ADHS und nun?

  • So.... heute ist der nächste Ergotermin und Knirps freut sich wie Bolle und ist gespannt, was seine Ergotherapeutin sich heute für ihn ausgedacht hat.


    Gestern hat er ohne Murren und Meckern und in einem Affenzahn ein Matheaufgabenblatt gemacht um sich "Medienzeit" zu verdienen *lach* ich war ziemlich erstaunt, es scheint halt auch auf seine Motivation anzukommen.


    Ansonsten genießen wir die Ferien, ohne Schulstress. Montag ruf ich mal beim SPZ an, ob sie schon was wegen eines Termines sagen können :-)


    Sohnemann hat gestern mit einem Eifer Kartoffeln geschält.... kochen macht ihm großen Spaß.

  • Edit:


    Nach Telefonaten mit der Krankenkasse und der einzigen Ergopraxis in Hannover die Neurofeedback anbietet: Die Kosten werden von der Krankenkasse übernommen. Allerdings muss ich dann die Ergotherapie in der Praxis, wo wir jetzt sind, beenden.


    Ich werd mir das mal überlegen und mit unserer Kinderärztin sprechen, wenn diese aus dem Urlaub wieder da ist.

  • Ich würde mir für mein Töchterchen das Neurofeedback wünschen... Bei uns wird es leider nicht angeboten.
    Da Tochterkind das klassische Träumerchen ist, würde ich mir davon durchaus erhoffen, dass eine Konzentrationsfähigkeitsverbesserung eintritt.

  • Bleib bitte weiter bei der Ergo, so lange es dort gut läuft. Neurofeedback hilft nur wenigen Kindern, ist eher ein Spezialfall in der Therapie, keinesfalls erste Wahl.

  • Ah... Also brauch ich meinem Kind nur zu sagen "ach komm, streng Dich an, das schaffst Du schon..."

    Eben gerade nicht. Es braucht ein gezieltes, von außen geführtes Training.


    Und die Sache mit dem Neurotransmitterproblem ist veraltet? Hast Du eine wissenschaftlich belegte Quelle für Deine Angabe?

    Nein, nicht veraltet, das sind bloß verschiedene Ebenen. Neuotransmitter sind Teil der biochemischen Betrachtung des ADHS, Exekutivfunktionen gehören zur neurophysiologischen Ebene. Die neurophysiologische Ebene ist eine übergeordnete Betrachtungsebene, in der es um komplexe Hinleistungen geht, während die biochemische Ebene die Vorgänge an einzelnen Synapsen betrachtet. Beides ist sinvoll und notwendig: der biochemische Aspekt vor allem für die medikamentöse Therapie, der neurophysiologische für die Ergotherapie.


    Quellen zu dem ganzen Bereich kann ich Dir in beliebigem Umfang anbieten, alleine schon Pubmed quillt über davon.

  • Hallo Dr. Dolittle,


    kannst Du die Aussage "Neurofeedback hilft nur wenigen Kindern" belegen?
    Und warum soll Ergotherapie besser geeignet sein?


    Mein Wissensstand ist:


    Neurofeedback ist vor allem bei leichteren Fällen der Weg, der Kinder fast unauffällig werden lässt in der Symptomatik.
    Bei diesen Kindern ist das Thema Medikation nach der Therapie meistens weg vom Tisch. Die Impulsivität ist reduziert, die Konzentrationsfähigkeit gesteigert. Vorher-Nachher-Messungen bestätigen das, die Schulnoten sowieso.


    Bei schwereren Fällen kann und sollte die Therapie medikamentös begleitet werden, kann danach aber in vielen Fällen reduziert werden; bei einigen wenigen Fällen war die Medikation nicht mehr notwendig.


    Nur in wenigen Fällen hilft Neurofeedback gar nicht nicht.


    Wie sind Deine Erfahrungen in Sachen Ergotherapie?
    Warum soll die wirksamer sein in neurophysiologischer Hinsicht als Neurofeedback, das gezielt genau an diesen Hirnfunktionen ansetzt?


