Erfinder von ADHS bezeichnete es als ein Paradebeispiel für eine fabrizierte Erkrankung.

  • Guten Morgen,



    mal eine Frage um zum eigentlichen Thema zurückzukommen:


    Wie erklärt man sich denn die explosionsartige Zunahme der AD(H)S-Kinder? Woran liegts?


    Dass es tatsächlich öfter ADHS gibt, glaub ich nicht. Aber mich würde zumindest die Erklärung dafür interessieren.

    Grüsse Tani :wink



    Du bist nicht das was Du sagst, sondern das was Du tust!


  • DAS würde mich auch interessieren

  • Ich denke nicht, dass die Anzahl der ADHSler zugenommen hat.
    Lediglich die Auswirkungen fallen heute mehr auf, u.a. auch weil unsere medizinische Versorgung besser geworden ist. Und weil die Eltern sich viel mehr um ihre Kinder kümmern (JA, auch die Eltern von ADHS-Kindern). In meiner Klasse hatten wir auch zwei "Klassenclowns" und mindestens einen "Träumer". Da wäre doch keiner der Eltern auf die Idee gekommen, dass diese Kinder vielleicht unter ihrer Rolle leiden? Dass sie in der Schule von den Lehrern abgestempelt werden und weit hinter ihren Möglichkeiten blieben? Dass sie kreuzunglücklich waren?
    Einer, mit dem ich heute noch Kontakt habe, hat den HS-Abschluss gemacht, danach ne Lehre, danach Realschule und den Meister. Warum konnte er als Kind nicht zeigen, was er drauf hat? Er fühlt sich heute (!!) endlich wohl in seiner Haut. Es geht hier m.E. gar nicht darum, die Kinder zu Höchstleistungen zu trimmen und damit "gesellschaftsfähig" zu bleiben oder zu werden, sondern dafür zu sorgen, dass die Kinder glücklich und zufrieden sind.
    Viele dieser Kinder leiden darunter, dass sie "anders" sind, dass sie ausgeschlossen werden. Ein Kind mit Impulskontrollstörung (aufgrund der bereits beschriebenen Synapsenproblematik) wird schnell zum Außenseiter - logischerweise, wer lässt sich schon gerne anschreien oder schlagen? Unter MPH können diese Kinder ihre Impule kontrollieren, Frustrationen besser ertragen und nicht direkt ausrasten. Alles Voraussetzungen dafür, Freunde zu finden und dadurch ein gutes Selbstbewusstsein zu bekommen und glücklich(er) zu werden.


    Hier wird immer unterstellt, dass die Eltern, die den Kindern die Medikamente geben, egoistisch handeln. Ich kann aus eigener Erfahrung (und aus Selbsthilfegruppen und aus Gesprächsgruppen in Rehas und Kuren), dass viele Eltern Gewissensbisse hatten und MPH eben nicht geben wollten, bis sie merkten, dass es den Kindern gut tat. Dass ihre Kinder glücklicher, gelöster wirkten und endlich Freunde finden konnten. Eine Steigerung der Schulleistungen oder der Hintergedanke "dann ist mein Kind endlich still und stört mich nicht mehr" hat bei keinem der Eltern, mit denen ich geredet habe, eine Rolle gespielt. Im Gegenteil. Die Eltern, die ich kenne, unternehmen ausnehmend viel mit ihren "Zapplern" und "Träumern", geben mindestens genauso viel Aufmerksamkeit wie Eltern von gesunden Kindern, bieten eine hohe Tagesstrukturierung, damit die Kinder wissen, woran sie sind.
    (B.t.w.: Egal, wie man es macht, macht man es eh falsch. Entweder zu wenig Aufmerksamkeit -> armes vernachlässigtes Kind, kein Wunder, dass es den Stempel ADHS bekommt oder zu viel Aufmerksamkeit -> Diese Hubschraubermutter, kümmert sich um alles, will alles regeln, das arme Kind kann ja gar nicht selbständig werden, kein Wunder, dass es dagegen rebelliert und dann den ADHS-Stempel kriegt.)


