Spätes Studium--oder bin ich einfach irre?

  • Hallo Forum,


    da ich nun nicht den anspruchsvollsten Job der Welt habe, und den betreuungsbedingt ja dazu auch noch nur halbtags ausübe, bin ich mittlerweile gefühlt am verblöden. Der Frust an der Sache frisst mich auf. Deshalb denke ich immer öfter darüber nach, mein Kleiner geht ja jetzt bald in die Ganztagsschule, ob ich mich nicht langsam beruflich umorientiern sollte, bevor es zu spät ist.


    Neben einigen anderen Ideen, die ich da hätte, beschäftige ich mich vor allem mit dem Thema spätes Studium. Ich hege schon seit längerem den Wunsch, Architektur zu studieren. Früher war das aus diversen Gründen nicht möglich, jetzt wird es, zumindest organisatorisch, kein bischen einfacher sein, obwohl der Stundenplan mal "optisch" genug Spielraum für einen Teilzeitjob und Kinderbetreuung zulässt. Und sich mit 38 zwischen all die Studis quetschen, die vom Alter her meine eigenen Kinder sein könnten, ist sicherlich auch nicht einfach--trotzdem lässt mich der Gedanke nicht in Ruhe.


    Völlig wertfrei gefragt: Bin ich einfach nur irre? Oder habe ich Zweifel, weil ich eigentlich nur zu feige bin?


    Was meint ihr?


    Gruß
    Tanja

  • Meine Mutter hat damals wegen Heirat/Kindern nicht studiert.
    Nach der Scheidung meiner Eltern hat sie dann mit 44 (auch AE mit meinen beiden jüngeren Geschwistern) ein Fernstudium angefangen:
    Zuerst Politik und Geschichte (weil sie das schon immer wollte) und dann noch Kulturwissenschaften.
    Meine Mutter hatte nach dem Abitur keine Ausbildung gemacht, so nach und nach 4 Kinder bekommen, aber zwischendurch Aushilfsjobs angenommen.
    Nach der Scheidung hat sie dann zuerst in einer Touristinformation teilzeit gearbeitet (mein Bruder war damals erst 8) und nach Abschluss ihres Studiums war sie bis zur Rente Kulturreferentin bei uns im Landratsamt.


    Ihr Studium hat sie an der Fernuni Hagen gemacht, sie musste da glaub ich 1 x pro Vierteljahr hinfahren, ansonsten hat sie alles von zu Hause aus gelernt. Sie hat es auf jeden Fall nicht bereut.


    Wenn du es dir zutraust, würd ich sagen, zieh es durch.

    Bevor ich das nehme, was ich kriegen kann,
    warte ich lieber darauf,
    bis ich das bekomme, was ich haben will!!!
    :tanz

  • Nööö, du bist überhaupt nicht irre. Ich hab mit 33 nochmal studiert, da war meine Kurze gerade 2,5 Jahre alt. Ich hab Vollzeit gearbeitet, mein Studiengang war berufsbezogen und ich bin dann abends entweder zu Vorlesungen oder hab zumindest zu Hause gelernt. Dank meiner Eltern, die halt die Kurze gelegentlich mal übernacht genommen haben, wenn ich an Vorlesungen teilnehmen wollte, ging das relativ problemlos. War manchmal ne harte Zeit, gerade, wenn viele Klausuren anstanden, aber ich möchte sie nicht missen und bereue das keine einzige Sekunde.


    So, und jetzt kommts: ich hätte das nicht machen müssen, hätte genausogut mehr Energie in die Karriere stecken können. Darum gings mir aber gar nicht, beruflich hatte ich vor meiner Tochter schon viel mehr erreicht, als ich eigentlich wollte bzw. geplant hatte. Da ist mir vieles, dank Spaß am Job, wirklich in den Schoß gefallen. Vielmehr gings mir ums Ego, ich wollte mir selbst wohl beweisen, daß ich das auch mit Ü30 noch schaffe. Und war erstaunt, das ich mit diesem Wunsch durchaus nicht alleine dastehe - da gabs ne Menge Leute, die teilweise sogar beträchtlich älter als ich waren. Ich bins dementsprechend locker angegangen, hatte ja keinen Druck. Und hab ein Semester länger gebraucht, weniger wegen dem Kind als wegen des Jobs, der mich so manche Überstunde und damit Vorlesung gekostet hat. Das Diplom hat mir ausser einem aufpoliertem Ego nicht wirklich viel gebracht, aber das war es wert ;)


    Übrigens: wir hatten vor einigen Wochen ein Klassentreffen. Viele meiner Freundinnen aus Abi-Zeiten haben nach dem Abi ne Lehre gemacht und sind von dort aus mehr oder weniger nahtlos ins Hausfrau- und Mutterdasein gerutscht. Zwar grösstenteils mit relativ schnellem beruflichen Wiedereinstieg, aber ohne große Ambitionen, wegen der Kids (ich war bei uns mit 31 schon fast ein Spätzünder, fast alle hatten vor ihrem 30. schon die Familienplanung abgeschlossen). Ich fands sehr überraschend, das einige der Mädels nun studieren. Die Kids sind aus dem Haus, der Job füllt scheinbar diese Lücke nur unzureichend, also wird nochmal studiert - ebenfalls weniger mit Hinblick auf Karriere als mit dem Argument "Horizont erweitern" "langgehegten Wunsch erfüllen" und ähnlichem. Wohlgemerkt, mit Ü40, und das ist kein Einzelfall. Ich finds klasse!


