Post für's Kind vom anderen Elternteil

  • Hallo!
    Heikle Frage vermutlich.
    Der Vater meine Tochter (ohne Vaterschaftsanerkennung, ohne Unterhalt) hat ja nun vor mehr als einem Jahr beschlossen, dass er keine Lust mehr auf Besuche hat. Er hält das Jahr über keinen Kontakt zu ihr und setzt darauf, dass, wenn Tochter (9) erwachsen ist, sie sicherlich zu ihm kommt. Klar. ;-)


    Der einzige Kontakt, den er "pflegt", sind bizarre Briefe an ihrem Geburtstag und zu Weihnachten. Bizarr insofern, als dass es "natürlich" keine Geschenke mehr gibt, sondern nur Karten, die indirekt voller Vorwürfe an sie und mich strotzen, warum SIE keinen Kontakt hält, dass sie keinen Kontakt mit ihm halten DARF... so leicht komischer Psychokram, den sie nicht versteht, der einfach nicht wahr ist. Ich habe irgendwie den Eindruck, dass ihr Vater entweder depressiv ist oder autistisch veranlagt. Irgendwas passt bei dem was er tut, schreibt usw. nicht zusammen.


    Weihnachtskarte letztes Jahr und Geburtstagskarte dieses Jahr kennt sie, sollte ich vorlesen (obwohl sie es selbst kann), wollte sie vernichten.
    Sie schien mir ziemlich enttäuscht, dass es keine Geschenke gab, und dann fand sie das alles auch uninteressant.


    So.


    Ich weiß, dass Kinder auch ein Briefgeheimnis haben, dass ich an sie adressierte Post "eigentlich" nicht aufmachen oder gar unterschlagen darf.
    Aber jetzt mal Hand auf's Herz, gerade alle die, deren Situation ähnlich ist:


    MUSS das Kind wirklich solche Post bekommen an ihren "Lieblingstagen"? Muss ich ihr das jetzt Jahr für Jahr antun, an den schönsten Tagen im Jahr immer so eine Wunde aufzureißen (du hast einen Vater, aber der interessiert sich nicht wirklich für dich?).


    Wie macht ihr das? Mich würgt es innerlich so, dass dann wieder ein Brief kommt mit merkwürdigem Text und einem "Gesegnete Weihnachten, dein dich liebender Papa!", wovon man ja sonst nicht viel merkt!


    Dem Kind geben, wegschmeißen, weglegen oder zurückschicken?


    LG Nordlicht

  • Liebes Nordlicht,


    irgendwo stimmt das mit dem Briefgeheimnis. Aber um ehrlich zu sein, ich würde die Briefe einfach einen oder zwei Tage früher (nicht später) vorlegen. Dann kannst Du mit dem eigentlichen Feiertag, die positiven Erinnerungen nachsetzen.


    Oder einfach einmal ein Jahr zurückhalten. Ihr ein kleines Buch oder ähnliches kaufen und sagen, dass kommt vom Papa? Es ist alles nicht ganz koscher aber Dein Kind verdient auch Weihnachten und Geburtstag geniessen zu dürfen.

  • Kannst du ihr die Karten nicht einfach an dem Tag geben, wo sie zugestellt wurden, damit hättest du selbst ein reines Gewissen und das ist in solchen Konfliktsituationen meiner Meinung nach von Vorteil. Und dann trifft es mutmaßlich nicht den entsprechenden Tag. Generell würde ich sagen, dass Kinder Karten und deren Inhalt bis zu einem gewissen Alter als total nebensächlich betrachten, vielleicht machst du dir zu viele Gedanken?

    LG Campusmami



    Sonne muss von Innen scheinen :sonne


    Das Leben findet draußen statt :rainbow: .

  • Ja, so in etwa habe ich auch überlegt. Zurückhalten. Bzw. ganz weglegen und warten, ob sie nachfragt.
    Irgendwie ist das aber auch doof.
    Letztes Jahr hat er noch ein grooooßes Paket geschickt. Dessen Inhalt bestand dann aus Karte und "Plünn" (wie man hier oben sagt) von seinen Eltern, die Tochter kaum kennt. Zum Geburtstag gab's dann gar nichts mehr.


    Ich frage mich, was die größere Enttäuschung ist: Eine doofe Karte oder gar nichts von ihm hören.

