Hallo ihr Lieben,
ich fürchte, das wird wieder mal ein längerer Post, aber ich bin grad so neben mir, ich muss das einfach loswerden.
Also. Ich wollte gestern, wie immer, mein Kind um 14:00 aus der Mittagsbetreuung abholen. Schon auf dem Flur kam mir die Erzieherin ganz aufgeregt entgegen, ob ich denn nicht angerufen worden wäre. Ich erst mal einen Riesenschreck bekommen, dachte schon, mit meinem Kind wäre was. Aber nein, ich sollte mich bei der Rektorin melden. Mittlerweile hatte ich auch mein Kind kleinlaut in der Ecke sitzen sehen. Also, Kind geschnappt und ab ins Sekretariat. Auf dem Weg dahin kurz Kind interviewt, sie meinte ganz verhuscht, sie glaubt, sie hätte Blödsinn gemacht. Bevor ich noch fragen konnte, was genau, kam mir schon die Rektorin entgegen: "Ach, Frau JayCee, gut, das ich Sie noch erwischt habe, ich muss mal dringend mit ihnen reden. Oder nein, kommen Sie mit, ich zeige es ihnen lieber." Also, wir hoch zur Toilette gegenüber Kinds Klassenzimmer, die Rektorin sperrt sie auf - und ich denke, mich trifft der Schlag. Der Boden komplett unter Wasser, darin schwimmend Klopapier, Seife verteilt im Waschbecken, die Klobürsten samt Behälter rumgeworfen. Der pure Vandalismus. Und der Vandale war... MEINE TOCHTER!!! :wow zusammen mit einer Klassenkameradin. Ich war erst mal sprachlos. Noch nie, niemals, hat meine Tochter auch nur ansatzweise etwas so... mir fehlen immer noch die Worte! ... so böswilliges gemacht. Kind, Rektorin, Klassenlehrerin und ich haben uns dann zusammengesetzt, um den Vorfall aufzuarbeiten. Kind war sehr kleinlaut, den Tränen nahe, konnte aber nicht erklären, warum sie das gemacht hat. Also hat die Klassenlehrerin den Ablauf des heutigen Schultags nochmal rekonstruiert.
In der Früh wollten Tochter und Klassenkameradin unbedingt zusammen sitzen. Warum, kann ich sowieso nicht verstehen - vor den Ferien waren sie sich noch spinnefeind, die Klassenkameradin hat meine Tochter eher als Punchingball gesehen - aber seit den Weihnachtsferien sind sie ein Herz und eine Seele. Vorgestern durften sie wohl eine Aufgabe gemeinsam lösen und dafür nebeneinander sitzen, und gestern eben wieder einzeln. Das hat die beiden Madämchen derart aufgeregt, dass sie jede weitere Anweisung der Lehrerin ignoriert und den Unterricht total zum Erliegen gebracht haben. Irgendwann haben sie beide das Klassenzimmer verlassen und - wohl aus Trotz - die Toilette verwüstet.
Außerdem kam bei dem Gespräch raus, dass Töchterchen wohl konsequent die Anweisungen aller Lehrer ignoriert, wenn sie ihr nicht in den Kram passen . Während der Pausen geht sie nicht nach draußen, sondern versteckt sich im Schulhaus, sodass sie nach dem Gong öfter mal gesucht werden muss. Sie verlässt ohne zu fragen den Unterricht, um ewig auf der Toilette rumzuhängen. Kurz - sie benimmt sich absolut untragbar. (Wobei ich mich frage, warum das nicht schon bei einer früheren Gelegenheit angesprochen habe, immerhin war ich schon ein paar mal in der Sprechstunde, außerdem bin ich jede Woche einmal als Lesepatin in der Klasse. Dass dieses Verhalten aber natürlich ein NoGo ist, steht außer Frage.)
