Ihr Lieben, ich muss mir mal was von der Seele reden, bin mittlerweile echt ratlos. Vorab leider etwas Vorgeschichte:
Mein Junior (7) ist ein extrem pfiffiges Kerlchen, sehr sehr weit für sein Alter, unglaublich tough. Kontakt zu Ex bestand noch nie und wird auch wohl nie bestehen, Junior nimmt es recht gelassen, WENN mal gefragt wird (was einmal alle paar Monate mal vorkommt) kriegt er selbstverständlich eine kindgerechte Antwort, aber wirkliches Interesse ist bislang nicht da, meist geht es da um Hausnummern oder ähnliche Banalitäten, nicht um die Person.
Junior hat Oma und Opa im selben Haus, aber in ihrer eigenen Wohnung (da Oma gehbehindert entsprechend nah an uns), wir sehen uns täglich, aber wohnen tun wir in unserer Wohnung. Mehr Familie gibt es nicht, aber einige Freunde, also doch soziales Umfeld vorhanden.
Im Sommer kam er in die Schule, hat Spaß, geht gerne hin, macht sich prima). Ungefähr parallel dazu wurde bei mir (aus einem anderen Grund, den ich ungern ausführen würde) eine Posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert, ich warte auf einen Behandlungsplatz, was wohl frühestens im April klappen wird, im Alltag "wuppe" ich das recht gut, gibt vereinzelt Tage, wo es nicht gut geht, besonders abends/nachts weine ich dann viel, versuche aber, dass Junior soweit wie möglich nichts davon mitbekommt, auch wenn das manchmal sehr mühsam ist, weil...
...etwa seit der Einschulung klammert dieses Kind teilweise massivst an mir.
Teilweise, weil er gerne zur Schule geht, gerne zum Fußball geht, mit Freunden in der Schule oder auf dem Spielplatz spielt. Er fragte mich neulich, ob er alleine zur Schule fahren darf, da das organisatorisch gut machbar ist, durfte er natürlich und das macht er auch ohne Probleme oder Angst. Zu Oma und Opa geht er auch alleine durchs Treppenhaus, klappt wunderbar.
Aber: er mag nicht zu Freunden spielen gehen, er lässt mich keine Minute alleine in der Wohnung und sowas wie Müll rausbringen alleine geht gar nicht. Wenn ICH alleine etwas zu Oma und Opa bringen soll (Einkäufe etwa, die er nicht tragen kann), muss er mit, sonst fließen Tränen. Geh ich nach viel Zureden doch mal alleine, kommt er sofort hinterher. Baden und Duschen geht nur morgens um 5 bevor er aufsteht oder unter seiner Aufsicht.
Sind Freunde bei uns, hört das Klammern tagsüber auf. Genauso wenn wir bei Freunden sind.
Krönung des Ganzen: Schlafenszeit. Ich führe Krieg gegen mich selbst. Er genauso.
Er hat sich eingeredet, dass er nicht mehr in seinem Bett schlafen wird, weil er sonst geklaut wird. Bett, Zimmer, Wohnung sind dieselben wir immer, nichts hat sich geändert, er hat bereits alleine geschlafen, es geht aber plötzlich nicht mehr. Auch bei Oma und Opa schläft er nicht mehr (weder alleine noch in deren Bett). Ein Übernachtungsfreund oder er bei einem Freund übernachten geht übrigens auch nicht mehr.
Logische Argumente a la wer kommt in den 4. Stock, 2 Kinder leichter erreichbar unter uns oder ich hör das doch, bin nur eine Wand entfernt und hab alle Türen zu dir offen helfen da gar nicht. Er steht bitterlich weinend vor mir und will in mein Bett, kuscheln und sucht Nähe.
Ich bin die Palette an "Tricks" durch: Bestechung, Abwarten, Lob, Rituale, auf-dem-Boden-vor-dem-Bett-pennen, Bettentausch, Fenster und Türen mit ihm gemeinsam abgeschlossen, Schimpfen, das Baby vs Schulkind Gespräch, generell Gespräche jeglicher Art - alles vollkommen erfolglos. Hab ihm Alternative Schlafplätze angeboten, will er sich nicht. Hab ihn gefragt, wie ich ihm helfen kann, wusste er auch nicht.
Einmal hat es zufällig geklappt, als ich stinkewütend war und ihn zur Strafe ins Zimmer geschickt hab, weil er mir einen Gegenstand durch ein fliegendes Kissen zerbrochen hat, da ist er ins Zimmer, ins Bett und dort eingeschlafen. Nachts kam er dann lang, da hab ich ihn gelassen, er war morgens so stolz und wollte seitdem immer versuchen, in seinem Zimmer zu schlafen, klappte danach nicht wieder.
Es ist nichts vorgefallen im Raum, in der Wohnung, in seinem Leben, was Verlustängste erklären könnte und bei mir, mit Körperkontakt zu mir schläft er auch sofort ein und tief und fest durch. WENN er mal schläft, kann ich den Raum verlassen, davon wird er nicht wach.
Ich habe die böse Befürchtung, dass das Verhalten eine Reaktion auf meine PTBS sein könnte, logisch erklären kann ich mir die Befürchtung aber nicht. Oder es hängt mit der Umstellung Kita-Schule zusammen, obwohl er sehr begeistert zur Schule geht. Aber fast 6 Monate lang?
Hat jemand noch eine glorreiche Idee oder Erfahrungen? Hart bleiben trotz buchstäblich Rotz und Wasser oder nachgeben, um das Kind nicht noch mehr unter Druck zu setzen?
Ich möchte nochmal mit meinem Hausarzt sprechen, ob er mich bis Therapiebeginn medikamentös einstellen kann, um die Spitzen abzumildern, falls es das ist, was Junior so belastet, aber was kann ich noch tun? Komme mir grad so hilflos vor dem Zwerg gegenüber...