Unser Junge (18 Monate) gibt Laute von sich, aber nichts, was an einen bekannten Wortklang erinnert. Mir macht es Sorge, dass er so gar keine Versuche unternimmt, z. B. einmal einen Gegenstand zu bezeichnen. Er steht vor mir, gibt seine Laute von sich, das sind einzelne Klänge, wie Silben, aber diese Laute verbindet er nicht mit etwas Gegenständlichem, er stellt keine für mich erkennbare Beziehung her zwischen seinen "Worten" und seiner Umwelt, (wie darauf zeigen; sich damit beschäftigen). Es macht ihm auch keine Probleme, dass ich ihn erkennbar nicht verstehe, wenn ich nicht irgendwie auf seine Mitteilung versuche einzugehen. Und wenn ich es versuche, zeigt er wiederum kein Erkennen, Verstehen, Wieder-Erkennen, dass ich ihn verstanden habe, bzw. mich bemühe ihn zu verstehen; z.B. dass er mich befeuert, wenn er erkennt, mdass ich auf einer heißen Spur bin, oder seine Ungeduld zeigen würde, dass ihn hier niemand versteht.
Hintergrund: Unser Sohn ist während der Woche seit seinem 9ten Monat vollzeit in der Krippe. Er wächst mit uns beiden Eltern auf; wir leben im gleichen Haus in getrennten Wohnungen. Seit Geburt der kleinen Schwester schläft er bei mir; Mutter macht ihn Krippenfertig und bringt ihn dorthin. Abholen meist sie. Wenn ich ihn abholen kann, unternehme ich meist noch etwas mit ihm wie Fahrt im Auto oder Fahrradanhänger, Einkaufen, Ballspielen, Bibliotheksbesuch, alles Sachen wie mir beim Schreiben auffällt, die nicht die Sprechlern-Anreize schlechthin darstellen. Abendessen dann meist von der Mutter, die ihn dann auch jeden Abend badet und Bettfertig macht, dann hole ich ihn ab, lege ihn ins Bett und er schläft.
Mutter spricht außer bei Ämtern oder mit Fremden kein Deutsch; wir beide verständigen uns fließend in Englisch. Sie telefoniert /besucht viel Leute mit denen sie Twi (ihre Muttersprache) spricht. Wir waren und sind uns einig, dass er bilingual aufwachsen soll. Wenn sie mit ihm spricht so erschöpft sich das in Apellen, was er tun/nicht tun soll. Ganz selten bis nie, dass sie mit ihm im Sinne von MIT ihm spricht; meist eben nur an ihn ran. Ich kann mich ihr gegenüber nicht hierzu äußern, weil das sofort zu Streitereien führt, womit nichts geholfen wäre.
Ich habe heute Nachmittag einen Besuch beim Kinderarzt geplant um nur diese eine Frage mit ihm zu besprechen.
Montag haben wir unser Entwicklungsgespräch in der Krippe. Dort hoffe ich auf weitere Informationen, Erkenntnisse, Hinweise usw.
Ich habe diesen Beitrag geschrieben um mir zu allererst Klarheit zu verschaffen, ob ich dramatisiere, aus der ganz normalen Unterschiedlichkeit und Einzigartigkeit unseres Sohnes ein Problem MACHE, oder ob es zum Wohl des Jungen tatsächlich gut und notwendig ist, hier ein Problem als Problem zu identifizieren und zu benennen.
Auch würden mich Meinungen und Anregungen interessieren, welche Fragen ich stelle oder in welcher Form ich mein Anliegen beim Kinderarzt und in der Krippe nächste Woche vorbringe, so dass möglichst nicht ICH das Problem bin, der hier Probleme sieht/macht, wo keine sind, sondern der Fokus auf dem Jungen und seinem Entwicklungsstand bleibt; wie kann ich meine Unsicherheit angemessen zum Ausdruck bringen, ohne den Eindruck zu erwecken, dass ich nur deshalb dorthin gehe und mir vom Gegenüber meine Diagnose bestätigen zu lassen.
Schwierig ist das Ganze auch deshalb, weil mit der Kindsmutter es von Anfang Streit gab darüber, ob sie ihn allzuoft mit dem Schnuller nur ruhigstellen wollte und insgesamt sprachlich nicht mit ihm kommunizierte (Bilderbücher lesen, Reimspiele, ...). Mein Drängen, dass er so sehr früh in die Krippe kommen sollte, war in meinem Wunsch begründet, dass er dort einen Grundstock an Sprache und europäischer Kultur bekommen sollte. Meine Befürchtung ist, dass wir es jetzt "amtlich" bekommen könnten, dass ich "Recht" hatte. Ich schreibe das deshalb hier, weil es mir nicht ums Rechthaben geht, aber ich weiß, oder meine zu wissen, dass die Mutter SICH in der Defensive FÜHLEN könnte (so hervorgehoben geschrieben weil es mir zwar darum überhaupt nicht geht, aber das ihre Art ist, damit umzugehen).
Ich bin gespannt und dankbar für Rückmeldungen, auch ab wann eure Kinder mit Sprache anfingen und für Anregungen, wie ich seine sprachliche Entwicklung unterstützen könnte.