Tochter kann Klasse überspringen - In jedem Fall gut für das Kind?

  • Hi.


    Unsere jüngste Tochter wurde letzten Sommer eingeschult. Am Anfang hatte sie Schwierigkeiten bei der Eingewöhnung in den Schulbetrieb und fühlte sich unwohl in der Schule. Das legte sich aber recht schnell. Bereits im ersten Halbjahr hat sie sich im Unterricht gelangweilt. Hausaufgaben erledigt sie zeitlich deutlich unter den Vorgaben.
    Mittlerweile bekommt sie zusätzlich Stoff für Klasse Zwei mit nach Hause. Vor einem Vierteljahr sprach uns die Klassenlehrerin an, das man durchaus überlegen könnte, das Mädchen eine Klasse überspringen zu lassen. Auch ihre sozialen Kompetenzen wären für das Alter überdurchschnittlich. Wir waren da aber zunächst skeptisch und hatten auch etwas Sorge, das sich diese "Beförderung" ggf. bei ihren Leistungen auch ins Gegenteil verkehren könnte. Körperlich wirkt unsere Tochter auch eher wie eine fünf- und nicht wie eine siebeneinhalbjährige. Auch "mitten im Jahr" fanden wir das etwas ungünstig. Daher wurde zunächst mit der Klassenlehrerin beschlossen, ihre Entwicklung weiter zu beobachten und dann zum 2. Halbjahreszeugnis erneut darüber zu sprechen. Stand heute ist unsere Tochter nun Klassenbeste und langweilt sich immer noch und gibt das auch sehr deutlich zu verstehen. Sogar die sportlichen Leistungen sind bei ihrer Körpergrösse im Verhältnis zu den Altersgenossen bemerkenswert. Die Lehrerin favorisiert weiterhin, unsere Tochter eine Klasse überspringen zu lassen. Im nächsten Schritt wird unsere Tochter nun "besuchsweise" am Unterricht der 3. Klasse teilnehmen, um auszuloten, ob ihr das zusagt und ob sie mit dem Lernpensum Schritt halten könnte.


    Hatte schon jemand als Elternteil oder Pädagoge Erfahrung in dieser Richtung? Wie hat sich das bei dem Kind dann weiter entwickelt?

  • Unser Sohn hat in der Grundschule 2 Klassen übersprungen.


    Nach der ersten Halbjahr in der 1. Klasse, ist er in Absprache mit der Lehrerin direkt in die 2. Klasse gesprungen und hat da das 2. Halbjahr gemacht. Nach der 3. Klasse ist er dann am Anfang der 4. ins Gymnasium gesprungen nach einer 2-wöchigen Testphase.


    Einen Klassensprung halte ich nicht immer für eine gute Lösung. Wichtig ist da die Aufnahme bzw. das Wohlfühlen mit älteren Kindern. Bei unserem Sohn war es so, dass er sich mit Gleichaltrigen nie wirklich wohl gefühlt hat, er konnte immer eher eher mit älteren Kindern etwas anfangen. Insofern hat der Sprung in eine andere Klasse ihm sogar geholfen. Aber wie gesagt, das trifft nicht für jedes Kind zu. Eine Testphase halte ich für gut, wenn das Kind selbst auch den Sprung befürwortet (die Schule sollte den Schritt natürlich auch befürworten).

  • Meine Erfahrung ist, dass Kinder, die selbst auch das Bedürfnis nach "mehr" haben, den Sprung gut verkraften. Meist gibt es einen leichten Abfall in den Noten nur am Anfang, dann haben sie sich an die neuen Anforderungen gewöhnt und zeigen Leistung wie zuvor.


    Ihr habt nichts zu verlieren. Zurückgehen kann sie immer noch.

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • Bei meinem Sohn war das auch Thema. Ich habe mich dagegen entschieden, da ich Bedenken hatte, wie er sich in der neuen Klasse sozial integrieren kann, und außerdem jung im Jahr war.
    in meinem Fall war aber mein Sohn auch nicht sonderlich erpicht drauf, zu überspringen, da er bei seinen Freunden sein wollte.
    Ich weiß bis heute nicht, ob diese Entscheidung richtig war, im Gymnasium war ich allerdings froh, dass er nicht ein Jahr früher dort war.


    Bi einer Freundin hat der Sohn die zweite Klasse übersprungen und ging nach einem halben Jahr wieder zurück, weil er seine alte Klasse vermisste.


    Wie Kaj schon sagte, zu verlieren habt ihr nichts.



    LG Jona

  • Mein Großer sollte auch springen. Aber die Lehrerinnen ( sowohl der abgebenden, als auch der aufnehmenden Klasse) standen nicht zu 100% hinter dem Sprung, obwohl mein Großer sich in der 1.Klasse zu tode gelangweilt hat.


