ALG2 und mit Freund zusammenziehen

  • Hallo ihr lieben,


    ich lebe allein mit meinem vierjährigem Kind zusammen und beziehe derzeit noch ALG2. Dazu kommt noch UVG, Kindergeld und Wohngeld.


    Jetzt möchte ich aber evtl mit meinem Freund zusammenziehen, der auch ein vierjähriges Kind bei sich hat und arbeiten geht. Was er nun genau Netto verdient, weiß ich jetzt nicht.


    Meine derzeitige Miéte der Wohnung wird von dem Jobcenter übernommen. Wie würde es sich verhalten, wenn ich nun zu meinem Freund ziehen würde?
    Würde mir dann komplett alles gekürzt werden und er müsste für uns auch noch mit aufkommen?
    Gemeinsame Kinder haben wir nicht, es bringt nur jeder eines mit in die Beziehung.


    Ich würde mich auf Antworten freuen


  • Meines Wissens werdet ihr dann als Bedarfsgemeinschaft angesehen und sein Netto dürfte durchaus in die Berechnungen für ALG2 mit einfließen. Je nachdem wieviel er verdient, dürften die Zahlungen an euch weniger bis Null werden. Kindergeld bleibt, Wohngeld ist von der Wohnung abhängig, klar, auch da könntet ihr dann gemeinsam Wohngeld für die gemeinsame Wohnung beantragen. UVG weiß ich gerade nicht, fällt glaub ich erst weg wenn man heiratet :Hm?!


    Edit: Die Steuerklasse 2 dürfte für ihn dann auch wegfallen, sofern er sie hat https://www.vamv.de/allein-erz…sicherung/kindergeld.html.

    Einmal editiert, zuletzt von butterblum ()


  • Meines Wissens werdet ihr dann als Bedarfsgemeinschaft angesehen und sein Netto dürfte durchaus in die Berechnungen für ALG2 mit einfließen.


    Definitiv. Es sind Kinder im Haushalt zu versorgen. Das reicht für eine Veranlagung als BG schon. §7 Abs. 3a, Satz 2 und 3, SGB II. Habe gerade neulich anderswo von einer ähnlichen Fragestellung wie dieser gelesen, da hat der Freund so viel verdient, daß der Sozialleistungsträger nicht mal die Krankenkasse der Antragstellerin übernommen hätte. Der hätte dann quasi die Freundin komplett aus eigenem Einkommen unterhalten. Die Sachbearbeiterin der Antragstelle hat sich vor Vergnügen fast überschlagen.

  • Der hätte dann quasi die Freundin komplett aus eigenem Einkommen unterhalten.


    Naja, das ist wohl bei tausenden nicht-ehelichen Partnerschaften so, oder? Und bei den ehelichen bzw. eingetragenen Partnerschaften doch erst recht... Ich sehe da jetzt nicht, wo sich der "böse Staat" mal wieder so unverschämt raus tut... Wahrscheinlich hab ich einfach zu wenig "das-steht-mir-zu"-Veranlagung...


    Die Sachbearbeiterin der Antragstelle hat sich vor Vergnügen fast überschlagen.


    Weil sie ihren Job ernst nimmt? Wirtschaftliche Mittelverwendung und gesetzeskonformes Handeln? Oder unterstellst Du ihr Häme oder wie darf ich diesen Satz deuten?

  • Naja, das ist wohl bei tausenden nicht-ehelichen Partnerschaften so, oder? Und bei den ehelichen bzw. eingetragenen Partnerschaften doch erst recht... Ich sehe da jetzt nicht, wo sich der "böse Staat" mal wieder so unverschämt raus tut...


    Ich bin da ganz entspannt, das ist ja nicht mein Fall. Es ist allerdings schon seltsam, das der Staat einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft eine faktische Unterhaltspflicht (einschl. Stiefkindern) auferlegt, wo es keine gesetzliche gibt. Das degradiert eine Alleinerziehende doch zum Ladenhüter. Es mag Leute geben, die das gut finden. Ich bin da eher skeptisch. Aber vielleicht ist das ja auch gesetzlich gewollt oder wird in Kauf genommen.



    Wahrscheinlich hab ich einfach zu wenig "das-steht-mir-zu"-Veranlagung...


