öffentlicher Dienst

  • Hallo,


    hab ein Vorstellungsgespräch bei einer Versicherung, wäre Bezahlung über den öffentlichen Dienst. Hat es irgendwelche Vorteile? Ich bekomme irgendwie immer gesagt Industrie wirst du viel besser bezahlt, öffentliche Dienst schlechter.
    Ist für mich eine Sache wo ich sage der Job muss stimmen und ich muss meine Rechnungen usw. bezahlen können.
    Gibt es den Vorteile im öffentlichen Dienst zu arbeiten?
    Ist jemand dort?


    Liebe Grüße

    Vergangenheit verarbeiten, Gegenwart genießen und Zukunft positiv im Blick haben.


    Rechtschreibfehler können hier behalten werden, wenn gefunden.


    :wacko::strahlen:love

  • Ich finde schon allein positiv, dass das Gehalt automatisch steigt. Bei mir muss ich immer kämpfen und eigentlich gibt es keine Gehaltserhöhungen. Außerdem liegt mein Verdienst noch unter dem, den ich mit Tariflohn im öffentlichen Dienst bekommen würde. Ob man in der Wirtschaft mehr verdient, ist branchen- und arbeitgeberabhängig. Damit rechnen kannst du nicht. Bei mir jetzt werden z.B. Überstunden generell nicht bezahlt, auch nicht der Dienst am Feiertag. Das ist im öffentlichen Dienst auch anders.


    Außerdem gibt es da eine echte betriebliche Altervorsorge, die VBL. Auch das finde ich wichtig, weil man ich kein Geld übrig habe, um mich privat abzusichern. Ich werde in absehbarer Zeit wieder versuchen in den öffentichen Dienst zu kommen und empfinde es inzwischen als Fehler, jemals in die Wirtschaft gegangen zu sein. Es war damals die richtige Entscheidung und ich hätte ein paar tolle Menschen weniger im Leben gekannt, aber rückblickend hätte ich einfach durchhalten sollen. Ich wäre jetzt unkündbar und hätte einen Verdienst, der gut 200 Euro netto über meinem jetzigen liegen würde.

  • Bezahlung über öD oder in anlehnung an den Tarif?


    Naja, Vorteile auf jeden Fall schonmal die angespochenen. Zudem gibt es (zumindest in meinem Bereich) gute Möglichkeiten, die Arbeitszeit den individuellen Bedürfnissen anzupassen. Ich als Berufseinsteigerin habe keine Nachteile gegenüber Kommiliton*innen, die in der Wirtschaft sind; klar ist aber, dass bei denen Gehaltssteigerungen drin sind, die ich so nicht erreichen werde. Eben weil es nur ein gewisse Anzahl an Erfahrungsstufen gibt und da eher nichts mit freiem Verhandln ist.

    wer einem alles geben kann, kann einem auch alles nehmen.
    kettcar, "in deinen armen"

  • Für den "unteren" Dienst bis mittleren ist das Gehalt meines Wissens so gut wie in der Wirtschaft, erst bei höheren Positionen wird die Gehaltskurve flacher. Also, was man mit Studium im Privaten Sektor verdienen kann, bekommt man im öD nicht.
    Vorteile: Neben der erwähnten Betriebsrente, eine Jahressonderzahlung (gibts ja auch nicht überall). Wegen der Betriebsrente bin ich mit aber auch noch nichts so sicher, ob die noch sehr viel taugt wenn man bis dahin kommt. Da nagen die AG-Gruppen bei jeder Tarifverhandlung, die ist ihnen wohl ein Dorn im Auge. Man steigt in bestimmten Jahresabständen in der Gehaltsstufe, also nach 1 Jahr Stufe 2, nach 2 Jahren Stufe 3 blabla. Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass man mit entsprechender Berufserfahrung, nicht zwangsläufig in der Stufe 1 anfangen muss, min. 2 sollte drin sein.
    Die Eingruppierung sollte eigentlich tarifgerecht sein, hierbei ist es vorteilhaft, wenn diese von externen vorgenommen wird. Wenn sich deine Aufgaben ändern, sprich anspruchsvoller werden, steigst du natürlich auch in der Gruppe auf (Gruppe=Was kannste, Stufe=Wie lang machste).
    Es gibt aber verschiedene Tarifverträge, ich weiß das die örtliche Handwerkskammer sich am TV des (Bundes-)Landes orientiert und auch ein paar Justizeinrichtungen, logo. Da ist wohl pro Entgeltgruppe weniger als bei Städten und Gemeinden. Ich habe bisher kommunal gearbeitet, ab Januar in einer "Körperschaft des öffentlichen Rechts". Die scheinen sich komischerweise auch an den kommunalen Gegebenheiten zu orientieren.
    Und Kindergeld wird vom Dienstherrn mit Gehalt ausgezahlt. Muss man nicht, aber die scheinen ganz wild drauf zu sein....

    Einmal editiert, zuletzt von butterblum ()

  • Für den "unteren" Dienst bis mittleren ist das Gehalt meines Wissens so gut wie in der Wirtschaft, erst bei höheren Positionen wird die Gehaltskurve flacher. Also, was man mit Studium im Privaten Sektor verdienen kann, bekommt man im öD nicht.