    Um nochmal zu Deiner Frage, tanimami 73 und MelB86, zurückzukommen:
    -> Es gibt heute auch viel mehr Diagnosen zu PTBS, obwohl ich nicht denke, dass die Leute früher durch einschneidende Erlebnisse weniger traumatisiert waren
    -> Es gibt viel mehr Diagnosen zu Autismus/Asperger
    -> Ebenso zu Diabetes
    und so weiter und so fort. Unser Gesundheitssystem schreitet voran und die Versorgung wird besser, ist flächendeckender geworden. Und Menschen achten mehr und vor allem auf ihre psychische Gesundheit. Ich denke, das spielt alles mit eine Rolle.

  • Nachtrag:
    Zudem soll zur medikamentösen Behandlung auch zusätzlich therapeutisch gearbeitet werden, damit die Kinder insgesamt stabiler werden. Z.B. Antiaggressionstraining, Gesprächstherapien, Ergotherapie etc.


    Dieser multimodale Ansatz ist wichtig, denn nur mit den Tabletten ist es natürlich nicht getan.

  • Und ich finde, man kann mitdiskutieren, ohne ein Ritlain-nehmendem Kind zu haben.
    So in Quatsch


    Hallo MelB86,


    offenbar besteht hier ein Missverständnis.


    Ich bin mir sicher:
    Es geht nicht darum, dass nur Eltern von Ritalin-nehmenden Kindern mitdiskutieren sollten und die Nicht-Ritalin-gebenden Eltern sich raushalten sollten. Würde das doch bedeuten, sich genau dieser Diskussions-Ebene anzuschließen und ADHS tatsächlich auf "Ritalin oder nicht Ritalin" zu begrenzen.


    Die meisten Nicht-Ritalin-stopfenden Eltern haben ja Recht mit ihrer Meinung:
    Ihre Kinder benötigen das ja tatsächlich nicht, schließlich sind sie nicht betroffen.


    Interessant sind in der Tat diejenigen Eltern von Kindern, die zwar betroffen sind, vielleicht auch die Medikation getestet haben, aber bessere Wege gefunden bzw. resigniert und akzeptiert haben. An derartigen Diskussionen hat man natürlich Interesse als betroffene Familie.


    Das Problem:
    Diese Nicht-Ritalin-stopfenden Eltern (weil nicht ADHS-habenden Familien) wissen sehr wenig vom alltäglichen Leid betroffener Kinder und ihrer Familien.
    Der Grund ist:
    Sie haben nun mal keine ADHS-Kinder tagtäglich zu Hause.
    Sie kennen das vielleicht von kurzen Besuchen, von flüchtigen Eindrücken - eventuell kennen sie die Kids etwas intensiver aufgrund ihrer Arbeit in Kindertagesstätten oder Schulen.
    Die meisten Diskutanten kennen nicht tagtäglichen Druck, den viele ADHS-Kinder erfahren von Klassenkameraden, Eltern der Klassenkameraden, Nachbarn, Ärzten, Eltern, nicht vorhandenen Freunden, wohlmeinenden Verwandten und deren Freunden... sie kennen nicht das Versagen der Kinder, die Selbstzweifel, das Selbstbewusstsein das ganz langsam die Teppichkante erreicht.


    Es geht bei Äußerungen es sei müsig mit Nicht-Betroffenen zu diskutieren darum, dass Eltern von AD(H)S-habenden Kindern nicht mehr diskutieren möchten mit Menschen, von denen sie als Ritalin-Stopfer bezeichnet werden.
    Diese Menschen reduzieren AD(H)S-Diskussionen auf "Ritalin oder nicht Ritalin" und auf Fehler im Elternhaus - dementsprechend abwertend ist das Vokabular.
    Außer "dann erzieh Dein Kind halt besser" oder "hachja, dann lehre die Umwelt Dein Kind zu akzeptieren" kommt sowieso nur selten ein Rat oder ein Vorschlag für Alternativen zum Ritalin.