    Die habe ich auch nicht. Ich bin nur bei dem Verein, weil die Truppe mich zur Zwangsarbeit abkommandiert hat. Wieso sollte ich das jemandem anderen aufbürden? Das wäre unredlich. Von dem moralischen Unterton muß man sich aber auch nichts annehmen. Steuergeschenke und Staatsprämien werden ja auch von den (verpartnerten) Moralisten gerne mitgenommen.



    Weil sie ihren Job ernst nimmt? Wirtschaftliche Mittelverwendung und gesetzeskonformes Handeln? Oder unterstellst Du ihr Häme oder wie darf ich diesen Satz deuten?


    Was ich von diesen Leuten halte, darf ich hier gar nicht schreiben. Über wirtschaftliche Mittelverwendung und gesetzeskonformes Handeln in Optionskommunen und Arbeitsämtern kann ich einen ganzen Aufsatz schreiben. Die haben alleine in meinem Zuständigkeitsbereich von ihrem Verwaltungs- und Justizetat schon so viel verbraten, das die dafür eingesetzten öffentlichen Mittel wahrscheinlich bis zu meinem Renteneintritt gereicht hätten. Freude kommt bei einem den abschlägigen Bescheid ja wohl eher nicht auf. Daher tippe ich in der Tat eher auf Schadenfreude.

  • Wenn du einen netten SB hast (gibt es tatsächlich :-) ) würde ich mal im JobCenter aufschlagen mit den relevanten Daten, sprich sein Einkommen, Höhe der Miete, seine Aufwendungen für die Arbeit (Fahrtkosten etc) und nach einer Proberechnung fragen. Die können ja ruhig wissen, was der Freund verdient, solange ihr noch keine BG bildet, isses irrelevant für deinen Bedarf. Aber darf ich mal fragen, wie es kommt, dass du Wohngeld beziehst? Meines Wissens nach schließen sich Wohngeld und Alg2 aus, außer es wird durch Einkommensanrechnung der Bedarf + KdU überschritten :hae:
    Ansonsten ist die Rechnung doch:
    Bedarf Du + Bedarf Freund + Bedarf Kind 1 + Bedarf Kind 2 + KdU abzüglich Einkommen der Kinder und (dem über den entsprechenden Freibeträgen liegende) Einkommen des Freundes.
    Naja und dein AE Zuschlag fällt natürlich weg.

  • Das degradiert eine Alleinerziehende doch zum Ladenhüter.


    Also, auch wenn das jetzt auch doof rüberkommt müsste es richtigerweise lauten: Es degradiert potentielle Partner die ihren eigenen Lebensunterhalt nicht selbst erwirtschaften können zum Ladenhüter (wobei letzteres auch ein bissel hart ist). Der Knackpunkt ist der Lebensunterhalt, nicht der AE-Status. Ich weiß aus eigener Erfahrung wie schwer es ist sich als AE am eigenen Schopf wieder aus dem Sumpf zu ziehen. Aber genausowenig kann man pauschal sagen das "Alleinerziehende" nicht für sich sorgen könnten. Dieses vermeintliche Bild das wir nach außen abgeben, ist imho nämlich mit einer der Gründe warum wir sowenig Unterstützung aus der breiten Bevölkerung erfahren, die aber dringend nötig wäre, damit sich überhaupt was für uns zum Positiven ändert.
    Offtopic Ende.

  • [quote='F4tH3R F16URE','index.php?page=Thread&postID=1985055#post1985055']Ich weiß aus eigener Erfahrung wie schwer es ist sich als AE am eigenen Schopf wieder aus dem Sumpf zu ziehen. Aber genausowenig kann man pauschal sagen das "Alleinerziehende" nicht für sich sorgen könnten. Dieses vermeintliche Bild das wir nach außen abgeben, ist imho nämlich mit einer der Gründe warum wir sowenig Unterstützung aus der breiten Bevölkerung erfahren, die aber dringend nötig wäre, damit sich überhaupt was für uns zum Positiven ändert.
    Offtopic Ende.


