Nestmodell-eure Erfahrungen

  • Hallo zusammen,


    ich überlege, ob ich dem Papa meiner Kinder für unseren Umgang ein Nestmodell Vorschläge.


    Zum Background: 2 Kinder (10 und 7), seit guten 4 Jahren getrennt

    seitdem kleines Wechselmodell

    Papa blieb im gemeinsamen Haus, ich wohne in kleiner Wohnung

    Wohnsitze ca 15 Autominuten voneinander entfernt

    Kinder gehen jeweils in d. Einzugsgebieten von uns in die Schule.


    Wie als Eltern sind nicht so hundertprozentig zufrieden mit der Betreuungssituation. Es schwirrt uns immer wieder im Kopf rum, dass es für die Kinder ja doch irgendwie ein hin und her ist durch diese Wechsel. Sie brauchen immer ein bis zwei Tage ehe sie beim Elternteil ankommen, und manchmal gehen sie dann nach drei oder vier Tagen wieder.


    Abgesehen davon, dass man natürlich außer den Schulsachen alles doppelt angeschafft hat an Klamotten und Spielzeug, und man hin und wieder Probleme hat, dass dann doch mal die Krankenkarten vergessen wurde, oder der Schülerausweis noch beim Papa liegt.


    Das sind natürlich alles nur Kleinigkeiten, aber ich kann mir vorstellen, dass es für die Kinder besser wäre, wenn sie sozusagen eine Basis haben, ein bisschen mehr Ruhe einkehrt und wir als Eltern sozusagen nur hin und her wechseln.


    Dass wir das Haus behalten und jeder zusätzlich eine Wohnung finanziert ist natürlich nicht machbar.


    Meine Wohnung ist aber so geschnitten, dass wir als Eltern jeder ein eigenes Schlafzimmer nutzen könnte, und Wohnzimmer, Küche, Bad sozusagen als neutralen Ort. Ich persönlich hätte damit keine Probleme, von wegen Privatsphäre oder so. Ich bin da sehr pragmatisch 😄


    Ummelden bräuchten wir uns ja auch nicht, da wir alleine noch unsere Wohnsitze nutzen, und jeder würde natürlich auch seine eigenen Kosten mit Haus und Wohnung zu tragen haben. Aber eigentlich würde sich für mich nur ändern, dass man dann vielleicht meine kleine Tasche packen muss mit Klamotten oder man deponiert sie beim jeweils anderen


    Hat jemand von euch hier Erfahrungen mit dem Nestmodell, wo seht ihr Vor und Nachteile?


    Also ich bin mir natürlich im Klaren darüber, dass das Nestmodell absolut kinderorientiert ist, und wir es als Eltern irgendwie auf die Platte kriegen müssen... aber das ist ja grundsätzlich bei allen Umgangsmodellen so 😏


    LG Susi

  • Ich habe eine Freundin, die das praktiziert hat und das lief sehr gut. Die Eltern waren getrennt, aber nicht zerstritten, die Kinder schon etwas größer (Teenies).

    Sie hatte ein WG Zimmer und ihr Ex Mann ein Zimmer bei einem Freund.

    Liebe Grüße
    Die Elefantendame


    Umwege erweitern die Ortskenntnis

  • Ich würde das so nicht wollen und meine Wohnung meinem Ex übergeben. Was ist, wenn jemand einen neuen Partner hat, das ist doch für diesen Teil auch komisch, oder? Ich wollte nicht in sowas reinkommen.


    mir wäre Privatsphäre wichtig


    wir haben das wechselmodell und jeder sein eigenes Zuhause. Kind hat 2 Zuhause. Läuft 👍🏼


    Aber für jeden so, wie es passt

  • Danke erstmal für euren Input. Ja ich denke das ist natürlich alles subjektives Empfinden und auch abhängig von den Erfahrungen die man mit seinem Ex gemacht hat


    Und was zukünftige Partner betrifft, wir hatten in vier Jahren seit unserer Trennung keine Partner, keine Affären oder Ähnliches. In dem Punkt sind wir uns einig, wir haben keine Lust mehr auf eine Beziehung 😂

  • Wenn die Umstände - wie bei euch scheinbar - stimmen, finde ich das Nestmodell eine tolle Lösung. Eben weil der Fokus auf dem Wohlergehen der Kinder liegt.


    In keinem anderen Modell wird auch nur ansatzweise so sehr an die Opfer einer Trennung, die Kinder, gedacht.


    Wenn ihr das tatsächlich gebacken bekommt, und das halte ich nach deiner Schilderung für möglich, habt ihr wirklich in Sinne der Kinder gehandelt.