    Das kommt ein bisschen drauf an, was man studiert hat... die armen Sozialwissenschaftler freuen sich beispielsweise über ne TVL 13... als Diplomphysiker ist das natürlich eher ne Lachnummer :lach


    Ganz generell würde ich auch sagen, dass man sich ÖD nicht unbedingt totarbeitet... auch da gibt es Ausnahmen, aber ich finde schon, das die Arbeitsphilosophie etwas gemächlicher ist, eben auch "stubiger" und viele Dinge sind "historisch gewachsen" und werden unhinterfragt so weitergeführt, weil das schon immer so war :lach. Für den Kontinuietätsliebenden ist das hervorragend, für mich beispielsweise ist das schwer auszuhalten.


    Die Altersvorsorge ist ganz prima, man hat seine jährlich Tariferhöhung und einen sicheren Arbeitsplatz (zumindest nach meinem Empfinden). Genau eine gesicherte Jahressonderzahlung, die in den unteren Gruppen fast ein 13. Gehalt ist und meist den Luxus von Gleitzeit.

    LG Campusmami



    Sonne muss von Innen scheinen :sonne


    Das Leben findet draußen statt :rainbow: .

  • Ich bin bei der Stadt und habe knapp 1100 Netto mit einer 20 Stunden Woche.
    Der Job ist auch Krisensicher und es wird als Sozialer Arbeitgeber sehr auf gewisse Lebensumstände, wie alleinerziehend ein gegangen.
    Also ich würde freiwillig nicht mehr von der Stadt weg gehen.


    Für mich absolutes Pro: öffentlicher Dienst

  • Ich arbeite schon immer im ÖD. Seit 1992 :ohnmacht: ....
    Der Vorteil ist, dass wenn man in die Unbefristung kommt einen sicheren Job hat. Und ich lebe mit der Bürokratie sehr gut, die mein AG bietet. Vieles läuft automatisiert und das ist für mich beruhigend. Ich falle jetzt z.B. ins Krankengeld und es wird mir alles sehr schlüssig und zügig erklärt. Zudem gibt es Anlaufstellen, wenn man Probleme hat. Ich stehe z.B. im Kontakt mit dem Gleichstellungsbeauftragten und fühle mich gut aufgehoben. Auch waren nach meiner Elternzeit alle gesprächsbereit, um über meine Arbeitszeiten zu verhandeln. Das man alle zwei Jahre (ich glaube bei ungeraden Geburtstagen) höher"fällt" ist inzwischen längst überholt. Mit den Stufen hat ja butterblum schon erklärt.
    Ansonsten muss man mit den Hierarchien klar kommen, die sind im ÖD klar aufgelistet. Da machst du nix, wenn dein Vorgesetzter ein Stümper ist. Das nervt. Auch "Entfaltungsmöglichkeiten" sind zumindest bei uns stark begrenzt. Seufz...
    Bei uns gibt es noch leistungsorientierte Bezahlung einmal im Jahr. Ich weiß nicht, ob das bundesweit so ist. Das ist nochmal ein extra-Bonbon.

  • Ganz generell würde ich auch sagen, dass man sich ÖD nicht unbedingt totarbeitet... auch da gibt es Ausnahmen, aber ich finde schon, das die Arbeitsphilosophie etwas gemächlicher ist, eben auch "stubiger" und viele Dinge sind "historisch gewachsen" und werden unhinterfragt so weitergeführt, weil das schon immer so war .

    Das ist inzwischen auch überholt, zumindest bei uns. Stellenabbau usw. hat vor einigen Jahren dafür gesorgt, dass die Leute in die Hufe kommen mussten und das auch tun.
    Bei Neuerungen z.B: Qualitätsmanagment waren im Umkreis es die kommunalen Träger, die als erstes aktiv wurden. In meinem Bereich ist das ganz oft so. Bildungsdokumentationen, Kibiz umsetzen etc....da waren wir jedes Mal "Vorläufer".
    Ich denke, das Bild des bleistiftstemmenden Sachbearbeiters ist überholt, wenn natürlich auch ein lustige Vorstellung. Ich finde die Schlagzahl zumindest von unserem Amt für Kinder, Jugendliche und Familien ganz schön heftig und möchte da die Kollegen doch mal "in Schutz nehmen" Die machen einen guten Job und das Ganze im Dschungel von unserer Bürokratie und Regeln. Auch sollte man sich mal überlegen, wer alles im ÖD tätig ist und uns unser Leben auch angenehmer gestaltet.


    Edit: Sorry für das zweite Zitat, das nicht existiert. Ich bekomme es nicht raus. :party

    Liebe Grüße


    Friday

    Einmal editiert, zuletzt von friday72 ()

  • Also ohne Not würde ich persönlich(!) nicht bei einer Versicherung/Bank anfangen.
    Wenn man genauer hinschaut steht der Branche ein brutaler Kampf bevor wo zig tausende Stellen abgebaut werden.



    @friday72
    Die Entfaltungsmöglichkeiten sind auch bei einem Versicherer ü10.000 Mitarbeitern eher beschränkt.

