Hausaufgaben, Kindern helfen oder nicht...

  • Bildung ist meiner Ansicht nach keinesfalls ausschließlich Thema der Schule.


    Das fängt ja auch schon weit vor der Schule an - denn auch gute Kindergärten sind ja keine Aufbewahrungsanstalt mit Beschäftigungstherapie, sondern es sollte von Anfang an darum gehen, die Kinder in den für das spätere Leben wichtigen Kernkompetenzen (auch sozial und emotional) zu unterstützen. Kinder, bei denen Bildung ganz normaler Teil des Alltags ist, sind da oft im Vorteil. Genauso wie Eltern, welche ein Gespür dafür haben, wo ihre Kinder Unterstützung brauchen. Wenn es "von alleine" läuft, ist es ja gut, aber das Mindeste ist, dass Eltern Interesse an dem zeigen, was ihre Kinder in der Schule und anderswo tun. Wenn Kinder erfahren, dass Bildung Spaß machen kann, dann werden sie sich auch eigenverantwortlich darum kümmern - und Selbstmotivation ist ja immer besser, als wenn man lernen "muss".

  • Meine macht in der Mittagsbetreuung Hausaufgaben und auch da bekommen sie Hilfe wenn sie etwas nicht verstehen.
    Schau jeden Tag mir die Hausaufgaben an und sprech es mit ihr durch - wenn sie etwas nicht versteht gehen wir es nochmal durch oder üben 2-3 Aufgaben.
    Bin schon der Meinung das die Kids das selbst machen sollten, ABER gegen Tipps und Unterstützung spricht meiner Meinung nach nichts.

  • In der Grundschule haben wir die Hausaufgaben immer zusammen gemacht und ich habe ihm Denkanstösse gegeben, aber keine Aufgaben für ihn gelöst. Da habe ich auch noch kontrolliert dass alles gemacht war.
    Inzwischen ist er aber in der 7ten Klasse und muss meiner Meinung nach eigenverantwortlich lernen. Von daher frage ich jeden tag wie es in der schule gelaufen ist und ob ich ihm bei irgendwas helfen kann. Wenn er sagt alles gut und er braucht keine Hilfe dann belasse ich es auch dabei (und schaue mir natürlich die noten an, bisher gabs keinerlei Anlass etwas zu ändern - wenn es doch mal der Fall ist werde ich mich wieder mehr einbringen).
    Wenn er sagt dass er bei einem Thema Hilfe braucht gebe ich ihm die definitiv, und zwar ohne mir auch nur Ansatzweise Gedanken zu machen ob das im Sinne der aktuellen (!!!) Lehrer ist oder nicht, schliesslich ändert sich das ja auch gerne mal von Lehrer zu Lehrer aber mein Kind und ich bleiben immer die Selben ;-) Allerdings habe ich auch mit ihm darüber gesprochen dass man sich generell immer an Regeln halten muss und wenn man mit einer Regel nicht einverstanden ist diese nicht einfach ignorieren kann sondern einen gemeinsamen Kompromiss finden muss (und auch dass das bei Gesetzen nicht funktioniert - an die muss man sich immer halten egal wie bescheuert sie sind).
    In der konkreten Ausgangsfrage heisst das - ich helfe ihm wenn er das möchte aber ich kontrolliere nicht und wenn er was nicht gemacht hat muss er das mit der Lehrerin klären.

  • Aber wird bei den meisten Methoden nicht dem Lehrer die Möglichkeit genommen zu wissen, was können die Kinder , wo muss ich nochmal was erklären? so wird der Lehrer seinen Unterricht nicht anpassen können. - auch wenn einige es sicher nicht täten.

  • Aber wird bei den meisten Methoden nicht dem Lehrer die Möglichkeit genommen zu wissen, was können die Kinder , wo muss ich nochmal was erklären? so wird der Lehrer seinen Unterricht nicht anpassen können. - auch wenn einige es sicher nicht täten.


    Sicher sehe ich diese Möglichkeit. Ich denke, dafür kann man als Elternteil ein ganz gutes Gefühl entwickeln. Wenn das Kind zu den Aufgaben mehr Fragen als Antworten hat, dann kann man schon fragen, ob der Unterricht wirklich ausreichend Erklärungen liefert. Man kennt ja sein Kind ganz gut und kann beurteilen, ob das Kind sich grundsätzlich beim Begreifen des Lernstoffs schwertut, oder ob der Unterricht Defizite aufweist.