  • Wir hatten das Nestmodell, am Ende meiner ersten Ehe. Ich hatte fast nur per Zufall davon gehört und war sofort begeistert, dass es nicht die Unschuldigen sind, die fortan mit dem Koffer leben müssen, sondern die für die Trennung Verantwortlichen.

    Als Eltern und als Menschen hatten wir (aus meiner Sicht) immer noch Respekt und Wohlwollen füreinander. Meine damalige Ehefrau hatte ihr regelmäßiges Einkommen in 32 Wochenstunden Festanstellung nach ÖTV. Ich hatte mich als Freiberufler selbstständig gemacht im Bereich ACs, hatte also unregelmäßig aber wenn, dann etwas höhere Einnahmen.

    Meine Frau wollte ich trotz Trennung weiter in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung fördern und mir schwebte vor, dass wir zwar als Liebespaar gescheitert waren, aber als Eltern und als Getrennte weiter uns gegenseitig gut ergänzen und zusammen weiter in Harmonie leben würden.

    Das ging 4 Jahre lang recht gut, wir gründeten eine gemeinsame Beratungsfirma, ich ermutigte ihr die Promotion, wir nahmen gemeinsam an Seminaren und Weiterbildungen teil, eigentlich beste Voraussetzungen. So lange, bis meine neue (frühere Freundin) Partnerin fest in mein Leben eingezogen ist, sie sich sehr um unsere Kinder bemühte und deshalb auch in meinen Betreuungswochen mit ins Nest kam. Als Entgegenkommen der KM gegenüber willigte ich ein, dasssie fortan unser bis dahin genutztes Schlafzimmer weiterhin, aber ausschließlich sie nutzen konnte, und dass sie dieses auch abschloss.

    Wahrscheinlich wollte sie das Nestmodell nie wirklich, aber als meine Freundin dann auch mit in die Nestfamilie eingezogen war und von den Kindern voll und ganz angenommen worden war, sah sie vielleicht ihre Felle davonschwimmen. Auf jeden Fall hat sie das Nest, nachdem es in der Scheidung bestätigt worden war kurze Zeit später verlassen.


    Also mein Rat wäre, Nestmodell heißt Fortsetzung der Familie aber es dürfen keine neuen Partner mit in das Nest hinein kommen.

    Und wenn das gewollt wäre, müsste es von allen FamilienmitgliederInnen ausdrücklich gewünscht sein.

  • Vielen Dank voll Bio für deinen Einblick. Ich sehe das ganz genauso wie du, ein neuer Partner hat, mit verlobt, nichts im gemeinsamen Nest, dass man ja vorrangig für die Kinder geschaffen hat zu suchen. Man kann sich ja beim Partner treffen, der hat ja schließlich auch ein Zuhause.;)


    Unabhängig davon würde ich sowieso nie wieder mit einem Mann zusammenleben wollen. Ich weiß es einfach sehr zu schätzen, meinen eigenen Möbelgeschmack, und meine eigene Ordnung oder Unordnung zu haben, so wie ich das gerne hätte.

    Und mich nicht darüber zu streiten, wer das Klopapier nachlegt, oder wer was im Haushalt gemacht hat oder eben nicht. Wäre mir einfach zu lästig, und ich brauche auch meinen Freiraum, den ich dann so nicht mehr hätte.


    Das mit dem Abschließen des Zimmers halte ich auch für eine gute Lösung, so kann man seine Privatsphäre ein Stück weit noch wahren vor dem Ex-Partner.


    Ich werde es mal in ein paar Tagen, wenn wir wieder wechseln, dem Papa vorschlagen. Vermute aber, dass er eher die Nachteile auf seiner Seite sieht.

    Er kann da nicht mehr alleine die Vorzüge eines Hauses mit großen Garten und Pool nutzen, und müsste sich in seiner kinderfreien Zeit räumlich doch stark einschränken.


    Mal schauen....

  • Aus meiner Sicht die absoluten Highlights:

    Man kann 2 Leben voll und ganz Leben, Elternteil sein + Partnerschaft

    Die eine Woche Partnerschaft, mit 2er-Highlight am Wochenende lässt einen super motiviert und ausgeruht in die Woche Elternschaft einsteigen, mit ganz viel Schwung und man weiß, dass es nicht 'endlos' ist, sondern man nach einigen Tagen wieder regenerieren kann.

    Das fand ich ausgezeichnet daran. Und man bleibt, beide Eltern bleiben im lebendigen Kontakt, am Puls der Kids.

  • Ex und Volleybap haben neben anderen Modellen auch das Nestmodell eine Zeit lang durchgeführt. Heute, im Rückblick, ist das in unserem Fall eine schreckliche, schwer belastende Zeit vor allem für die Kinder, aber auch für die Eltern gewesen.


    "Heim(at)" wird nicht durch den Ort bestimmt. Das ist nur eine vordergründige Sache.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.