    Ein großer Teil der Über-ADHS-redenden Umwelt reduziert AD(H)S auf die Medikation.
    Lehrer tun das, indem sie fordern "das Kind ist unbeschulbar, gib ihm Medizin."
    Die Eltern der anderen Kinder in der Klasse tun das ebenso indem sie sagen "erzieh Dein Gör besser oder gib ihm Medizin, mein Kind leidet unter Deinem Gör!"
    Wissende Diskutanten in Foren sagen "akzeptiere Dein Kind, schuld ist doch die Umwelt und das unstrukturierte Elternhaus, aber vergifte es nicht mit Ritalin!"


    Eltern von ADHS-Kindern haben genug Probleme.
    Sie können sich nicht entziehen wenn Eltern, Mitschüler und Eltern von Mitschülern urteilen - zumindest die weisen Diskussionen in Foren vorbei am Themenkomplex ADHS müssen sie sich aber nicht antun.


    Beste Grüße
    FrauRausteiger

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    •» Cave quicquam dicas, nisi quod scieris optime. :rauchen «•
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    3 Mal editiert, zuletzt von FrauRausteiger ()

  • Da wäre doch keiner der Eltern auf die Idee gekommen, dass diese Kinder vielleicht unter ihrer Rolle leiden?


    Nein und ich denke, dass die wenigsten Kinder auch heute nicht unter ihrer "Rolle" leiden würden, würde man sie auch so annehmen wie sie sind.
    Ausnahmen gibts natürlich auch. ADHS ist auch nicht gleich ADHS.


    Es geht hier m.E. gar nicht darum, die Kinder zu Höchstleistungen zu trimmen und damit "gesellschaftsfähig" zu bleiben oder zu werden, sondern dafür zu sorgen, dass die Kinder glücklich und zufrieden sind.


    Doch. Genau darum gehts bei den meisten. Die Kinder sind scheinbar nur dann zufrieden und glücklich, wenn sie ihren IQ in gute Schulnoten und somit in einen höchst möglichsten Bildungsabschluss umsetzen können. Blöd nur, das IQ nichts mit einer Schulnote zu tun hat.
    Und das wird den Kindern doch förmlich suggeriert. Sei gut in der Schule, dann bist glücklich und zufrieden. Hast Freunde und Erfolg.
    Auch hier gibts natürlich Ausnahmen. Aber komischerweise kommt bei jeder ADHS-Diskussion in den ersten Sätzen sowas wie die "Leistungen der Schule verbessern".


    Viele dieser Kinder leiden darunter, dass sie "anders" sind, dass sie ausgeschlossen werden.


    Sie leiden nicht unter ihrer Andersartigkeit, sondern deswegen, weil sie ausgeschlossen werden. Weil u.a. vom Elternhaus der "normalen" Kinder schon kein Verständnis kommt, die haben auch nur Sorge, dass ihre Sprösslinge nicht aufs Gymmi kommen...durch den ADHSler könnte Kind ja was vom Schulstoff verpassen (der sowieso wieder vergessen werden würde).
    Das hat man davon, wenn man alle immer gleich machen will. Andersartigkeit - was unsere Gesellschaft spiegelt - will man nicht. Zumindest nicht in der Schule.


    -> Es gibt heute auch viel mehr Diagnosen zu PTBS, obwohl ich nicht denke, dass die Leute früher durch einschneidende Erlebnisse weniger traumatisiert waren
    -> Es gibt viel mehr Diagnosen zu Autismus/Asperger
    -> Ebenso zu Diabetes
    und so weiter und so fort. Unser Gesundheitssystem schreitet voran und die Versorgung wird besser, ist flächendeckender geworden. Und Menschen achten mehr und vor allem auf ihre psychische Gesundheit. Ich denke, das spielt alles mit eine Rolle.


    Die große Frage ist, ob das alles gut ist. Natürlich gibts mehr Diagnosen, in Zukunft wirds noch mehr geben. Aber so lange 90% des menschlichen Hirns noch nicht erforscht sind, wissen wir überhaupt nichts über die Psyche des Menschen.
    Unser Gesundheitssystem schreitet voran - in Richtung Krankheit.
    Wenn man auf seine Psyche achtet, sollte man eines vermeiden: Stress.
    Und wo haben die Kinder den meisten Stress mittlerweile?


