Trauerbegleitung / Sterbebegleitung

  • Hallo


    Mein Vater stirbt, jeden Tag ein bißchen, jeden Tag etwas schneller. Meine Mutter hat panische Angst, wenn er zu Hause ist. Ich weiß nicht, was da bei ihr hoch kommt. Eigentlich will sie ihn nicht mehr zu Hause haben. Aber sie will ihn auch nicht alleine lassen, hat ein schlechtes Gewissen. Ein Hospiz darf ich derzeit (noch) nicht ansprechen. Beide Eltern klammern sich verzweifelt an die Hoffnung, es wird doch noch.


    Nix wird mehr. Ich hoffe, noch ein Weihnachten mit meinem Vater erleben zu dürfen. Wobei schon das ein sehr trauriges Weihnachten werden wird. Die Chemo hat ihn um 20 Jahre altern lassen, er sieht aus als sei er über 90, ein dünnes, trockenes Blatt im Wind.


    Naja, zum Thema: Im Job brauche ich nicht nachfragen, dort werde ich keine umfassende Antwort bekommen. Ich weiß, dass mein Job gemacht werden muß. Und ich will ihn auch gerne und gut machen. Aber ich will meine Eltern begleiten. Was ist da möglich? Weiß das jemand?


    Gruß

  • Danke Campusmami.


    Interessant wäre die Begleitung in den letzten drei Monaten, denke ich. Nur, woher weiß ich, ob er mehr Lebenszeit hat? Naja. Viel wichtiger: Da gibt es sicher dann Gehaltskürzungen / ~streichungen? Dann kann ich das leider nicht. Aber mir würde ja eine Stundenreduzierung reichen, um etwas Zeit zur Entlastung meiner Mutter und mit meinem Vater zu haben.


    Gruß

  • Viel wichtiger: Da gibt es sicher dann Gehaltskürzungen / ~streichungen? Dann kann ich das leider nicht.

    So wie sich das für mich liest kannst du in dieser Zeit das zinslose Darlehen in Anspruch nehmen.
    Ist natürlich nicht toll irgendwo Schulden zu machen, aber sicher besser als auf gemeinsame Zeit zu verzichten.


    Ach Mensch, ich drück dich! :troest

    If life fucks you, just lean back and enjoy! :brille

  • Schaunwirmal, das wäre ganz sicher gut. Aber sie weigert sich. Meine Mutter ist psychisch recht - schwierig. Sie würde sich fremden Menschen nicht öffnen. Sie öffnet sich innerhalb der Familie kaum. Und bäte sie um Hilfe, dann würde sie eingestehen, dass mein Vater stirbt. Das käme für beide einem Verrat gleich. Ich fürchte, der Weg wird noch schwierig werden.


    Ich weiß inzwischen, dass ich eventuell über die Pflegeversicherung meines Vaters finanzielle Hilfen bekommen kann. Mit der Beihilfe konnte ich noch nicht reden. Und mit den Ärzten erst wieder, wenn er im Krankenhaus ist. Ich meine, wie soll jemand einschätzen, wie lange es noch dauern wird. Mein Vater wäre entsetzt. Vielleicht bekomme ich aber eine Einschätzung. Damit könnte ich dann wieder zum Vorgesetzten um dann meine Stunden unter Umständen anzupassen.


    Gruß

  • gibt es in eurer Nähe eine ambulante Palliativ-Beratungsstelle ? Oft vermitteln die Ansprechpartner für beide Sieten - jemand der sich um deinen Vater kümmert und seine Sorgen bespricht und den Angehörigen ein bißchen Luft verschafft und auch eine starke Schulter für die Anghörigen.
    Bei meiner Oma hatten wir so jemanden im Einsatz. Mit der Dame konnte meine Oma einfach zusammensitzen und Kaffee trinken, aber auch unangenehme Fragen stellen - die Dame hat dann meinen Eltern und dem Hausarzt immer mal wieder einzelne "Aufgaben" gegeben - Dinge die meine Oma nie direkt angesprochen hatte - aber mit dieser Dame ging das. Nachdem Tod kam sie noch ein paar Mal und hat Nachsorge betrieben z.B. beim Schlafzimmer auflösen - persänliche Dinge sortieren...

  • Ich würde auch nach einem ambulantenPalliativdienst suchen, den müsste euch evtl auch das Krankenhaus vermitteln können.
    Der Palliativdienst hat auch einen Arzt/ eine Ärztin, da kannst du fragen, wieviel Zeit euch noch bleibt.


