"Mehr Männer in die KiTas"

  • Die KiTa-Träger werben gerade heftig um mehr Männer, die als Erzieher tätig werden wollen. 3,2 Prozent sind es derzeit erst bundesweit. Im Bundesland Hessen 5,6 Prozent. Dahinter steckt ein mehrfaches Imageproblem, wurde jetzt in mehreren Studien heausgefunden. Der Beruf sei vom Image her unterbewertet. Er gilt als weiblich. Und: Es gäbe "das Vorurteil, dass Männer zu sexuellem Missbrauch von Kindern neigen", sagte die Pressesprecherin der Kampagne, Monika Bender, bei einem Pressegespräch. "Wer Männer in Kitas holen will, muss aber etwas gegen diesen Generalverdacht tun."
    Probleme gibt es vor allem auf dem Land. Während in größeren Städten (zB Freiburg 9,2%; Kassel 9,5%, Flensburg 9,7%, Hamburg 9,9%, Kiel 10,4% oder Frankfurt 11,3%) die Quote vergleichsweise hoch liegt, sieht es auf den Dörfern entsprechend mau aus. In den nächsten Jahren hofft man auf das Erreichen einer Quote von 20%.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Er gilt als weiblich.


    Der Beruf des Erziehers/der Erzieherin gilt als weiblich, weil man es traditionell als Aufgabe der Frau ansah, für die Kindererziehung zuständig zu sein.
    Es feht nicht nur an männlichen Erziehern, sondern auch in therapeutischen Berufen (z.B. Logopädie) und auch im Primarschulbereich gibt es zu wenige.
    Ein Grund ist auch das eher geringe Gehalt.
    Das Vorurteil, dass Männer zu sexuellem Missbrauch neigen, halte ich für nebensächlich bei der Berufswahl von Männern.

  • In unserer Kita ist in jeder Gruppe mindestens ein Erzieher und sie versuchen immer, zusätzlich männliche Praktikanten zu bekommen. (also mindestens 35% Männer)
    Das ist super. Durch dieses "Masse" an Männern ist vielleicht auch das Selbstverständnis von ihnen anders und es kommt jede/r Erzieher/in in den Genuss, Rasen zu mähen, das Tor zu ölen und ... und ... und ...
    Den Kindern gefällt es auf alle super!!!

    "Was für ein schöner Tag" :sonne

  • Wir haben bereits 2. Aber die Leitung hat schon zugegeben, dass sie bei der Auswahl noch genau als bei weibl. schaut und auch auf die Reaktionen der Eltern achtet.


    Insgesamt wird's gut angenommen. Ich finds auch gut.



    In anderen Kitas wurde mir aber schon erzählt, dass nach wie vor viele Eltern von vorwiegend Mädchen, nicht damit einverstanden waren, dass diese von männl. ERziehern gewickelt werden ( zumindest nicht ohne eine weitere Erzieherin in der Gegenwart. Da das nicht gewährleistet werden konnte ( da morgens und nachmittags ja oft nur noch eine Schicht da ist), wurden keine eingestellt.



    Und gerade wenn dann sowas vorfällt wie jetzt wieder auf der Klassenreise sind die Eltern besonders vorsichtig.


    Angesichts der Zahlen bezgl der Übergriffe und der Verteilung zwischen den Geschlechtern aber auch verständlich.

  • Ich habe im Rahmen eines Projektes vor ca. 1,5 Jahren eine Powerpoint-Präsentation zu dem Thema "Neue Männer braucht das Land" erstellt, die einige interessante Statistiken enthält (die natürlich nicht mehr ganz aktuell sind, weil schon 2 Jahre alt :Hm Aber ich denke es zeigt eine Grundhaltung zu dem Thema an. ). Wer möchte kann ja mal rein sehen. Da es eine moderierte Präsi war müsst Ihr imme wieder klicken. ;)


    Neue Männer braucht das Land


    Ich finde es extrem wichtig, mehr Männer als Erzieher zu gewinnen (soweit sie für den Beruf geeignet sind). Die Gründe hierfür werden in der Präsi erläutert.

  • Hier in der Umgebung gibt es auch einen Kindergarten die eine männliche stellv. Leitung hat

  • Ein Grund ist auch das eher geringe Gehalt.


    Das kam jetzt in den vorgelegten Studien so nicht heraus. ( knapp 2400,- Euro brutto ist das hier für den "normalen" Erzieher ohne Leitungsverantwortung.)


    Das Vorurteil, dass Männer zu sexuellem Missbrauch neigen, halte ich für nebensächlich bei der Berufswahl von Männern.