  • öD ist so ein breites Feld, da kommt vieles bei rum. Ich wollte z.B. ganz bewußt nicht mehr in der Komunalverwaltung arbeiten. Wie Campusmami schon gesagt hat: Da kann man schon sehr ausgebremst werden. Das ist so wie bei einem Kettenhund: Man bekommt einen Marschbefehl und kaum ist man losgaloppiert, voll muskulös Ja!Ja!Toll!IchMachDAS! wird man am Hals zurückgerissen (Kosten, Aufwand, Parlament muss zustimmen), dass man sich mit einem Fiepen wieder in seine Hütte zurückzieht. Da waren zuletzt viele, viele Hundehütten (Büros), mit triefäugigen Kettenhunden :-). Genauso wenn man auf bestimmte (künftige) Probleme hinweist, wird gern ignoriert. Bis es dann richtig schallert. Bei uns ist angeblich auch ein reger Wechsel in den Kindertagesstätten. Wenigstens von einem weiß ich aus 1. Hand, das das nicht zuletzt an der Leitung liegt, die nichts bewegen will, weil wo käme man da hin?! Mag halt nicht jeder arbeiten, wie in den 70ern....
    Und da kommt nicht jeder mit zurecht. Da konnte ich mich zuletzt auch nicht mehr mit "identifizieren". Milde ausgedrückt.


    Ich denke, aber das es da Unterschiede gibt, weil im öD teilweise doch schon "sinnvoll" gearbeitet werden muss. Im Sinne von: effektiv.

  • butterblum, meinst du das ist in großen Konzernen anders?
    Vorallem dann wenn da noch "optimiert" wird also jeder Angst um seinen Arbeitsplatz hat.
    Im ÖD ist wenigstens der sicher.

  • butterblum, meinst du das ist in großen Konzernen anders?


    Nöpe. Gerade beim VW-Abgasskandal hat man ja nebenbei gesehen, das da auch verknöcherte Strukturen herrschen. Wo man besser den Sabbel hält, wenn man weiterkommen will. Die Konsequenzen sind bekannt.


    Und sicher? Der öffentliche Dienst steht hoch an der Spitze, wenn es ums Mobbing geht. Ist immer noch die beste Methode, wenn man jemanden loswerden will, den man nur schwer loswerden kann.
    Das ist im öD nicht anders als im Privatsektor. Gleiches gilt für befristete Verträge, auch sehr beliebt. Die Sicherheit hat schon ihren Preis.

  • Ich kann jetzt für mich nur mal den Vergleich ziehen:


    Ich habe 8 Jahre bei einer Bank gearbeitet. Die Bezahlung war sehr schlecht, Bonuszahlung ging nach Nase, laut Vertrag hatten wir "Gleitzeit" - aber davon hat man nix gespürt, Rücksicht auf Alleinerziehende zum Beispiel gab es kaum.


    Jetzt im ÖD (unbefristet) ist für mich die Bezahlung gut und ausreichend, Es gibt Gehaltssteigerungen, Gleitzeit und es wird auf Alleinerziehende Rücksicht genommen.
    Wir haben aber auch viel Stress und Arbeit und bekommen ordentlich Druck von oben. Ich gehe unheimlich gern auf Arbeit, auch wenn Land unter ist und man nicht weiß wie man alles schaffen soll. Ich fühle mich sehr wohl.


    Bei der Bank war das nicht so. Da waren wir nur einen Nummer von vielen. Da bin ich mit Magenschmerzen auf Arbeit gegangen.


    Ich bin froh das ich nun dort arbeite und möchte nicht mehr tauschen wollen.

  • Ich bin in den öffentlichen Dienst gegangen, weil ich allein erziehend bin und mir erschien es das sicherste.
    Mein gehalt steigt alle paar Jahre.
    Mein Arbeitgeber ist sehr wohl gesonnen allein Erziehenden gegenüber, s.d. auf meine Arbeitszeiten geachtet werden und es für mich "machbar" ist.
    Mein Weihnachtsgeld ist Bombe zum Vergleich zu früheren Arbeitgebern.
    Ich bin nach einem halben Jahr Probezeit sofort in die Festanstellung gekommen und bei meinem Arbeitgeber wird keiner gekündigt...
    Ich kann mich versetzen lassen und auf und ab stocken wie ICH möchte.
    Ich kann mich weiterbilden, aufsteigen, es lassen oder auch umschulen, solange ich bei meinem Arbeitgeber bleibe...und das werde ich.

    Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum! :)

  • Auch ich arbeite im öD. Seit über 12 Jahren :wow
    Als Arbeitgeber ist der öD in meinem Augen nur ein Gewinn. Ich bin schwerbehindert. In der freien Wirtschaft, aus meiner Sicht, sehr schwer einen Arbeitgeber zu finden der meinen Ansprüchen gerecht wird. Zu Anfangszeiten verdiente ich nicht so gut aber je länger und da mehr Erfahrung ich sammel desto mehr Geld erhalte ich. Wichtig ist mit welchem Kollegen du verkehrst. Bei einigen tun sich Abgründe auf :scared