Ich habe damals im sogenannten "Speckgürtel" von Köln und Bonn gelebt. Finanziell ging es mir recht gut, aber von 4000 € im Monat war ich Welten entfernt. Wir haben den Gürtel halt enger geschnallt, Nachhilfe, Musikschule, Reitunterricht und ähnlich kostenintensive Aktivitäten waren nicht mehr drin. Auch an "richtige" Urlaube war nicht zu denken. Das tut mir heute noch leid und für meine Kinder weh. Auch habe ich nach der Trennung ausschließlich im Discounter eingekauft. "Bio" o.ä. wäre zu teuer gewesen.
Meine Kinder waren damals 8 und 12 Jahre alt. Es kam immer mal wieder vor, dass ich von 7 Uhr morgens bis 7 Uhr abends arbeiten musste (Konferenzen, Dienstbesprechungen, Team - Dinge, die halt keiner sieht), oder auch, dass ich abends dann noch mal weg musste. Das waren Tage, die uns allen nicht gut getan haben! Vor allem den Kurzen alleine zu lassen, war für mich persönlich ein No-go. Die Große war mit ihren damals 12 Jahren bereits recht selbstständig. Aber die Flexibilität in der Betreuung, die man heute immer mehr hat, gab es damals noch nicht. Zum Glück hatte ich eine sehr liebe Freundin, die mich immer wieder unterstützt hat. Und so habe ich mich von Termin zu Termin über Wasser gehalten. Abends habe ich Babysitter organisiert. Schön ist was anderes! Ich war oft sauer, genervt, gefrustet. Jeden Tag hätte ich das nicht gekonnt! Wenn ich dann "60 Stunden in der Woche" lese, frage ich mich, wie man das mit Kindern alleinerziehend ohne Familie als Background überhaupt schaffen kann.
Für mich war es schlimm, dass ich alles alleine handeln musste. Ich bin kein Mensch, der gerne alleine ist. Und so wurde es besser, als aus einer guten Freundschaft mehr wurde. Nachdem mein heutiger Mann und ich beschlossen hatten, es dann doch mal miteinander zu versuchen, stand ich z.B. auch abends, wenn ich berufliche Termine hatte, nicht mehr ganz so unter Strom. Finanziell war unsere Lage immer angespannt. Wir sind klar gekommen, aber wenn etwas kaputt ging oder sich (böse formuliert) die "Altlasten" meldeten, wurde es eng. So langsam klärt es sich aber.
Wir können es uns jetzt wieder leisten, in Urlaub zu fahren. Keine Flugreisen all inclusive, aber Camping hat auch was! Man kommt halt mal raus.
Ich gebe zu, ich habe zeitweise wirklich gehadert. Aber das Leben ist nun mal nicht gerecht. Trotzdem sollte man meiner Meinung nach immer versuchen, das Beste aus der Situation herauszuholen oder halt, wenn es gar nicht geht, etwas zu ändern. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es immer irgendwie weitergeht und wenn ich heute auf die Vergangenheit schaue, passt es auch.