Opa sehr krank


  • Immer noch keine definitive Aussage außer Vermutungen: Metastasen auf Leber und in Lunge. Aber, es wird weiter auf die Histologie gewartet. Meine Mutter dreht durch, mein Bruder weigert sich, sich damit zu beschäftigen, solange man ja nichts "richtiges" weiß und ich stehe irgendwie neben mir.

    :troest Viel Kraft!

  • Morgen soll mein Vater erstmal nach Hause kommen, mit Überweisung. Ergebnisse können bis zu zwei Wochen dauern.



    Wie geht es ihm denn gerade ?


    Wäre es machbar diese zwei Wochen bewusst zu nutzen um etwas besonderes zu machen ?
    Sich Wünsche erfüllen - ungeklärtes zu klären und vieles mehr.


    Da der Krebs eher zufällig entdeckt wurde, beeinträchtigt er ihn vielleicht noch nicht so arg ..... so lange noch keine Therapie beginnt.

  • Hallo Löwe


    Es geht meinem Vater schon lange schlecht. Wir haben ihn nie so ganz ernst genommen "Reiss Dich zusammen". Er hat halt so einige Zipperlein und neigt auch zu "Männerschnupfen".


    Heute also die Diagnose, charmant als gelber Schein für den Hausarzt auf's Bett gelegt "Da melden Sie sich mal". Drauf steht Darmkrebs, Lebermetastasen. Und so haben die ihn entlassen, an einem Freitag! Kein Gespräch, keine Möglichkeit zu fragen, was nun kommt.


    Ich schätze, die Hüften sind jetzt nicht mehr so das Problem.


    Gruß
    :flenn

  • Das ist natürlich ein suboptimaler Zustand, so ohne Kommentar zurück an den Hausarzt. Da steht dann wohl die genaue Diagnose mit der geplanten Behandlung an.


    Aber wenn die im Krankenhaus ihn zurück an den Hausarzt überweisen, scheint es trotz der nicht toll klingenden Diagnose ja nicht so akut schlimm zu sein. :frag


    Auf jeden Fall drücke ich Dir die Daumen, dass bald alles wieder ok ist.

  • Shielover, die Ärzte sitzen interdisziplinär immer dienstags zusammen. Da wird dann mein Vater (und eben andere Patienten) und das weitere Vorgehen besprochen. Ich finde es ein Unding, dass man einen Patienten mit einer solchen Diagnose ins Wochenende schickt, ohne ihm vorher wenigstens kurz zu erläutern, was denn bei den Untersuchungen raus gekommen ist und was das für ihn, seinen Alltag und seine Lebenserwartung (die zugegebenermaßen bei einem 77 jährigen nicht mehr so hoch ist) bedeutet.


    Gruß

  • Ich finde es ein Unding, dass man einen Patienten mit einer solchen Diagnose ins Wochenende schickt, ohne ihm vorher wenigstens kurz zu erläutern, was denn bei den Untersuchungen raus gekommen ist und was das für ihn, seinen Alltag und seine Lebenserwartung (die zugegebenermaßen bei einem 77 jährigen nicht mehr so hoch ist) bedeutet.

    Da stimme ich Dir zu 100% zu!

  • :flenn
    Ich weiß nicht wohin mit mir. Die Welt steht still, dreht sich ruckartig. Meine Mutter und ich sprechen "das Thema" an, stocken. Es geht nicht. Mein Vater sieht auf einmal so gepflegt aus, wie lange nicht. Bisher blieb er oft auf Grund von Schmerzen einfach im Trainingsanzug, achtete kaum auf sich. Heute war er wie aus dem Ei gepellt. Er erzählt, er guckt so sehnsuchtsvoll, die Augen leuchten, weil Junior sich an den Opa "tackert" (tut junior sobald der Opa sitzt, er sitzt auf Opas Schoß, lehnt sich an, redet auf ihn ein). Er fragte, ob wir zum Frühstücken kämen und hat dabei so unendlich traurige Augen.


    Google sagt, statistisch nach ein bis zwei Jahre. Aber das werden ja vermutlich keine ruhigen Jahre werden, das werden zunehmend elende Monate werden. Ich verzweifle gerade. Ich habe solche Angst vor diesem Tod, davor zusehen zu müssen.