    Mir ist nicht entgangen, das es Stimmen gibt, die meinen, das Alleinerziehende zu sehr "gepampert" werden. Und doch sollte man vielleicht froh sein, das wir nicht mehr die Zustände unter Konrad Adenauer haben, in dessen Weltbild es die "Alleinerziehenden" gar nicht gab. Da gab es für alles einen "Vater". Bis 1969 gab es für alleinerziehende Mütter einen "Amtsvormund". Die Situation ist nicht neu. Nach dem 2. Weltkrieg gab es viele "Onkelehen". Da lebten die Kriegswitwen mit ihrem neuen Partner zusammen und kassierten die karge Kriegswitwenrente, während sie mit dem neuen Partner in wilder Ehe lebten. Spätestens 1963 hat sich der Staat, bzw. der Bundesfinanzgerichtshof aus der Verantwortung gezogen, als er meinte, die Versorgung der nichtehelichen Kinder sei keine außergewöhnliche Belastung für den neuen Lebenspartner, da es keine gesetzliche Unterhaltspflicht in diesem Sinne gäbe.
    An dem Bild der AE nach außen ändert sich dadurch m. M. auch nichts, wenn der Staat einem Partner eine faktische Unterhaltspflicht für das Zusammenleben mit Kindern auferlegt. Im Gegenteil. Das ist nur eine Verschiebung der finanziellen Verantwortung innerhalb der sozialstaatlichen Regelungen (Artikel 6, Absatz 4 des Grundgesetzes: "Jede Mutter hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge der Gemeinschaft.").
    Daraus könnte man auch ableiten, das der (Sozial)Staat auch dafür sorgen muß, das Alleinerziehende nicht auf die Wohlfahrt angewiesen sein müßten und sie in die Lage versetzt, ihren und den Lebensunterhalt ihrer Kinder selber zu bestreiten. Stattdessen erlegt er über die Sozialgesetzbücher dem nichtehelichen Partner die Versorgung der Alleinerziehenden auf. Eine Analogie dazu findet man auch in darin, wenn man die Institiutionen der "Tafeln" betrachtet. Die Versorgung der Hilfebedürftigen ist Aufgabe des Bundes. Stattdessen übernehmen die Tafeln als privat organisierte Initiativen diese Aufgabe, wobei die Lebensmittelkonzerne, welche die Tafeln beliefern, zum einen keine Kosten für die Entsorgung von Lebensmitteln haben und zum anderen sogar den Wert der abgegebenen Lebensmittel per Spendenquittung umsatzmildernd von der Steuer absetzen können. Das kann man gut finden, muß man aber nicht.

  • Was er nun genau Netto verdient, weiß ich jetzt nicht.


    Ich würde mich auf Antworten freuen


    Räusper, da Du ja betont, sich über jede Antwort zu freuen... :winken: Vielleicht bin ich ja zu altmodisch, aber Du willst mit Deinem Freund zusammen ziehen und weißt nicht mal genau, was er verdient? Und Ihr wollt einen gemeinsamen Haushalt führen? :D


    Auf welcher Vertrauensbasis führt Ihr denn Eure Beziehung... ?-(

    Alles, was Ihr also von anderen erwartet, dass tut auch Ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten Mt 7,12

  • Vielleicht kennt sie ja sein Brutto (welches ja durchaus eine nicht unübliche Angabe des Gehaltes ist), aber mangels Infos nicht das Netto (Abzüge etc.). Und wenn sie nicht weiß, ob er 2000 oder 2100 verdient, ist das für mich nichts, was gegen gemeinsames Haushalten spricht, falls es aber sowohl 1300 als auch 2300 sein könnten und sie dies nicht weiß, wäre das schon eher eine offene Flanke.


    Zum Thema: Das Einkommen des Freundes wird voll herangezogen zur Deckung des gesamten Bedarfs (abzgl. Freibeträge, aber die sind ja eher gering). Ich finde das auch - moralisch - nicht falsch. Bei ungeplanten Kindern geht ja auch keiner her und fordert Regelsatz und Mietanteil vom Amt, wenn er selber keine Transferleistungen. Warum sollte also von zwei Menschen, die im selben Bett schlafen, einer Sozialleistungen bekommen, wenn das gemeinsame Einkommen doch reicht? Ja, auch ich beziehe Transferleistungen und ohne ein Wunder für EU-Rentner oder meine Gesundheit ändert sich daran auch nichts mehr, aber trotzdem finde ich es fair so.

  • Ganz ehrlich, ich würde die Energie jetzt erstmal in die Jobsuche investieren und wenn das geschafft ist, kannst Du ohne Stress und Theater mit Deinem Freund zusammenziehen.


