Drama um die Kitafahrt...

  • Er ist ein kleiner Sicherheitsfanatiker.
    Er will abends die Möglichkeit haben, mich anzurufen, wenn er woanders ist. Auch wenn er es erst einmal zum Testen gemacht hat, er möchte es können.
    Ausserdem trägt er nachts noch Windeln und schämt sich deswegen, sobald es ausserhalb des Familienkreises zur Sprache kommt.
    Er bekommt zwar Medikamente deswegen und ist meist auch trocken, aber er möchte die Sicherheit haben, dass auch wirklich nichts passiert


    Ok, das erklärt einiges - ich kann ihn verstehen und


    In die Kita soll er nur ein paar Tage vorher nicht mehr, damit die anderen Kinder sich ihrer Vorfreude ungestört hingeben können, das ist für mich auch in Ordnung und verständlich.


    verstehe nicht, warum man ihn ausgrenzt, anstatt ihm zu helfen - das würde ich von den Erziehern erwarten.

  • Also, erstmal bin ich auch für Konsequenz.
    Wie sollen Kinder die Tragweite ihrer Entscheidungen verstehen lernen, wenn sie nie die Konsequenzen spüren?


    Allerdings ist die Abschlussfahrt ja etwas einmaliges.
    Wäre es für dich denkbar, die Konsequenz umzudrehen?
    Ich meine damit, du könntest ihn fahren lassen, mit dem Hinweis darauf, dass er dann aber mit aller Konsequenz
    mitfährt. Heißt: kein Abholdienst in der Nacht bei Heimweh! Weder von dir noch vom Papa...
    (das müsste natürlich von allen Beteiligten mitgetragen werden. Wenn nicht, keine Abschlussfahrt für Sohn, egal wie hart das ist!)

    Erziehung besteht aus 2 Dingen: Vorbild sein und Liebe. (Montessori)


    Es gibt kein problematisches Kind, es gibt nur problematische Eltern. (A.S. Neill)


    Erziehe dich selbst, bevor du Kinder zu erziehen trachtest. (J. Korczak)

  • Versuche es mal noch ein Stück weiter zu sehen.
    Klar, er lernt jetzt, dass seine Entscheidungen Folgen haben (das ist gut)
    Aber was wird er noch lernen? Dass er mit Frust umgehen lernt. Er wird merken, dass hinterher die Welt nicht untergegangen ist, dass er Frust hatte und der dann auch irgendwann vergessen ist. Auch das ist eine wertvolle Erfahrung, die Kinder brauchen


    Ich wünsche Dir gute Nerven

    "Was für ein schöner Tag" :sonne

  • Ganz ehrlich? Hätte mein Sohn ganz lieb angefragt, ob er doch noch mitdarf und nicht von vornherein so einen Terz gemacht und überall deswegen Unruhe gestiftet, hätte ich ihn vielleicht sogar fahren lassen. Aber das hat er nicht getan, er hat nicht gefragt. Er hat folgendes gesagt. "Mama, die Erzieherin hat den anderen vom Gespenst erzählt. Und ich darf das nicht sehen, ich darf nicht mit, weil du so eine gemeine Mama bist."


    Japp, das ist hart. Mein Sohn (10) ist gestern zu spät heim, hat sein Handy vergessen und nachdem ich ihm durchaus erbost, aber nicht laut die Leviten gelesen habe: Warum beleidigst du mich? (Er fühlt sich immer beleidigt, wenn ich schimpfe, das ist eine Frage der Tonlage, weniger des Inhalts) Nach dem genuschelten "Du bist doof." hat ihn sein Bett kassiert.
    Da möchte einem schon der Kopf platzen, wenn man dann als Hintern hingestellt wird. In so einem Fall hilft die räumliche Trennung inkl. Zeitfaktor gut, um erstmal runterzukommen.
    Bei so einer "schwerwiegenden" Entscheidung, und schwerwiegend ist sie für das Alter schon, ist es u.U. kontraproduktiv das Kind mehrfach zu fragen: "Willste? Willste nicht?" Je nachdem wie oft der Ball hin und hergeschoben wurde.
    Um das in aller Konsequenz vollständig zu überblicken, fehlt es ihm einfach noch an Lebenserfahrung.