    Natürlich habe ich gewußt, dass Lebenszeit endlich ist. Aber meine Großeltern sind alle weit über 80 geworden und "einfach" umgekippt. Irgendwie mußte ich mich nie mit dem Sterben und dem Elend auseinander setzen.


    :flenn

  • Irgendwie mußte ich mich nie mit dem Sterben und dem Elend auseinander setzen.


    Aber im Moment sind das ja mehr Deine Befürchtungen - die reale Situation jetzt gerade ist anders.


    Macht euch die Zeit schön so lange sie noch gut ist.

  • :knuddel , wenn ich darf.


    Es ist sch...schwer. Ihr habt jetzt alle die Chance, gemeinsame Erinnerungen zu schaffen, weil es gerade so verflixt deutlich wird, dass das Leben endlich ist. Kennst du die Buchreihe ...(Opa/Oma/Papa/Mama) erzähl aus deinem Leben?
    Ich finde sie wunderschön.

    Falls ihr es noch nicht gemacht habt: sprecht über Patientenverfügung/Vorsorgevollmacht und Testament/Beerdigung. Das wird euch allen helfen - sowohl beim Genießen der gemeinsamen Zeit jetzt als als später, wenn es dann irgendwann einmal soweit ist.


    Ich sehe es wie Shie: wenn sie deinen dad an einem Freitag zurück an den HA verweisen, ist das zwar suboptimal, aber sie sehen keinen akuten Handlungsbedarf.


    Ich wünsche dir viel Kraft!

    Am Ende stellt sich die Frage: Was hast du aus deinem Leben gemacht? Was du dann wünscht getan zu haben, das tue jetzt. - Erascus von Rotterdam

  • Ich habe solche Angst vor diesem Tod, davor zusehen zu müssen.


    Hallo Luca,


    ich habe mich jetzt ein wenig durchgelesen und möchte dich mal unbekannterweise :troest


    Natürlich hast du riesige Angst vor dem Tod und vor dem was noch kommt. Leider kann dir das auch niemand abnehmen. Aber du und dein Junior könnt dem Opa noch ein Riesengeschenk machen, indem ihr das macht, was ihr eh schon immer gemacht habt...für ihn dasein. Begleitet ihn auf seinem Weg. Und sollte er irgendwann, hoffentlich in ganz weiter Ferne, die Augen zumachen kannst du beruhigt zurückblicken und stolz auf dich und dein Junior sein, dass ihr dem Opa so ein schönes Geschenk gemacht habt.


    Du wirst es schaffen. Davon bin ich überzeugt.

  • Hallo


    Das Krankenhaus rief heute bei meinen Eltern an. Irgendwie schon wieder albern, es haben sich wohl nacheinander der Chef, der Oberarzt und die diensthabende Ärztin entschuldigt. *hust* Soviel Kreide fressen ist nun auch wieder übertrieben. Meine Mutter war gleich wieder völlig aufgelöst und regte sich auf. Ich meinte dann, sie soll es einfach als Entschuldigung nehmen, was anderes geht ja nun nicht mehr.


    Meine Eltern sind heute beim Bestattungsunternehmen. Meine Mutter nutzt die Gelegenheit und beide regeln wohl den Sterbefall. Meine Oma und Tante väterlicherseits hatten das auch alles selber geregelt, daran nehmen sich meine Eltern ein Beispiel. Bei der Oma mütterlicherseits war nichts geregelt und es gab viel Streit und Ärger. es wird auch für die Bank ein Testament (oder wie man das nennt) geben, wer was bekommen soll, nachdem gezahlt ist, was an Rechnungen übrig bleibt.


    Mein Arzt hat mich ein wenig auf den Boden zurück geholt. Klar sei das alles nicht schön, aber erstmal bliebe ja mal der Therapievorschlag abzuwarten. Und wenn wirklich nur palliativ therapiert würde, dann könne er zumindest garantieren, dass mein Vater keine Schmerzen wird haben müssen. Ich saß da wie ein Häufchen Elend, und ich fühle mich immer noch so. Andererseits ist es schon richtig, mein Vater ist fast 78, das ist eben kein junger Tod. Und krank bin nicht ich. Auch, wenn ich da erstmal nach Luft geschnappt habe. Es ist schwer, das eigene Leben nicht aus den Augen zu verlieren.