    Vergleiche zu früher hinken total. Früher gabs die Zappelphilippe, klar. Bei uns war auch einer - einer von 30 Kindern.
    Ich frag mich, wo die alle auf einmal herkommen sollen.
    Aber die Klasse hat das getragen und aus dem ist auch was geworden.
    Krank ist mittlerweile das Schulsystem - nicht die Kinder. Nicht in diesem Ausmaß. Das macht mir keiner weis.

    Grüsse Tani :wink



    Du bist nicht das was Du sagst, sondern das was Du tust!

  • Die Kinder sind scheinbar nur dann zufrieden und glücklich, wenn sie ihren IQ in gute Schulnoten und somit in einen höchst möglichsten Bildungsabschluss umsetzen können. Blöd nur, das IQ nichts mit einer Schulnote zu tun hat.
    Und das wird den Kindern doch förmlich suggeriert. Sei gut in der Schule, dann bist glücklich und zufrieden. Hast Freunde und Erfolg.

    :tuedelue Die Kinder oder die Eltern



    Sind die Eltern zufrieden oder erwarten keine Höchstleistungen, kommt das Umfeld oder die Schule mit Erwartungen

    Probiers mal mit Gemütlichkeit mit Ruhe und Gemütlichkeit

    jagst du den Alltag und die Sorgen weg

  • Ich frage mich nicht mehr, wo die steigende Zahl unruhiger Kinder herkommt. Sie ergibt sich aus dem im Vergleich zu früher heute hektischeren Lebensstil. Keiner hat mehr Zeit, keiner bekommt mehr genügend Zeit.
    Dazu kommt, dass viele Kinder sich nicht mehr ausreichend bewegen. Sie werden gefahren, sitzen herum, werden gefahren, sitzen wieder.
    Zusätzlich prasselt eine unwahrscheinlich hohe Menge an Eindrücken täglich auf sie ein: Fernsehen, Schulstoff, Kontakte per Handy und Internet etc. pp. Ruhephasen für das Gehirn sind hier Fehlanzeige. Früher gab es im Vergleich dazu noch nichtmal ein Ganztagsfernsehprogramm.


    All dies führt auch bei eigentlich gesunden Kindern zu auffällig zappeligem Verhalten.


    Bei einem wirklichen ADS-Kind ist das alles egal. Das kann einfach nicht anders. Und diese Kinder nehmen sehr wohl wahr, dass sie anders sind. Sie erleben beispielsweise ihre Mitschüler, die im Theater oder auf einer Exkursion gespannt zuhören können, während sie selber kaum wissen wohin mit Armen und Beinen.

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • Ich gehe mal davon aus, dass es nicht mehr Fälle sondern mehr Diagnosen gibt. Und als Faustregel: wenn Psychiater oder Psychologen irgenwas von erblicher Komponente behaupten, haben sie einfach keine Ahnung von den Ursachen und schieben das in ein Fachgebiet von dem möglichst niemand was genaues wissen kann.

  • Klar gibt es Kinder, welche Ritalin benötigen, aber in Deutschland wird das Medikament sehr schnell verabreicht. Dieses ist nicht nur bei Ritalin so, sondern auch bei anderen Medikamenten. Deutschland ist Weltmeister im Verbrauch von Arzneimittel. Zum Thema zurück... leider wird die Diagnose sehr vorschnell meist erstellt, oder Eltern brauchen eine Art Bestätigung damit es am Kind liegt und nicht an ihnen und drängen den Arzt zur Diagnose.

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    Die Vergangenheit fallen lassen. Die Gegenwart leben und die Zukunft auf sich kommen lassen...
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  • oder Eltern brauchen eine Art Bestätigung damit es am Kind liegt und nicht an ihnen und drängen den Arzt zur Diagnose.

    Ich weiß echt nicht woher diese Weisheiten kommen.


    Ein Arzt, der sich zu einer Diagnse drängen lässt hat in dem Fall versagt und nicht die Eltern.