    Fragende Grüße
    FrauRausteiger, die mehr als genug Ergo- und Neurofeedbacktherapie-Kinder kennt - egal ob mit oder ohne H

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    •» Cave quicquam dicas, nisi quod scieris optime. :rauchen «•
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  • Es gibt keinen wissenschaftlichen Beleg, dass Ergotherapie (im eigentlichen Sinne) bei Kindern mit AD(H)S einen Nutzen für die AD(H)S Symptomatik hat.


    Eine symptomorientierte Verhaltenstherapie hat einen mäßigen Effekt. Aber auch für das Selbstinsturktionstraining ist die Wirksamkeit meines Wissens nicht gut belegt.


    Medikamente wirken im Mittel deutlich stärker v.a. bei Impulsivität und motorischer Hyperaktivität.


    Falls Biofeedback wirkt (was gut möglich, aber nicht abschließend belegt ist), dann ist die Wirksamkeit deutlich geringer als z.B. eine medikamentöse Therapie, der aufwand ist nicht zu unterschätzen.


    Falls es zusätzlich zum AD(H)s spezifische Schwächen (motorischer Bereich, LRS, Dyskalkulie etc. ) gibt, dann kann man die gezielt trainieren. Für solche motorischen Zusatzprobleme kann eine Ergotherapie bei einzelnen Kindern mal sinnvoll sein.

  • Hallo Segelpapa,


    die Wirksamkeit ist abschließend belegt seit ca 2009 (Studie der Universität Tübingen).


    Der Aufwand ist einige Monate lang groß.

    Dem entgegen steht: Biofeedback hat keinerlei Nebenwirkungen, die Kinder essen und schlafen normal; Biofeedback ist nicht abends "vorbei" wenn das Medikament nicht mehr wirkt, kennt keinen Rebound, das Wesen des Kindes verändert sich nicht. Betroffene schalten die Konzentrationsfähigkeit an und aus nach Belieben und Bedarf.


    Ich bin sicherlich keine strikte Gegnerin der Medikation. Vielen Kindern wurde dadurch geholfen.


    Wenn jedoch die Medikation noch nicht wirklich zur Debatte steht und man noch sanfte Methoden testen kann, sollte man sich bei Betroffenen umhören und nachfragen ob Ergotherapie die Medikation bei diesen Menschen nachhaltig verhindern konnte. Ich kenne kaum jemanden, bei dem dieses zutrifft.


    Beste Grüße
    FrauRausteiger, die sich freut, dass Krankenkassen hier offenbar endlich zur Vernunft kommen

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  • Hallo Dr. Dolittle,


    kannst Du die Aussage "Neurofeedback hilft nur wenigen Kindern" belegen?


    Zum Thema der Wirksamkeit von Neurofeedback gibt es zahlreiche, teils euphorische Studien, die allerdings in ihren Aussagen von praktisch in der Therapie von ADHSlern tätigen relativiert werden. Die Praxis zeigt, daß nur ein kleinerer Teil der Kinder die notwendige Konzentzrationsfähigkeit aufbringen kann, um überhaupt ausreichend lange mit dem Programm zu trainieren. Das Problem ist bekannt und die Entwickler arbeiten AFAIK kontunierlich daran, die Programme dahingehend zu verbessern, um die Abbrecherquote dieses konstenintensiven Verfahrens zu senken. Auf der anderen Seite wird sich darum bemüht, die Kinder besser, evtl. auch medikamentös, beim Training zu unterstützen. Ich denke, es ist durchaus sinnvoll, solch ein Verfahren auszuprobieren, wenn das Kind geeignet erscheint und interessiert ist und Du hast auch völlig recht damit, daß es einigen Kindern sehr gut hilft und anscheinendl frei von Nebenwiekungen ist, weshalb ich diese Methode auch befürworte, bloß eben nicht undifferenziert empfehle.


    Und warum soll Ergotherapie besser geeignet sein?