  • Kannst du ihr die Karten nicht einfach an dem Tag geben, wo sie zugestellt wurden, damit hättest du selbst ein reines Gewissen und das ist in solchen Konfliktsituationen meiner Meinung nach von Vorteil. Und dann trifft es mutmaßlich nicht den entsprechenden Tag. Generell würde ich sagen, dass Kinder Karten und deren Inhalt bis zu einem gewissen Alter als total nebensächlich betrachten, vielleicht machst du dir zu viele Gedanken?


    Letztes Jahr Weihnachten hat er es geschafft, dass sie genau am 24. vormittags ankam. Beim Geburtstag kam sie einen Tag später.


    Ich mache mir bestimmt zu viele Gedanken.
    Ich hänge so zwischen "nicht ihr Vertrauen verletzen" und "sie vor Kummer beschützen".
    Aber das ist wahrscheinlich ein Problem, was viele hier haben.


    Und eigentlich ist es auch "nur" eine Karte und es interessiert sie tatsächlich recht wenig. Wobei: Sie sagt, die Geburtstagskarte sei keine "echte", weil "Happy birthday" fehlt.

  • Ganz ehrlich.....Sie will die ganz offensichtlich nicht behalten. Warum sammelst du die nicht und gibst sie ihr, wenn sie älter ist. Schreib einen Brief von dir und leg den dazu, in dem du erklärst, warum du sie ihr nicht mehr gegeben hast. Dann kann sie selbst entscheiden ob und wann sie die liest.

  • Tochter (9)


    Hast Du mal überlegt sie zu fragen wie sie es am liebsten hätte ?
    Sie kennt ja nun diese Briefe schon .... frag sie doch, wie sie möchte das Du damit umgehst.

  • Weihnachtskarte letztes Jahr und Geburtstagskarte dieses Jahr kennt sie, sollte ich vorlesen (obwohl sie es selbst kann), wollte sie vernichten.
    Sie schien mir ziemlich enttäuscht, dass es keine Geschenke gab, und dann fand sie das alles auch uninteressant.



    LG Nordlicht




    Hatte ich auch überlegt Loewe, aber hier schreibt sie ja, dass sie vorlesen sollte. Drum würde ich sie aufheben und ihr nicht mehr zeigen. Es wird die Zeit kommen, da wird sie danach fragen, dann sind die noch da und sie kann sie lesen, wenn sie mag.

  • Ich hänge so zwischen "nicht ihr Vertrauen verletzen" und "sie vor Kummer beschützen".
    Aber das ist wahrscheinlich ein Problem, was viele hier haben.


    Ich glaube das Problem haben viele... meine bisherige Erfahrung ist zum einen, dass es ein frommer Wunsch bleiben wird Unheil von den Kindern fern zu halten. Zum anderen, dass die Bewertungsmaßstäbe der Kinder andere sind als meine eigenen. Sprich, wo ich gedacht habe, oh Mann Drama, muss das denn sein (?!) haben die Kinder mit absoluter Gelassenheit reagiert, dafür gab´s aber auch schon das ein oder andere Drama an Stellen, wo ich gedacht habe, da könnten sie eigentlich drüber stehen.


    Ich finde es für mich wichtig authentisch zu bleiben, also wenn ich etwas mache, muss ich das später rechtfertigen können. Was mir meine Kinder später vorwerfen, weiß ich noch nicht... deshalb ist es für mich wichtig, hinter Entscheidungen stehen zu können. Ansonsten versuche ich Ihnen zu vermittel, dass Menschen unterschiedliche Positionen und Wahrnehmungen haben, und jede Position für sich selbst schlüssig sein kann, gerade wenn es um Emotionen geht, gibt es kein eindeutiges "richtig" oder "falsch".

    LG Campusmami



    Sonne muss von Innen scheinen :sonne


    Das Leben findet draußen statt :rainbow: .