    Ich habe zwar kein ADS oder ADHS Kind, aber ich habe ein Kind was anders ist als andere .


    Seit 11 Jahren erlebe ich mal mehr mal weniger einen Spießrutenlauf.
    .Ich erlebe Eltern, die mit ihren behinderten Kindern nicht rausgehen weil sie die Blicke die dummen Sprüche nicht mehr ertragen.Ich habe auch schon oft genug geflennt, weil ancheinend nur angepasst, normal, was wert ist.


    Ich kenne genug Eltern, die es ablehnen einen Schwerbehindertenausweis oder eine Pflegestufe zu beantragen, weil sie ihrem Kind das Stigma behindert nicht an tun wollen.


    Eine Diagnose hat Konsequenzen ,aber klar sind mal wieder nur die bequemen Eltern.


    Liebe Grüße


    Ute

  • @tanimami
    Beii dir kommt immer wieder raus, das es allein an Schule-Eltern-Komponente liegt, das ADS-Kindern die Hölle bereitet. Und wenn das nicht wäre, wäre alles töfte. Das stimmt einfach nicht. Ein hyperaktives Kind kann eine Schneise des Chaos hinter sich ziehen. Mangelnde Impulskontrolle was heißt denn das? Das man einen Impuls zum rumquaken, lachen, zuschlagen, schubsen nicht kontrollieren kann. Wer möchte und kann dann mit so jemanden langfristig befreundet sein, als Kind? Wenige.


    Mein Sohn hatte in der Grundschule einen Klassenkollegen, der für sein Nasenboxen, Tritte nicht nur gegen Schienbeine, sondern auch gegen Kopf&Bauch, weggenommen Schulkram berüchtigt war. Zweimal mußten meine Eltern ausrücken um nach einer Prügelei, meinen frustrierten Sohn abzuholen, der sich eine Menge gefallen läßt, aber a) sich verteidigt und b) der dann auch ausrastet. Und wenn ich Prügelei sage, meine ich keine harmloses Gerangel unter Jungs, hätte auch anders ausgehen können. Krankenhaus o.ä.. Bei 8!-jährigen. Irgendwann waren sie dann befreundet :ohnmacht:, ich habs geduldet und nicht weiter kommentiert.
    Das würden viele Eltern nicht machen (du?), und ja, könnte ich auch verstehen. Ich hab auf Sohns Körperhöhe, Gewichtsklasse, meine "gute Erziehung" vertraut und darauf das der Junge irgendwas macht, dass sich sein Verhalten gebessert hat. Trotzdem kam Sohn irgendwann 20 min. nachdem er rausgegangen ist, sauer nachhause gestapft, "D. hat mich in die Böschung geschubst." oder schweißgebadet "D. hat Blumen gerupft und der Nachbar ist hinter uns her". Sohn ist die 500m nachhause im gestreckten Galopp gerannt, alle Nachbarteufel hinter sich wissend, das ist eben so garnicht seine Freizeitgestaltung. Und irgendwann hieß es dann, wenn es unten an der Tür klingelt: "Ich will nicht raus, mit D. geh. ich. nicht." Und das nicht 1x, 2x, sondern naja, locker 20x. Der war ihm einfach zu "aggro".


    So, nun laß mal den D. das an 5 Haus-, Wohnungstüren hören: "Ne, ich hab keine Lust (du bist mir zu stressig)" Und du glaubst das Kind macht sich dann noch einen Kopf um Noten, Eltern und motzende Lehrer?
    Ist doch Blödsinn.
    Ist denn das so schwer zu verstehen, das sich diese Kinder total beschissen fühlen können, weil sie sozial anecken?! Die Umgebung nimmt eben nicht an oder nur im begrenzten Umfang. Das kann man von seinen eigenen Kinder auch nicht verlangen: Freundschaften zu unterhalten, die sie aus freien Stücken nicht mehr haben möchten.

  • Nein und ich denke, dass die wenigsten Kinder auch heute nicht unter ihrer "Rolle" leiden würden, würde man sie auch so annehmen wie sie sind.
    Ausnahmen gibts natürlich auch. ADHS ist auch nicht gleich ADHS.