    In diesem speziellen Fall liegt eine deutliche Indikation für eine Ergo vor, weil das Kind offenbar eine Rechenschwäche hat. Ob es darüberhinaus auch ein ADHS hat, erscheint mehr als fraglich. Darum würde ich hier ganz klar eine Weiterführung der Ergo empfehlen, bis von dort ein erster Zwischenbericht abgegeben werden kann. Vermutlich wird sich das Stärken-/Schwächen-Profil vom Muckel im Verlauf der Ergo auch feiner ausdifferenzieren lassen, was sich häufig gut als Ausgangsbasis für eine weitere Planung des therapeutischen Vorgehens nutzen läßt.


    Wie sind Deine Erfahrungen in Sachen Ergotherapie?
    Warum soll die wirksamer sein in neurophysiologischer Hinsicht als Neurofeedback, das gezielt genau an diesen Hirnfunktionen ansetzt?

    Das meiste dazu habe ich hoffentlich weiter oben schon beantwortet, darum hier nur kurz dazu: Der Nutzen von Ergotherapie ist vergleichsweise schwierig zu evaluieren, weshalb jedes Kind einzeln betrachtet werden sollte. Verbessert sich das Kind unter der Ergo, ist es für diese Kind passend, andernfalls schaut man weiter. Bei ADHS, was hier IMHO eher nicht vorliegt, hilft es nur dann in Bezug auf die Kernsymptomatik, wenn im Rahmen der Ergo, ähnlich einer ADHS-Verhaltenstherapie, direkt an der Verbesserung der Exekutivfuinktionen gearbeitet wird. Ansonsten eignet es sich eher für die Therapie von Begleitstörungen, wie Teilleistungsstörungen oder Entwicklungsstörungen.


    Einen allgemeinen Vergleich der Wirksamkeit von Ergo zu NF habe ich nirgendwo vorgenommen und denke auch, daß beide Verfahren für sich, und erst recht im Vergleich, sich zu wenig verallgemeinern lassen, als das dies sinnvoll wäre.

  • Ich würde auch erstmal schauen, ob es im Rahmen der Ergo oder anderer ganzheitlichen Ansätze Wege gibt.


    Wir haben hier eine Gemeinschaftspraxis gefunden, die u.a. Einzel- und Gruppenstunden, Sozialtrainings - und aber auch z. B. das Marburger Konzentrationstraining anbietet.
    Zuerst "wollte" ich das bei einem teuren Privatanbieter buchen: 8 Std. für 210,- € :schiel weil der Druck von Außen, des Lehrers, der OGS so groß wurde, dass sie sich besser konzentrieren müsse - besonders in Mathe !
    Dann jedoch fand ich diese tolle Ergopraxis, die u.a. genau diese Trainings in spielerischer Art im Rahmen der Ergo anbietet :daumen


    oh, was "leg" ich mich regelmäßig mit Klassenlehrer, Schulleitung und Über-Müttern an :
    Meine Tochter ist ein ganz normales achtjähriges Kind, gut in der Schule, dennoch ein bissel verpeilt - gerade in Mathe .... ABER sie ist acht Jahre und darf Kind und auch unkonzentriert und auch noch verträumt sein.


    Ihr sollte auch der Stempel ADHS aufgedrückt werden
    Sogar Testungen laufen, weil ich mich seitens der
    NEUEN Schule dazu genötigt fühle :schiel

  • Hallo Dr. Dolittle,


    ich finde es schlichtweg vermessen, wenn ein Internet-Onkel-Doktor die Diagnose einer Kinder- und Jugendpsychiatrischen Praxis mit dem Satz "Bei ADHS, was hier IMHO eher nicht vorliegt" vom Tisch wischen möchte.


    Anmerkung zum Satz: "Zum Thema der Wirksamkeit von Neurofeedback gibt es zahlreiche, teils euphorische Studien, die allerdings in ihren Aussagen von praktisch in der Therapie von ADHSlern tätigen relativiert werden"
    Dieser Satz liest sich, als wären die ADHS-Forscher, die die Wirksamkeit von Neurofeedback nachgewiesen haben nicht praktisch in der Therapie von ADHS tätig. Hier möchte ich einfach anmerken, dass viele tausend Kinder für diese Studien therapiert wurden; die meisten davon erfolgreich. Die Praxis in diesen Studien zeigt, dass es geht wenn die richtigen Leute mit diesen Kindern arbeiten.
    Ob da da andere "praktisch in der Therapie von ADHSlern tätige" und -verdienende irgendetwas relativieren sollten, erscheint zumindest fragwürdig.