    Und wenn sie in zwei Jahren noch keine Stelle gefunden hat, sollen sie dann weiter warten, bis sie zusammenziehen können? Finde ich jetzt keinen so richtig tollen Plan...

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Ich würde mich da Timida anschließen, ich selber könnte mich nicht mehr in so eine finanzielle Abhängigkeit zu meinem Partner bringen. Bei mir hat sich etwas ähnliches nach der Geburt von meinem Kleinen ergeben, die Schulden, die ich in der Zeit angesammelt habe, weil mein Partner die Dinge eben NICHT bezahlt hat, zahle ich immer noch ab.


    Ich finde das ehrlich gesagt einfach ein wenig unlogisch, man zahlt dann Steuergeld für wildfremde Leute, die sich aus welchen Gründen auch immer vorübergehend oder sogar dauerhaft nicht selber versorgen können, aber wenn es jemanden betrifft, mit dem man zusammen wohnt, wird für den das Geld dann nicht mehr verwendet und man zahlt noch mal zusätzlich für ihn und das ganz alleine. Ich weiß auch nicht, vielleicht bin ich da zu unromantisch, aber zusammen ziehen bedeutet für mich nicht automatisch "mein Geld ist nun dein Geld" und andersrum.

  • Ich würde mich da Timida anschließen, ich selber könnte mich nicht mehr in so eine finanzielle Abhängigkeit zu meinem Partner bringen.


    Da hast Du Recht, das würde ich wohl auch nicht wollen. Ich hatte die TS (ich mag das eigentlich genauso wenig wie "KV", "KM" usw. - müsste jetzt aber ein neues Fenster aufmachen um den Nick zu suchen) aber so verstanden, dass sie auf jeden Fall zusammenziehen möchte - und dann fände ich es halt für beide doof, wenn sie es vom Zeitpunkt einer erfolgreichen Bewerbung abhängig machen müssten - weil das kann ja u.U. dauern.

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Ich würde mich da Timida anschließen, ich selber könnte mich nicht mehr in so eine finanzielle Abhängigkeit zu meinem Partner bringen. Bei mir hat sich etwas ähnliches nach der Geburt von meinem Kleinen ergeben, die Schulden, die ich in der Zeit angesammelt habe, weil mein Partner die Dinge eben NICHT bezahlt hat, zahle ich immer noch ab.


    Ich finde das ehrlich gesagt einfach ein wenig unlogisch, man zahlt dann Steuergeld für wildfremde Leute, die sich aus welchen Gründen auch immer vorübergehend oder sogar dauerhaft nicht selber versorgen können, aber wenn es jemanden betrifft, mit dem man zusammen wohnt, wird für den das Geld dann nicht mehr verwendet und man zahlt noch mal zusätzlich für ihn und das ganz alleine. Ich weiß auch nicht, vielleicht bin ich da zu unromantisch, aber zusammen ziehen bedeutet für mich nicht automatisch "mein Geld ist nun dein Geld" und andersrum.


    Im Umkerhschluß würde dass auch folgendes heißen:
    Du ziehst mit jemanden zusammen und dieser verliert nach einiger Zeit seinen Job oder muss gesundheitlich in Frührente .
    Wird dadurch AG2 oder 12 abhängig.
    Muss er dann wieder die Wohnung verlassen? :hae:


    LG janias

    Ich lebe in der Gegenwart,
    das Verweilen in der Vergangenheit verbaut mir nur die Zukunft. :tuedelue


  • Im Umkerhschluß würde dass auch folgendes heißen:
    Du ziehst mit jemanden zusammen und dieser verliert nach einiger Zeit seinen Job oder muss gesundheitlich in Frührente .
    Wird dadurch AG2 oder 12 abhängig.
    Muss er dann wieder die Wohnung verlassen? :hae:
    LG janias


    Ich glaube, da hast du mich falsch verstanden... Ich meinte unlogisch vom Staat, dass er das so sieht, was man damit macht kann man sich ja selber überlegen. Ich meine nur, dass ich das nicht automatisch bei einem Zusammenzug so handhaben würde, dass das Geld nun automatisch uns beiden gehört. Verdient mein Partner deutlich mehr als ich, dann kann er sich wohl auch mehr leisten, lädt er mich dann mal mit in einen Urlaub ein, freue ich mich, aber das ist ja nicht ans Zusammenleben gebunden und ich würde das nicht verlangen und schon gar nicht darauf angewiesen sein wollen, bei ihm Geld für den Wocheneinkauf oder auch mal einen Ausflug mit den Kindern zu "erbetteln".