  • hallo Nordlicht,
    wir haben gerade ganz ähnliches hier: Post vom KV ans Kind - nach über drei Jahren Stille.
    Der Inhalt: seltsames inhaltsleeres Geschwafel, und 'mein lieber Sohn' 'dein Vater'...
    Der KV hat den Brief per Einschreiben (!) an den Sohn geschickt, weil er glaubt, dass ich die Briefe nicht weiterleite. Das habe ich bisher allerdings, bis auf zwei Ausnahmen, weil diese Briefe so gemein waren, aber immer gemacht. Naja, Söhnchen war ziemlich irritiert, hat den Brief dann aber in die Blechbox zur anderen Post gelegt und nicht weiter drüber gesprochen.
    Was mich dabei wütend macht ist diese armselige Scheinheiligkeit, dieses schizophrene Verhalten des Vaters, der den eigenen Sohn wegen dem Unterhalt verklagt (Antragsgegner ist in diesem Fall sein eigener Sohn!) und um jeden Cent feilscht. Da könnte ich jedesmal :kotz
    Das legt sich aber schnell wieder, und ich finde meine Gelassenheit wieder. Und Söhnchen juckt es vor allem am wenigsten.


    Meine Sicht: gib so einem Brief nicht mehr Gewicht als er verdient und übergebe ihn keinesfalls an Kinds Lieblingstagen. Das reicht auch noch an einem anderen Tag.

    _________________________________________________________________________
    keks3


    life is a tale told by an idiot, full of sound and fury, signifying nothing (shakespeare)
    'Does anybody remember laughter?' (R.P.)

  • Ich würde sie ihr geben... dann wenn die Post kommt. Ihr erklären, dass sie ihn lesen kann wann immer sie es mag (oder du sie ihr vorliest). Nun kennt sie es ja auch schon. Der "merkwürdige" Inhalt ist ihr nicht mehr fremd.


    Ich glaube, dass wenn du sie ihr "vorenthältst"... so gut du es auch meinst... es nicht so bei ihr ankommt. Für mich... wäre es ein Vertrauensbruch. Ich glaube nicht, dass sie es positiv sehen würde.


    Bestimmt ist sie einen Moment traurig... aber es ist glaube ich so doch leichter. Er hat immerhin an sie gedacht. Sie sieht aber dennoch wie er wirklich ist.


    So hart es auch für euch Beide ist. Irgendwann muss sie sich so oder so damit auseinandersetzt. Lieber dann früher damit vertraut werden. Du bist bei ihr und fängst sie auf.

    2 Mal editiert, zuletzt von Marian14 ()


  • Ich hänge so zwischen "nicht ihr Vertrauen verletzen" und "sie vor Kummer beschützen".


    Ich sehe das sehr pragmatisch. Vor Kummer kann ich meine Tochter nicht schützen, bzw nur in Teilen. Das kann niemand von uns. Es liegt nicht in unserer Hand.
    Ein Vertrauensbruch hingegen ist auf unserem Mist gewachsen. Dafür tragen wir volle Verantwortung und wäre vermeidbar gewesen.


    Die Briefe bunkern? Wenn ich mir überlege, was ich alles schon gefunden habe, was meine Eltern vor mir verstecken wollten... :scared:pinch:8|
    Ist dann wie "Von der Adoption wollten wir dir erzählen, wenn die Zeit reif dafür ist"


    Würde mir überlegen, ob Loewes Idee in eurer Situation greift.


    Eine Bekannte in ähnlicher Situation hat den Brief zB zusammen mit den anderen wirklich lieben Briefen und Geschenken überreicht. ZB als alle Geburtstagskinder kamen. Da war dann sehr viel Ablenkung und über "komische Inhalte" wurde nicht lange nachgedacht. Kind war nur auf Spass und Spiel mit Freunden gepolt.

  • Danke für eure Gedanken!


    Loewes Variante, sie im Vorfeld zu fragen, was ich mit den Briefen machen soll, gefällt mir inzwischen am besten.


    Ich hatte den Gedanken auch schon, aber ich sträube mich ein bisschen, sie überhaupt damit zu belasten. Andererseits denke ich, mir bleibt nichts anderes übrig.


    Vertrauensbruch durch Verstecken, Verheimlichen liegt mir auch nicht, könnte ich gar nicht. Wobei ich mir insgeheim zugegebenermaßen natürlich wünsche, dass der Postwagen einfach ausbrennt. Thema durch. ;-) Aber so ist es einfach nicht.


    P.S. Solche Briefe ihr vor anderen zu übergeben (den Geburtstagsgästen) finde ich total doof, nicht allgemein, aber in unserem Falle schon. Ich glaube, solche Sätze wie "Warum gratulierst du der Oma nicht zum Geburtstag, hier ist ihre Adresse!" sind einfach so Panne, das ist privat, das müssen die anderen Kinder nicht wissen. Das darf sie selbst später ihren Freunden erzählen, oder eben nicht.

