Das Fachmagazin "Psychologie heute" hat in seiner aktuellen Ausgabe die Ergebnisse einer Studie der University of California veröffentlicht. Die Forscherinnen Giulia Sani und Judith Treas haben dazu knapp 125.000 Datensätze aus Umfragen in 11 westlichen Ländern - darunter Deutschland, Dänemark und Frankreich - ausgewertet. Ergebnis: Eltern verbringen erheblich mehr Zeit mit ihren Kindern als vor gut 50 Jahren (Vergleichsjahre: 1965 - 2012). Berücksichtigt wurden dabei folgende Tätigkeiten bei Eltern mit mindestens einem Kind unter 13 Jahren: Mahlzeiten zubereiten, Körperpflege (baden/wickeln), anziehen, ins Bett bringen, (nachts) trösten, spielen, vorlesen, etwas erklären, bei Hausaufgaben helfen, gemeinsame, aufs Kind ausgerichtete Unternehmungen etc.
Mütter setzten dafür 1965 im Schnitt 54 Minuten am Tag ein. Heute (2012) waren es 104 Minuten. Bei Vätern hat sich die Zeit von 16 Minuten auf nunmehr 59 Minuten fast vervierfacht.
Ein Ergebnis der Studie: Je höher der Bildungsgrad, desto mehr Zeit wird mit dem Kind verbracht. Mütter mit Uni-Abschluss kommen auf 123 Minuten am Tag, Väter mit Uni-Abschluss auf 70 Minuten. Nicht universitär gebildete Mütter erreichen 94 Minuten, Väter 50 Minuten.
Eine Ursache laut Auswertung der Wissenschaftlerinnen: Akademiker sehen in investierter Zeit die Basis für eine bessere Entwicklung des Kindes und Grundlage für den als wichtig erachteten schulischen Erfolg. Und/oder: "Kinderzeit" gilt als Zeichen für soziale Kompetenz und Zugehörigkeit zu einer als besser erachteten sozialen Gruppe.
Gegenläufig sind hier einzig die Franzosen. In Frankreich sei keine grundlegende Steigerung der Umgangszeit (der Mütter) festzustellen. Laut den Wissenschaftlerinnen scheinen die Franzosen zu glauben, dass Kinder zurecht kommen, ohne dass sich ihre Eltern intensiv in ihr Leben mischen.