    Also: Was immer deine Motivation ist, wenn es dir am Herzen liegt, zieh es durch. Möglichst ohne Druck, dann fallen auch die Durststrecken (und die wirst du als AE ganz sicher haben) leichter. Ich wünsch dir viel Glück und Erfolg :daumen

    Liebe Grüsse
    Sabine


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    Die meisten Frauen wählen ihr Nachthemd mit mehr Verstand als ihren Mann
    - Coco Chanel-

  • Weder noch. Es ist doch nix irre daran, wenn man weiter kommen will. Da geht jeder seinen eigenen Weg: der eine macht innerhalb seines Berufes eine Fortbildung nach der anderen, so daß nach 20 Jahren von der reinen Lernzeit sicher auch eine Studienzeit zusammen kommt, und der nächste macht "Nägel mit Köpfen", und geht direkt an die Uni.


    Ich werde übrigens auch dieses Jahr ein Studium in Angriff nehmen ;-)

    Man sollte aufhören, seine Zeit mit der Suche nach Problemen zu verschwenden- es könnten mal keine da sein.

  • Irre ist es nicht, aber lustig :daumen vor allem dann, wenn Du feststellst, dass Dein Dozent viel jünger ist als Du und ein wesentlich schlechteres Allgemeinwissen hat :D


    In meinem Kurs bin ich die Älteste, aber gerade in den techn. Kursen gibt es viele reifere Studis - männl. wie weibl.


    Übrigens, in meinem Buchführungskurs ist ein Freizeitstudent, der ist so Anfang 70 und hat richtig was drauf :brille


    Tu es und wenns nicht klappt hast Dus wenigstens versucht! Scheitern ist keine Schande, etwas nicht zu versuchen ist dumm - Zitat meines Profs.

  • Meine beste Freundin studiert jetzt mit 39 Jura. Zwei Kinder, auch nicht immer einfach aber das macht sie jetzt seit 2 Jahren und es läuft alles wunderbar. Als sie mit dem Gedanken spielte hat sie damals auch viele negative Meinungen gehört. Hat sich aber nicht beirren lassen und ist glücklich mit ihrer Entscheidung.
    ich kann dir nur Mut machen. Mach das!!! :daumen

  • Hallo,
    ich finds toll das Du das vorhast!
    Aber ich würd mir an Deiner Stelle genau überlegen, ob es wirklich Architektur sein muß! Ich komme aus ner Architektenfamilie, und es sieht auf dem Arbeitsmarkt schon seit längerem ziemlich mau aus! Das war übrigens schon lange, lange vor der Kriese so!!!
    Studieren, nur um hinterher arbeitslos zu sein wäre ja auch nicht so toll, oder?

  • Hallo Tanja,


    ich kann Dich auch nur ermutigen - probiere es aus - wenn es Dein Wunsch ist!


    Ich bin mit 35 hier auch die Älteste in meinem Studiengang - und die Dozenten sind zum Teil in meinem Alter.


    Aber mir macht es Spass - und ich denke es ist das Richtige für mich.


    Also nur keine falsche Scheu!


    Viele Grüße :winken:


    Grizzlikuh

  • Das ist garnicht doof. Ich mache demnaechst auch einen College Kurs (auch in einem Bereich, der theoretisch brotlos sein koennte). Aber mein Herz will das und wenn man etwas wirklich will, ist man auch gut und erfolgreich (ist meine Meinung). Ich setz dann wohl noch einen drauf und mach mich nebenher selbststaendig (also gleich doppelt irre ;). Mach es. Und studier das, wofuer dein Herz schlaegt :).

  • MACHE ES!


    Ich habe mit Anfang 30 in USA mit dem College angefangen. Ich hatte immer gesagt, wenn meine kids in der Schule sind und ich dann mehr Zeit habe, mache ich das. Habe es nie bereut. Nach dem vierjährigen Abschluss (Bachelor) hatte ich sogar ein Auge auf Harvard geworfen!! Das wäre mir mit Anfang 20 im Lebn NIE eingefallen!


    Nutze die Chance, habe keine Angst! Viel Glück!

  • HI,


    man ist nie zu alt , mach es so kannst es später nicht berreuen.


    Viel Glück

    Es kommt ein Zeitpunkt in Deinem Leben,
    an dem Du realisierst,
    wer Dir wichtig ist,
    wer es nie war
    und wer es immer sein wird.
    So mach Dir keine Gedanken über die Menschen
    aus Deiner Vergangenheit, denn es gibt einen
    Grund, weshalb sie es nicht in Deine Zukunft
    geschafft haben....
    :klimper

  • Ich kann Dir nur sagen :daumen Mach es unbedingt.
    Wenn das so ein grosser Wunsch von Dir ist,kann es nur das Richtige sein.