    Er war zu Probe in der 2. Klasse, knapp zu Beginn des 2.HJ der 1.Klasse.
    Er konnte keine Schreibschrift. Die hat er sich innerhalb von 2 Wochen selbst beigebracht... zum Nachteil für das Schriftbild...


    Am zweiten Probetag stand ein Diktat an. Er hat es in Schreibschrift mitgeschrieben. Er hatte alles richtig, aber er kam beim Schreiben nicht mit, es fehlten am Ende der Sätze immer mal Wörter...


    Die Lehrerin war auch nicht bereit da irgendwie auf ihn zu zugehen...
    Wir haben ihn dann in seiner Klasse belassen.
    Dafür hat er dann ein Schnellläufer Abitur gemacht. In 11 Jahren. Er hatte dann mit 16 Jahren das Abi in der Tasche. Auch etwas, was man bedenken muss... in der Grundschule sind die Unterschiede noch nciht soo groß.
    Aber wenn dann die 13 Jährigen mit im schlechtesten Fall 16 Jährigen in einer Klasse sitzen oder eben dann mit 16 schon zur Uni gehen... das bekommt auch nicht jedem Kind..


    Wenn aber deine Tochter den Sprung möchte und ihr meint, dass sie das vor allem sozial-emotional gut gebacken bekommt... macht es. Besser als sich langweilen bis man resigniert ( weiß ich aus eigener leidvoller Erfahrung)...

    Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für unsere Augen unsichtbar...

  • Das steht bei uns auch im Raum. Meiner wird zwar erst noch eingeschult, aber kann jetzt bereits lesen, rechnen, schreiben. War sehr interessant bei der Schuleingangsuntersuchung.


    Wir lassen ihn das erste halbe Jahr in Klasse 1, damit er "lernen lernt" und dann sehen wir, wie er sich macht und ob er springen will. Von den Anforderungen her muss er eigentlich, weil er genau wie ich, der Typ ist, der Mist macht, sobald er gelangweilt ist

  • Ich kenne in meinem Umfeld einen Jungen, bei dem das Überspringen einer Klasse in der Grundschule (ich glaube die 3. Klasse) problemlos funktioniert hat.


    Was man aber bedenken sollte, ist der soziale Aspekt.


    Es werden immer mehr Kinder erst mit (fast) sieben eingeschult, wenn die dann noch eine Klasse wiederholen, dann wird der Alterschunterschied schon sehr groß..... damit muss man auch klar kommen....


    Ich sehe es jetzt bei meiner Tochter, die nach der 8. Klasse Gymnasium auf die Realschule gewechselt hat und mit 14 in einer Klasse gelandet ist, wo (warum auch immer) der Großteil schon fast 16 war (also fast zwei Jahre älter)....
    Grad in dem Alter spielt das dann schon eine große Rolle und es war schwer für sie, Anschluss zu finden. Die Jugendlichen dürfen länger weg bleiben, in andere Filme im Kino, in Clubs etc.
    Hat zwar alles nicht direkt mit der Schule zu tun, aber ich finde, das sollte nicht vernachlässigt werden.

  • Wir haben hier eine 9-jährige, die sich zwischen den ganzen 11- und 12-jährigen Mädchen doch ziemlich "fehl am Platz" fühlt. Ihren Leistungen ist das nicht anzumerken, aber ich glaube, es ist doch nicht so ganz einfach für sie. ;)

  • Ich hab mich dagegen entschieden. Zwerg soll weiter Kind sein dürfen.
    Es gibt bei uns für Kinder die sich in der Schule langweilen einen Entdeckertag in einer Schule für schlaue Kinder. Da können Sie einmal pro Woche Dinge für Fortgeschrittene machen.


    Wäre das etwas für Euch?

  • Meine Eltern hatten mir das auch verweigert. Ich habe mich 10 Jahre lang in der Schule gelangweilt und auf keinem Zeugnis andere Noten als Einsen und Zweien gehabt. Dass mir nie mehr Möglichkeiten zur Entfaltung eingeräumt wurden, sehe ich heute noch kritisch. Gerade Kindern fällt das Lernen leicht. Später kann man das nie wieder nachholen.


    Die Perspektive des gelangweilten Kindes sollte man nie außer Acht lassen.

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • Danke für eure Einblicke. Aber ich merke schon, das die Ansichten und Erfahrungen da schon unterschiedlich sind. Wir denken, das es einen Versuch wert ist. Es ist vielleicht auch nicht so gut, eine Chance nie genutzt zu haben. Durchsetzungsstark ist unsere Tochter schon, schliesslich muß die sich täglich gegenüber ihren anderen vier Geschwistern behaupten. Da haben wir jetzt nicht so die ganz großen Sorgen.