Angeregt durch die Diskussion um den Vorstoß von Linnemann, Kinder ohne ausreichende Deutschkenntnisse verpflichtend die Vorschule besuchen zu lassen, würde ich mal gern eure Meinung erfragen.
Abgesehen von der inhaltlichenForderung halte ich ein eine Debatte für richtig und wichtig.
Insgesamt bin ich der Meinung, dass Kinder nirgends so schnell Sprache erlernen wie bei der Interaktion untereinander. Und ich bin oft erstaunt, wie zügig manche Kinder lernen.
Allerdings finden wir es auch völlig okay, wenn Kinder ihre Muttersprache nutzen bei uns untereinander. Gerade in der Anfangszeit schafft das Sicherheit für die Kinder. Und auch zu Hause (gerade bei wenig Deutschkenntnissen der Eltern) ihre Heimatsprache sprechen. Andere bleiben aber abgehängt, egal wie man sich bemüht.
Es ist etwas erstaunlich für mich, dass dieser Vorstoß so harsch vom Tisch gefegt wird. Heute Morgen las ich einen Artikel in der Welt nach dem Motto: Ist doch alles tutti. Das finde ich nicht. Auch habe ich das Gefühl, dass es einfach weiterdirigiert wird an Lehrer und Pädagogen ohne ausreichende Unterstützung.
Von unseren letzten Vorschulkindern haben rund ein Drittel erhöhten Sprachförderbedarf bei uns. Dabei sind noch Kinder, die sich noch mit Händen und Füßen verständigen oder sich von anderen Kindern übersetzen lassen müssen. Ich arbeite nicht einmal in einer Schwerpunkteinrichtung. In denen sieht es nochmal anders aus. ?-(
Problem dabei ist: Dass diese Kinder oft erst Einrichtungen zu spät (manche erst zwei- bis drei Monate vor Einschulung) besuchen und unregelmäßig. Eltern schlagen sich meist noch mit ganz anderen Problemen, wenn sie hier ankommen. Durch die Sprachstandsfestellung mit vier sind diese eh schon vorbeigerauscht. Und die Zeit ist knapp. Durch die Aufnahmekriterien verfügen sie dann meist nur über einen Vormittagsplatz, auch da gehen wertvolle Interaktionsmöglichkeiten verloren.
Ich bin nicht für ein "Sammelbecken" von Kindern, die noch nicht ausreichend deutsch sprechen. Gut würde ich es finden, wenn der Besuch einer Einrichtung ein Jahr vor der Grundschule verpflichtend für alle Kinder wäre. Dazu fände ich es gut, wenn es fundiertere Sprachstandserhebungen geben würde. Von Menschen, die das auch erlernt haben, die zudem wissen, wie gezielt Sprachförderung geht und diese in den Einrichtungen umsetzen. Ich empfinde das gerade nur als herumdoktern.
Im Moment wird es uns auferlegt mit einem benannten Sprachförderbeauftragten pro Kita. Nur um es festzuhalten: Auch diese sind einfach nur Erzieher/innen die, die ein oder andere Fortbildung genossen haben. Ich finde das einfach zu schmal. Ich mache Kollegen keinen Vorwurf, wenn sie ins Schleudern kommen Bögen auszufüllen, bei denen es darum geht den Syntax, Phonologie usw. einzuordnen. Ist das richtig, dass man durch eine Fortbildung über Einschulung oder nicht urteilen könnte? Und oft bleiben diese Bögen einfach nur das was sie sind: Papier(tiger).
Mir fehlt da etwas die Gelassenheit, auch weil die Rückmeldungen aus den Schulen nicht immer so rosig sind, wie manchmal dargestellt.. Oft werden auch dort oft Vermeidungsstrategien gefahren, wie z.B. unregelmäßiger Schulbesuch.
Da frage ich mich schon, ob die vielgepriesene Inklusion nicht in Teilen ein Schuß in den Ofen ist und da nicht jede Menge schöngeredet wird.
Was ist eure Meinug dazu? Ich würde mich über einen offenen Meinungsaustausch freuen.