Wir haben ihr klar gemacht, dass es so nicht geht. Dass der Betrieb in der Schule zum Erliegen kommen würde, wenn jedes Kind so ein Verhalten an den Tag legte. Und auf dem Weg zum Auto habe ich sie dann gefragt, ob sie wirklich will, dass im Lehrerzimmer über sie als Unruhestifter gesprochen wird, ob es nicht schöner wäre, wenn es da hieße: "Also, diese Mini-JayCee, das ist wirklich ein freundliches/höfliches/hilfsbereites Kind."
Dieses Verhalten ist mir bei meiner Tochter völlig neu. Sie hat nie irgendwelche Probleme gemacht. Im Kindergarten ist sie nur positiv aufgefallen - spielt problemlos mit allen Kindern, macht interessiert mit, ist höflich und freundlich, hilft von selbst beim Aufräumen - das waren die Stichpunkte, die mir im letzten Entwicklungsgespräch dort über sie gesagt wurden. Sie kennt Regeln, und ich bestehe auch darauf, dass diese konsequent eingehalten werden. Also, woran liegt es, dass sie in der Schule so anders ist?
Die Schule an sich macht ihr Spaß, und sie lernt auch gut mit, ihre Lehrerin findet sie nett.
Was kann es sonst noch sein? Kann es ein Ausdruck dafür sein, dass sie sich überfordert fühlt? Sie sagt, wenn sie so einen Mist baut, dann fühlt sie sich schlecht, weil sie Angst hat, dass sie "das alles nicht schafft." Dabei hat sie keinerlei Schwierigkeiten, den Stoff versteht sie ohne Probleme, und sie macht super Fortschritte (die ich natürlich auch gebührend lobe). Aber sie hat anscheinend einen Horror davor, Fehler zu machen. Wobei ich auch das nicht nachvollziehen kann, weil ich da nie ein großes Gewese drum mache. Noch nie gemacht habe. Was ich zu ihr sage, ist, dass ich von ihr erwarte, dass sie ihr Bestes gibt, sprich, ihre Hausaufgaben vollständig und sorgfältig macht und im Unterricht aufpasst. Das sind meine Anforderungen an sie. Ist das schon zu viel? Mache ich ihr damit zu viel Druck?
Ich bin grad ziemlich mit meinem Latein am Ende. Gestern durfte sie nicht zu ihren heiß geliebten Pfadis, der Fernseher blieb aus, dafür haben wir einen Kuchen für die Putzfrauen gebacken, und sie hat Entschuldigungsbriefe an die Putzfrauen und die Lehrerin geschrieben/gemalt. Außerdem hatte sie (zum ersten mal) Zimmerarrest. Ich habe ihr angedroht, dass, sollte etwas derartiges noch einmal vorfallen, zwei Wochen fernsehen, tanzen und Pfadis gestrichen ist. Außerdem habe ich gestern noch zu ihr gesagt, dass mich das Ganze sehr traurig macht und ich sehr enttäuscht bin. Dass ich sie zwar sehr lieb habe, aber dennoch wegen diesem Verhalten ziemlich sauer auf sie bin. Damit war das Thema für mich beendet - im Moment ist alles dazu gesagt. Am Abend vor dem Bettgehen haben wir dann noch einmal ausgiebig gekuschelt, heute Nacht kam sie auch zu mir ins Bett und hat gekuschelt. Und heute morgen hat sie der Hausmeisterin den Kuchen und den Brief gegeben, sich nochmal entschuldigt, diese hat die Entschuldigung angenommen und mit der Rektorin habe ich vereinbart, in engem Kontakt zu bleiben.
Reicht das als Maßnahme? Sollte ich einen Termin mit der Erziehungsberatung ausmachen, damit mein Kind vielleicht mal mit einer neutralen Person sprechen kann (unser Berater hier ist echt toll, bei dem war ich schon ein paar Mal im Laufe der Jahre)? Vielleicht hat jemand von euch ja noch ein paar Gedanken dazu.
LG, JayCee