  • Hm...ich hab ja schon meine Meinung geschrieben, aber...ach schit mensch, es ist echt blöde...gerade weil es die einzige Fahrt dieser Art ist.


    Fällt Dir vielleicht irgendwas anderes ein, worüber Ihr häufiger mal Streit habt oder so. Wo Du ihm was abverlangen kannst, als Gegenleistung wenn er doch dürfte?


    Ok, das weicht dann ein Stückchen ab vom konsequent sein, aber halt nicht ohne Gegenleistung. Daß er sieht, er muß was dafür tun, oder auf etwas verzichten oder so.


    Einfach nur, damit er merkt, er kommt zwar davon, aber mit nem blauen Auge.


    Bettina

  • frascita
    Wenn ich ihm sage, dass er dann komme was wolle dableiben muss, schiebe ich der Erzieherin eine Rolle zu, die sie nicht ausfüllen kann. Denn dann würde er sich die ganze Zeit Gedanken darum machen, dass er ja nicht abgeholt werden würde, wenn es ihm schlecht geht und würde erst recht abgeholt werden wollen. Und der Erzieherin ständig auf der Pelle hängen, was ja wegen der anderen Kinder gar nicht geht. Ausserdem weiss er ja, dass ich ihn gar nicht abholen kann, habe ja kein Auto usw. Und der Vater keine Zeit/keinen Bock, was auch immer.


    Lena:
    Er wird ja nicht ausgegrenzt, er fühlt sich nur so.
    Die Erzieherin hat nach den ersten Wutausbrüchen mit mir und ihm ein Gespräch geführt, ganz verständnisvoll. Und dann noch mal mit mir zusammen in der Kindergruppe, wo wir auch den anderen Kindern erklärt haben, dass er traurig ist und deswegen böse wird, wenn man über die Fahrt redet. Es wurde dann besprochen, dass die Kinder Rücksicht nehmen im Sinne von sich nicht zum Streiten provozieren lassen und er dann aus der Situation geht, wenns es ihm nicht passt. Natürlich haben die Kinder auch gefragt, warum er nicht mitkommt. Da haben wir dann nochmal besprochen, was Entscheidungen bedeuten.
    Unter anderem wegen dem Gespräch mit den Kindern wäre es ein fataler Fehler, ihn noch mitfahren zu lassen, oder sehe ich das falsch?


    @Ranaan
    Wie gesagt, im Vorfeld haben wir alle seine Bedenken ausgeräumt, das mit den Windeln hätte niemand bemerkt ausser sein bester Freund (die beiden hätten in einem 2Bettzimmer geschlafen)und der weiss das schon lange und das ist für meinen Sohn auch in Ordnung, die übernachten ja ab und an zusammen.
    Wir haben ihn nicht immer wieder gefragt ob er nun mit will oder nicht. Wir haben das nur thematisiert, wenn er selber damit anfing und ihm gesagt, dass er noch Zeit hat, sich zu entscheiden. Nach und nach kamen all seine Bedenken zum Vorschein und wir haben darüber geredet. Bis er eben zum Stichtag entschieden hat, dass er nicht mit will.




    Manchmal habe ich das Gefühl, wir reden allgemein zuviel... :ohnmacht:


    @Charlie:
    Ob mans glaubt oder nicht, nein, haben wir nicht. Wir streiten im Alltag nicht oder diskutieren auch nicht viel. Er möchte etwas, was nicht geht, ich sage, warum es nicht geht und er versteht. Ich möchte etwas von ihm, was er nicht will, ich sag, warum ich es will und er macht es. Ob freiwillig oder nicht. Ich glaube, weil es sonst so gut funktioniert, kann ich so schlecht damit umgehen, dass gerade das jetzt so rein gar nicht von ihm verstanden werden will. Und dass sein Vater sich da so auf die verkehrte Weise reinhängt, bringt mich zusätzlich ins Wanken.