    Da nun der Themenstrang der Themeneröffnerin offenbar auf ein Nebenthema abdriftet, werde ich es dabei belassen.


    Beste Grüße
    FrauRausteiger, die es ausdrücklich befürwortet, in diesem Falle eine zweite Meinung einzuholen, die jedoch keinerlei Sinnhaftigkeit in Ergotherapie sieht, wenn doch offenbar ausschließlich eine Rechenschwäche therapiert werden soll.

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  • Ein Diabetiskranker benötigt Insulin, auch wenn es Nebenwirkungen hat. Ein ADS- JA KRANKER - nicht ein Kind, dass ein bissel Schwierigkeiten mit der Konzentration hat - soll für ihn wichtige Medikation nicht erhalten, weil das Mittel zu Recht nicht frei verfügbar ist? .


    Diese Spruch verwenden oft Ärzte,sowie promedikation gerichtete Literatur.Das Problem aber ist,dass
    bei einer Diabetikerbehandlung, die Insulingaben helfen, einen Mangel auszugleichen. Ähnlich sei es bei ADHSKindern, dieRitalin
    benötigen.Allerdings hinkt der Vergleich,denn beim Diabetiker können wir labortechnisch Insulin- und Zuckerwerte
    bestimmen, während bei ADHS Hirnstoffwechselstörungen vermutet, aber nicht nachgewiesen werden können.
    Es gibt keine Laborwerte. Es gibt keine mit naturwissenschaftlichen Methoden erbrachte Unterscheidung zwischen einem Hirnstoffwechselgestörten und einem nicht hirnstoffwechselgestörten Kind.
    Eine biochemische Störung konnte bisher nicht nachgewiesen werden.(Da sich die Symptomatik durch die Verabreichung von Psychostimulanzien, die Dopamin freisetzen bessert, schloss man, dass eine unzureichende Dopaminbildung im Gehirn für das gestörte Verhalten verantwortlich sein muss).Können wir dann auch sagen,dass ein unter schlafstörungen leidender Patient einen Valiummangel habe,weil dieses Medikament helfe?
    Des weiterem wird erklärt,dass es sich um eine genetisch bedingte" Krankheit" handelt,was die Ritalingabe gerechtfertigt (gibt es auch hier irgendwelche Laborwerte, die dies bestätigen könnten, so wie beim oft als Beispiel genannten Diabetiker?)
    Aber wenn so was wäre,wie erklärt man dann ,dass trotzt sinkenden Geburtsratenzahl der ADHS-Diagnostizierten und mit Medikamenten behandelten Kindern steigt und das um das Vielfache.Genetisch bedingte Erkrankungen sind in ihrer Häufigkeit relativ stabil. Bei geringeren Geburtenraten müsste also die absolute Häufigkeit sinken. Fakt ist aber, dass die Ritalin Gaben
    explosionsartig steigen, was bedeutet, dass entweder eine genetische Disposition nicht infrage kommt oder in großem Umfang Kinder symptombezogen, ohne gesicherte Diagnose medikamentiert werden, um erwünschtes Verhalten herzustellen.
    Sind dann alle Menschen irgendwann gestört?



    Integrationshilfe... da muss ich fast lachen. Ja, wir haben - insbesondere wegen einer weiteren Störung - einen Förderstatus sowie eine Zuweisung zum § 35a. Und? Ist in Deutschland Geld für sowas da? Ein AD H S-ler, der im Unterricht störend wirkt, der laut ist, der bekommt ggf sogar einen Schulbegleiter. .


    Lorelei, ich geb Dir da völlig Recht, wenn Du sagst, dass den "Scheiss" nur Leute von sich geben, deren Kinder "funktionieren". .



