Jetzt überlege ich schon länger ob ich mich nun unter meinem Nick oder unter Anonymus hier anmelden soll.
Da ich meine Geschichte hier ja schon zur Genüge breitgetreten habe, denke ich, es werden eh die meisten wissen, wer ich bin, selbst wenn ich anonym schreibe.
Ich liege in der letzten Zeit viele Nächte wach und mache mir Gedanken - viele davon machen mir Angst. Deshalb habe ich mir gedacht, vielleicht hilft es ja, es alles mal raus zu lassen.
Wo fange ich an?
Ich bin in einem "gutbehüteten" Elternhaus aufgewachsen, hatte eine normale Kindheit. Oma und Opa lebten mit im Haus und es war immer jemand da, der sich um mich und meine
zwei jüngeren Schwestern sorgte.
Ich machte die Fachhochschulreife und anschliessend eine Ausbildung zur Arzthelferin. Zusätzlich habe ich gekellnert, da ich hohe Ansprüche hatte (Klamotten, Auto...... )
In einer Disco lernte ich dann meinen Mann auch hinter der Theke kennen, wir arbeiteten dort beide jeden Freitag und Samstag.
Nach ein paar Jahren heirateten wir und ich wurde schwanger. Kurz vor der Geburt des Kindes wurde mein Mann arbeitslos.
Ich bin dann sofort nach der Geburt im Rahmen meines Erziehungsurlaubes wieder arbeiten gegangen. Habe die Ar.....kartendienste in dem Labor, in dem ich tätig war, übernommen.
Spätdienst, Samstagdienst....
Mein Mann hatte den Traum sich in der Gastronomie selbständig zu machen. Das tat er dann auch , mit sensationellem Erfolg. Uns ging es richtig gut. Ich kündigte im Labor und
arbeitete im Betrieb mit. Als ich mit dem zweiten Kind im 7. Monat schwanger war, zog ich mich auch dort immer mehr zurück.
Kurz nachdem mein Mann den zweiten gut laufenden Betrieb eröffnete, kündigte sich Kind Nr. 3 an.
Wir lebten richtig gut, machten Ausflüge ins Disneyland, Kurzurlaube nach Holland an die Nordsee, konnten uns vieles leisten.
Dann irgendwann ging es steil bergab. Mein Mann konnte Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen.
Ich fand im Handschuhfach seines Autos massenhaft "gelbe" Briefe, alle ungeöffnet.
Irgendwann kam der Gerichtsvollzieher zum ersten Mal und danach regelmässig. Konten wurden gesperrt, wir mussten eine eidesstattliche Versicherung ablegen.
Ich habe mich sooooo geschämt und ihn tausendmal gefragt, wie sowas passieren konnte. Er redete sich immer raus, die anderen waren schuld.
Mehrere Male wurde der Strom abgestellt, wir hatten oft wochenlang kein Telefon.
Dann irgendwann verkaufte er die Betriebe. Er wollte die Glaubiger bezahlen und von dem kleinen Rest ,der uns noch geblieben wäre, hätten wir neu starten können.
Ich war so froh, das wir mit einem blauen Auge davon gekommen waren. Das diese Zeit schlimm und streitbeladen war, muss ich wohl nicht erwähnen.
Um es etwas ab zu kürzen.
Kurz nach dem Verkauf verliess er mich und zog zu seiner Freundin, die er schon mehrere Monate hatte.
Er ließ mich und die Kinder finanziell im Regen stehen. Von heute auf morgen war ich bettelarm, musste zur ARGE.
Ich erfuhr, das er keinen der Gläubiger bezahlt hatte, einer beantragte die Insolvenz. Da ich alle Kredite mit unterschrieben hatte, musste ich in die Verbraucherinsolvenz.
Die gemeinsamen Schulden beliefen sich auf mehr als 200.000 Euro. Von den meisten Sachen wusste ich bis zur Trennung garnichts.
Ich war sooooooooo blöd und leichtgläubig.
Das Geld war angeblich weg.
Ich stand da mit drei Kindern, musste aus der Eigentumswohnung raus und wusste weder wie noch wo es weitergehen sollte.
Schliesslich entschied ich mich, die Stadt zu verlassen und zu meiner Familie zurückzugehen.
Ich bewarb mich, aber ich bekam nur Absagen.
Drei Monate nach meinem Umzug nahm ich einen 400 Euro Job in einem Restaurant an, ich putzte dort die Küche und die Toiletten. Das war hart, aber ich hatte wenigstens nicht mehr ganz
das Gefühl ein "Schmarotzer" zu sein und zumindest einen kleinen Beitrag zu meinem Lebensunterhalt zu leisten.
Mittlerweile arbeite ich auf einem Bauernmarkt als Verkäuferin, immer noch auf 400 Euro Basis. Mehr traut mir anscheinend keiner zu.
Ich habe jeden Tag das Gefühl, zu kämpfen. Zwei pubertierende Teenies, Schulstress, Geldsorgen, und ein Exmann der mich immer noch fast täglich beleidigt, bedroht oder beschimpft sind einfach zu viel für mich.
Die Sorgen um die Zukunft sind einfach untragbar manchmal.
Komme ich jemals aus der Hartz 4 Nummer wieder raus?
Werde ich es schaffen, mich und drei Kinder alleine zu versorgen?
Was ist, wenn ich alt bin?
Nach dem Versorgungsausgleich bekommt er auch noch 138,00 Euro meiner Rente, weil er sich in der Selbständigkeit nie um seine Rente gekümmert hat.
Ein Leben in Armut und jeden Tag kämpfen, da raus zu kommen?
Werde ich einen neuen Partner finden?
Fast 50 Jahre, nicht unbedingt sehr attraktiv, drei Kinder und ein Hund?
Will das jemand?
Schaffe ich das auch alleine?
Kann mein Leben lebenswert sein, so wie es jetzt ist?
Fragen über Fragen, bis die Tränen der Wut , Verzweiflung und Enttäuschung kommen.
Dann bin ich soweit unten, das es tiefer fast garnicht mehr geht.
Ich habe eine gute Schulbildung, eine abgeschlossene Berufsausbildung , keine Angst vor Arbeit, kann anpacken und bin ein Teamplayer.
Trotzdem werde ich irgendwann eine arme, einsame , alte Frau sein.
Ich habe Angst davor. Heute schon.