    Danke für eure vielen Meinungen, Anregungen und Eindrücke. :thanks::blume Ich denke, für mich und meinen Sohn ist es das Beste, wenn er nicht mitfährt. Er lernt, dass seine Entscheidungen Konsequenzen haben, die ihm nicht immer gefallen. Sein Vater lernt, dass er sich von vornherein beteiligen muss, wenn er etwas zu sagen haben will und nicht erst, wenns eigentlich schon beendet ist.
    Und ich lerne, meine Nerven zu stärken, insbesondere deswegen, weil die kleine Schwester jetzt mit einem Jahr schon Tendenzen zum Wüterich zeigt, wie ich sie bei meinem Sohn noch nie erlebt habe. :nixwieweg

  • Da rollen sich mir beim Lesen die Fußnägel auf, der arme kleine Kerl.


    Wenn er einen richtigen Bock geschossen hätte, dann wäre ich auch für hart bleiben, aber doch nicht weil er sich umentschieden hat.
    Das ist nicht konsequent, das ist lieblos.

  • Dann pass auf, dass du nicht mit den aufgerollten Nägeln an deinen Socken hängen bleibst. ;)


    Lieblos ist etwas ganz anderes. Lieblos wäre es, wenn ich ihm von vornherein gesagt hätte, dass er nicht mit darf, weil ich nicht will, dass er Spass hat und sich freut.


    Ich bin auf alle seine Bedenken eingegangen, habe versucht, ihm die Fahrt so schmackhaft wie möglich zu machen, habe in seinem Beisein mit dem Opa abgemacht, dass der ihn jederzeit holen fährt, ich hätte für ihn alles möglich gemacht. Aber er wollte nicht. Und jetzt mit diesem Gemotze, dem Gemecker, dem Beleidigen von mir und den anderen Kindern erreichen wollen, doch mit zu dürfen, ist bei mir kein Durchkommen. Mein Verständnis hat er, aber seinen Willen bekommt er damit nicht.

  • Ne, lieblos ist das wirklich nicht.


    Ich wank ja auch gerad ein wenig, mein weiche Seite blinzelt hier auch gerade durch, weil mir das auch uuuuuuunheimlich leid tut und für meinen Sohn auch leid tun würde.


    Aber wie fischerliese schon sagt. das Drumherum von ihm jetzt, DAMIT hat er sich das jetzt eingehandelt. Das ist genau das, was ich mal in einem thread versucht hatte zu schreiben. Ich musste auch ziemlich hart sein. Ja, ich musste, weil es meinen Prinzipien entsprang. Aber...es hat auch mir sehr wehgetan. Es ist nicht immer schön, konsequent zu sein. :kopf


    Ach mensch...doof, lach...


    Laß ihn zu Hause und mach dafür was anderes Schönes an diesen Tagen.


    Bettina

  • Ich hätte meine auch mitfahren lassen.


    Diese Konsequenz finde ich zu hart, für ein Kind in diesem Alter.
    Es wird sich wohl um die erste Übernachtung ohne Eltern/ Oma/ Opa, etc. handeln und davor haben die meisten Kinder etwas Angst.
    Auch noch Ältere übrigens.


    Hier zu sagen, man hätte seine Bedenken ausgeräumt, ist meiner Meinung nach nicht zutreffend.
    Man hat argumentiert mit ihm, aber seine Ängste haben eben doch noch geschlummert.
    Und in diesem Alter so etwas abzuschätzen, wie es einem dann geht, ob man das schafft, etc....fast nicht machbar!


    So sehe ich diese Konsequenz eher kontraproduktiv - er kann/ darf nicht mit den anderen diese erste Erfahrung machen und wird beim nächsten Event dieser Art ebenfalls reichlich Unsicherheiten haben!


    Auch ich habe übrigens nie gefragt-genau um solche Diskussionen zu vermeiden !
    Alle gehen und fertig!

    " Lebensmotto" Alle Sorgen hinaus auf`s Meer schicken und kleine Gluecksmomente sammeln, wie Muscheln am Strand

  • Es ist nicht immer schön, konsequent zu sein.


    Es ist eigentlich nie schön, konsequent zu sein. Aber SO wichtig.


    Laß ihn zu Hause und mach dafür was anderes Schönes an diesen Tagen.


    Das finde ich eine gute Idee. So kann die TS konsequent bleiben, aber trotzdem der Sohn ein positives Erlebnis hat.


