? Ich weiss es nicht. Der Bestatter, der die beiden geholt hat, wohnt HIER in meinem Ort. Paar Straßen weiter. Der Bahnsteig wurde geputzt und der Zug, das hatte ich sogar noch gesehen, deswegen dachte wohl auch alle, das es genau dort passiert ist, irgendwie. Eben nur die, wo im Zug saßen, die wussten es. Jetzt weiss ich auch, warum so schnell Wasserstände da standen, die wussten schon bescheid, bevor der Zug eben am Bahnhof war. Krankenwagen für die Reisenden. Neuer Zug für die weiter Fahrt. So viele standen wohl unter schock und mussten behandelt werden.


    Bei allem Respekt vor dem was Du da erlebt hast. Welchen Erkenntniswert hat das was Du da schreibst? Wenn es deine Art der Verarbeitung, Kompensation oder der Bewältigung sein soll, gut, dann ist das zu akzeptieren.
    Ansonsten liest sich das für mich, wie ... mh ... Wenn ein ICE einen Mensch mit Tempo 200 km/h überfährt bleiben selbstverständlich Reste vom Aufprall an einem sonst überwiegend weißem Zug sichtbar und kleben. Das weiß man ich. Muss ich das deshalb schreiben? Ja, muss ich es auch nur zwischen den Zeilen erwähnen?


    Instetten

    "Er hatte sich zuende gelebt, war ausexistiert." T. Bernhard - Der Untergeher

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  • Das weiß man ich. Muss ich das deshalb schreiben? Ja, muss ich es auch nur zwischen den Zeilen erwähnen?


    Nö -
    und du mußt dieses Thema ja dann auch gar nicht lesen :tuedelue

  • ich finde es ok, das die TS sich dies von der Seele schreibt. Es GIBT nun mal grausame Dinge auf Welt und warum sollte man sie Todschweigen? Da kann man nicht immer die Augen vor schließen! Es gibt grausame Dinge, es gibt schöne Dinge und ich finde man kann über beide Dinge seine Meinung, sein Wissen, sein Befürchten, seine Ängste, seine grausamen Erlebnisse, genauso wie seine schönen, lustigen, tollen, verwunderlichen oder wie auch immer Erlebnisse mitteilen!!!!

  • Wollte das nur mal los werden. Was denkt ihr über sollche Leute?


    LG


    Über "solche Leute" denke ich,dass sie für sich selbst und ihr Leben keinen anderen Ausweg mehr sahen.
    Denn,wer sich auf die Gleise wirft-der will nicht im letzten Moment gerettet werden...


    Wer so mit seinem Leben abschließt,der ist sicher nicht in der Lage sich über ev.Augenzeugen Gedanken zu machen.Und wenn,dann überwiegt wohl eher der Drang danach "sicher" sterben zu wollen.

    [font='Comic Sans MS, sans-serif']Grüße


    Annemie


    And now for something completely different......


    (M.Python)

  • Wenn jemand ein solch tragisches Ereignis, das er relativ nah erlebt hat, erzählen möchte, dann kann er das im Forum gern tun. Auch mit Bekannten oder Freunden würde man sich darüber unterhalten. Das finde ich auch gut.


    Ich selbst habe auch davon gehört und auch darüber nachgedacht, was in den Stunden, Tagen, Monaten davor wohl passiert ist. Jeder baut sich seine eigenen Geschichten.