    Ich verstehe sehr gut, warum "man" ein impulskontrollgestörtes Kind, welches schnell ausrastet, keine Regeln akzeptieren kann, weil dann die Bedürfnisbefriedigung gestört ist, und übermäßig laut und aktiv ist, nicht so annehmen kann wie es ist.
    Würdest Du Deine Kinder mit einem Kind befreundet sein lassen, welches Deine Kinder ständig aus nichtigen Anlässen schlägt, tritt oder beißt? Oder welches sehr schnell Streit anfängt? Sicherlich nicht, aber daran ist dann wieder die Erziehung schuld, oder?


    Doch. Genau darum gehts bei den meisten. Die Kinder sind scheinbar nur dann zufrieden und glücklich, wenn sie ihren IQ in gute Schulnoten und somit in einen höchst möglichsten Bildungsabschluss umsetzen können.


    Mich würde interessieren, woher Dein Wissen kommt, dass es "den meisten" darum geht. Das deckt sich nicht mit meinen Erfahrungen der letzten 6 Jahre.


    Sie leiden nicht unter ihrer Andersartigkeit, sondern deswegen, weil sie ausgeschlossen werden. Weil u.a. vom Elternhaus der "normalen" Kinder schon kein Verständnis kommt, die haben auch nur Sorge, dass ihre Sprösslinge nicht aufs Gymmi kommen...durch den ADHSler könnte Kind ja was vom Schulstoff verpassen (der sowieso wieder vergessen werden würde).


    Einerseits kann ich die Sorge der Eltern verstehen, wenn durch einen "Zappelphillipp" die ganze Klasse aufgemischt und kein regulärer Unterricht mehr möglich ist.
    Andererseits meine ernst gemeinte Frage an Dich: Wie willst Du das ändern? Bzw. wie sollen Eltern von ADHS-Kindern an dieser Sache etwas ändern? Und solange sie nichts dran ändern können, wie sollen sie dann mit den tagtäglichen Anfeindungen gegen sich, gegen ihr Kind, gegen ihren Erziehungsstil umgehen?

  • Hallo,


    warum es mehr Diagnosen gibt als früher, ist doch nun wirklich oft genug geschrieben worden:

    • Das Problembewußtsein ist größer geworden. Vor 30 Jahren hat kaum jemand von ADS geredet, heute achten Pädagogen etc. mehr drauf - wie übrigens bei vielen Neurologisch-Psychiatrischen Befunden.
    • Seit 1990 weiß man erst richtig, welche Teile des Hirns bei ADS verändert sind und was das Störungsbild ausmacht - vorher gab es eigentlich kein ADS, sondern "Minimale Cerebrale Dysfunktion", von der man glaubte, sie liege an einer Unterbrechung der Sauerstoffversorgung bei der Geburt
    • Ärzte, die sich mit ADS beschäftigen, gibt es immer noch relativ wenige, mit steigender Tendenz


    Von den Prävalenzzahlen (welcher Anteil aller Jugendlichen ADS hat, im internationalen Vergleich) werden in Deutschland immer noch selbst bei niedrigsten Schätzungen zu wenige behandelt, als es Betroffene gibt.


    Näheres siehe auch http://www.adhs-zentrum.de/ADHS/mehr_ADHS_als_frueher.php - als Einstiegsinformation gefällt mir die Seite zunehmend besser.


    Ich gehe mal davon aus, dass es nicht mehr Fälle sondern mehr Diagnosen gibt. Und als Faustregel: wenn Psychiater oder Psychologen irgenwas von erblicher Komponente behaupten, haben sie einfach keine Ahnung von den Ursachen und schieben das in ein Fachgebiet von dem möglichst niemand was genaues wissen kann.


    Faustregel: Nur, weil man etwas nicht versteht, heißt das nicht, daß andere "keine Ahnung" haben. Es gibt Studien (siehe "Statistik, klinische"), wie man Erbfaktoren erkennen kann, und DNS-Untersuchungen (siehe "Genetik"), wie man die betroffenen Gene rausfinden kann.