    Ich bin im übrigen der Meinung, dass konsequent sein sogar bedeutet, liebevoll zu sein. Und genau das macht die TS in diesem Fall. Ansonsten würden wir uns die kleinen Tyrannen selbst heranziehen. ;)

  • Meine Mutter war auch oft konsequent ( :hae: das müsste die selbe Frau sein, bei der meine Kinder jetzt wirklich ALLES dürfen).
    Ich kann mich noch heute daran erinnern wie furchtbar verzweifelt ich war wenn mir deshalb etwas schönes verwehrt blieb.


    Und deshalb kann ich auch verstehen dass der Zwerg jetzt randaliert.


    Mir ist ein inniges Verhältnis zu meinen Kindern wichtiger als Konsequenz.
    Und wenn ihnen etwas wirklich wichtig ist, dann darf die Erziehung gerne mal hinten anstehen.


    Aber jeder wie er will....

  • Schade das ich nicht öfter bedanken kann @ Snake


    Ich würde ihn auch fahren lassen, er tut mir sehr leid.
    Mit 7 Jahren, meiner ist 6 1/2 Jahre alt, kann man manchmal einfach noch nicht so weit schauen.
    Man entscheidet sich auch mal wieder um. Ok, bei den meisten Sachen wäre ich dann auch für eine klare Linie.


    Aber das hier? Ne, das ist was total bedeutendes, zumindest für die Kinder.
    Und vielleicht brauchte er seine Zeit um das zu sehen, zu verstehen, das es ein rießen Spaß wird.


    Ich wäre jetzt für ihn da und würde ihn unterstützen. Das er doch noch mit fahren kann.


    Alles andere finde ich auch eher Herzlos.


    LG


    Edit noch: Eventuell wusste er auch nicht, wie er jetzt sagen soll, das er doch mit möchte.
    Vielleicht fand er die Worte nicht dafür, geht meinem auch manchmal so.
    Und er wurde sauer, sauer auf sich selbst und rebelliert deswegen.
    Und nun kommt er da nicht mehr raus, aus dieser Spirale und ist sauer auf sich selbst.


    Toll, wenn du jetzt sagst, hättest normal geredet, dann hättest mit gedurft.
    Das hilft dem Kind jetzt so gar nicht.


    Mir geht es wie Snake.
    Und manchmal kann man sich auch ne Lücke lassen. Und etwas lockerer sein.

    Einmal editiert, zuletzt von dragonlady84 ()

  • Ich kann mich noch heute daran erinnern wie furchtbar verzweifelt ich war wenn mir deshalb etwas schönes verwehrt blieb.


    Aber es wurde ihm doch nicht verwehrt! Er hatte die Wahl. Und Kinder können in dem Alter schon entscheiden, ob sie etwas möchten oder eben nicht. Vor allem, weil er nicht innerhalb von Sekunden entscheiden musste, weil er ausreichend viele Argumente Für und Wider gehört hat, weil es schon eine Umentscheidung, nein mehrere, gab.


    Jetzt will er doch mit, wie sieht es einen Tag vor der Fahrt aus? Dann doch nicht? Und dann? Ich denke, irgendwo muss man Grenzen ziehen. Das ist so ein Moment, woran wir und auch die Kinder wachsen können, denke ich. Den Vorschlag, an dem Tag gemeinsam etwas Schönes zu machen, finde ich gut. Nicht mitfahren zu dürfen heißt ja nicht, die gesamte Zeit im Kinderzimmer sitzen zu müssen oder so. ;)

    Werden Hummeln von anderen Insekten gemobbt, weil sie dick sind?


    Ich gönne mir das Gefühl, durchgehalten zu haben.

  • Ich sehe es anderes, er hat sich dagegen entschieden, weil er Angst (einnässen) hat -
    da muss dem Kerl doch geholfen werden - und in so einem Fall darf es auch mal eine Hintertür geben.


    Warum wollte er denn nicht übernachten ? aus Trotz ? nein, aus Angst :scared

  • Ich würde ihn auf jeden Fall mitfahren lassen.
    Man muss nicht für jeden Fehler/jede Falsche Entscheidung büßen und es wird ihm auch so lehrreich im Gedächtnis bleiben, weil er jetzt die Unsicherheit hat, ob er mitfahren kann.