    Das sah die Sprecherin der Kampagne anders. Warum auch immer. Sie haben dazu aber Daten erhoben, hieß es.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Ich denke, bei der Berufswahl der Männer ist das wirklich nicht entscheidend. Zum Tragen kommt es aber bei der konkreten Jobsuche bzw. den Einstellungsmöglichkeiten bzw. dem jeweiligen Arbeitgeber.


    Grundsätzlich bin ich aber auch für mehr Männer in sozialen Berufen. Gerade auch, wenn ich mir die AE-Familien in der heutigen Zeit so ansehe.

  • Da hätte ich als Mann auch keine Lust als Erzieher zu arbeiten, wenn man irgendwie immer unter Generalverdacht steht.
    Und wer sagt denn, dass eine Erzieherin sich nicht auch an den Kindern vergehen könnte wenn sie allein ist :ohnmacht:


    Ich fände einen Erzieher für meine Tochter (gerade als AE-Mama) prima. Nicht nur weil sie Männer gerne mag, sondern vor allem weil ich eine männliche Bezugsperson für Kinder durchaus wichtig finde. Leider gibt es in ihrer KITA (obwohl insgesamt 6 Gruppen) keinen einzigen Erzieher.


    Ich habe auf Arbeit (Kindergarten) drei männliche Kollegen :daumen und in "meiner" Gruppe einen FSJ'ler und die Kinder (speziell die großen Jungs) lieben ihn.
    Ich mache auch oft die Erfahrung, dass Erzieherinnen auf dem Spielplatz ehr unter sich quatschen und die Erzieher sich wirklich mit den Kindern beschäftigen und rumtoben. Das ist sicher nicht immer und überall so - nur meine Beobachtung.


    Kinder können mit den Erziehern einfach körperlicher sein und "Kräfte messen".

    Einmal editiert, zuletzt von anri ()

  • Ein Grund ist auch das eher geringe Gehalt.


    In unserer Umgebung wird S8 gezahlt und den Job kann man sich aussuchen und auch die Stundenzahl


    .. S 8 .. 1 2 3 4 5 6
    Grundgehalt: 2297.92 € 2469.74 € 2684.50 € 2990.53 € 3269.71 € 3489.83 €
    Brutto gesamt: 2297.92 € 2469.74 € 2684.50 € 2990.53 € 3269.71 € 3489.83 €
    Netto gesamt: 1487.53 € 1566.60 € 1670.36 € 1814.45 € 1941.87 € 2039.64 €


    so schlecht ist das nicht - ich kenne da einige Männer die weniger verdienen


    Bürokaufleute werden hier oft schon für 1600 EUR eingestellt

  • Mein Sohn ist weder im Kindergarten noch in der Grundschule mit männlichen Erziehern/Lehrern in Kontakt gekommen (Ausnahme, 1 Sportlehrer für einige Monate in Vertretung).


    Ich würde es mir anders wünschen, könnte aber heutzutage kaum einem Mann raten, Erzieher im Kindergarten zu werden.


    Das Berufsrisiko hoch. Ein (falsch) geäußerter Verdacht von einer KiGa Mutter und man ist lebenslang raus aus dem erlernten Beruf, auch wenn sich vielleicht nach monate- bis jahrelangen Ermittlungen herausstellt, dass nichts dahinter war.


    Ich halte es für bezeichnend für die generalisierten Vorurteile, wenn hier jemand schreibt, dass Erzieher in einem Kindergarten nicht allein sein sollen beim Wickeln, wenn nicht eine Erzieherin dabei ist.


    Mein Sohn wurde meines Wissens ein einziges Mal von einem fremden Erwachsenen geschlagen. Das war eine Erzieherin im Kindergarten.

  • Ich kenne es so, dass mit Männern regelrecht geworben wird. Beispiel eines Kindergartens: Als Argument für ihren Kindergarten nannte die Leiterin, dass sie auch einen männlichen Erzieher haben.


    In logopädischen/ergotherapeutischen Praxen werden Männer gern eingestellt, wenn sie geeignet sind.
    Diese therapeutischen Berufe werden sehr schlecht bezahlt. Es gibt wenige Männer, die dauerhaft als Angestellter in einer Praxis angestellt sind, ein großer Teil macht sich selbsständig, weil sie dann finanziell besser dastehen. Frauen sind in viel größerem Maß bereit sich mit geringer Bezahlung abzufinden.
    Soweit ich weiß, können Erzieher durch Fortbildungen etc. auch kaum langfristig ihr Gehalt wesentlich verbessern.


    Es gibt Eltern, darunter auch alleinerziehende Mütter, die sich wünschen, dass ihr Kind von einem Mann therapiert oder betreut werden (Ausnahmen gibt es auch)


    Schwieriger wird es für einen Mann sein, als Tagesvater zu arbeiten. Da kann ich mir vorstellen, dass Eltern vorsichtiger sind, was die Angst vor sexuellem Missbrauch betrifft.

