Hallo Foris,
ich bin neu hier und überfalle euch direkt mal mit dem Grund meiner Anmeldung:
Im Januar diesen Jahres habe ich meinen jetzigen Partner (nennen wir ihn Dieter) kennen gelernt. Zwischen uns hat sich sehr schnell herausgestellt, dass wir mehr voneinander wollen als nur Freunde zu sein. Ich selbst habe keine Kinder.
Mitte April haben wir die Beziehung dann auch offiziell gemacht. Kurz danach bin ich zu ihm und seinem Sohn (13; nennen wir ihn Hans) gezogen - das war nicht geplant und auch nicht beabsichtigt. Ich blieb über's Wochenende, und dann noch bis zum nächsten und das Wochenende dann auch noch .....
Seine 12-jährige Tochter lebt bei der KM. Ich verstehe mich mit beiden Kindern generell sehr gut, sie mögen mich gern; die Tochter evtl. etwas mehr als der Sohn. Ich mag beide Kinder ebenfalls sehr gern.
Es war mir von Anfang an sehr sehr wichtig klar zu stellen, dass für mich die Kinder immer Vorrang haben und ich ebenfalls sehr sehr gern für sie da bin und mich kümmere (zur Schule bringen/abholen, einkaufen für sie, abholen von irgendwo, etc). Ich fühle mich auch keinesfalls zurückgesetzt oder ähnliches, egal was ist.
Nun ist es so, dass Hans nicht unbedingt umgänglich ist - er hat null Frusttoleranz, dafür aber sehr hohes Aggressionspotenzial, das auch mal zu Handgreiflichkeiten ggü. seinem Vater führt. Wenn es nicht nach seiner Nase geht ("hol mir Schokolade!") und das sofort ("hol mir jetzt und sofort Schokolade! du blöder W*chser!") eskaliert das häufig und er droht seinem Vater oder tritt nach ihm. Ich denke es handelt sich dabei um Machtgehabe kombiniert mit Faulheit (ein Lebensmittelgeschäft ist direkt auf der anderen Straßenseite) und Provozieren-wollen. Ich habe in der kurzen Zeit Beleidigungen gelernt, die sogar ich noch nicht kannte (das will bei meinem Job was heißen!).
Hans lässt alles stehen und liegen wo er gerade ist (Bonbonpapier auf der Treppe, Essensreste auf dem Tisch, Schuhe im Weg, Kleidung auf dem Boden, Licht und TV an wenn er geht, usw.), bis spät in die Nacht teilweise bis in den nächsten Morgen läuft der TV, lässt sich rein gar nichts sagen (ich versuche es gar nicht erst, aus verschiedenen Gründen) und verkriecht sich in seinem Zimmer mit PlayStation, TV und Handy. Er verlangt dann, dass man ihm Essen bringt, zieht sich tagelang nicht mehr an als eine Unterhose, außer zur Schule, nimmt an nichts teil und fordert, dass ihm der A*** nachgetragen wird und er alles bestimmen kann (auch gemeinsame Aktivitäten an Wochenenden). Passiert das nicht ist er zickig und aggressiv und verbarrikadiert sich im Zimmer, unterbrochen von jetzt-und-sofort-Forderungen, und hat keine Lust mehr auf irgendwas.
Während er mit seinem Vater wg. oben genannten Verhaltens sehr oft aneinander gerät ignoriert er mich im Alltag. Okay, ich habe vollstes Verständnis dafür - er kennt mich nicht lange und nicht gut, hat es eh "schwer" momentan (beginnende Pubertät und so). Komme ich mit klar, ist kein Problem.
Wenn wieder ein Streit "wg. Schokolade" (=Banalitäten) eskaliert gehe ich meist aus dem Raum oder ignoriere es und mache mit z.B. Wäsche falten weiter. Dieter weiß, dass ich zu ihm halte und ihn unterstütze, so ist das nicht. Mich hat Hans (noch) nicht verbal oder körperlich attackiert. Ich habe Dieter auch angekündigt, dass ich in solch einem Fall ordentlich ungemütlich werde, da ich mir einen solchen Umgang nicht gefallen lasse. Er steht da voll hinter mir.
Dieter ist sehr weich und hat die letzten Jahre über gelernt "den Kopf unten zu halten" und einfach zu tun, was andere wollen. Er kann einfach nicht Nein sagen, egal wem ggü. (Eltern, Ex-Frau, Sohn, Tochter, Freunden, Chef, mich ...). Mich regt das wirklich wahnsinnig auf, aber das ist seine eigene Baustelle. Ich bin völlig anders als er, komme aus einer Familie die sehr auf gemeinsame Dinge geachtet hat, auf Rücksicht, Höflichkeit und Regeln, und setze klare Grenzen, auf deren Einhaltung ich dann auch bestehe. Das bringen 13 Jahre Berufserfahrung und 2 sehr sture, sehr schwierige SecondHand-Hunde mit sich.
Mein eigentliches Problem ist jetzt: Wie verhalte ich mich? Soll ich mich in solche Streits einmischen? Dazwischen gehen? Mich generell mehr einmischen, was das Zusammenwohnen angeht? Ich halte mich sehr raus und überlasse ihm das eigentlich. Nicht weil ich keine Lust hätte oder es nicht könnte, ich möchte mich nur nicht einmischen.
Ich bin sehr verunsichert, da ich ein solches Gebahren wie von Hans trotz sehr großer Familie mit vielen Kindern unterschiedlichen Alters einfach nicht kenne und auch nie Kinder hatte oder mit welchen zusammengewohnt habe (als Erwachsene).
Mit Dieter ist Hans schon ein großes Thema, wir streiten deshalb aber nicht. Ich halte mich sehr zurück mit meinen Tipps oder Ratschlägen, weil ich ihn nicht noch mehr unter Druck setzen möchte als er eh schon steht (aus verschiedenen Richtungen). Außerdem sind wir uns einig: Er hat seine Erziehungsmethoden, ich habe meine. Den anderen ändern können und wollen wir nicht.
Wenn ich versuche mit Hans mal in Ruhe das Gespräch zu suchen werde ich aktiv ignoriert. Daher lasse ihn normalerweise von sich aus auf mich zu kommen. Ich biete aber immer gerne an und bin da. Es fühlt sich an als würden wir nebeneinander, nicht miteinander wohnen. Wir haben streng genommen leider nur wenige Berührungspunkte im Alltag.
Es wäre schön, wenn mir vielleicht jemand einen Tipp geben könnte, wie ich mich am Besten verhalte.
Liebe Grüße und Danke für's Lesen!
MechWoman
PS: Das Aggressionsthema gehen wir bereits an.