Ich denke, dass es ein großer Unterschied ist, ob Kinder ihren Vater nie kennengelernt haben oder der Kontakt abgebrochen ist.
Mein Patenkind (inzwischen fast erwachsen) wurde von ihrem Vater fallen gelassen, da war sie so 12. Inzwischen ist sie fast 18. Sie leidet da sehr drunter und versucht immer ihn aus der Ferne zu beeindrucken. Das tut schon weh, dass er sich nicht muckert Und selbst seine hanebüchernen Anschuldigungen ihr gegenüber halten sie nicht davon ab, ihn zu entschuldigen. Bitter.
Zu meinem leiblichen Vater hatte ich erst sehr spät Kontakt, da war ich 16 oder so. Er ist ein netter Kerl, aber wir haben es nicht geschafft einen Draht zueinander zu bekommen. Als Kind habe ich ihn nicht vermisst, aber er war und blieb ein großes Fragezeichen. Ich habe aber auch einen tollen Stiefvater, der das mehr als wettmachte. Ich könnte mir vorstellen, dass meiner Tochter so eine zweite Person fehlen könnte auf Dauer. Jemand anderes im Haushalt, der stolz auf sie ist, ihr zuhört, tröstet oder mit dem sie die Mama "hintergehen " kann.
Meinen Stiefvater habe ich immer beim Vornamen genannt, erst weil ich das so wollte und dann weil es Gewohnheit war. Heute nenne ich ihn Papa plus Vornamen. Als Kind hat mir schon jemand gefehlt, den ich einfach Papa nennen konnte, so komisch wie sich das auch anhört. So wie die anderen Kinder. Das "anders"-sein, in einem anderen Familienkonstrukt aufzuwachsen hat mir schon zu schaffen gemacht. Mehr als der fehlende Vater an sich. Wißt ihr, wie ich es meine?