  • Schwieriger wird es für einen Mann sein, als Tagesvater zu arbeiten. Da kann ich mir vorstellen, dass Eltern vorsichtiger sind, was die Angst vor sexuellem Missbrauch betrifft.


    Ich persönlich hätte einem Tagesvater den Vortritt gegeben, um meinen Sohn zu betreuen. Liebend gern hätte ich einen gehabt. In unserer Stadt gibt es lediglich 3 Stück und die waren zur Zeit meiner Suche ausgebucht...
    Aber eigentlkich müsste mehr aufgeräumt werden mit dem Vorurteil, dass Männer als Erzieher Kinder missbrauchen.
    Sicher ist das schon vorgekommen udn vielleicht auch eher als bei Frauen. Aber der Anteil an männlichen Erziehern ist nunmal auch deutlich geringer!

  • Das Vorurteil, dass Männer zu sexuellem Missbrauch neigen, halte ich für nebensächlich bei der Berufswahl von Männern.




    Das sah die Sprecherin der Kampagne anders. Warum auch immer. Sie haben dazu aber Daten erhoben, hieß es.



    Diese Daten müsste man wohl sehen.
    Wir können ja mal hier eine Umfrage starten:
    Wer würde einen männlichen Erzieher ablehnen, weil er Angst hätte, dass es zum sexuellen Missbrauch kommen könnte?
    oder
    Wer würde sich einen männlichen Erzieher im Kindergarten für sein Kind wünschen?

  • Diese Daten müsste man wohl sehen.


    Die sind m.W. auf der Pressekonferenz verteilt worden Wirst du also heute oder morgen in der Tageszeitung nachlesen können. Aber du kannst sicher sein: Wenn die Kampagnensprecherin der bundesdeutschen KiTas diese Sache auch nur erwähnt, wo sie ja eigentlich durch die Aktion Männer einwerben will, dann kann man schon davon ausgehen, dass hier eine ziemlich breit getragene Angst bei potentiellen Erzieher-Azubis herrscht. Sonst würde sie sicherlich den Teufel tun und dieses Thema anpacken. Denn damit verliert man ja eher angehende Erzieher und gewinnt keine. Dass an dieser Angst etwas dran ist, zeigt ja das oben erwähnte Beispiel, wo Erzieher die Babys nicht wickeln dürfen. - Das mag ja auf den ersten Blick sogar für den Erzieher ganz angenehm sein, bedeutet aber auch: In den Augen der Eltern, deren Baby ich gerade betreue, bin ich ein potentieller Kinderschänder. - So einen Job tut man sich aber nicht gern an ...

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • wo sie ja eigentlich durch die Aktion Männer einwerben will, dann kann man schon davon ausgehen, dass hier eine ziemlich breit getragene Angst bei potentiellen Erzieher-Azubis herrscht


    Habe ich das richtig verstanden: Es besteht die Ansicht, dass es wenige Männer gibt, die sich für diesen Beruf entscheiden, weil diese die Befürchtung haben, dass man ihnen die Absicht des sexuellen Missbrauchs unterstellen könnte?
    Warum haben dann Fussballtrainer (meist männlich) diese Ängste nicht oder andere Ehrenamtliche, die (Freizeit-)Aktivitäten mit Kindern durchführen?
    Oder Kinderärzte?


    Volleybap,
    ich kann mir vorstellen, dass sexueller Missbrauch ein Thema ist, wenn sich ein Mann in der Erzieherausbildung befindet. Es ist bestimmt auch ein Thema, das Bestandteil der Ausbildung sein sollte.
    Aber auch bei Erzieherinnen haben Eltern ein Auge darauf, dass die Erzieherinnen einfühlsam mit ihren Kindern umgehen und die Erzieherinnen müssen damit lernen, dass ihr Verhalten gegenüber den Kindern von den Eltern auch kritisch beobachtet wird.


    Dass der Erzieherberuf von Männern von vornherein nicht zur näheren Auswahl steht, weil Männer befürchten, dass ihnen pädophile Neigungen unterstellt werden, mag in seltenen Fällen vorkommen.
    In erster Linie kommt der Erzieherberuf aber wahrscheinlich garnicht erst in die nähere Auswahl, weil dieser Beruf immer noch als klassischer Frauenberuf gilt und das Rollenverständnis sich weniger geändert hat, als man es annehmen könnte.



    Eine andere Idee für eine Umfrage hier könnte sein:
    Welcher Mann hat bei der Berufswahl den Beruf des Erziehers in Erwägung gezogen?
    Oder, warum nicht?


    Puhh, noch ein Flüchtigkeitsfehler..