Liebe Com,
mich beschäftigt seit der Trennung immer wieder ein Thema. Nochmal kurz meine Geschichte.
Meine Nochfrau hatte ich 1996 kennengelernt. Es hat anfangs kurz etwas geholpert, dann lief es richtig gut. Ich war verliebt und für mich hat es so ausgesehen, als ob es bei ihr auch so war. Drei Jahre später, 1999, beschlossen wir zu heiraten. Die weiteren Jahre liefen ebenfalls harmonisch ab. Die üblichen Liebesbeteuerungen waren natürlich ebenfalls dabei. Jedenfalls war unser beider Gefühlsempfinden, dass wir eine sehr gute und glückliche Beziehung führen. 2004 kam unsere Tochter zur Welt, ich will sagen "sehr geplant", weil wir nach unzähligen althergebrachten Versuchen nachhelfen mussten. Also kein Unfall, sondern bewusste Entscheidung. Nach der Geburt unserer Tochter hat sich wie bei vielen Paaren einiges verändert. Man musste auch in die neuen Rollen als Mutter und Vater hineinwachsen. Für eine Partnerschaft oft ein zusätzlicher Druck.
Bei der Trennung letztes Jahr meinte meine Frau zu mir, "Ich habe Dich nie richtig geliebt!". Dieser eine Satz beschäftigt mich seit dem bis heute. Ich schwanke dann regelmäßig zwischen, "das hat sie zwar gesagt, aber in ihrer emotionalen Phase nicht so gemeint" und "wie kann man 14 Jahre mit einem Partner verbringen, heiraten und ein Kind mit ihm zusammen haben wollen, eine Familie gründen, nicht aus Liebe sondern weil es bequem ist und nichts besseres greifbar". Hat sie mich die ganzen Jahre über belogen oder hat sie mit diesem Satz gelogen? Hätte sie gesagt, "ich liebe Dich nicht mehr", würde ich mich glaube ich nicht so ausgenutzt fühlen. Nehme ich sie jedoch beim Wort, dann empfinde ich nur noch tiefe Traurigkeit und Wut über die ganze Beziehung. Das Vertrauen ist so oder so nicht mehr vorhanden.
Meine ambivalente Gefühlslage in der Sache macht es für mich schwierig, wie ich mich ihr gegenüber in Zukunft verhalten soll. Die Paarebene existiert nicht mehr, jedoch seh ich auch keine Möglichkeit für eine freundschaftliche Ebene als Expartner, wenn sie mich 14 Jahre belogen und ausgenützt haben sollte. Meine Tochter würde sich sicher eine gute Elternebene wünschen, aber mehr als eine sachliche, nüchterne Kommunikation wird wohl nicht drin sein.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und kann mir Tips geben, wie man damit zurecht kommen kann? Wie man trotzdem verzeihen kann ohne sich selbst gleich nochmal zu demütigen? Oder kann man auch Eltern sein, ohne verzeihen zu müssen?
lg
mannallein :wink