Der Pubi-Auskotz-Thread soll ja zum "auskotzen" da sein.
Jetzt kommt dort gerade eine andere Diskussion auf und ich fände es schade, wenn dieser Austausch im Thread untergeht.
Deshalb schreibe ich meine Gedanken mal in einem extra Beitrag auf.
Wir haben drei Kinder: 17, 19 und 20 Jahre alt. Und ich kann sagen: die Zeit der Pubertät ist eine Ausnahmezeit.
Für alle Beteiligten...
Alle drei Kinder durchleben diese Zeit anders. Aber bei allen Dreien ist es eine extreme Zeit.
Meistens lese ich die Beiträge im Pubi-Auskotz-Threat mit einem Schmunzeln im Gesicht. Und fast ausnahmslos bin ich neidisch.
Wenn das die einzigen Probleme sind, die eure Kinder haben / machen, dann kann ich euch nur beneiden...
Ich finde es wichtig und auch oft hilfreich, einfach nur zu lesen, dass es anderen Eltern ähnlich geht.
Dass sie ebenfalls Kinder haben, die den Müll nicht rausbringen, die sich hinter`m Smartphone verkriechen, die die Nächte durchmachen,
die keinen Bock auf Schule haben, die entweder müffeln, weil sie tonnenweise Deo benutzen oder eben gar keins, die schreien und kreischen oder die sich zu Tode schweigen...
Ehrlich zu sagen, dass etwas schief läuft und dass einen die eigenen Kinder nerven, lag ja noch nie besonders im Trend.
Da ist so eine Plattform ganz gut, auf der alles auch ein bisschen mit Humor genommen werden kann. Es fällt leichter, sich da einfach mal "auszukotzen".
Und manchmal ist es dann so, dass man das, was einen vor einer Stunde noch tierisch genervt hat, etwas gelassener sehen kann. Weil man liest,
dass es anderen genau so geht und man sich nicht mehr als das einzige Elternteil auf Erden fühlen muss, dass es nicht hinkriegt.
Meistens war es das dann für mich. Einmal kräftig durchatmen und weiter machen...
Im Pub-Auskotz-Threat geht es also nicht um "falsch" und "richtig". Es geht endlich einmal nicht um den Dauerwettbewerb, wer das beste Elternteil ist und welches Kind am tollsten ist. In diesem Threat darf man mal laut sagen, dass das eigene Kind sich gerade kacke verhält und einfach nur nervt.
Tipps von Eltern, die solche Situationen kennen, selbst durchmachen oder schon durchgemacht haben, können vielleicht auch helfen. Ich weiß nicht,
wie das bei euch ist. Bei und liess sich das nicht umsetzen, weil Kinder einfach zu unterschiedlich sind.
Schon alleine unsere drei Kinder durchleben die Pubertät so dermaßen anders, dass mein eigenes Verhalten / mein Ratschlag bei dem einem Kind hilfreich ist und beim anderen Kind komplett nach hinten losgeht.
Was im Pubi-Auskotz-Thread aber mindestens genau so nervt wie manche Situation mit pubertierenden Kindern, sind schlaue Sprüche und Ratgeber-Floskeln von Eltern, die gerade eine happy Zeit mit ihren 6 jährigen Kindern durchleben.
Und die dazu noch (unterschwellig und vielleicht gar nicht mal direkt bewusst) auflisten, was man dann doch alles "falsch" gemacht hat. Denn laut
Rategeber-Floskeln "sollte" es so und so laufen, wenn man sich als Eltern so und so verhalten hätte.
Ich hatte mal so ein Klick Erlebnis in einer Baby Krabbelgruppe. Mein Kind war augenscheinlich das einzige Kind, dass auch nach vielen Monaten nachts noch
nicht durchschlafen wollte. Alle anderen Babys waren anders. Schliefen von abends acht bis morgens acht ohne einen Mucks durch. Einfach so.
Nur mein Baby nicht.
Wir waren ziemlich fertig und verzweifelt. Waren wir doch die einzigen Eltern, bei denen das nicht so war...
Ich hab dann mit dem Kinderarzt darüber gesprochen. Er erzählte mir Unglaubliches: nämlich dass sowas gar nicht außergewöhnlich sei.
Dass viele Babys noch nicht durchschlafen können. Dass wir Geduld haben sollen.
Er hat ein paar Tipps gegeben und es dauerte zwar noch eine Weile, aber irgendwann schlief auch unser Kind nachts durch.
Glücklich und endlich auch mal ausgeschlafen, erzählte ich von den Tipps und dem Erfolg. Und siehe da: plötzlich war das Interesse groß und es stellte sich
raus, dass ja doch nicht alle Babys durchschlafen.
Ich hab die Gruppe verlassen und seit dem eine gesunde Skepsis Eltern gegenüber, die Ratgeber-Phrasen von sich geben und bei denen alles "super" läuft.
Ich finde die Zeit, in der unsere Kinder aufwachsen, extrem schwierig. Innerhalb kürzester Zeit hat sich das gesamte (auch gesellschaftliche) Leben so rasant
verändert, dass ich selbst kaum mitkomme. Noch von wenigen (!) Jahren gab es gar keine digitale Welt in meinem Alltag.
Heute bestimmt diese Welt unser Leben in einem Maße, das ich persönlich beängstigend finde. Ich sehe die (negativen) Auswirkungen, die das auf mich
hat und auch auf meine Kinder.
Ich kann nur hoffen, dass sie damit besser umgehen können als ich. Weil das ja nun mal die Welt ist, die sie kennen. Sie sind darin aufgewachsen und
haben einen ganz anderen Bezug dazu.
Ich bin kein Fan von "früher war alles besser". Ich bin auch kein Fortschrittsgegner und Aluhut-Träger. Bisher hat es aber noch niemand geschafft,
mich davon zu überzeugen, dass die Welt heute mit dem Internet in seiner jetzigen Form eine Bessere geworden ist.
Ist lang geworden, wollte ich aber nur mal so sagen...