    Ist nicht abgeschlossen, aber der momentan erfolgversprechendste Weg in der Forschung. Dann wird es irgendwann (nicht nur bei ADS, sondern auch bei anderen erblichen Stoffwechselstörungen) gelingen, nach Genuntersuchung hochwirksame, maßgeschneiderte Medikamente einzusetzen. (Bei Psychotherapien klappt das nicht so gut - aber gut eingestellte Patienten verbessern auch den Effekt einer Verhaltenstherapie.)


    Klar gibt es Kinder, welche Ritalin benötigen, aber in Deutschland wird das Medikament sehr schnell verabreicht. Dieses ist nicht nur bei Ritalin so, sondern auch bei anderen Medikamenten. Deutschland ist Weltmeister im Verbrauch von Arzneimittel. Zum Thema zurück... leider wird die Diagnose sehr vorschnell meist erstellt, oder Eltern brauchen eine Art Bestätigung damit es am Kind liegt und nicht an ihnen und drängen den Arzt zur Diagnose.


    Was haben denn die Verkaufszahlen von Paracetamol, Ibuprofen, ACC etc. mit Methylphenidat zu tun?


    Vor 20 Jahren wurde ADS in Deutschland kaum diagnostiziert, entsprechend wenig Verordnungen gab es. Auch heute ist es nicht etwa so, daß Deutschland "Weltmeister" im Verbrauch wäre, sondern die Verordnungen sind angestiegen, und steigen aus og. Gründen noch weiter an, bis irgendwann (hoffentlich) auch alle, die MPh brauchen, es auch bekommen.


    Die "vorschnellen Diagnosen" habe ich schon öfters gehört, aber noch keine mitbekommen. Wenn man sich Ärzte richtig aussucht (z.B. über Qualitätszirkel der Kassenärztlichen Vereinigung, ADHS-Netzwerke, Unikliniken,...), dann sollte man auch eine gute Diagnostik bekommen.


    Und ich bezweifle einfach, daß es viele Eltern gibt, die der Gabe von MPh zustimmen, wenn sie nicht gut beraten wurden und überzeugt sind, daß die Diagnose stimmt.


    Gruß
    diadem

  • Morgen,


    nur ganz kurz, muss gleich weg:



    Beii dir kommt immer wieder raus, das es allein an Schule-Eltern-Komponente liegt, das ADS-Kindern die Hölle bereitet.


    Das sehe ich auch so. Ja. Oder ganz verallgemeinert, durch das Umfeld.


    Und wenn ich Prügelei sage, meine ich keine harmloses Gerangel unter Jungs, hätte auch anders ausgehen können. Krankenhaus o.ä.. Bei 8!-jährigen. Irgendwann waren sie dann befreundet :ohnmacht:, ich habs geduldet und nicht weiter kommentiert.
    Das würden viele Eltern nicht machen (du?)


    Du das kenn ich. Sohnemann war seit Kindergartenzeiten mit einem Jungen befreundet, der sehr ruppig war. Er war öfters hier. Da wurde Spielzeug auseinandergelegt und mutwillig zerstört.
    Ich hab da durchgegriffen. Und der hat sich dann zusammengerissen, ja. Das nächste Mal noch erinnert und gut war.
    Ich erinnere mich auch noch an einen Kindergeburtstag von Junior. Da war der Junge auch eingeladen. Auch da gabs nen Vorfall. Aber ehrlich gesagt, scheue ich mich nicht, ein Kind zurechtzustutzen, das sich nicht ordnungsgemäß verhält. Anscheinend hat es ja gewirkt. Danach war er immer noch wild - wie alle anderen Jungs auch - aber nicht mehr auffällig an dem Tag. Wie der Junge zu Hause ist, kann ich nur erahnen. Bei uns war er auf Besuch, das ist natürlich auch was anderes.


