Hallo zusammen,
ich schlage mich schon seit einigen Tagen mit einem Problem herum, von dem ich einfach nicht weiß, wie ich es anpacken soll.
Ich habe hier seit dem letzten Umgang vor ein paar Wochen ein Kind, das völlig von der Rolle ist. Albträume, verstärktes Einnässen in der Nacht (wir brauchen nun wieder Windeln, in den meisten Nächten sogar zwei davon, obwohl das Kind eigentlich schon fast trocken war), extreme Verlustängste (wenn du tot bist, was ist dann mit mir? etc.), Selbstverletzung (beißen). Um nichts zu übersehen, habe ich einen Termin beim Kinderpsychologen ausgemacht und dort letzte Woche auch das erste Gespräch gehabt. Zuerst wurde mit meiner Tochter gesprochen, dann mit mir allein. Und die erste Frage war: “Trauen Sie ihrem Exmann zu, dass er Ihre Tochter missbraucht?”. Das habe ich vehement und aus voller Überzeugung verneint. Er und ich haben zwar unsere Differenzen, aber unsere Tochter liebt er und ich würde ihm niemals unterstellen, dass er ihr willentlich schadet. Und da ich diesen Mist in meiner Kindheit selbst erlebt habe, habe ich in der Beziehung eigentlich ganz feine Antennen und neige eh dazu, etwas paranoid zu sein.
Also, lange Rede, kurzer Sinn, letzte Woche habe ich diese Frage mit einem klaren NIEMALS beantwortet. Auch, als ich mich noch einmal mit meinen Freunden über dieses Thema unterhalten habe, haben wir alle übereinstimmend festgestellt, dass wir ihn zwar für einen Idioten, aber niemals für einen Pädophilen halten würden.
Dann kam am Wochenende der Hammer. Meine Tochter und ich fuhren an einem Plakat vorbei, auf dem ein Affe abgebildet war. Daraufhin meine Tochter: “Mama schau mal, da ist der Penis von dem Affen.” So weit, so gut. Dass ein Mann einen Penis und eine Frau eine Scheide hat, weiß sie schon lange. Dann aber kam der Hammer:
“Beim Papa sitz ich auch immer auf dem Penis.” Innerlich ist mir erstmal die Kinnlade runtergefallen, dann hab ich mir aber gedacht, vielleicht meint sie ja, sie sitzt auf seinem Schoß. Also habe ich nachgefragt, wie sie das denn meint.
“Beim Baden, wenn wir beide nackig sind. Da sitz ich immer auf Papas Penis. Da fass ich den auch immer an. Ein Penis ist ja so interessant!”
Ich habe erstmal nicht weiter nachgefragt, weil ich ihr nicht irgendwas mit meinen Fragen suggerieren wollte. Auch, weil sie nicht weiter beunruhigt geklungen hat, das kam eher so in dem Tonfall: “Heute im Kindergarten haben wir Plätzchen gebacken”. Aber seitdem bin ich innerlich völlig neben der Spur - und auch ziemlich ratlos.
Einerseits kann es natürlich sein, dass das bei ihr einfach die Neugier ist, so nach dem Motto: Ui, der Papa hat da was, das ich nicht habe, das ist ja interessant. Dass sie das genauer anschauen und im wahrsten Sinne des Wortes begreifen möchte. Das wäre glaube ich ziemlich normal. Wobei man sich natürlich dann mal darüber unterhalten sollte, dass ihr in der Beziehung auch Grenzen gesetzt werden müssen. Beispielsweise sage ich ihr auch klar und deutlich, dass ich von ihr nicht am Busen “befummelt” werden möchte, auch wenn sie den wahnsinnig interessant findet.
Aber, grad im Hinblick auf ihre Wesensveränderung, stellt sich mir doch die Frage: Könnte da mehr gewesen sein? Und wohin soll ich jetzt mit meinem... Verdacht? Zu ihm? Falls da wirklich was ist, könnte er sie unter Druck setzen, so dass sie garnicht mehr drüber spricht. Wie leicht das ist, und wie nachhaltig das wirkt,habe ich in ihrem Alter am eigenen Leib erfahren - bis ich mit meinen Eltern darüber gesprochen habe, hat es beinahe 20 Jahre gedauert.
Zu meinen Freunden? Meiner Familie? Die sind eh nicht besonders gut auf ihn zu sprechen. Und so ein Verdacht hat ja die Tendenz an jemandem hängen zu bleiben, egal, ob er sich im Nachhinein bestätigt oder nicht, und das möchte ich ihm auf keinen Fall antun, wenn er garnichts gemacht hat.
Im nächsten Gespräch dem Psychologen berichten? Auch hier habe ich Angst, dass ich damit einen Stein ins Rollen bringe, der eine ganze Lawine auslöst, die dann nicht mehr aufzuhalten ist. Auch hier, wenn dieser Verdacht erst einmal offiziell ist, und wenn dann möglicherweise auch Jugendamt, Gericht und was weiß ich wer noch alles involviert ist… da bleibt immer was an ihm hängen, selbst wenn sich der Missbrauchsvorwurf nicht bestätigt. Ganz zu schweigen davon, dass unser im Moment recht fried- und respektvolles Verhältnis in diesem Fall völlig zerstört wäre.
Versteht mich nicht falsch, wenn sich rausstellen sollte, dass da wirklich was dran ist, dann Gnade ihm Gott. Dann mache ich ihn so fertig, dass er nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Dann wird er seine Tochter nie mehr auch nur von der Ferne zu Gesicht bekommen.
Aber falls eben nicht, falls das nur ein ganz normales Papa-Tochter-Bad mit kindgerechtem Anatomie- und Aufklärungsgespräch war… und die Verhaltensauffälligkeiten eine völlig andere Ursache haben… Ich meine, sie ist noch nicht mal in der Schule. Dass Kinder in diesem Alter noch mit den Eltern baden, ist glaube ich ziemlich normal. Und sie wünscht es ja auch. Sie erzählt mir immer wieder, wie toll es doch ist, dass der Papa eine Wanne hat, in der er und sie bequem gemeinsam Platz haben. Dass sie wünschte, wir hätten auch so eine tolle Wanne und könnten gemeinsam baden. Und sie ist sehr neugierig und wissbegierig. Sie will, auch von mir, ganz genau wissen, wie alles funktioniert und eben auch ein Körper. Dass der Papa für den Penis der ideale Ansprechpartner ist, liegt in der Natur der Sache.
Aber… ist es richtig, für alles solange eine plausible Erklärung zu suchen, bis ich mich selbst davon überzeugt habe, dass alles in Ordnung und ganz normal ist? Oder reagiere ich über? Mir platzt hier echt gleich der Kopf. Ich hoffe, dass jemand von euch eine Idee hat, wie ich mich jetzt verhalten sollte. Ich bin nämlich grad echt ratlos. Vielen Dank schonmal.