    Ein Patientenverfügung hat er mir mitgegeben, die solle ich mir mal durchlesen und für mich fertig machen. Um meinen Vater kümmert sich sein Hausarzt. Bisher habe ich darüber tatsächlich nie nachgedacht. Aber sinnvoll ist das.


    Gruß

  • Ach Lucca,


    von Verdacht bis Diagnose und allem weiteren vergehen oftmals mehrere Wochen.


    Wir haben das 2007 mit meinem Vater mitgemacht. "Da ist was auf dem Röntgenbild auf der Lunge!" ..... Weitere Überweisung... Bronchoskopie, CT-Thorax,... "Es sieht nicht gut aus!" sagte meine Mutter. Da war für mich das Schicksal eigentlich schon besiegelt. Er wurde dann stationär aufgenommen nach ca. 2,5 Wochen zur Chemo, nach einigen Tagen wieder entlassen mit einer Überweisung zur Skelettszintigraphie. Mein Vater sagte beim Verlassen des Krankenhauses: "Da muss ja doch schon was größeres sein, wenn die soviel mit mir anstellen!"
    Er hat das damals gar nicht begriffen. Ich war im Ausland lebend, bin für 3 Wochen nach Dtl. geflogen um hier zu sein und ich muss sagen dass die Betreuung und Aufklärung seitens der Ärzte ganz schön zu wünschen liess.


    Auf der positiven Seite hat er mehrere Chemo-Zyklen gehabt, 5 Monate später wurde ein Lungenflügel entfernt und er lebt heute ganz gut damit ohne Metastasen bisher.


    Darmkrebs ist eigentlich recht gut behandelbar. Wie Monsterkrümel schon schrieb, hast Du Informationen über den TNM? Habt ihr einen Entlassbrief bekommen?


    Ich finde es gut, dass Deine Eltern sich jetzt Gedanken darüber machen, wie sie es haben wollen. Es ist ein doofes GEefühl, aber andererseits beruhigend zu wissen, dass alles hinterlegt und besprochen ist für "den Fall der Fälle".



    Ich drück Dich ganz fest!

  • So, am Mittwoch wird mein Vater operiert, da ein Darmverschluß droht. Die Leber ist nicht mehr operabel. Er wird eine Chemotherapie erhalten. Die Information durch die Ärzteschaft ist nach wie vor schleppend. Der das Aufklärungsgespräch führende Chirurg stellte sich nicht vor, auch er klärte meinen Vater nicht darüber auf, was denn nun genau los sei. Ich habe mich dann mal unbeliebt gemacht und eine Patientenaufklärung gefordert. Glücklich war der Arzt nicht, das hätte doch längst ein Kollege machen sollen. Tja, hat aber niemand! :motz: Zumindest wissen wir jetzt endlich, was genau los ist und auch ungefähr, was geplant ist.


    Mein Vater versteht, glaube ich, nur ansatzweise, was passiert. Er wechselte mitten im Gespräch das Thema, ich denke, so ein ausweichendes Verhalten ist verständlich. Klar, sterben müssen wir alle, wie Junior lapidar meint. Aber es ist etwas anderes, wenn der Tod so hässlich vor der Tür steht. Mein Vater und Junior fetzen sich, wie zwei Sandkastenkinder und um so blöde Kleinigkeiten, es ist sehr anstrengend. Dafür hängt mein Vater sehr an der Hündin, die liegt ihm zu Füßen, sucht sehr seine Nähe und paßt sich großartig seiner jeweiligen Verfassung an.


    :flenn

  • Aber es ist etwas anderes, wenn der Tod so hässlich vor der Tür steht.


    So blöd es klingt, das gibt euch die Chance alles das zu klären was bei einem plötzlichen Tod nicht mehr zu klären wäre.


    Auch wenn das alles so schwer wird was auf euch zu kommt ... versucht den Moment in den Vordergrund zu stellen, und nicht das was (möglicherweise) kommen wird.


    Könnt ihr vor der OP noch etwas von dem unternehmen was euch aufbaut / zusammenhält ?


    :troest

  • Löwe, ich würde gerne. Die Sonne scheint, es ist warm und wir wohnen hier sehr schön. Man könnte so vieles. Aber mein Vater verkriecht sich, ist sehr empfindlich, zankt sich mit Junior, dass man meint, zwei Sandkastenkinder vor sich zu haben, also um jeden Mist und lautstark. Alternativ liegt er im Bett. Es ist sein Recht, ich denke, er hat Angst und er möchte nicht sterben.