    Mein Anliegen ist es, dass das Kind möglichst gut durch den Schulalltag kommt, dass es Freude hat am Lernen, und dass es sich selbständig um die damit verbundenen Aufgaben kümmert incl. Lernen für Tests und Schularbeiten. Da kommt dem Lehrer als Motivator eine wichtige Aufgabe zu. Wenn es da ein Problem gibt, würde ich mich direkt mit dem Lehrer unterhalten. Ich würde aber auch von ihm erwarten, dass es ihm gelingt, alle Kinder soweit zu begeistern, dass sie Schule zumindest nicht als Qual empfinden. Wenn dem Kind bei bestimmten Aufgaben nicht klar ist, was es tun soll, sehe ich es schon als meine Aufgabe an, hier Hilfestellung zu geben, ohne die Aufgaben selbst zu lösen. Hilfe zur Selbsthilfe eben.

  • mein Kleiner ist in der 3. Klasse. Normal bekommt er seine Hausis alleine hin. Ich bin es auch ehrlich gesagt leid, immer im HA- Heft nachzusehen, ob er noch Hausis hat oder nicht, ob das Material hier ist oder ob er es in der Schule vergessen hat ( ich nehme ja an, dass er es nur in 10 % der Fälle wirklich vergisst, alles andere ist wohl nicht ganz unbeabsichtigt in der Schule liegen geblieben).


    Ich erkläre wenn er fragt, versuche Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Ich mache ganz bestimmt nicht die HA fürs Kind, habe mich hier auch schon geweigert, irgendwas auszudrucken oder ähnliches, weil... ich der Meinung bin, ich habe lange genug Hausis gemacht und wenn die Kinder welche aufbekommen, sollten es welche sein, die sie alleine erledigen können.


    Wenn mein Sohn eine Hausaufgabe "nicht kann" versuche ich zu ergründen, woran das liegt. Hätte er etwas grundlegend nicht verstanden, würde ich es nicht als meinen Auftrag ansehen, dafür zu sorgen dass das Kind den Schulstoff versteht und die Aufgabe lösen kann.. ich würde dem Lehrer wohl eine Notiz im HA Heft schreiben, dass der Stoff nicht verstanden wurde und die HA daher nicht gemacht werden konnte. Und dann würde ich erwarten, dass der Stoff noch mal erklärt würde und DANN die HA noch mal erledigt wird. Bisher hatten wir das noch nicht so.


    Es gibt hier Eltern, die lösen die Aufgaben für die Kinder, schreiben die Aufsätze usw... So etwas würde ich nicht machen weil ich denke, dass den Kindern damit nicht geholfen ist.
    Meine ehemals beste Freundin hat das so gehandhabt. Tochter ( damals 3.Klasse) sollte am nächsten Tag ne Mathearbeit schreiben. Kind hatte von der Materie keinen Schimmer. Ich habe sie gefragt, ob sie denn das nicht in der Schule hatte. Sie zeigte mir Aufgaben dazu und erklärte, doch hätten sie gehabt. Im Heft fand ich den selben Aufgabentyp. Als ich sie gefragt hab, wie sie die Aufgaben denn gelöst hätte hat sie ernsthaft gesagt ( und die Mutter hat das auf Nachfrage bestätigt, weil das "schneller geht" ), dass die Mama die Aufgaben gelöst hätte... so etwas geht gar nicht, finde ich.
    Wenn ich das Gefühl hätte, mein Kind kann die Aufgaben nicht lösen oder sitzt, weil es zu viel ist ( nicht weil er träumt und trödelt) viel zu lange dran, würde ich die HA abbrechen und eine Notiz machen.

    Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für unsere Augen unsichtbar...

  • Es gibt hier Eltern, die lösen die Aufgaben für die Kinder, schreiben die Aufsätze usw... So etwas würde ich nicht machen weil ich denke, dass den Kindern damit nicht geholfen ist.


    Damit nimmt man seinen Kindern die Chance, selbst zu lernen, und spätestens bei den ersten Schularbeiten werden sie damit auf die Nase fallen. Wenn es Schwierigkeiten im Unterricht gibt, würde ich auch von der Lehrerin erwarten, dass sie entsprechend Rückmeldung gibt, damit ich mein Kind gezielt unterstützen kann, ohne ihm die Aufgaben abzunehmen. Wie sollen Kinder sonst lernen, Eigenverantwortung zu übernehmen für ihre Aufgaben? Dann lernen sie höchstens, dass man sich bei unangenehmen Dingen am besten jemanden sucht, der einem die Arbeit abnimmt - das fördert die Unselbständigkeit.