  • Hallo Nordlicht,


    du machst dir in diesem Fall zu viele Gedanken.


    Als ET sind wir aufgefordert, zu entscheiden, welche Sendungen unsere Kinder im Fernseher schauen, welche Informationen sie über´s Internet beziehen, welche Zeitschriften und Bücher sie lesen.


    Das Postgeheimnis entbindet dich nicht von der Verantwortung einer Minderjährigen gegenüber, Unfug, der vom KV per Post kommt, zu unterbinden.
    Da du auf den Absender keinen Einfluss hast, bleibt vorläufig nur:


    Briefe einkassieren, sammeln und mit entsprechender Erklärung selbst entscheiden, wann du sie deiner Tochter zu lesen gibst.
    Der richtige Zeitpunk ist gekommen, wenn du die erforderliche Reife bei deiner Tochter feststellst.


    LG
    Joachim

  • Hallo,


    das Thema kenne ich nur zu gut! Ich habe mir diesbezüglich auch Hilfe geholt, da mich mein schlechtes Gewissen auch geplagt hat. Nun bin ich sortierter denn jeh und kann dir folgendes mitteilen:


    Punkt 1) Das Briefgeheimnis als solches wird aufgehoben, da DU das Sorgerecht hast und verpflichtet bist, auf dein Kind zu achten! Würde ein Fremder deiner Tochter Post schicken, würdest du diese sicherlich auch öffnen! Also, es ist nicht nur dein Recht, sondern deine Pflicht, in Sorge zu deinem Kind zu gehen und diese Post zu öffnen! Hätte ich dies nicht getan, hätte meine Tochter eine Todesanzeige von ihrer Oma väterlicherseits in den Händen gehalten, die er ihr geschickt hat. Da verheerende daran, diese "Oma" lehnte das Kind immer ab, somit hätte meine Süße eine Todesanzeige von einer Fremden bekommen.


    Punkt 2) Sammle das Ganze. Das ist legitim und schützt dein Kind! Im Gespräch mit Behörden und Kinderpsychologen wurde mir das dringenst empfohlen, um a) mein Kind zu schützen (Jedes Kind hat ein grundlegendes Recht auf Fürsorge, das ein möglichst konstantes familiäres Umfeld sowie kontinuierliche Erziehung sicherstellen soll.) Zudem ist im § 1631 BGB das Wohl des Kindes gesetzlich geregelt!
    DU musst Stärke zeigen und dich vor deinem Kind positionieren. Das fiel mir auch jahrelang schwer, ich wollte es immer nur gut meinen und wollte immer, dass mein Kind Kontakt hat und ein sie liebenden Papa. Ich bin aufgewacht! Sie hat keinen Papa! Jahrelang sprachen wir (wenn es thematisiert wurde von Vater), mittlerweile ist es nur noch der Vorname, der geblieben ist, da diese Person auch kein Vater ist! Dafür übernehme ich die volle Verantwortung, denn, wenn ihre Schwester (haben nicht den gleichen Vater) fragte, hieß es bislang immer: "...(Name meines Kindes)... Vater." Diese Bezeichnung jedoch suggerierte stets dem Kind, dass es Schuld sei. Das ist sie aber nicht! Nunmehr wird von beiden Kindesvätern inform ihrer Vornamen gesprochen. Das vermittelt nicht den Kindern: "Hey, du hast einen Vater, aber irgendwie doch keinen." Es gibt somit zwei Personen, die dich haben entstehen lassen, jedoch übernimmt nur eine die Verantwortung dafür.


    Denn was lernen denn die Mäuse sonst: "Ok, um jemanden zu lieben bzw. geliebt zu werden, bedarf es keiner Verantwortung, keiner Nähe und auch keine Fürsorge." Liebe wird für sie ein Paradoxum, dass sich mit ihren Gefühlen nicht deckt!


    KV schreibt Karten mit: "Ich liebe dich..." und ist überhaupt nicht greifbar und Mama sagt auch: "Ich liebe dich." Was davon stimmt denn nun nicht, fragt sich das Kind. Es gibt Werte, die wir ihnen beibringen und dazu gehört auch, dass ein Ich-Liebe-Dich nicht nur dahingesagt werden darf! Sie straucheln sonst in ihren späteren partnerschaftlichen Beziehungen!