    Tja,da bin ich..Deine Probleme hätte ich gerne gehabt.
    Es wurde sogar schon vom Schulamt eine Hospitation eingeleitet und dank §35a und angelaufenen Hilfen, zunächst gestoppt wurde.
    Es drohte im besten Fall eine "Schule für Erziehungshilfe".(Gutachten wurden schon erstellt).Heute ist Junior im Gymnasium, was damals niemand gedacht hätte.Neben der Tagesgruppe, in der die Hausaufgaben gut erklärt werden (es sind ja nur 3 Betreuer für 8 Kinder) bekommt mein Sohn noch 1/Woche professionelle Nachhilfe.
    Neben Spaß wird auch gelernt und die beiden verstehen sich sehr gut, was auch Auswirkungen auf die Noten hat. Ich Liebe mein Sohn sehr und dies so wie er ist, nicht erst wenn er Pille schluckt. Er weiß das und versucht mich nicht zu enttäuschen.


    eine anlagebedingte Unterentwicklung der Exekutivfunktionen, die sich nur in stetigem Training nachentwickeln lassen.



    Hier bin ich mit Dr.Dolittle einig.

    "Aber wer einmal gelernt hat, Bewegungserscheinungen
    auf das Ganze des Seelenlebens zu beziehen, wird....
    immer von neuem über die Fülle der Zugänge zu
    Seelischem staunen, die sich ihm allenthalben
    eröffnen“


    (August Homburger)

  • Zitat

    Es gibt keine mit naturwissenschaftlichen Methoden erbrachte Unterscheidung zwischen einem Hirnstoffwechselgestörten und einem nicht hirnstoffwechselgestörten Kind.


    Falsch:


    Klick 1


    Klick 2


    Klick 3




    Mehr möchte ich da mit Dir auch nicht "diskutieren", denn wenn ich schon wieder lese "Ich Liebe mein Sohn sehr und dies so wie er ist, nicht erst wenn er Pille schluckt. Er weiß das und versucht mich nicht zu enttäuschen." Dann geht das für mich wieder nur in eine negative Richtung, denn ich finde es (höflich ausgedrückt) vermessen, den Eltern, die der medikamentösen Hilfe zustimmen, damit unterschwellig das Gegenteil zu unterstellen, ihre Kinder nicht so zu lieben wie sie sind.

  • Ach, Bonny, das schreibt Chaos Papa ja auch gar nicht.
    Vielmehr ist es so, dass er enttäuscht wäre, wenn sich Sohnemann nicht sozial adäquat verhalten würde und wenn er keine guten Noten schreiben würde...
    Siehe Zitat: "und dies so wie er ist, nicht erst wenn er Pille schluckt. Er weiß das und versucht mich nicht zu enttäuschen."


    Sicherlich ist das Gefühl des Sohnes, dass er an der Enttäuschung seines Vaters schuld wäre, viel wertvoller als wenn das Kind mit "Drogen vollgestopft" würde.


    Aber back to topic: Die Untersuchung des gestörten Dopamin-Stoffwechsels findet nicht statt, weil sie zu teuer und zu belastend wäre. Aus diesem Grund wird ADHS an den Symptomen und durch Ausschlussverfahren diagnostiziert. Das bedeutet aber nicht, dass diese Stoffwechselstörung nicht vorhanden ist.


    Dass Kinder diese auch ohne Medikation kompensieren können - entweder weil das ADHS nicht sehr ausgepräft ist oder unter optimalen Bedingungen - steht außer Frage. Häufig sind aber diese optimalen Bedingungen nicht gegeben und vor allem auch nicht nur durch die Eltern/Familie herzustellen. Wenn dann also ein nicht optimales - z.B. schulisches - Umfeld hinzukommt, dann gibt es einfach Fälle, bei denen eine Medikation angezeigt ist. Denn erstens kann ich meine Umwelt nicht ändern und an meine Bedürfnisse anpassen und zweitens muss das Kind ja auch in der Lage sein, unter den üblichen Bedingungen der Gesellschaft sich adäquat zu verhalten.