  • Unsere Lehrerin (4 Klasse / 40 Jahre Erfahrung) sagt immer - was nützen perfekte Hausaufgaben, wenn die Kids es nicht verstanden haben.


    bei uns gilt


    - bis zu einer Stunde
    - was falsch ist, ist falsch, da muss der Lehrer nochmal ran (in Einzelfällen erkläre ich nochmal)
    - Kind macht die Aufgaben im Hort, da sind noch 5 aus der Klasse, die sollen sich auch absprechen und helfen
    - im Hort gibt es pro Halbjahr 5 Kopier-Joker, wenn man etwas vergessen hat


    Bei Projekt-Arbeiten in Sachkunde oder Buchvorstellungen helfe ich - u.a. aber auch weil PC & Drucker gebraucht werden.


    Mich wundert immer wieder wie viel Zeit Eltern haben.
    Ich lasse mir abends Hausaufgabenheft und die Hausaufgaben auf den Tisch legen und gucke nur nach Vollständigkeit
    und Sauberkeit - mich in die Inhalte einzuarbeiten - da bräuchte man schnell mal ne halbe Stunde, je nach Thema.


    Gedichte kopiere ich ein paar mal und dann haben wir Handzettel - damit man das im Alltag immer mal wieder durchlesen kann.
    Vor Test gehen wir am Vortag nochmal kurz die Themen durch ggfls. fehlt dann eine Erklärung - aber das meiste sitzt.

  • Das jungfräulichste Heft ist bei uns das Hausaufgabenheft, das wird sehr sorgsam geschont. Bis auf diverse Rotstifteinträge fristet es ein sehr sauberes Leben in den Rucksäcken. Aber ich rufe nicht bei Eltern an, entweder sie kümmern sich selber oder es bleibt. Das mag in der Grundschule noch so sein, aber ich weigere mich das bei einem 8. Klässler und einem 10. Klässler zu tun.


    Aber es ist beachtlich wie viele Eltern selbst bei so großen Kindern noch alles abnehmen, das erschreckt mich ehrlich gesagt. Frage mich ob sie dann auch die Ausbildung ihrer Kinder übernehmen.

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

  • Elin: Das mit dem Hausaufgaben hinterher telefonieren habe ich mir bei meinem großen Kind schon abgewöhnt. Mach ich nicht, auch nicht beim Kleinen, obwohl "erst" 4. Klasse.
    Der Große hatte NIE Hausaufgaben. Das Hausaufgabenheft sah nach dem Halbjahr noch aus wie neu.. meist verschwand es dann irgendwann.. klar, konnte sicher einer gut gebrauchen, stand ja noch nix weiter drin...


    Er hat vor 2 Jahren Abitur gemacht. Ganz ohne meine Hilfe... und offenbar auch OHNE Hausaufgaben... ich habe ab der 5. Klasse zu ihm gesagt, dass ich diese ewige Diskusion leid bin und mich nicht mehr darum kümmere ob er was auf hat und was. Wenn er Fragen hat, kann er kommen, wenn ich ihn abhören soll oder so auch... Er kam NIE. Es kamen aber auch NIE Beschwerden von Lehrern... und .. er hatte dann mit nichtmal 17 sein Abi in der Tasche...


    Beim Kleinen dachte ich, ich muss da mehr helfen. Aber im Großen und Ganzen packt er es alleine. In den ersten 3 Schuljahren stand viel in rot im HA Heft, mehr als in blau... Zum 4. Schuljahr hat der Lehrer gewechselt. Der ist offenbar auch der Meinung, dass die Kinder mit ihren (vergessenen) HA alleine klar kommen müssen und regelt das mit denen selber. Keine Einträge, keine Beschwerden, keine Anrufe mehr... bin aufs nächste Zeugnis gespannt.. die Noten waren fast durchweg 1 und 2 bisher. Mal ne 3. Also wirds wohl nicht so schlimm werden...

    Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für unsere Augen unsichtbar...

  • Jetzt gerade hatte die Kleine ein Referat auf. Ihr Erstes! Als die ersten kinder vorgetragen hatten war klar, dass die Eltern geholfen hatten. Das hat der Lehrer auch erkannt, aber die Kinder bekamen trotzdem eine eins. Also habe ich ihr auch geholfen , aber ich finde das wegen der Chancengleichheit nicht fair!


    Die Grosse kommt heute und muss eine Powerpointpräsentation in Physik machen. Ich frage sie ob sie denn erklärt bekommen haben wieder funktioniert. Antwort:"Nein, das sollen uns unsere Eltern zeigen." Na herzlichen Glückwunsch! Auch in ihrer Klasse gab es Referate, bei denen Eltern geholfen haben (eine hat sogar das Paket In der Druckerei drücken lassen).