    Achja, und so einen Vorschlag, dass du ihr zusätzlich ein Buch oder anderes kaufst, damit sie glücklich ist... ...das vergiss mal lieber schnell! Eines Tages macht sie dir Vorwürfe, dass du das getan hast! Du verfälscht ein Bild, dass DU versuchst, aufrecht zu erhalten, welches es aber nicht gibt!!! ER ist verantwortlich! DU kommst jeden Tag 24 Stunden lang deiner Verantwortung nach! Du musst nichts geradebiegen, was er nicht in der Lage ist, zu tun! Blödsinn! Habe ich auch alles gemacht und ihn stets in Schutz genommen, selbst, als er sie verletzt hat und das mehrmals! Lass ab davon! Er ist erwachsen (offensichtlich ja nicht) und muss sein Handeln und Tun selbst verantworten!



    Also, mach dich stark vor deinem Kind und schütze es! Hebe alles auf, pack es in eine Kiste! Denn zum Vaterseinn gehört mehr als nur eine Karte mit einem Ich liebe dich...!!! Und was diese Worte bedeuten, zeigst du ihr jeden Tag! Hab keine Angst!

  • .. das ist dein Job. Egal was er für eine Störung hat er ist kein Plus für das Kind.
    Ich würde ihr sagen du er hat geschrieben.Du es ist ein sehr merkwürdiger Brief. Ich liebe dich und gebe dir die Briefe wenn du älter bist .


    Wenn sie dann immer wieder nachfragt würde ich es nochmal überdenken aber dies wäre meine erste Reaktion .

    Uralt Song
    ob es nun so oder so oder anders kommt , so wie es kommt so ist es Recht…..trala lalala
    - egal ! einfach weitertanzen !

  • ...ui, ich hatte in meiner ersten Antwort den Punkt b) vergessen. Hier kommt er:


    Also und b) Ist das Aufbewahren dieser Briefe etc. wichtig, falls er doch irgendwann einmal auf die Idee kommt, das Sorge- oder Umgangsrecht einzufordern. D. h., diese Briefe dienen dir auch als Beleg, um dieses abzuwehren, da dieses nicht zum Wohle des Kindes wäre! Ich habe einen Ordner mit den Anfangsbuchstaben von ihm angelegt (damit die Kleine den Ordner nicht erkennt). Darin enthalten sind die Karten an sie, aber auch seine "Bemühungen" der letzten Jahre! Desweiteren habe ich alte e-Mails (ans JA etc.) dort mit abgeheftet und Briefe mit seinen Beleidigungen und Drohgebärden von vor drei Jahren.


    Ich kann dir dies nur empfehlen! Mir hatte man dies auch empfohlen und ich dachte: "Oh Gott, ich will mich aber nicht damit beschäftigen und befassen müssen!" Es bedeutete ja, dass ich den ganzen Schriftverkehr noch einmal lesen musste, um diesen zu ordnen und zu sortieren! Als ich aber nach stundenlanger Arbeit fertig war, trat genau das ein, was mir profezeit wurde: Dieses Sortieren gab mir Sicherheit! Ich fühlte mich stärker und wusste, dass es nichts gibt, was ich nicht erreichen könnte! Mein Selbstbewusstsein und meine Schwäche kehrten sich um! Ich hatte keine Angst mehr vor ihm und etwas positives hatte es auch bewirkt: Wenn immer Post von ihm im Postkasten war, raste mein Herz nicht mehr so, weil ich mich innerlich aufregte! Auch, machte ich nicht mehr alle Pferde wild deswegen! Er bekam einfach keinen Platz mehr in unser Leben! Wenn mich dann mal eine Freundin oder meine Eltern fragte, ob er sich mal wieder gemeldet hat, dann sagte ich nur kurz: "Ja, mal wieder ne Karte mit einem 'Ich denke jeden Tag an dich' und wenn es erlaubt ist, sehen wir uns wieder." Ja ja, Laberei! Ich gab fortan dem Ganzen nicht mehr so viel Gewicht!


    Noch vor ein paar Monaten regte ich mich unerlässlich auf, nervte so viele Menschen um mich herum! ER war stets Thema und hatte sooooo viel Raum in meinem Leben! Und das war/ist genau seine Intentiion für diese Karten!


    Jetzt? Er ist Luft und ich bin mir meiner selbst bewusst, was ich jeden Tag leiste mit den beiden Mäusen! Daraus schöpfe ich die Kraft! Er hat keine Macht mehr mit seinem Nichttun!