    Und, Chaos Papa: Die Verurteilung von Eltern á la "ich habs ja auch ohne Medikamente geschafft, dann muss es bei allen anderen auch gehen" ist einfach überheblich und vermessen. Heißt dann auch "lieber Arzt, Du hast Lungenkrebs bei Patient A heilen können, dann ist es Dein Versagen, wenn Patient B daran stirbt." Da spielen ja wohl noch um einige mehr Komponenten in jeden Einzelfall mit rein... Davon mal abgesehen stört mich immer so ein missionarischer Eifer. Ich verlange ja auch nicht von allen anderen Eltern ADHS-erkrankter Kinder, dass sie diesen MPH geben SOLLEN, genauso solltest Du von Deinem Einzelfall nicht von anderen verlangen, dass sie Deinen Weg gehen, nur weil Du die Medikation für Dich bzw. Deinen Sohn als inakzeptabel angesehen hast.


    Edit: Rechtschreibfehler korrigiert

  • Auch zu diesem speziellen Thema gibts Meinungen, wie Sand am Meer. Man sollte nicht "verallgemeinern", jede/r Betroffene macht eigene Erfahrungen.


    Ich hoffe sehr, dass es ohne Tabletten gehen wird. Ich werde sehen, ob die Ergo was bringt, ich habe von der Klassen- und Mathelehrerin volle Rückendeckung, es erstmal ohne Medis zu versuchen, nichts desto trotz werden sie mir auch ehrlich sagen, wenn sie der Meinung sind, dass eine medikamentöse Behandlung erforderlich ist. Genauso habe ich es auch mit der Ergotherapeutin besprochen.


    Nach den Ferien habe ich dann einen Termin bei den beiden Lehrerinnen um "die weitere Vorgehensweise" zu besprochen, auch wegen dem Nachteilsausgleich bzgl. der Rechenschwäche.


    Dann steht noch der Termin (die Termine) im SPZ aus, die ja auch sicherlich eine Meinung zu meinem Kind haben werden.


    Wie schon gesagt: ich wäre dankbar und glücklich, wenn es ohne geht, ich werde aber auch Medis geben, wenn es angebracht ist, allein schon deswegen, um meinem Sohn das Leben nicht schwerer zu machen, als es unbedingt sein muss.


    Der Muckel macht grad entwicklungsmäßig wieder einen "Sprung". Er wird selbständiger und "erwachsener" (blödes Wort, ich weiß, er ist ja "erst" 8, aber mir fällt kein anderes Wort dafür ein). Mit jedem Erfolgserlebnis wird er selbstbewusster und ist sehr stolz, kein "Kleiner" mehr zu sein. Das kommt mir im moment sehr entgegen, weil er jetzt grad zurzeit gut zu motivieren ist, auch für Dinge, die ihm nicht so viel Spaß machen oder die er nicht gerne tut.


    Die Diagnose ist gesackt und verdaut und wir werden jetzt unseren Weg finden und gehen müssen.


    Jedes Kind ist unterschiedlich, ein eigenes Individuum... egal ob mit AD(H)S oder ohne und sollte auch individuell behandelt werden.


    Und gerade in Bezug auf diese Diagnose: Was dem einen Kind hilft, muss bei einem anderen noch lange nichts bringen.



    Edit: Gerade hab ich mit dem SPZ telefoniert. Am 01.08.2013 haben wir um 09:00 Uhr einen Termin zur Vorstellung dort :-)

  • Hallo Dr. Dolittle,


    ich finde es schlichtweg vermessen, wenn ein Internet-Onkel-Doktor die Diagnose einer Kinder- und Jugendpsychiatrischen Praxis mit dem Satz "Bei ADHS, was hier IMHO eher nicht vorliegt" vom Tisch wischen möchte.

    Gegen diese Unterstellung verwehre ich mich. Ich habe nur meine Einschätzung (O = opinion) dargelegt, nichts vom Tisch gewischt.