    Junior ist inzwischen soweit, dass er den eigentlich heiß geliebten Opa nicht sehen will, weil der "ja nur immer meckert, der Sauertopf". Das macht mich traurig, ich hoffe sehr, Junior behält nicht diesen unglücklichen Opa als "so war er immer" in Erinnerung. Junior kann so gar nicht abschätzen, was da passieren wird - ich vermutlich auch nicht wirklich. Für Junior müssen wir ja alle mal sterben und der Opa war auch "schon immer" krank. Warum soll "krank" jetzt anders sein, als bisher.


    Ich werde mit Junior nachher mal picknicken und dann abends zu meinen Eltern fahren. Meine Mutter kämpft nämlich auch und es ist so leicht, sie "hinten rüber" fallen zu lassen. Ich weiß noch gar nicht, wie ich sie entlasten kann. Für Dienstag habe ich ihr den Hund auf's Auge gedrückt. Wobei sie unter Umständen im Krankenhaus sein wird, mein Vater wird Mittwoch operiert und geht morgen jedoch schon ins Krankenhaus.


    Gruß

  • Die Information durch die Ärzteschaft ist nach wie vor schleppend. Der das Aufklärungsgespräch führende Chirurg stellte sich nicht vor, auch er klärte meinen Vater nicht darüber auf, was denn nun genau los sei. Ich habe mich dann mal unbeliebt gemacht und eine Patientenaufklärung gefordert.


    Nun, genau genommen haben Angehörige kein Recht auf Aufklärung. Mit Angehörigen, die unangenehm auffallen reden Ärzte meiner Erfahrung nach besonders ungerne, müssen tun sie das nämlich nicht. ( macht man aber trotzdem )
    Ich würd versuchen, da positiv aufzutreten, daß macht den Umgang miteinander meist angenehmer.
    Entgegen einer scheinbar von einigen Angehörigen vertretenen Meinung wird die Behandlung von Patienten durch Motzen nicht besser.
    Ich gehe davon aus, daß der Arzt Deinem Vater bekannt war und er sich deswegen nicht vorgestellt hat? Und wenn man 100 Patienten am Tag hat, kann es schonmal vorkommen, daß man vergisst, sich bei einem vorzustellen, daß ist nicht immer gleich böse gemeint.


    Mein Vater versteht, glaube ich, nur ansatzweise, was passiert. Er wechselte mitten im Gespräch das Thema, ich denke, so ein ausweichendes Verhalten ist verständlich.


    Kann es sein, daß Dein Vater garkeine Aufklärung wünscht? Auch die Möglichkeit haben Patienten, zu sagen: Hey, Sie machen das schon richtig, ich will das Alles garnicht wisen.


    Ich kann verstehen, daß Du besorgt bist und Dich kümmern möchtest, aber versuch mal hinzuhören, was Dein Papa möchte.


    Vertraut er den Ärzten dort und fühlt sich gut aufgehoben? Hat er wirklich noch Fragen, die er sich nicht traut zu stellen? Ich mein, Dein Papa ist alt genug, er hat nen Mund, vielleicht möchte er die Fragen ja auch nicht in Deinem Beisein stellen?


    Prinzipiell würde ich schauen: Fühle ich mich gut behandelt oder nicht. Wenn ich mich gut behandelt fühle ist ja prinzipiell erstmal alles gut und man kann Unklarheiten klären.


    Wenn ich mich nicht gut behandelt fühle, dann habe ich die Möglichkeit, den Behandler zu wechseln.


    Bei den Phasen der Trauer gibt es oft auch eine Phase der Wut, die sich gerne auch mal auf Andere projeziert. Damit wissen Ärzte aber umzugehen, macht deren Arbeit aber in der Regel nicht einfacher.


    Gibt es inzwischen denn eine Histologie? Wo genau sitzt denn der Tumor? Was genau wird denn operiert? Wird nur ein künstlicher Ausgang angelegt oder der Primärtumor entfernt?

  • Hallo Löwe


    Lieb von Dir, danke! Es hat insofern geholfen, als dass nicht operiert wurde. Die Anästhesistin hat darauf bestanden, zuerst einen Herzkatheder schieben zu lassen. Zumindest ist dabei nichts heraus gekommen. Nun gibt es dann also einen neuen OP Termin.


    Gruß