    WAS bitte soll deine Tochter mit diesen Karten anfangen? Nichts! Es tut nur weh! Sammeln und später, wenn sie reif genug ist, geben und ihr erklären, warum du diese gesammelt hast!


    Kinder haben ein Recht auf eine fröhliche Kindheit, sollen gesund gedeihen und sich auf das konzentrieren, was in ihrem Leben wichtig ist! Alles, was sie durcheinander bringt, sind wir verpflichtet, von ihnen fernzuhalten! Dennoch immer ehrlich sein! Wenn sie das Bedürfnis hat, ihm ein Bild zu malen, dann sagst du: " Ja, mach das. Wir legen das dann in einen Kiste, wo du all die Bilder an ihn sammeln kannst!"
    So habe ich es auch gemacht! Kinder wollen Sicherheit. Diese kann ER ihr nicht bieten und wenn DU jetzt auch noch Unsicherheit ausstrahlst, dann weiß sie gar nicht mehr wohin mit sich! Einer lenkt das Schiff und das bist du! Darauf muss sie sich verlassen können! Also, bleib stark, selbstbewusst und übernimm das Zepter! Alles andere schafft Unsicherheit bei ihr. Sie ist schon durcheinander! Bringe sie wieder auf ihren Weg! Sicher wirds auch mal Tränchen geben, aber bleib stark!

  • Liebe newbegin,


    vielen Dank für deine beiden Beiträge.
    Darf ich fragen, wo bzw. wen du "damals" um Rat gefragt hast? Anwalt, Jugendamt, Beratungsstelle?


    Mit diesen Gedanken hast du übrigens wirklich einen Nerv bei mir getroffen. Das habe ich so noch nicht gesehen. Danke dafür.

    Denn was lernen denn die Mäuse sonst: "Ok, um jemanden zu lieben bzw. geliebt zu werden, bedarf es keiner Verantwortung, keiner Nähe und auch keine Fürsorge." Liebe wird für sie ein Paradoxum, dass sich mit ihren Gefühlen nicht deckt!


    KV schreibt Karten mit: "Ich liebe dich..." und ist überhaupt nicht greifbar und Mama sagt auch: "Ich liebe dich." Was davon stimmt denn nun nicht, fragt sich das Kind. Es gibt Werte, die wir ihnen beibringen und dazu gehört auch, dass ein Ich-Liebe-Dich nicht nur dahingesagt werden darf! Sie straucheln sonst in ihren späteren partnerschaftlichen Beziehungen!


    Das mit der Liebe ist wirklich großartig und passt so. Sollte er sich jemals wieder bei mir melden, kriegt er so was um die "Ohren gehauen". Genau das kapiert er nicht: Kind muss ihn lieben, er muss Kind lieben. Kind muss auch die Großeltern lieben und ehren.
    All das, weil mal blutsverwandt ist. Ich frage mich wirklich, ob so etwas anerzogen ist oder tatsächlich die Spätfolge eines Extrem-Ost-Krippenkindes der 60er/70er-Jahre. Ich will ja nicht behaupten (und hier einen Shitstorm verursachen), dass gewisse ostdeutsche Generationen einen Bindungsschaden haben, ABER... wenn es eines gibt, wo das so ist, dann er.


    Bei uns (zuhause) muss Familie auch gelebt werden, um Familie zu sein.


    Ein Buch oder ähnliches würde ich übrigens auch nicht kaufen. Momentan liegen seine letzten beiden Briefe/Karten einfach hier im Schrank bei mir.
    Ein Buch hat er selbst schon "gemacht": Irgendwann kam er mit einem kreischend pinken Fotoalbum über SICH selbst an. Sein Leben, seine Tiere, seine Familie, sein Haus, seine Urlaube.
    Eigentlich ja keine schlecht Idee. Und er hat sich wirklich viel Mühe gemacht.
    Aber: Kind blätterte lustlos durch, hatte gar keine Lust, sich das alles erklären zu lassen und kommentierte bem Zuklappen "Und wo bin ich?"
    Ich fand das so bezeichnend. Für alles.
    (Das pinke Ding steht jetzt im Keller bei anderen Büchern, keiner vermisst es.)
    Insofern war es eigentlich nur logisch, dass im Geburtstagsbrief keine Geschenk war sondern ein Zeitungsartikel über IHN.