  • Ein Siebenjähriger macht sich Gedanken um eine dreitägige Fahrt. Ein wunderschönes Programm wird geboten. Die Freunde fahren mit. Aber: Er muss alleine übernachten und hat Bedenken. Die trägt er vor. Mutter und Erzieherin nennen gute Gründe, die die Bedenken zerstreuen sollen. Der Siebenjährige würde gern seine Bedenken ablegen - aber das ist ein großer und schwerer Schritt für ihn. Er ist sich so gar nicht sicher, ob er sich wirklich traut. Trotz mütterlicher Zusicherung, es würde klappen. Trotz der Zusicherung der Erzieherin, alles würde klappen.


    DAS ist die große Frage, mit der er sich auseinander setzt. Das ist die große Frage, an der er arbeitet. Nur am Rande ist die Nebenfrage aktuell: Entscheide dich bis ... Nach langem Überlegen kommt er zur Entscheidung, mitzufahren. Für ihn ein großer Schritt, selbstständig sein zu wollen. Für ihn eine große Überwindung, seine Ängste hintenan zu stellen. Für ihn bedeutend, weil er jetzt offen sagen kann: Ich habe den Mut - ich bin - groß. Ich will groß sein. Ich werde keine Angst haben. Ich schaffe das. Ich vertraue meiner Mutter. Ich habe in mich reingehorcht. Ich vertraue da auch mir.


    Und jetzt, nach dieser erlösenden Entscheidung, dieser schweren seelischen Pein, stolpert er über die "Verwaltung": "Du hast nicht rechtzeitig ... Dein ganzer innerer Kampf war nett, aber letztlich für die Tonne. Du kannst nicht mehr mitfahren ..."



    Klar. Eigentlich sollen Kinder lernen, Konsequenzen zu tragen. Aber sie sollen auch lernen, mutig in die Welt zu gehen, sich etwas zuzutrauen. Da hat er einen Sieg erzielt, sich selbst besiegt, seine Angst. Was für ein Erfolg.
    Ob der nicht ausnahmsweise seine späte Entscheidung toppen darf?


    Ich glaube nicht, dass der Sohn hier wankelmütig und nach Lustprinzip die Farben gewechselt hat. Er hat, mutmaße ich, von Anfang an um das Mitfahren gekämpft. Er hat seine Meinung nicht gewechselt. Er hat seine Angst besiegt. Und darum, genau darum würde ich das honorieren. Nicht dass er lernt, der Kampf gegen die Angst lohnt sich nicht. Das wäre schlimm...

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Ein Siebenjähriger macht sich Gedanken um eine dreitägige Fahrt. Ein wunderschönes Programm wird geboten. Die Freunde fahren mit. Aber: Er muss alleine übernachten und hat Bedenken. Die trägt er vor. Mutter und Erzieherin nennen gute Gründe, die die Bedenken zerstreuen sollen. Der Siebenjährige würde gern seine Bedenken ablegen - aber das ist ein großer und schwerer Schritt für ihn. Er ist sich so gar nicht sicher, ob er sich wirklich traut. Trotz mütterlicher Zusicherung, es würde klappen. Trotz der Zusicherung der Erzieherin, alles würde klappen.


    DAS ist die große Frage, mit der er sich auseinander setzt. Das ist die große Frage, an der er arbeitet. Nur am Rande ist die Nebenfrage aktuell: Entscheide dich bis ... Nach langem Überlegen kommt er zur Entscheidung, mitzufahren. Für ihn ein großer Schritt, selbstständig sein zu wollen. Für ihn eine große Überwindung, seine Ängste hintenan zu stellen. Für ihn bedeutend, weil er jetzt offen sagen kann: Ich habe den Mut - ich bin - groß. Ich will groß sein. Ich werde keine Angst haben. Ich schaffe das. Ich vertraue meiner Mutter. Ich habe in mich reingehorcht. Ich vertraue da auch mir.


    Und jetzt, nach dieser erlösenden Entscheidung, dieser schweren seelischen Pein, stolpert er über die "Verwaltung": "Du hast nicht rechtzeitig ... Dein ganzer innerer Kampf war nett, aber letztlich für die Tonne. Du kannst nicht mehr mitfahren ..."


    Schön hast du das geschrieben :-). Als ob man einem 6-jährigen zuhören würde, das ist ein Talent :daumen