    Lucca, du kannst dich krankschreiben lassen. Du hast einen sicheren Job, du befindest dich in der absoluten Not- und Ausnahmesituation deines Lebens. Du musst jetzt keinen Kredit aufnehmen um da sein zu können. Fehlst halt einfach öfter mal...
    Funktioniere nicht nur. Wenn du jetzt nicht auf dich achtest und hinterher zusammenklappst, dann wirst du auch sechs oder acht Wochen fehlen, zB. für eine Kur.

    Liebe Grüße
    Die Elefantendame


    Umwege erweitern die Ortskenntnis

  • Greift da nicht diese pflegeauszeit bis zu 6 Monaten? Frag mal bei deiner Pflegekasse nach, oder noch besser gleich beim vdk.
    Was sagen denn die arzte? Während der Therapie sieht man uu durchaus mal aus wie kurz vor knapp, die geht schon ziemlich an die körperlichen und seelischen grenzen, trotzdem können die Werte besser geworden sein. Das nur weil du sagst deineltern rechnen beide noch nicht mit dem Tod .

  • Bei Beamten greift da wohl leider keine Krankenkasse / Pflegedienst oder sowas. Der palliative Dienst kommt ja nun wegen der Ernährungspumpe. Aber das war's. Meine Eltern lehnen alles andere ab. Ich kann mir ja nicht vorstellen, dass ihnen nicht irgendwo klar ist, wie die Situation ist. Ich kann aber verstehen, dass sie sich damit nicht beschäftigen wollen, bis es zwingend sein muß. Und mein "es muß sein" ist eben nicht dasselbe für meine Eltern.


    Krank schreiben wird eher nichts, mein Hausarzt macht da nicht so mit. So verständnisvoll wie er während meiner Depression war, so sehr schubst er mich jetzt und betont, nicht ICH sei krank und ich solle auf mich achten. Naja, leicht gesagt.


    Gruß

  • Ich kann mir ja nicht vorstellen, dass ihnen nicht irgendwo klar ist, wie die Situation ist. Ich kann aber verstehen, dass sie sich damit nicht beschäftigen wollen, bis es zwingend sein muß. Und mein "es muß sein" ist eben nicht dasselbe für meine Eltern


    müssen sie das denn wirklich?
    Können sie nicht einfach diese letzten Wochen, Monate so nehmen wie sie sind?


    Was ist denn noch nicht geklärt?


    Ambulante Palliativedienste (keine Pflege) brauchen kein Rezept/Verordnung - die kommen auch so - aber deine Eltern müssten schon wollen.

  • Lena, meine Mutter möchte durch mich entlastet werden. Oder durch meinen Bruder, wobei sie da eher akzeptiert, dass er nicht kann. Von mir wird es erwartet und ich möchte auch. Ich möchte mich erstmal informieren, was denn überhaupt geht. Ich kann meine Arbeitgeber (vermute ich) nicht gut mit dem Wunsch, am nächsten Tag entsprechend befreit zu werden, kommen. Und klar ist es auch wichtig zu wissen, wie ich finanziell klar komme.


    Ich habe schon viele Infos hier bekommen, was sehr hilfreich ist. Mal sehen.


    Und nein, natürlich müssen meine Eltern gar nichts. Das war ehe Ausdruck meines Beobachtens, meine Einschätzung, die ich aber meinen Eltern so auch nicht mitteile. Weil es ihr Weg ist.


    Gruß

  • Ich kann meine Arbeitgeber (vermute ich) nicht gut mit dem Wunsch, am nächsten Tag entsprechend befreit zu werden, kommen. Und klar ist es auch wichtig zu wissen, wie ich finanziell klar komme.


    Doch du kannst dich 10 Tage freistellen lassen, um eine Pflegesituation zu organisieren. Das gilt auch für Beamte, da die Lohnersatzleistung nicht wie bei Kinderkrankengeld von der Krankenkasse gezahlt, sondern von der Pflegeversicherung des Pflegenden. Wichtig wäre, dass du die Tage mit deinem Bruder absprichst und ihr gemeinsam dann nicht über 10 kommt.


    Dann empfehle ich dir einen dieser Tage mit einem Besuch beim "Pflegestützpunkt" zur Beratung zu nutzen. Die können dir genau sagen, welche Kompensationsmöglichkeiten durch die Pflegeversicherung deines Vaters gedeckt werden können. Diese Pflegestützpunkte gibt es in jeder Stadt, sie sind kostenlos und beraten unabhängig. Ich kenne 2, mit denen ich zusammenarbeite und bin immer wieder verblüfft, was da für Lösungsmöglichkeiten gepuzzlet werden. Vielleicht nimmst du deine Mutter zu diesem Gespräch mit?!

    LG Campusmami



    Sonne muss von Innen scheinen :sonne


    Das Leben findet draußen statt :rainbow: .