    Du würdest es sicher bereuen.


    Bist sicher nicht die erste und einzige,die mit soviel "Lebenserfahrung" nochmal studiert......und denk mal an die ganzen Berufsstudenten...80stes Semester :party:rauchen:drink
    Du hast wenigstens schon was geleistet :pfeif:D


    VG coca :strahlen

  • Vielen Dank für die mentale Unterstützung allerseits! Nachdem ich in meinem Bekanntenkreis nichts als Kopfschütteln geerntet habe für meine Idee, ist es erfrischend, auch mal festzustellen, dass das andere Meinungen gibt zu dem Thema. Wenn ich die Sache mit den Praktika schnell genug in den Griff kriege, die eine oder andere Arbeitsstelle der Vergangenheit vielleicht schon als Praktikum durchgeht, dann könnte mein Traum tatsächlich schon zum nächsten Sommersemester wahr werden. Oh, wankelmütiges Ich, hoffentlich bleibe ich dabei....

  • Hi Pik7


    nach aktueller Lage hast Du noch 29 Jahre bis zur Rente, da lohnt es sich allemal noch mal was neues anzufangen!


    Viel Erfolg und noch mehr Ausdauer wünscht
    Susanne

    "Wer Visionen hat sollte zum Arzt gehen" Helmut Schmidt, Altkanzler

    Einmal editiert, zuletzt von Heidelberg08 ()

  • Hi Pik,


    bin auch gerade am Überlegen nächstes Jahr ein Onlinestudium anzufangen. Ist berufsbegleitend und vor allem an Frauen gerichtet, die Familie und Beruf haben und normalerweise aus Zeit- und Geldgründen nicht die Schulbank drücken können. Bedingung ist 1x im Monat an einem Wochenende in der Fachhochschule zu erscheinen und verschiedene Dinge zu besprechen. Alles andere läuft über interne Internetforen und Onlineunterrichtsmaterial. Also im Prinzip wie ein Fernstudium. Ob ich natürlich dafür genommen werden würde, hängt von vielen Faktoren ab, aber versuchen werde ich es auf jeden Fall.


    Für mich sind eigentlich die Beweggründe, dass ich mir nicht vorstellen kann meinen Beruf noch mit 67 auszuüben und jetzt habe ich durch die Trennung die Möglichkeit und nötigen Schwung, so etwas noch einmal anzufangen. Hinzu kommt, dass meine Kinder langsam größer werden und ich der Meinung bin, das ich so ein Projekt jetzt noch gut stemmen kann.


    Also an deiner Stelle würde ich es auch probieren, denn man kann ja dabei nichts verlieren, sondern nur gewinnen. :daumen


    :wink Meradog

    Die Liebe ist wie ein Strick. Wenn er zerreist, kann er wieder zusammengeknotet werden. ...Aber die Enden werden sich niemals wieder dort zusammenfinden..


    Wenn du über die Vergangenheit nachdenkst, erinnere dich lieber daran, warum du manche Dinge getan hast, als zu grübeln, was du besser gelassen hättest.

  • Hallo!


    Ich bin 39J. und bin auch ständig am überlegen, im meinem Fall ist es aber so das ich kein Abi habe.
    Ist jemand hier der auch ohne Abi noch ein Studium (Fernstudium) gemacht hat?


    Mir geht es ähnlich wie Dir Pik, ich übe einen Teilzeitjob aus der mich nicht befriedigt und unterfordert. Ich will das auf keine Fall bis zur Rente machen u. troztdem überlegt man immer hin und her. Meine Kleine ist 6J. kommt bald zur Schule, wir würden sicher zeitgleich anfangen zu lernen :-))


    Man will seinem Kind ja auch eine gute fürsorgliche Mutter sein u. fragt sich ob man das alles schafft.
    Mir fehlt auch ein wenig die Richtung, ich weiss das man auch einige Studiengänge ohne Abi belegen kann. Berufserfahrung habe ich ja genug - wird ja oftmals annerkannt. Ich denke immer wenn ich anfange zu studieren bin ich wahrscheinlich 45J. bis ich fertig bin da ja wohl nur ein Teilzeitstudium in Frage käme.


    Wenn ich es richtig verstanden habe würdest Du die Uni besuchen u. troztdem arbeiten?? Also ein Vollzeitstudium? Woher weisst Du im Vorfeld wann die Vorlesungen sind?


    LG, colli

  • Ich bin auch dafür!
    Habe zwar relativ früh mit dem Studium angefangen (war 25 Jahre alt), hatte aber auch vorher eine Ausbildung gemacht und gearbeitet.
    Was man studiert sollte man nicht vom Arbeitsmarkt abhängig machen, hauptsache es macht dir Spaß! Ich studiere das brotloseste was es gibt, Geschichte und Germanistik, aber ich bereue es nicht. Ich muss mir auch oft anhören was ich damit will, hatte vorher einen kfm. Job, aber es geht mir auch vor allem um die Horizontserweiterung.
    Ich wünsche dir viel Glück für deine Entscheidung und viel Kraft fürs Studium!