    Wie handhabt ihr das?

  • eine hat sogar das Paket In der Druckerei drücken lassen


    Also, ich halte das für ein Zeichen übertriebenen Ehrgeizes - aber wenn Eltern sich dazu bemüßigt fühlen, das zu tun, dann machen sie vermutlich alles Mögliche andere für die Schule ebenso, statt ihre Kinder machen zu lassen. Muss ich nicht gut finden.

  • Im Kunstunterricht stand mal unter einem Bild von mir... deine Mama hat ein 1-...



    Ich kam mich leider nicht mehr daran erinnern... wie es in die Gesamtnote mit eingeflossen ist.

    3 Mal editiert, zuletzt von Marian14 ()

  • zu meiner Schulzeit waren es immer die gleichen Eltern, die auch solche Dinge für die Kinder gemacht haben. Oder sie haben großzügige Spenden an den Förderverein geleistet. Musikinstrumente gestiftet, Fotoausrüstung ergänzt. Diese Kinder bekamen dauernd 1er. Ich fand das damals ziemlich ungerecht, denn mein Vater hat immer gesagt, ich soll mein Abi mit meiner Leistung machen und nicht mit seinem Geld. Und wenn ich es eben nicht schaffe, ist das dann auch kein Beinbruch. Damals war ich sauer. Heute gebe ich ihm uneingeschränkt recht und würde das bei meinen Kindern genauso machen. Ich ärgere mich manchmal immer noch, dass diese Kinder dann oft studiert haben, obwohl sie meine er Meinung nach nicht bis 3 zählen konnten. Aber heute steh ich drüber und bin stolz darauf, mir alles selbst zu erarbeiten, auch wenn es noch so schwer ist. Und genau das versuche ich an meine Kinder weiter zu geben. Scheint zu klappen. Auch der Kleine hat inzwischen erkannt wie weit er mit Fleissig und Disziplin kommen kann...

    Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für unsere Augen unsichtbar...

  • Jetzt gerade hatte die Kleine ein Referat auf. Ihr Erstes! Als die ersten kinder vorgetragen hatten war klar, dass die Eltern geholfen hatten. Das hat der Lehrer auch erkannt, aber die Kinder bekamen trotzdem eine eins. Also habe ich ihr auch geholfen , aber ich finde das wegen der Chancengleichheit nicht fair!


    Die Grosse kommt heute und muss eine Powerpointpräsentation in Physik machen. Ich frage sie ob sie denn erklärt bekommen haben wieder funktioniert. Antwort:"Nein, das sollen uns unsere Eltern zeigen." Na herzlichen Glückwunsch! Auch in ihrer Klasse gab es Referate, bei denen Eltern geholfen haben (eine hat sogar das Paket In der Druckerei drücken lassen).


    Wie handhabt ihr das?


    Das finde ich auch mehr als bescheiden.


    Die Grundschullehrerin meiner Tochter hat es so gemacht, dass die Kinder Referate in der Schule in Gruppen erarbeitet haben.
    Es musste nur hin und wieder mal zu Hause was ausgedruckt werden. Da haben dann ich oder auch die anderen Eltern den Kindern bei geholfen. Alles andere, auch Texte verfassen etc. wurde in der Schule gemacht.

  • Hab mir jetzt mal die Antworten durchgelesen...


    Prozentual scheint es so zu sein dass die wenigsten sich an die Vorgaben der Schule halten,


    Warum ist das so?
    Reflektieren da Eltern die Leistungen der Schule auf sich selbst? Sollen die Kinder besser sein als man es selbst war?


    Was bringt es einem Kind das seine Hausaufgaben in einer Stunde erledigen soll, effektiv aber 2 Stunden braucht, unter die Arme zu greifen und so zu vermeiden dass die Schule davon Kenntniss erlangt?


    Nunja, ich bin selbst Arbeitgeber und erlebe tagtäglich dass die Noten nichts über die Leistungsfähigkeit eines Bewerbers bzw Mitarbeiters aussagen.
    Wir haben Bewerber mit Top Noten die einfachste Zusammenhänge nicht verstehen und umsetzen können, die sich mit neuen Inhalten schwer tun weil ihnen eben diese Zusammenhänge fehlen.


    Ich glaube ich bleibe bei den Vorgaben der Schule und halte mich daran, solange der Junior Zusammenhänge begreift, Wissen aufnimmt und das "Lernen" lernt bin ich erstmal zufrieden...


    lg Thomas