    Heute ist der Junge - soweit ich weiss - mit Ritalin eingestellt. Er ist weggezogen vor 2 Jahren, hin und wieder machen die zwei aber immer noch was aus.
    Also hier war das so schlimm nicht. Aber es gibt natürlich auch anderes. ADHS ist ja nicht ADHS - icht habs ja schon ein paar mal geschrieben.


    Die Umgebung nimmt eben nicht an oder nur im begrenzten Umfang. Das kann man von seinen eigenen Kinder auch nicht verlangen: Freundschaften zu unterhalten, die sie aus freien Stücken nicht mehr haben möchten.


    Das kann man natürlich nicht verlangen. Das stimmt. Der Junge den ich oben beschrieben habe, ist heute noch so - trotz Ritalin. Und nun?


    Würdest Du Deine Kinder mit einem Kind befreundet sein lassen, welches Deine Kinder ständig aus nichtigen Anlässen schlägt, tritt oder beißt?


    Ja. Meiner kann sich wehren. Und da ist dann eigentlich gleich Ruhe. Manche Jungs machen so ihre Rangordnung aus. Ganz ohne ADHS sogar.


    Mich würde interessieren, woher Dein Wissen kommt, dass es "den meisten" darum geht. Das deckt sich nicht mit meinen Erfahrungen der letzten 6 Jahre.


    Das lese ich hier immer wieder. Und ich höre es im Umfeld. Dass nach dem Outing der Ritalin-Gabe gleich die Verbesserung um 1-2 Noten in der Schule kommt. Steht mit an oberster Stelle. Für die Eltern ist imens wichtig, dass Kind nicht dumm ist, sondern intelligent. Hat nur das Problem mit dem ADHS, aber eigentlich ist es intelligent.....mal so salopp gesagt.


    Einerseits kann ich die Sorge der Eltern verstehen, wenn durch einen "Zappelphillipp" die ganze Klasse aufgemischt und kein regulärer Unterricht mehr möglich ist.


    Diese Erfahrung hab ich damals nicht gemacht. Da hat der Lehrer durchgegriffen und Ruhe war.
    Unser Zappelphilipp hat zwar immer noch gekippelt, aber das wurde dann nicht weiter kommentiert.
    In der Klasse meines Sohnes ist ein Junge, der kann nicht sitzen.
    Tja, die einen können das, die anderen das. Und mit den Schwächen ist das genauso. So wird das hier kommentiert.
    Der Junge ist bei JEDEM Kindegeburtstag eingeladen.


    Wie willst Du das ändern? Bzw. wie sollen Eltern von ADHS-Kindern an dieser Sache etwas ändern?


    Kaj hat schon gut vorgelegt, was diese Frage betrifft finde ich. Weniger Medien, weniger Zucker, viel Bewegung.
    Das Problem sind auch oft nicht die Eltern des ADHS-Kindes, sondern die Eltern der "normalen" Kinder, wenn ich das mal so sagen darf.


    Aber ADHS ist nicht gleich ADHS, das muss man natürlich immer wieder sagen. Ich denke jedoch, dass die "leichten" Fälle damit umgehen könnten.

    Grüsse Tani :wink



    Du bist nicht das was Du sagst, sondern das was Du tust!


  • diadem
    Da ich deine Ausbildung kenne, solltest du nicht eine so große Lippe führen. Meine Aussage beruht auf der Erfahrung und den Inhalten eines universitären Studiums.


    Der erste Satz hört sich irgendwie so an wie "ich weiß wo Dein Auto steht... "


    Und mit dem zweiten machst Du Dich noch lächerlicher.

  • Mod.-Mitteilung:
    Der User Grünschnabel wird dringend gebeten sich im Rahmen der Netiquette zu bewegen und hier nicht beleidigend zu posten! Dies ist ein Forum, in dem mit inhaltlicher Substanz argumentiert werden sollte, nicht mit bewusster Herabsetzung von anderen Usern oder Protzerei mit angeblich eigener Kompetenz.


    LG Tinchen

    Liebe Grüße Tinchen

    "Sacrificium Intellectus!"
    :-)
    "Ama et fac quod vis!"

    Einmal editiert, zuletzt von Tinchen1 ()