    Anmerkung zum Satz: "Zum Thema der Wirksamkeit von Neurofeedback gibt es zahlreiche, teils euphorische Studien, die allerdings in ihren Aussagen von praktisch in der Therapie von ADHSlern tätigen relativiert werden"
    Dieser Satz liest sich, als wären die ADHS-Forscher, die die Wirksamkeit von Neurofeedback nachgewiesen haben nicht praktisch in der Therapie von ADHS tätig. Hier möchte ich einfach anmerken, dass viele tausend Kinder für diese Studien therapiert wurden; die meisten davon erfolgreich. Die Praxis in diesen Studien zeigt, dass es geht wenn die richtigen Leute mit diesen Kindern arbeiten.

    Du schreibst hier über sorgsam ausgewählte Kinder die unter Studienbedingungen intensiv betreut werden. Ich Rede von der alltäglichen Praxis, in der schlicht viele Kinder es nicht packen mit dem NF. Woran das liegt und wie das verbessert werden kann, daran wird, wie bereits geschrieben, aktuell geforscht.


    Ob da da andere "praktisch in der Therapie von ADHSlern tätige" und -verdienende irgendetwas relativieren sollten, erscheint zumindest fragwürdig.

    Ich habe diese Infos überwiegend von angestellten Therapeuten, die jeden Monat dasselbe verdienen, egal, welche Therapie sie einsetzen.


    FrauRausteiger, die es ausdrücklich befürwortet, in diesem Falle eine zweite Meinung einzuholen, die jedoch keinerlei Sinnhaftigkeit in Ergotherapie sieht, wenn doch offenbar ausschließlich eine Rechenschwäche therapiert werden soll.

    Anscheinend hast du eine sehr eingeengte Vorstellung davon, was der weitgefächerte Bereich Ergo alles umfaßt. Teilleistungsschwächen zu therapieren gehört fraglos dazu und funktioniert häufig auch gut. Was denkst Du denn, was in einer Ergo gemacht wird und wer eine Dyskalkulie besser therapieren könnte?

  • Zitat

    Die Diagnose ist gesackt und verdaut und wir werden jetzt unseren Weg finden und gehen müssen.


    Derjenige der dir diese Diagnose gegeben hat darf das gar nicht.
    Mir kommt es vor als hast du dich inzwischen selber schon drauf eingeschossen, dabei ist es doch noch gar nicht wirklich geklärt.
    Ich finde du legst dich da innerlich zu früh fest.

  • Wie schon gesagt: ich wäre dankbar und glücklich, wenn es ohne geht, ich werde aber auch Medis geben, wenn es angebracht ist, allein schon deswegen, um meinem Sohn das Leben nicht schwerer zu machen, als es unbedingt sein muss.

    diese Einstellung finde ich gut :daumen
    So habe ich es mit meiner Tochter auch gemacht, sie ist jetzt 3 und hat ADS ohne H, ein typisches Träumerchen.
    Ganz ohne Medis gehts bei ihr leider nicht, denn in der Schule träumt sie sich weg, bekommt absolut nichts vom Unterricht mit, malt nur, oder macht sonst was, das nicht zum Unterricht gehört.
    Sie sagt selbst, dass sie das nicht möchte, aber auch nicht verhindern kann, also nimmt sie für die Schule ihr Medikinet und an den WE und in den Ferien nimmt sie nichts.
    Momentan ist sie auf der Warteliste im Therapiezentrum hier in WI, da hoffe ich, dass wir bald einen Platz bekommen, dann sehen wir, was ihr die Therapie bringt und ob begleitende Medikation nötig sein wird
    oder ob es auch ohne geht.


    liebe Grüße,
    Inge
    :Flowers

    Was nicht aus dem Herzen kommt
    , wird ein anderes Herz nie erreichen :-)

    (Phil Bosnans)

  • sie ist jetzt 3 und hat ADS ohne H...
    denn in der Schule träumt sie sich weg,


    Deine Tochter hat kein ADS, die ist ein Wunderkind, wenn sie mit 3 in der Schule ist!! ;)


    Tschuldige das OT...aber bei der Vorlage :lach



    Ich werde übrigens demnächst auch zu diesem Thema mal einen eigenen thread eröffnen, denn das Ergebnis von unserem Blind-Versuch mit Medikinet liegt vor...davon möchte ich berichten.


    Bettina