    Und wieder rausschmeißen oder ausziehen würde ich wohl nicht, aber wenn man nicht zusammen wohnt und das dann bedeutet, dass eine/r von uns beiden nun auf H4 Niveau trotz Job leben muss, obwohl er/sie sich oder den Kindern auch mal was schönes leisten konnte, dann ist das wahrscheinlich leider in der Entscheidung zu berücksichtigen, ob man sich das zusammenziehen dann noch leisten mag.

  • Erstmal zur gesellschaftlichen Kritik von F4tH3R F16URE:


    Jipp, die steuerrechtliche und auch sozialrechtliche Schlechterbehandlung von AEs ist mir auch ein Dorn im Auge.
    Ich würde mir einen Familienfreibetrag je Kopf wünschen und keinen Verheiratetenfreibetrag (Steuerklasse 3). Weil die SKl 3 in meinen Augen auch nur falsche finanzielle Anreize bietet. Damit macht sich (i.d.R.) Frau noch immer abhängig vom (i.d.R. besser verdienenden) Mann und erwirtschaftet im Endeffekt noch nicht mal eigene Rentenansprüche. Bei Trennung sieht´s dann mau aus. Wenn der Mann stirbt, ist die Witwenrente auch nicht unbedingt geeignet, den Lebensunterhalt sicherzustellen. Altersarmut vorprogrammiert.


    Warum der Staat nicht säumige Unterhaltszahler (geschlechtsneutral gemeint) nicht deutlich mehr in die Pflicht nimmt mit eindeutigen Urteilen, Pfändungen etc., kann ich auch nicht verstehen. Selbständige können sich arm rechnen, in manchen Fällen werden Verfahren verschleppt etc. Unmöglich und auf dem Rücken der AE und der Kinder.


    Warum der Staat den UHV auf 6 Jahre max. und ein Lebensalter von 12 Jahren begrenzt hat, erschließt sich mir auch nicht. Auch nicht, dass der UHV wegfällt, wenn man mit einem neuen Partner (wieder geschlechtsneutral gemeint) zusammenzieht. Der reguläre Unterhalt müsste vom UH-pflichtigen ja auch weiter gezahlt werden... Und ein Kind hört ja mit 12 Jahren nicht auf, zu essen, zu trinken etc.


    Auch hier würde ich den Gesetzgeber in der Pflicht sehen, regulierend einzugreifen und endlich Gesetze zu erlassen, die die AE in die Lage versetzen, besser und auskömmlicher wirtschaften zu können.



    Diese Kritik kann aber nicht dazu führen, dass ich als Privatperson vollkommen aus der Eigenverantwortung stehle. WENN ich mit einem Partner zusammenziehe, dann finde ich es selbstverständlich, dass man füreinander einsteht, im Guten wie im Schlechten (und wenn beide arbeiten und StKl 1 haben, stehen sie sich auch nicht schlechter als Ehepaare mit der Kombi IV/IV oder III/V, da hier auch zwei Freibeträge für Erwachsene gewährt werden, eben auf zwei Gehälter verteilt).
    WENN ich mit jemandem zusammenziehe, der dann krank wird, dann kümmere ich mich natürlich um denjenigen. Finanziell und auch sonst (Pflege, zum Arzt fahren, am Krankenbett sitzen etc.).


    Es kann mir doch keiner erzählen, dass hier zwei Partner zusammenziehen und dann getrennt wirtschaften. Jeder geht für sich einkaufen, der Partner beteiligt sich nicht am Geschenk für die Kinder des AE, Urlaub wird getrennt bezahlt, jeder zahlt seinen eigenen Mietanteil etc. :hae: Dann kann auch jeder in seiner eigenen Wohnung bleiben, wenn es eh nur ein nebenher-wohnen ist.


    WENN ich mit einem Partner zusammenziehe, dann ist das das Ergebnis einer reiflichen Entscheidung, einer vorherigen bereits bestehenden Beziehung, in der man sich "ausprobiert" hat. Nur weil heute die Gesellschaft toleranter geworden ist und unehelich zusammenlebende Paare nicht stigmatisiert und mit Steinen beworfen werden, kann doch nicht das finanzielle Risiko einer (selbst eben genau so gewählten) Lebensgemeinschaft auf die Allgemeinheit umgelegt werden.


    Und das "da oben wird ja auch betrogen, dann machen wir es hier unten halt auch" kann ich auch nicht zählen lassen. Das widersrpicht einfach meinem Rechtsgefühl. Nur weil andere sich nicht an die Regeln halten, heißt das nicht, dass das keiner mehr muss (ich leite ja auch aus den illegalen Autorennen in Köln mit Todesopfern nicht ab, dass ich jetzt auch so rasen darf, wenn es andere tun). Anarchie wäre die Folge und daraus folgt das Recht des Stärkeren. Was dann mit Alten, Kranken etc. passiert, darüber will ich gar nicht nachdenken.


    Zu Malina 1213:
    Also, wenn meine Partnerschaft auf so tönernen Füßen gebaut ist, dass mein Partner in Zeiten, in denen es mir schlecht geht (hier in Deinem Beispiel finanziell), mich "fallen lässt" bzw. nicht für mich einsteht, dann würde ich diese Art von Partnerschaft nicht wollen. Wenn sich zwei Menschen lieben, dann (und das mal unabhängig von Kirchenfloskeln) sind sie füreinander da, im Guten wie im Schlechten. Stirbt meine Mutter, erwarte ich, dass er bei mir ist, mich tröstet. Hat mein Kind Schulprobleme, erwarte ich, dass wir uns abends auf der Couch darüber unterhalten und er nicht darauf besteht, damit in Ruhe gelassen zu werden, weils ja nicht sein Kind ist. Habe ich einen wichtigen beruflichen Termin, und der Partner kann es einrichten, erwarte ich, dass er sich um die Kinder kümmert. DAS ist für mich PARTNERschaft. Und nicht, bei Sonnenschein eine schöne Zeit miteinander zu verbringen, und sobald Wolken aufziehen, den Partner im Regen stehen zu lassen.
    In Deinem Beispiel: Plane ich, mit meinem Partner zusammenzuziehen, und werde dann kurz vorher krank, falle ins Krankengeld und muss aufstocken, und DANN eröffnet mir mein Partner "Du, sorry, so hab ich mir das nicht vorgestellt, ich denke, jeder bleibt mal besser für sich wohnen, ich will Dir jetzt nicht helfen", dann wäre das ganz schnell mein EX-Partner.


    Andersherum: Es wäre mir (und ich verdiene nicht sooo schlecht, dass man dann insgesamt aufstocken müsste) PEINLICH und auch unsozial denen gegenüber, die es brauchen, dass mein Partner sich noch Geld vom Amt holen würde, um unsere Haushaltskasse aufzustocken.
    WENN mein Einkommen nicht für uns alle reichen würde, DANN klar. Alles in einen Topf und dann mit Hartz IV/KIZ/Wohngeld den Bedarf decken. Aber wenns reicht, halt eben nicht.


  • Es kann mir doch keiner erzählen, dass hier zwei Partner zusammenziehen und dann getrennt wirtschaften. Jeder geht für sich einkaufen, der Partner beteiligt sich nicht am Geschenk für die Kinder des AE, Urlaub wird getrennt bezahlt, jeder zahlt seinen eigenen Mietanteil etc. :hae: Dann kann auch jeder in seiner eigenen Wohnung bleiben, wenn es eh nur ein nebenher-wohnen ist.


    Ich verstehe nicht so richtig, was das mit nebeneinander her wohnen zu tun hat. Ich habe das durchaus bei vielen Paaren erlebt (und auch zu Beginn des Zusammenlebens selber so gehandhabt), dass man ein gemeinsames Konto anlegt, auf das beide einzahlen und von dem Miete und sämtliche Haushaltssachen bezahlt werden, vielleicht etwas gespart wird und jeder behält eben etwas von seinem Gehalt. Ich denke mit der Zeit vermischt sich das immer mehr und klar lädt man sich immer mal gegenseitig ein.



    Zu Malina 1213:
    Also, wenn meine Partnerschaft auf so tönernen Füßen gebaut ist, dass mein Partner in Zeiten, in denen es mir schlecht geht (hier in Deinem Beispiel finanziell), mich "fallen lässt" bzw. nicht für mich einsteht, dann würde ich diese Art von Partnerschaft nicht wollen. Wenn sich zwei Menschen lieben, dann (und das mal unabhängig von Kirchenfloskeln) sind sie füreinander da, im Guten wie im Schlechten. Stirbt meine Mutter, erwarte ich, dass er bei mir ist, mich tröstet. Hat mein Kind Schulprobleme, erwarte ich, dass wir uns abends auf der Couch darüber unterhalten und er nicht darauf besteht, damit in Ruhe gelassen zu werden, weils ja nicht sein Kind ist. Habe ich einen wichtigen beruflichen Termin, und der Partner kann es einrichten, erwarte ich, dass er sich um die Kinder kümmert. DAS ist für mich PARTNERschaft. Und nicht, bei Sonnenschein eine schöne Zeit miteinander zu verbringen, und sobald Wolken aufziehen, den Partner im Regen stehen zu lassen.


    Sehe ich alles genauso, aber für mich ist der Punkt, an dem ich mir vorstellen kann mit meinem Partner zusammenzuziehen definitiv ein früherer als der, an dem ich eine finanzielle Symbiose mit ihm eingehen möchte. Und das ganze sagt sich immer so einfach, ich denke jeder wünscht sich so eine Beziehung, aber wenn es wirklich an die Existenz geht, und ich meine nicht, dass man mal einen Urlaub weniger machen muss, sondern weil vielleicht noch Schulden oder sonstige Altlasten dazu kommen, dann kann das schon enorm belastend sein.
    Ich beziehe momentan H4, bis ich einen Krippenplatz für meine Kinder gefunden habe und ich zahle einiges an Schulden ab, weil ich in meiner letzten Beziehung finanziell abhängig war von meinem Partner und er das Geld aber einfach nicht gezahlt hat. Wir leben also wirklich nicht entspannt, es geht immer wieder an die Existenz und das würde ich einem Partner einfach nicht zumuten wollen. Gleichzeitig bin ich aber auch erleichtert, dass ich nun selber einen kompletten Überblick über unser Geld habe, ich könnte mir das absolut nicht mehr vorstellen, dass mein Partner "unser" Geld verwaltet. Und dann kommt noch dazu, ich bin mir relativ sicher, dass das mit der Kinderbetreuung plötzlich ganz schnell geregelt werden könnte, wenn ich mich jetzt bewerben und eine Zusage bekommen würde. So lief es letztes Jahr auch, aber es war absoluter Stress für die Kinder, noch dazu die ganze Trennung, gigantischer Stress mit dem Ex, Depressionen bei mir, ich habe schon sehr bewusst entschieden, zuerst auf Kitaplätze zu warten. Würde ich aber nun einen Partner ins finanzielle Chaos ziehen, müsste ich wählen, zwischen seinen und meinen Bedürfnissen oder denen meiner Kinder.



    Andersherum: Es wäre mir (und ich verdiene nicht sooo schlecht, dass man dann insgesamt aufstocken müsste) PEINLICH und auch unsozial denen gegenüber, die es brauchen, dass mein Partner sich noch Geld vom Amt holen würde, um unsere Haushaltskasse aufzustocken.
    WENN mein Einkommen nicht für uns alle reichen würde, DANN klar. Alles in einen Topf und dann mit Hartz IV/KIZ/Wohngeld den Bedarf decken. Aber wenns reicht, halt eben nicht.


    Na ja, aber wie definierst du denn reichen? Wenn ich oder mein Partner 5000€ netto verdienen würden, dann fände ich das wohl auch peinlich, wenn man aber vielleicht 400€ über H4 Satz liegt und dann eben komplett auf H4 zurückfällt, dann kann das schon erstmal schwer sein damit zu wirtschaften. Das Geld reicht sicher um nicht zu verhungern, aber man muss sein Leben schon sehr umstellen und nicht jeder bekommt das sofort hin.

  • So, wie es sich hier erliest, geht es aber auch um Schulden.
    Ich glaube dann hätte ich auch ein Problem damit meinen Parter ( gezwungenermaßen) damit zu belasten.
    Wenn ich mir so einen Betrag von mehrren Tausend Euro vorstelle ist das schon eine Menge. .
    Wenn er denn dann genug hat, würde er auch herangezogen? Sprich, er muss sein Sparguthaben mit verbrauchen?
    LG janias

    Ich lebe in der Gegenwart,
    das Verweilen in der Vergangenheit verbaut mir nur die Zukunft. :tuedelue